Berlin in den goldenen 20er Jahren
Lindy GirlsIm Zentrum des Romans stehen Choreographin Wally Kaluza und ihre Lindy Girls, ein bunt zusammengewürfelter Haufen junger Frauen, die die Leidenschaft für moderne Tänze, wie sie aus Amerika nach Deutschland ...
Im Zentrum des Romans stehen Choreographin Wally Kaluza und ihre Lindy Girls, ein bunt zusammengewürfelter Haufen junger Frauen, die die Leidenschaft für moderne Tänze, wie sie aus Amerika nach Deutschland kommen, verbindet. Der Geschichte spielt im Berlin der goldenen 20er Jahre, als es nach dem Ersten Weltkrieg langsam aufwärts geht, aber auch die Nationalsozialisten schon langsam beginnen, ihr Unwesen zu treiben.
Die jungen Tänzerinnen kommen aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Thea, die durch eine Erkrankung eine Gehbehinderung hat, die man beim Tanzen aber nicht bemerkt, ist aus ihrem wohlhabenden Elternhaus ausgebrochen, Alice trägt die Verantwortung für ihren minderjährigen Bruder und Gila, die selbst nicht tanzt, aber in enger Verbindung zu der Truppe steht, möchte Schriftstellerin sein und nicht nur Tippfräulein bei einer Zeitung.
So hat Anne Stern die Stimmung und die Lebensumstände dieser spannenden Zeit in Berlin sehr gut eingefangen und gezeigt, wie vielfältig die Leben der, sich langsam emanzipierenden, Frauen damals waren, dass die Männer aber dennoch in vielfacher Hinsicht dominiert haben und die Frauen mit allen möglichen Problemen zu kämpfen hatten. Auch das Elend abseits des Glamours auf den Bühnen und in den Nachtclubs kommt nicht zu kurz. Der Schreibstil der Autorin war gewohnt gut lesbar und anschaulich. Die Covergestaltung passt ebenfalls sehr gut zur Thematik des Romans.