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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2023

Die Katze gibt den Anstoß

Wo ist Valentin?
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Valentin gehört der jungen Lehrerin Katja und bietet dieser einen ruhenden Pol nach dem täglichen Stress des Schulalltags. Doch eines Tages ist der Kater nicht mehr da und daraus ergibt sich, unerwartet, ...

Valentin gehört der jungen Lehrerin Katja und bietet dieser einen ruhenden Pol nach dem täglichen Stress des Schulalltags. Doch eines Tages ist der Kater nicht mehr da und daraus ergibt sich, unerwartet, eine ganz andere Geschichte. Hier geht es um das Leben in einer Kleinstadt, in der man sich kennt und redet. Und hier geht es um Ricky, eine Schülerin in Katjas Klasse. Sie kommt nicht gerade aus guten Verhältnissen und quittiert das mit Lautstärke und auch Renitenz, einfach um sich zu wehren, schon bevor es nötig ist. Sie möchte später Journalitstin werden und dann ganz hoch hinaus. Doch erst einmal soll es ein Praktikum bei der örtlichen Lokalzeitung werden. Und da kommt ihr die Geschichte um den verschwundenen Valentin gerade recht. Doch was harmlos beginnt, mit Recherche und Co, wird dann, sehr spät und ziemlich heftig, zu einem Kriminalfall, der so ziemlich alles zu bieten hat, alles sehr auf einmal, was dazu so passt. Und so wechselt die Thematik von Alltagsproblemen zu Mordversuch und das ist schon ziemlich überraschend.
Diese Geschichte, sie ist gut geschrieben, Kleinstadtsein, leise Gesellschaftskritik, das stressige Schulgetriebe, natürlich Kater Valentin, der hier leider mehr als Verlockung? für Katzenfreunde herhalten muss und dann die Krimihandlung obendrauf. Das alles hat seinen Reiz. Doch von der Taktung her läuft es leider nicht so rund, um das Buch als im Ganzen vollkommen gelungen ansehen zu können.
Aber auch so, die Geschichte bietet Unterhaltung und irgendwie auch Spannung, wohin denn die Reise letztendlich geht. Also lest selbst.

Veröffentlicht am 29.11.2023

Ich sitze im Rollstuhl, ja und, aber das ist nicht! das Problem

Nur 300 km
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Carl ist 12 Jahre alt und sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Und nun macht er Urlaub, hier am Ostseestrand, mit seiner Mutter. Dabei wollte er doch eigentlich ins Rolli-Skat-Camp. Doch für Frustration ...

Carl ist 12 Jahre alt und sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Und nun macht er Urlaub, hier am Ostseestrand, mit seiner Mutter. Dabei wollte er doch eigentlich ins Rolli-Skat-Camp. Doch für Frustration bleibt keine Zeit, denn dem Flip-Flop, der ihm an den Kopf fliegt, folgt Fee, laut, über alle Maßen lebhaft, quasselnd und irgendwie schon etwas übergriffig. Die beiden freunden sich schnell an und als Carl Fee gesteht, wie sehr er seinen Vater vermisst, der die Familie nach dem Unfall verlassen hat, ist für sie sofort klar, da müssen wir was tun. Carls Vater arbeitet in Berlin, lächerliche 300 km von dieser Ferieneinöde entfernt und so machen sich die zwei auf den Weg dorthin, denn Carl muss sich einfach mit seinem Vater aussprechen. So viele Fragen und das große Warum, warum hat er sie verlassen. Natürlich läuft dieser Roadtrip nicht ohne Probleme ab, eigentlich ist alles nur Problem. Aber die beiden Kinder lernen, mit- und voneinander, halten, wenn es darauf ankommt zusammen und so geht es weiter voran, bis zum Ziel.
Diese Geschichte, sie ist spannend, unterhaltsam und sehr lebendig, was ziemlich viel auf das Konto dieses manchmal schon sehr überquirligen Mädchens geht. Aber letztendlich passt es einfach und dass Fee auch noch die ein oder andere Lüge mit im Gepäck hatte, ist dann am Ende auch irgendwie Schnee von gestern. Dazu kommt, dass Carls Behinderung Thema ist, aber nicht das Thema. Natürlich ist es immer da und man hat durchaus den Eindruck, dass da eine gewisse Traurigkeit ist, in Carl. Aber auch das gehört dazu. Alles andere wäre unrealistisch und das völlig falsche Signal an die Leser, die hier mitlesen und eben für ein Stück mit Carl und Fee mitleben.
Schöne überzeugende Geschichte, die richtig gut funktioniert.

