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Owlmuffin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2021

Ein wichtiges Thema!

DIE EIGENE SEELE BEFREIT
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„Manchmal fühlte ich mich allein. Da war irgendetwas was nicht so war, wie es sein sollte. Irgendetwas, das noch fehlte in meinem Leben. Irgendetwas an oder in mir, das anders sein sollte, als es war.“

„Die ...

„Manchmal fühlte ich mich allein. Da war irgendetwas was nicht so war, wie es sein sollte. Irgendetwas, das noch fehlte in meinem Leben. Irgendetwas an oder in mir, das anders sein sollte, als es war.“

„Die eigene Seele befreit“ ist die Geschichte von Jochen der zu Gabrielle wird, oder vielmehr schon immer war.

Gabrielle Bellerose möchte mit ihrem autobiografischen Roman unter anderem das, leider auch heute noch oft vermiedene, Thema der Transsexualität in den Fokus rücken und das Leid, die innere Zerrissenheit der Betroffenen widerspiegeln.

Beeindruckend fand ich Jochens Suche nach den Antworten, auf seine stumme Frage, und das Finden der Erkenntnis. Transgender, das Wissen, im falschen Körper geboren worden zu sein, sind Themen, die in die Kategorie Tabu gehören und weder im Familien- noch Freundes- oder Bekanntenkreis diskutiert werden, umso mutiger ist es, sich selbst, sein Inneres zu hinterfragen und nach Antworten zu suchen. Dass der Weg dorthin schwer und steinig war, ist durch die chronologische, wenn auch manchmal plötzliche, Abfolge der Geschehnisse ersichtlich. Jochens/ Gabrielles Gefühlswelt waren greifbar, die Einblicke, die Bellerose in diese zerflickte Seele gibt, sehr bewegend.

Den Schreibstil fand ich grammatikalisch und durch Fehler leider stellenweise schwierig und oft nur oberflächlich. Wenn der Leser auch gute Einblicke in die Protagonistin bekommt, so bleibt das Äußere leider nur eine Ahnung, gerade im Vergleich zu vorher-nachher wäre das sicher erwähnenswert gewesen. Auch die Fragen, wie es der Autorin heute geht, wie sie sich im Denken und Fühlen, im Umgang mit sich selbst verändert hat, wie ihre Mitmenschen heute reagieren bleiben leider unbeantwortet.

Trotz der Kritik steckt hinter diesem wichtigen Roman eine mutige, starke Persönlichkeit, die vollsten Respekt verdient hat, mit ihrem Weg, ihren Qualen an die Öffentlichkeit zu treten, und den Menschen, eine Stimme zu verleihen, die aus Scham, Angst und Verzweiflung schweigen!

Aufschlussreich, informativ und dazu gemacht, diese Geschichte samt der Gesellschaft, in der wir leben, zu hinterfragen, beschreibt „Die eigene Seele befreit“ wohl am besten. Ein Buch, das zeigt, wie niedrig Toleranz fernab der Norm auch heute noch ist und dazu aufruft, zu sich selbst zu stehen – scheiß auf den Standard!

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Veröffentlicht am 02.12.2024

Gute Story, die erst ab der Hälfte Fahrt aufnimmt.

Queen of Blood and Night
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„Queen of Blood and Night“ ist der Auftakt der düsteren, urbanen Romantasy-Dilogie „Rise of the Night“, in der die Leben von Lincoln Gabriel und Alyssa Ferrara binnen eines Wimpernschlags aus den Fugen ...

„Queen of Blood and Night“ ist der Auftakt der düsteren, urbanen Romantasy-Dilogie „Rise of the Night“, in der die Leben von Lincoln Gabriel und Alyssa Ferrara binnen eines Wimpernschlags aus den Fugen geraten.

Alyssa, die Prinzessin der Vampire, Tochter eines skrupellosen und machthungrigen Egomanes und Kind der eiskalten Nacht, hat das totalitäre Regime ihres Vaters, seine Grausamkeiten und seinen Gottkomplex satt. Doch in der Gemeinschaft gilt er nicht nur als König, sondern auch als unfehlbar. Um Beweise für eine mögliche, gleichberechtigte Koexistenz mit den Menschen zu finden, mischt sie sich unerlaubt unter die BesucherInnen des Scars, einer elitären Bar, in der beide Arten verkehren.
Während sich Lucy einen Leckerbissen aussucht, nicht ahnend, dass sie etwas Großes ins Rollen bringt, kollidiert Alyssas Blick mit jenem des Barkeepers und es scheint, als würde die Welt den Atem anhalten…
Lincoln, der sich und seine Mutter mit zwei Jobs über Wasser hält und davon träumt, Kunst zu studieren, weiß bei seinem Schichtbeginn nicht, dass er an diesem Abend Drinks an eine fremde Schönheit ausschenkt, die zum Schrecklichsten und gleichzeitig Schönsten seines Lebens wird.
Und sich alles unwiderruflich verändert.

