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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2023

Im Schlaf erlebt

Die Welt der Träume
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Träume kennt jeder. Dieses Buch zeigt die wissenschaftliche Forschung dazu.
Gegliedert nach den Epochen der Menschheitsgeschichte finden wir hier zahlreiche Beschreibungen von Träumen, sogenannte Traumnotate, ...

Träume kennt jeder. Dieses Buch zeigt die wissenschaftliche Forschung dazu.
Gegliedert nach den Epochen der Menschheitsgeschichte finden wir hier zahlreiche Beschreibungen von Träumen, sogenannte Traumnotate, auch aus ganz fremden Kulturkreisen. Weil Träume häufig die Kunst inspiriert haben, gibt es literarische Texte, Skulpturen und Gemälde zu entdecken. Auch in Musikstücken, Filmen und Computerspielen werden Träume dargestellt. Zeittypische Analysen und Auslegungen ergänzen die Sammlung. Angesichts der ungeheuren Menge an Material hätte ich mir mehr Einordnung und Struktur gewünscht.
Dies ist kein Buch über Traumdeutung und kein Lesefutter für Bücherjunkies. Es ist ein prachtvolles Werk für den Bücherschrank oder die Vitrine: großformatig, hochwertig und äußerst umfassend. Man muss sich Zeit dafür nehmen, am besten immer wieder einmal, um sich mit den Träumen der Welt zu beschäftigen. Wer Kunst liebt und sich für Kulturgeschichte interessiert, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 28.12.2023

Wohlfühlgeschichte über Elternschaft

Der Schacherzähler
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Ein alter Mann geht jeden Tag in den Park, um mit seiner verstorbenen Frau Schach zu spielen. Eines Tages lernt er Janne dort kennen, einen überdrehten Neunjährigen, der sich für sein Spiel interessiert. ...

Ein alter Mann geht jeden Tag in den Park, um mit seiner verstorbenen Frau Schach zu spielen. Eines Tages lernt er Janne dort kennen, einen überdrehten Neunjährigen, der sich für sein Spiel interessiert.
Die Geschichte, die sich entwickelt, wird aus den Perspektiven der verschiedenen Personen erzählt. Janne und Malu, seine alleinerziehende Mutter, sind ebenso liebevoll dargestellt wie der schwule Cafebesitzer Hinnerk und der alte Mann selbst, der von allen Oldman genannt wird. Die Menschen haben alle ihr Päckchen zu tragen, aber sie sind eine Spur zu gut, um echt zu sein. Doch bevor es allzu klischeehaft wird, kommt ein Thema auf, mit dem man zunächst nicht gerechnet hat. Es geht um Eltern und Kinder, um überraschende Schwangerschaften, verschwundene Väter, verheimlichte Nachkommen und wie das alles zum Lebensglück beiträgt. Oder auch nicht.
Ein Buch über Familie, Freundschaft und Glück also. Liebevoll erzählt und nur ein ganz kleines bisschen kitschig.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Ganzheitlich

Was ein gutes Leben ausmacht
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Die Autorin ist studierte Ärztin der Schulmedizin und hat sich ihr Leben lang in den verschiedensten „Grenzbereichen“ weiter gebildet. Aus siebzig Jahren ärztlicher – ganzheitlicher – Praxis hat sie sechs ...

Die Autorin ist studierte Ärztin der Schulmedizin und hat sich ihr Leben lang in den verschiedensten „Grenzbereichen“ weiter gebildet. Aus siebzig Jahren ärztlicher – ganzheitlicher – Praxis hat sie sechs Grundregeln für ein glückliches Leben abgeleitet, die sie hier beschreibt.
Dass das Behandeln von körperlichen Symptomen allein oft nicht ausreicht, um gesund zu werden, ist heute keine ganz neue Erkenntnis mehr. Immer sollte der ganze Mensch behandelt werden. Aber was ist tatsächlich wichtig, um ein gutes Leben zu haben, um gesund und glücklich zu sein? Die Autorin gibt Antworten und Anleitungen.
Die Sprache ist einfach und gut zu verstehen. Es gibt zahlreiche Beispiele, teilweise aus dem Leben der Autorin selbst und teilweise aus ihrer Praxis. Sie illustrieren sehr gut, sind aber manchmal etwas langwierig zu lesen.
Auch die sechs Grundregeln sind ohne Medizinstudium durchaus verständlich und eigentlich auch naheliegend. Sie lenken den Blick auf Dinge, die wir wichtiger nehmen sollten.
Ein kluges Buch einer erfahrenen Ärztin.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Die Liebe zum Leben

Dieses schöne Leben
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Clover ist Sterbebegleiterin in New York. Sie ist 36 und lebt seit über zehn Jahren zurückgezogen in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, bei dem sie aufwuchs. Inzwischen hat sie fast hundert Sterbende ...

