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Veröffentlicht am 26.12.2023

Ewige Jugend

Starling Nights 1
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Schöne Geschichte und ein hochinteressanter Einstieg, der mich eben auf die schöne Geschichte neugierig gemacht hat. Zwei Freundinnen, grundverschieden vom Temperament her, gehen auf eine merkwürdige Party, ...

Schöne Geschichte und ein hochinteressanter Einstieg, der mich eben auf die schöne Geschichte neugierig gemacht hat. Zwei Freundinnen, grundverschieden vom Temperament her, gehen auf eine merkwürdige Party, die eine bleibt auf der Party, die andere verlässt sie und begegnet einem faszinierenden Studenten. Von hier an spinnt Merit Niemeitz ihre Geschichte um das Thema der ewigen Jugend fort, wir steigen in eine geheimnisvolle und gefährliche Welt der Magie ein.
Es scheint, als ob eine Gruppe von Studenten, ein sozusagen innerer Kreis, dazu imstande sei, Gedanken und Gefühle anderer Studenten zu manipulieren, bis hin zum Selbstmord. Solche Anhäufungen von Selbstmorden passieren alle paar Jahre, immer an Elite-Universitäten, der Reihe nach, wenn an einer Uni Gras drüber gewachsen ist, kehren sie zurück.
Mabel, die besorgt um ihre Freundin Zoe ist, die immer mehr Ashton verfällt, findet heraus, dass Ashton und seine Entourage einem jahrhundertealten Bund der Stare angehören. Was es aber mit diesen Staren auf sich hat, wird uns erst nach und nach enthüllt. Darin ist Niemeitz eine Großmeisterin, ihre Leserschaft mit Andeutungen und Teilenthüllungen bei der Stange zu halten. Die Auflösung ist fast schon ungeheuerlich und unglaublich. Aber wir Mädels glauben ja auch an Einhörner und schick glitzernde Vampire, warum also nicht auch an einen jahrhundertealten Bund der Stare?
Spaß beiseite, dieses Buch ist in Sachen Fantasy und Liebesgeschichte richtig gut und bereitet den Leserinnen angenehmen Gruselspaß (gibt es solch ein Wort?). Es ist so, wie wir uns Chicklit von seiner schönsten Seite vorstellen. Mädels, greift zu!.

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Veröffentlicht am 19.12.2023

Henriette gibt sich nicht auf

Henriette lächelt
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Was und wann ist bei Henriette schief gelaufen? Henriette ist nicht zu belächeln oder verspotten. Sie ist zu bedauern. Das Fett hat die Herrschaft über ihren Geist und Körper ergriffen. Sie muss ständig ...