Ohne Zweifel empfand ich mehrfach verdrehte Bis(s)-Vibes, dies schmälert jedoch nicht das Leseerlebnis. Durch die wechselnden Perspektiven lernen wir die Protagonisten und ihre Situationen, ihre Probleme und Zweifel kennen, sind Teil von ihrem Kennenlernen und der nicht zu erklärenden Intensität. Der Stil ist modern, detailreich und stets den Umständen angemessen. Öfter schwangen Misstrauen und Dunkelheit zwischen den Zeilen mit, Verlangen und Blutdurst. Wut.
Ich habe schon einige Bücher von Yvonne Westphal gelesen und fand diese ausnahmslos (sehr) gut geschrieben. Auch ihre Urban-Fantasy-Romanze hatte seine positiven Seiten, jedoch blitzen diese erst ab der Hälfte der Geschichte auf, um sich gegen Ende vollkommen zu entfalten. Mir fehlte es in den ersten 50 % an Spannung und signifikanten Ereignissen, dafür waren mir das Schmachten – beide sind unglaublich attraktiv – und die gewollten Anzüglichkeiten, wenn auch unterhaltsamer Natur, zu viel. Erst spät werden einige der Fragen beantwortet, statt, wie zu vor, nur zäh drumherum zu reden oder geflissentlich den Fokus zu verlieren. Allen voran die Tatsache, dass Vampire existieren, Kyle womöglich in Gefahr, Lucy Opfer der Pläne des „Gottkönigs“ und Lincoln der Einzige seines Umfelds ist, der von nichts eine Ahnung hat, bleiben auf der Strecke. Ebenfalls konnten mich die Reaktionen des Barkeepers nicht überzeugen: Einschneidende, gefährliche Momente und theoretisch unglaubliche Offenbarungen wurden frech grinsend abgetan, spröde akzeptiert. Beharrlichkeit scheint jedenfalls nicht zu seinem Wesen zu gehören, beachtet man, wie leicht er sich abwimmeln lässt. Dabei gibt es etwas, das er schleunigst verstehen sollte.
Hingegen sorgen die Hinterhältigkeit, die Intrigen und Manipulationen seitens des Senators von Oregon samt seines einnehmenden, eiskalten Auftretens für Gänsehautmomente. Denn Salvatore Ferrara ist ein drohendes Unheil, das nur darauf wartet, zuzuschlagen. Gibt es zwar noch andere Figuren, die mehr oder minder Erwähnung finden, war für mich doch Kataleyna Ferraras – die einige Überraschungen zu verantworten hat – der anziehendste, faszinierendste Charakter. Warum? Solltet ihr definitiv selbst herausfinden.

Was diese besondere Verbindung betrifft, die übrigens in die Kategorie Insta-Love fällt: Sie passiert, ist da. Ich bin kein Fan von derartigen Liebesexplosionen, aber letztlich konnte mich die Autorin durch ihre gefühlvollen Worte, ihre Art, intensive Emotionen und Leidenschaft einzufangen, mitreißen. Besonders schön fand ich die Zitate und poetischen Verse des ‚Propheten‘.
All der augenscheinlichen Kritik zum Trotz: Yvonne arbeitete den vampirischen Fantasy-Aspekt sehr genau aus – sowohl in historischen wie politischen als auch in religiösen Belangen. Zudem werden uns auch Hierarchien, die übernatürlichen Fähigkeiten und Alyssas Geschichte, ihre eigenen Intentionen, nähergebracht. Diese taffe – vermeintlich junge – Erwachsene ist aufmüpfig, hält an ihren Prinzipien fest – wenn diese Haltung auch Opfer verlangt. Mit dieser Vampirin bekommen wir eine vielschichtige Protagonistin, auf deren weitere Entwicklung ich schon unglaublich gespannt bin.
Band 1 offenbart noch nicht alle Hintergründe, hebt den Schleier, der über den Mysterien liegt, nur ein Stück an, schafft es aber, die Realität der Prinzessin und ihres Prinzen umzuwerfen, ihnen weh zu tun und ihnen Geliebtes sowie ein Stück ihres Selbst zu entreißen.