Clover ist Sterbebegleiterin in New York. Sie ist 36 und lebt seit über zehn Jahren zurückgezogen in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, bei dem sie aufwuchs. Inzwischen hat sie fast hundert Sterbende betreut. Nun begleitet sie Claudia, eine über neunzig Jahre alte Frau, die bald an Krebs sterben wird.
Was heißt „Leben“ überhaupt? Was bewegt einen Menschen, der weiß, dass sein Leben bald endet? Hat es sich gelohnt, war es gut? Clovers Klienten blicken zurück. Manchmal bereuen sie etwas oder wollen anderen noch etwas mitgeben von ihrer Erfahrung. Das Leben hätte anders verlaufen können, sie hätten andere Entscheidungen treffen oder etwas wagen können. Auch Claudia hat ein Stück ungelebtes Leben hinter sich und eine große Liebe, die sie nicht gelebt hat.
Clover ist eine einfühlsame Protagonistin, die sich um professionelle Distanz bemüht. In Rückblicken erleben wir, wie sie zu diesem Beruf kam. Sehr liebevoll kümmert sie sich um die Wünsche und Gedanken der alten Leute, die sie betreut und hilft, wo es geht. Doch sie lernt, dass die Sterbenden und das Leben, das sie hatten, auch für sie selbst eine wichtige Rolle spielen. Clover ist gern allein, denn dann erholt sie sich von ihrer Arbeit. Manchmal fühlt sie sich auch einsam. Dagegen hat sie Strategien entwickelt. Und jetzt, dreizehn Jahre nach dem Tod ihres Großvaters, gibt es immer öfter Gründe, sich auch privat anderen Menschen zu öffnen. Aber das ist gefährlich.
Eine Geschichte voller Liebe über die letzten Tage und über das Leben. Das Ende ist für meinen Geschmack ein bisschen zu positiv geraten.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Sehr fesselnd: das scharze Loch im Kopf

Memoria
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Harriet hat einen Führerschein und kann Autofahren. Das ist sehr überraschend, denn sie war sicher, das nicht zu können. Bis sie in einer Ausnahmesituation einfach losfährt und es gut beherrscht. Dann ...

Harriet hat einen Führerschein und kann Autofahren. Das ist sehr überraschend, denn sie war sicher, das nicht zu können. Bis sie in einer Ausnahmesituation einfach losfährt und es gut beherrscht. Dann erinnert sie sich an Dinge, die offenbar gar nicht so passiert sind. Sie wird von Menschen erkannt, die sie selber noch nie gesehen hat. Sie beginnt, an ihrem Gedächtnis zu zweifeln und fragt sich, wer sie wirklich ist. Immer mehr Menschen in ihrer Umgebung scheinen mehr über sie zu wissen als sie selbst.
Das Buch liest sich sehr spannend und ausgesprochen flüssig. Ich habe nur mal reinschauen wollen und im Nu waren Stunden vergangen, in denen ich gebannt der Geschichte folgte. Das ist prima!
Harriet ist eine glaubhafte Zweiflerin und eine sympathische Heldin, die hartnäckig nach Antworten sucht, auch wenn sie in Gefahr gerät und immer mehr Angst bekommt. Sie war einmal eine vielversprechende Pianistin, hat aber jetzt eine Verletzung an der Hand, von der sie auch nicht mehr genau weiß, woher sie sie hat.
Ein interessanter Aspekt, der leider etwas untergeht, ist die nahe Zukunft, in der das Geschehen spielt: Die Hitze ist schlimmer geworden. Hitzewarnungen über Handy und Sirenen gibt es ab 35 Grad Celsius. Die 30 werden zu oft überschritten, als dass man davor noch warnen könnte. Die armen Leute sind in dieser Zukunft sehr viel ärmer als heute. Sie leben, wie auch Harriet, in ausgedienten Bürohochhäusern, hier mitten in Frankfurt, die von der Kommune zu diesem Zweck verwaltet werden. Normale Wohnungen mit Strom, Wasser und Toiletten können sich nur noch reiche Leute leisten. Die meisten Personen der Geschichte leben in ihren Villen, als sei nichts passiert.
Die Frage, woran wir uns erinnern und ob das immer unsere Erinnerung ist oder vielleicht die von jemand anderem, zieht sich durch das Buch. In der beschriebenen Zukunft gibt es dazu andere Antworten als heute.
Die Autorin hat sich schon mit spannenden Thrillern einen Namen gemacht. Hier war ich allerdings mit der Auflösung nicht ganz zufrieden. Da hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht. Trotzdem meine Empfehlung für Fans fesselnder und rätselhafter Geschichten.

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