Was und wann ist bei Henriette schief gelaufen? Henriette ist nicht zu belächeln oder verspotten. Sie ist zu bedauern. Das Fett hat die Herrschaft über ihren Geist und Körper ergriffen. Sie muss ständig essen, um ihren unstillbaren Hunger zu stillen. Ihre Mutter, die sich ständig in ihr Leben einmischt, ist dabei das größte Problem. Mit den spitzen Nebenbemerkungen, ihrem ganzen ablehnenden Verhalten bestärkt sie ja Henriette mehr in ihrer Ess-Sucht. rst als die Mutter sich aus ihrem Leben für immer verschwindet, kann Henriette durchstarten. Diese Verwandlung fand ich fantastisch.
Der Stil des Buches ist einzigartig. In den ersten Kapiteln beginnt gefühlt jeder zweite Satz mit Henriette. Henriette denkt dies, Henriette denkt das, Henriette sagt dies, Henriette tut das. Und vor allem: Henriette lächelt. Auf all die fiesen oder gut gemeinten Worte der Mutter lächelt Henriette nur, stimmt ihr zu, wehrt sich nicht. Man hat den Eindruck, Henriette wird zur Kugel, an der alles abläuft, was die Mutter sagt oder tut. Henriettes gesamtes Leben spielt sich nur in ihrer Wohnung ab. Seit sie online arbeiten kann, geht sie nicht mehr aus dem Haus. Essen bestellt sie per Internet oder per Telefon. Freunde, die sie besuchen oder die sie besuchen will, hat sie keine mehr. Einzig mit ihrem Kollegen/Chef hat sie noch Kontakt. Erst als sie bewusst auf ihre Nachbarin eingeht und sie enstellt, bei ihr zu putzen, hat sie zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Kontakt zu Mitmenschen, direkt, nicht nur virtuell. und da beginnt zwar langsam, aber immerhin, die Verwandlung. Sie geht in der Wohnung auf und ab, etwas was sie früher nicht mehr tun konnte. Dann, als die Mutter sie plötzlich verlässt, traut sich Henriette aus ihrer Wohnung, auf die Straße, in die Läden zum Einkaufen. Je mehr Bewegung sie macht, umso besser geht es ihr. Das Ende des Buches gibt Aufschluss darüber, wann und wo und wie Henriettes Ess-Sucht begonnen hat. Es ist erschütternd und so alltäglich. Überall in der Nachbarschaft kann so etwas passieren, die Kinder sind schutzlos brutalen Angehörigen ausgeliefert.
Wenn wir also dicke Menschen sehen, bitte nicht belächeln. Es kann eine schlimme Kindheit dahinter stecken, oder eine Schilddrüsenerkrankung, oder eine andere Ursache. Dieses Buch ist ein Plädoyer, Verständnis für diese Menschen aufzubringen.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Wer ist der Gute, wer ist der Böse?

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Beim Lesen dieses Buches musste ich anfangs an Thomas Mann denken. Die Assoziation fällt nicht schwer. Der Zauberberg von Thomas Mann spielt auch mit diesen Themen: Schweiz, Davos, Lungensanatorium, Tuberkulose, ...

Beim Lesen dieses Buches musste ich anfangs an Thomas Mann denken. Die Assoziation fällt nicht schwer. Der Zauberberg von Thomas Mann spielt auch mit diesen Themen: Schweiz, Davos, Lungensanatorium, Tuberkulose, Patienten die sterben, nur um durch andere ersetzt zu werden, Menschen aus ganz Europa kommen da zusammen. Damit aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Der Stil ist ein ganz anderer, als bei Thomas Mann (OK, der ist unerreichbar), der Satzbau ist knapp, der Stil direkt.
Die Handlung nimmt einen sofort gefangen. Schon bald fragt man sich, wer ist krank, wer simuliert? Wer spioniert für wen und gegen wen? In Davos scheinen sich legale und geheime Vertreter aller Krieg führenden Nationen die Klinke in die Hand zu drücken. Neid, Missgunst, Hass, Ressentiments gegen andere Völker sind an der Tagesordnung. Wir erfahren auch über die Gewaltherrschaft der Belgier über den Kongo oder wie die Armee des deutschen Kaisers Belgien überrannt hat, um schneller in Frankreich einzufallen und was für ein brutales Blutbad das war, sowohl im Kongo als auch in Belgien. Das sind Nebenschauplätze der Geschichte, die leider zu schnell Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Luca Brosch macht uns diese Taten gegenwärtig, holt sie ans Tageslicht. Auch die Rolle Deutschlands im Ausbruch der großen Oktoberrevolution in Russland findet Eingang ins Buch. Die Hölle von Verdun ist äußerst präsent im Roman. Eine Krankenschwester, ein Arzt und Deserteur, ein Soldat, sie haben sich dort zwar nicht getroffen, aber das gleiche erlebt und sind davon für ihr Leben gezeichnet. Diese Erfahrungen fließen in die Romanhandlung ein. helfen uns die Beweggründe der handelnden Personen zu verstehen. Die Schweizer, als neutrale Personen, wollen kräftig mit dabei verdienen. Der Krieg ist ja für alle da. Für manche zum Sterben, für andere, um noch reicher zu werden, auch wenn das eigene Land dadurch in Gefahr gerät, von einer der kriegführenden Parteien überrannt zu werden.
Der Schluss des Buches ist noch nicht das Ende des Romans. Dafür sind zu viele Enden lose oder gar offen. Es sind zu viele Fragen unbeantwortet.Die Handlung erstreckt sich über ein paar Monate, zwischen November 1916 und das erste Drittel von 1917. Was geschieht mit den Spionen und Personen, die das erste Buch überlebt haben? Es ist so passend und praktisch, dass alle, die Johanna und Elli gefährlich werden könnten, einen gewaltsamen Tod sterben auf den letzten Seiten und dadurch Johanna den Weg ebnen als Ehefrau eines schweizer Magnaten und Spionin des deutschen Kaiserreichs. Was geschieht mit Johanna nach Kriegsende Wird sie für die Räterepublik spionieren müssen und wird irgendwann die Gestapo an sie herantreten und sie zur unfreiwilligen Mitarbeit zwingen? Luca Brosch, lassen Sie uns bitte nicht zu lange warten auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Ein Vogelbuch mit Herz, Sinn und Verstand