„Queen of Blood and Night“ ist zu großen Teilen eine undurchsichtige Fast-Burn-Romanze, die erst spät Antworten gibt und Spannung versprüht, jedoch mit einem großen Showdown schockt. Die Atmosphäre war durchweg düster und von Anspannung untermalt, von Misstrauen und Vorsicht. Denn selbst im eigenen Kopf ist man nie allein.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Klasse Story – echt, hart, brutal – jedoch bedarf der Stil mehr Raffinesse.

Entführt
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„Wie alles begann“ ist der Auftakt der „Entführt“-Trilogie, die in einer Grauzone verharrt und keinen eindeutigen Platz in der Genreauswahl einnehmen kann.
Weder Dark Romance noch (PsychThriller, definitiv ...

„Wie alles begann“ ist der Auftakt der „Entführt“-Trilogie, die in einer Grauzone verharrt und keinen eindeutigen Platz in der Genreauswahl einnehmen kann.
Weder Dark Romance noch (PsychThriller, definitiv keine romantische Lovestory und dies hat mich wahrlich überrascht, habe ich doch die Erfahrung gemacht, dass der Inhalt, im Gegensatz zu vielen Trigger-Warnungen, meist von rosa Dunst ummantelt wird.
Nein, in diesem Buch, in dem sich zumindest die »Reverse Harem« Bezeichnung dem Sinn entsprechend ausgiebig entfaltet, nimmt Gewalt, Folter, Sx und allerhand Demütigung genauso einen großen Raum ein, wie Themen, die selten angesprochen werden: Sklaverei, Menschenhandel, Sadismus (…) Aufgegriffen wird zudem das Stockholm-Syndrom und perverse, grausame Spiele der Elitären-Gesellschaft.

Im Fokus stehen die Entführte samt den drei Psychopathen, Maya weiß, dass sie schön ist und sie weiß, lernt schmerzlich, dass sie keine Chance hat. Nach und nach lernt die Mittdreißigerin Finn, Iven und Milan genauer kennen, hofft, fügt und verliert sich in den Täuschungen und Manipulationen. Vergisst sich in Panik, Schmerz, im Drogenrausch …
Maya wird zu einer devoten S
xsklavın erzogen, wird zur Beute ohne Rechte, zum Objekt, vergewaltigt, misshandelt, gedemütigt. Und ahnt nicht, dass diese drei Typen, die einander mit krankem Gedankengut übertrumpfen, noch nicht das Schlimmste sind, was die Welt zu bieten hat.
In „Entführt“ fließen Schweiß, Blut und sämtliche andere Körperflüssigkeiten, Jasmin Baur verzichtet auf Gefühlsduselei, jedoch nicht auf Tøte und brechende Knochen. Die männlichen Akteure waren undurchschaubar, ihre »Fantasien« und Ideen verursachen, durch detailreiche Schilderungen, Gänsehaut und Mitleid.
Stilistisch liest sich das Geschehen sehr einfach und platt, klischeehafte und sich mehrfach wiederholende Formulierungen verleiten trotz der ernsten Situation zum regen Augenrollen. Die Dialoge versprühen genauso selten Natürlichkeit wie die Charaktere Charme – einen großen Pluspunkt dafür: das Entführer-Trio lässt die Knie nicht mit Attraktivität und Sympathie weich werden, sondern mit Schlägen – die Autorin erspart uns weich gezeichnete Täter.
Im späteren Verlauf zeigt sich Maya hin und wieder zu leichtgläubig und vertrauensvoll, büßt jedoch nichts von ihrem Überlebenswillen ein, nutzt Chancen, um sich zu wehren, zu flüchten und büßt dafür …

Aufgrund Brutālität und deutlichen Worten, Ausweglosigkeit und dem traurigerweise nicht unrealistischen Szenario empfehle ich, wohl zum ersten Mal, die Trigger-Warnung zu beachten.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Leider nicht, was ich erhoffte.

Kairra. Geschenk der Götter
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Ich hatte hohe Erwartungen an „Kairra: Geschenk der Götter“ – Mythologie und ein starkes Mädchen, dass die Welt verändern will … leider konnte mich, trotz der interessanten Grundidee und einem Anfang, ...

Ich hatte hohe Erwartungen an „Kairra: Geschenk der Götter“ – Mythologie und ein starkes Mädchen, dass die Welt verändern will … leider konnte mich, trotz der interessanten Grundidee und einem Anfang, der Komplexität und Spannung versprach, das Debüt von Asta Müller nicht überzeugen.