Veröffentlicht am 27.11.2023

Das Thema Grooming und der Roman dazu, authentisch, roh und von Oberflächlichkeit gestört

Die Stärkste unter ihnen
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Milena, Anfang 20, reist nach Irland zu Josh, fest entschlossen, mit dem im Internet kennengelernten Mann eine Beziehung einzugehen, eine normale Beziehung. denn sie will sich beweisen, dass sie das kann. ...

Milena, Anfang 20, reist nach Irland zu Josh, fest entschlossen, mit dem im Internet kennengelernten Mann eine Beziehung einzugehen, eine normale Beziehung. denn sie will sich beweisen, dass sie das kann. Doch es wird nicht funktionieren, das ist klar, denn Josh ist bei näherer Betrachtung auch nicht der 'Normalste'. Aber eigentlich geht es schwerpunktmäßit um Milenas Vergangenheit, wobei Vergangenheit ist diese hochbelastende gerade erst beendete Beziehung wohl eher nicht. Und so wird die junge Frau durch entsprechenden Backflashs sehr schnell von dem Erlebten eingeholt. Es gab diese gravierende ihre Jugend prägende Beziehung, so nennt es Milena selbst, die in all ihren Facetten klassisch der Thematik Grooming zuzuordnen ist. Nick, ein 20 Jahre älterer Mann, verheiratet und kirchlicher Jugendbetreuer, lernt Milena mit 14 kennen und nähert sich ihr. Für das Mädchen ist es Liebe und sie tut alles, um ihrem Freund zu gefallen. Neben der gemeinsamen Sexualität ist das auch das Schlafen mit anderen Männern, auf Wunsch und zum Anschauen für ihren Freund und Besuche im Swingerclub. Viel passiert in dieser Zeit und erst langsam reflektiert die Heranwachsende das Geschehen, das, was hier wirklich abläuft. Und letztendlich schafft sie es, inzwischen eine junge Frau, dem Ganzen ein Ende zu setzten. Doch statt weiterer Aufarbeitung stürzt sie sich ein ein nächstes sexuell motiviertes Abenteuer.
Diese Geschichte ist natürlich besonders, schon des Themas wegen. Und sie hat ihre guten Teile, intensive Momente, authentisches, notwendiges, was einfach an- und ausgesprochen werden muss. Und dann, leider, gibt es da auch viel Oberflächlichkeit, die eben nicht nur als blose Überbrückung anzusehen ist, um all das Andere besser aushalten zu können und so auch als Leser die Möglichkeit zu bekommen, Atem zu holen und zu reflektieren.
Sich mit seinem Debütroman an ein solches Thema zu wagen, beachtlich, mutig und wahrscheinlich konnte die Autorin auch gar nicht anders. Aber letztendlich hat die Geschichte als Ganzes nicht vollständig überzeugt. Und trotzdem muss man den Roman lesen. Er gibt einem viel mit über dieses Thema. Und er erzeugt Aufmerksamkeit, für eine Autorin, die man im Auge behalten sollte. Denn es wäre auch viel einfacher gegangen, für das erste eigene Werk und das finde ich stark.

Veröffentlicht am 27.11.2023

Das Leben als Frau, was geht in diesen Zeiten, 1920er- und 1950er-Jahre

Und am Ende die Freiheit
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Die 1920er-Jahre, die junge Helene studiert in Berlin Jura. Das ist zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich und man macht es ihr nicht leicht. Aber sie erfährt auch zumindest mentale Unterstützung, durch ...