Das NABU-Vogelbuch
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Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, sie sind alle hier in diesem Nachschlagewerk vertreten. Von der 11 cm großen Tannenmeise zum eineinhalb m großen Höckerschwan, von Tag- und Nachtaktiven ...

Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, sie sind alle hier in diesem Nachschlagewerk vertreten. Von der 11 cm großen Tannenmeise zum eineinhalb m großen Höckerschwan, von Tag- und Nachtaktiven Vögeln, von Wald und Flur und Garten und Städte bewohnenden und nistenden Vögeln, sie sind alle hier drin, in diesem wunderbaren Buch. Hervorragend aufgesetzt, mit sehr detaillierten Bildern und Beschreibungen. Die vielen Informationen rund um die heimische Vogelwelt erweitern unseren Horizont. Die Tipps und Ratschläge für Katzenhalter, Gartenbesitzer, Spaziergänger und Vogelbeobachter fand ich sehr nützlich. Leider kenne ich sehr viele Besitzer freilaufender Katzen, die nicht einsehen wollen, ihre Katzen den Zugang ins Freie während der Brutzeit der Vögel zu begrenzen. Diesen Menschen müsste man dieses Buch in die Hand drücken!

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Denis Scheck hat Recht

60 Kilo Kinnhaken
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Denis Scheck hat wieder einmal Recht. Hallgumur Helgason und sein Übersetzer Karl-Ludwig Wotzig haben ein großartiges Buch geschrieben, respektive meisterhaft ins Deutsche übersetzt. Die Sprachbilder haben ...

Denis Scheck hat wieder einmal Recht. Hallgumur Helgason und sein Übersetzer Karl-Ludwig Wotzig haben ein großartiges Buch geschrieben, respektive meisterhaft ins Deutsche übersetzt. Die Sprachbilder haben es in sich. Allein den Autor mit einer allwissenden Eule gleichzusetzen ist einmalig. Oder einen Hund Papa zu nennen, damit der Waisenjunge wenigstens jemanden hat, zu dem er Papa sagen kann, ist umwerfend. Diese fast schon surrealen Sprachbilder ziehen sich durch das ganze Buch fort, irgendwann sind sie dermaßen in das Gesamtkunstwerk eingefügt, das sie einem kaum noch auffallen. Obwohl, Gesturs Aussage, er würde nur zwei Mal im Jahr baden und das bei seinem sehr aktiven Liebesleben hat mich tief einatmen lassen. Aber erst nachdem ich die Nase aus dem Buch draußen hatte. Das olfaktive Kopfkino startete durch in meinem Kopf.
Das Buch wirkt wie eine Momentaufnahme der isländischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit seinen Isländern, Dänen und Norwegern, mit seiner Bescheidenheit und Exzessen, mit seinem Reichtum für einige wenige und mit der bitteren Armut der meisten Isländer. Das pralle Leben schlägt einem auf jeder Seite entgegen. Die Katastrophe die sich am Ende des Buches ereignet gehört auch zu Island, als Teil der großartigen Natur dieser einzigartigen Insel.
Ja, Dennis Scheck hatte Recht.

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