Kairra und ihr Bruder Lorrin leben bei den Cahchtar, außerhalb des Energie-Feldes, das den Palast und die Bewohner von „Decta-Verra“ umgibt und vor den tödlichen, alles versengenden Strahlen der beiden Sonnen schützt. Als Ausgestoßene verbringen die Geschwister ihre Tage unter der Erde, stets von Hunger, Durst und Dreck begleitet, bis Nadorr für wenige Stunden erstrahlt und Abkühlung bringt …

Doch wartet hinter dem Kraftfeld wirklich ein Paradies?

Arenakämpfe, Opferrituale und tägliche Leichen, Zekolls Wut und Skrupellosigkeit versetzen die Menschen hier in Angst und Schrecken, dämpfen die Annehmlichkeiten von Wasser und Wind. Niemand ist sicher, auch nicht Cesszia, die Cousine des Stadthalters …

Die hier erschaffene Welt ähnelt einer dystopischen, magische Elemente beschränken sich im Verlauf auf Kleinigkeiten, kommen jedoch auserwählten zugute, während der göttliche Aspekt durchweg einer Lachnummer gleichkam. Tod und Blut, Zekolls Gier, seine perfide Freude an Leid, die Gefahr, die von den Sonnen ausging, sowie das Misstrauen gegen einige Charaktere war allgegenwärtig, dennoch konnte ich dieses Abenteuer nicht mit anhaltendem Interesse verfolgen. Die Dialoge empfand ich als steif und unnatürlich, viele Formulierungen dem Setting gegenüber unpassend und den Verlauf, der aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, stellenweise zäh. Für mich passte hier vieles nicht zusammen, Spannung und Ereignisse kamen zu kurz, es war mir zu viel und gleichzeitig zu wenig.

Was ist jedoch gut fand, war der versteckte Kern der Geschichte:
Du bestimmst Dein Schicksal. Kein Gott.
Du triffst Deine Entscheidungen. Kein Herrscher.

Schaffen es Kairra und ihre Verbündeten – Rebellen, Verräter, Ausgestoßene und Götter – die Menschen der Sonnen-Welt aus der Unterdrückung und der blutigen Monarchie zu retten?

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Hochdramatisch oder durchweg unterkühlt?

Die Herzchirurgin
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Spannender Plott, der den Leser an moralische Grenzen treibt, jedoch in der Umsetzung nicht überzeugen konnte.

… zuallererst ist die Übersetzung maximal befriedigend, hier wurde, meiner Auffassung nach, ...

Spannender Plott, der den Leser an moralische Grenzen treibt, jedoch in der Umsetzung nicht überzeugen konnte.

… zuallererst ist die Übersetzung maximal befriedigend, hier wurde, meiner Auffassung nach, an Sorgfalt gespart, ebenso fehlten eine handvoll Worte und Endungen.

Was als dramatisch beworben wurde, verlief eher reserviert und emotionslos. Selten empfand ich wirklich Spannung, wenn auch gen Ende einige Überraschungen warten und jeder der Hauptcharaktere für sich genommen interessante, vielschichtige Persönlichkeiten abgaben.

Dr. Anna Jones, die bereits vor den Ereignissen, die sie vor eine unzumutbare Wahl stellten, eindeutig labil, von Zwängen geplagt und am Limit ihrer Kräfte lebte, driftet im Verlauf immer mehr in einen Zustand ab, der Gänsehaut und Mitleid verursacht. Obgleich sie in der Interaktion mit anderen kühl, überlegen und berechnend wirkt, konnte ich ihr Verhalten, ihre Gedanken und ihre Entscheidungen nachvollziehen.

Zu der Perspektive der Herzchirurgin gesellten sich noch zwei weitere:
Jene, der kleinkriminellen, verzweifelten Krankenschwester Margot. Die plötzlich nicht nur mit einem Bein im Knast, sondern mit dem anderen im Grab steht.
Und jene der, im Mordfall von Annas Nachbarin, zuständigen Ermittlerin Rachel Conaty, die aus einem persönlichen Antrieb heraus genauer ermittelt. Alle drei Protagonistinnen kämpfen mit schweren Problemen, deren beharrliche Erwähnung für mich fraglich schien, konkurrierten diese Zusätze doch auf gewisse Weise miteinander.

»Die Herzchirurgin« wirkte auf mich zu voll und konstruiert, dennoch ebbten weder Erwartungen noch Neugier gänzlich ab. Detaillierte Beschreibungen ermöglichten es, das Geschehen vorstellbar zu verfolgen, während die unterschwellige Bedrohung, die auf jede Seite mitschwingt, durch den distanzierten, nüchternen Tonfall verstärkt wurde.

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