Gefangen zwischen Gerechtigkeit und Moral: Ein fesselnder Roman über einen unermüdlichen Kampf
Zeit der SchuldigenIn "Zeit der Schuldigen" dreht sich die Handlung um den brutalen Mord an der 17-jährigen Nina Markowski im Jahr 1981 und die damit verbundenen Folgen für ihre Familie, die Ermittler und den mutmaßlichen ...
In "Zeit der Schuldigen" dreht sich die Handlung um den brutalen Mord an der 17-jährigen Nina Markowski im Jahr 1981 und die damit verbundenen Folgen für ihre Familie, die Ermittler und den mutmaßlichen Täter Volker März. Obwohl März dringend verdächtigt wird, kann er aufgrund mangelnder Beweise nicht verurteilt werden. Der Roman orientiert sich an einem wahren Kriminalfall, der damals verstorbenen Frederike von Möhlmann.
Der Roman beleuchtet die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen. Einerseits erleben wir die Geschehnisse kurz vor Ninas Tod und den anschließenden Ermittlungen, andererseits begleiten wir die Protagonisten über 40 Jahre hinweg bis in die Gegenwart.
Besonders fokussiert sich die Handlung auf den unermüdlichen Kampf von Ninas Vater Hans Larsen um Gerechtigkeit. Trotz des Freispruchs von März gibt er nicht auf und sucht immer wieder nach Möglichkeiten, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Diese emotionale Achterbahnfahrt durchleben wir hautnah mit, während Hans Larsen und die anderen Angehörigen mit ihrer Trauer und ihrem unbändigen Wunsch nach Gerechtigkeit kämpfen.
Ebenso wird die Rolle der Polizei und des Rechtssystems kritisch beleuchtet. Wir erleben die Schwierigkeiten und Hürden, mit denen die Ermittler konfrontiert sind, sowie die Grenzen des deutschen Rechtssystems, die es dem Täter ermöglichen, straffrei zu bleiben, obwohl er zweifelsfrei überführt werden könnte.
Besonders brisant wird es, als die Polizistin Anne Paulsen, angetrieben von persönlichen Motiven, den mittlerweile 72-jährigen Volker März entführt, um ein Geständnis zu erzwingen. Diese Handlung sorgt für zusätzliche Spannung und moralische Konflikte und führt den Leser zu der Frage, wie weit man gehen darf, um Gerechtigkeit zu erreichen.
Durch die geschickte Verknüpfung von Fakten und Fiktion schafft es Markus Thiele, einen packenden und gleichzeitig nachdenklich stimmenden Roman zu präsentieren, der nicht nur als spannende Unterhaltung dient, sondern auch wichtige Fragen zur Gerechtigkeit und den Grenzen des Rechtssystems aufwirft. Thiele gelingt es, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen. Ein gelungenes Buch, das ich gerne weiterempfehlen kann