Die 1920er-Jahre, die junge Helene studiert in Berlin Jura. Das ist zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich und man macht es ihr nicht leicht. Aber sie erfährt auch zumindest mentale Unterstützung, durch ihren Kommilitonen Julius. Und so schließt sie nicht nur das Studium ab, sie promoviert anschließend auch noch, gute Voraussetzungen für ein ambitioniertes Berufsleben. Doch dann kommt die Nazizeit und Frauen werden zurückgezwungen an Heim und Herd. So geht es auch Helene. Sie heiratet, zieht nach Hamburg, umsorgt ihren Ehemann und zieht zwei Kinder groß. Als diese dann aus dem Haus sind, ist sie Anfang 50, als Hausfrau gelangweilt und intellektuell unterfordert. So gerne würde sie arbeiten, aber das kommt für ihren konservativen Ehemann natürlich nicht in Frage. Wie sähe das denn aus in ihren Kreisen. Doch dann trifft sie, welch glücklicher Zufall, Julius wieder, ihre Liebe aus Studienzeiten, Julius, der damals in die Schweiz integrieren musste, da er Jude war. Und diese Begegnung gibt ihr Kraft und lässt sie, gestärkt durch die Erinnerungen an ihre Ambitionen als junge Frau, kämpfen, aufbegehren gegen das gesetzte Umfeld, in dem sich die Rollenkonventionen so tief eingegraben haben als wäre die Zeit stehengeblieben. Und tatsächlich erhält sie eine Chance auf einen beruflichen Neuanfang, nach all den Jahren und sie packt zu.
Helene ist die starke Frau, die dieses Buch trägt und vollkommen authentisch als Spiegelbild diese Zeit zwischen den 1920er bis ans Ende der 50er Jahre wiedergibt.Dabei hat man gerade in den Beschreibungen des Alltags so manches Ahaerlebnis und hört im Kopf die Erzählungen der eigenen Großmütter und Mütter, die jetzt noch einmal hervortreten und so für einen selbst aufs Neue sehr lebendig werden.
Ein gute sehr unterhaltsame Geschichte, die sehr realistisch herüberkommt und dankbar macht, für alle, die dafür gekämpft haben, dass Leben heute zumindest so ist, wie wir es leben können, als emanzipierte Frauen in der Gesellschaft, mit so viel Gleichberechtigung, wie nur eben möglich. Und es spornt an, weiterzumachen.

Veröffentlicht am 22.11.2023

Wer war mein Vater? Eine Spurensuche, die ein interessantes Stück Zeitgeschichte widerspiegelt

Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?
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Aufgewachsen ohne seinen Vater und erst spät durch die Nennung seines Names durch die Mutter überhaupt existent, macht sich der Autor dieses Buches auf die Suche. Wer war dieser Felix Gasbarra? Enorm vieles. ...

Aufgewachsen ohne seinen Vater und erst spät durch die Nennung seines Names durch die Mutter überhaupt existent, macht sich der Autor dieses Buches auf die Suche. Wer war dieser Felix Gasbarra? Enorm vieles. Zum Beispiel eine durchaus mehr wie lokale Größe im Kulturbetrieb Berlins in den 1920er und -30er Jahren, in der der damals als Kommunist sehr umtriebige Mann zusammen mit Erwin Piscator Theaterstücke über das Leben der Arbeiterschaft aufführte. Hier hatte er seine öffentlichste Zeit, mit Kontakten zu bekannten Persönlichkeiten wie Bertolt Brecht, Käthe Kollwitz und Wassily Kandinsky. Und an seiner Seite, die Malerin Doris Homann, die dann auch seine Ehefrau wurde. Ihre Aufzeichnungen sind die Hauptquelle für die irgendwie doch eher spärlichen Informationen über den wahren Gasbarra, den Mann hinter der Fassade, wenn es denn eine wahr, den Menschen, der eine Familie wollte und sie eigentlich 'nie wirklich gelebt' hat. Er hatte mit seiner Frau zwei eheliche Kinder, neben dem Sohn, dem Autor dieser Geschichte, zu dem er nie Kontakt aufgenommen hat, es auch nicht wollte. Gasbarra war auf jeden Fall ein Angepasster, vom Kommunist bis hin zum Faschismus unter Mussolini, zumal an sehr effizienter Stelle, wandelbar eben und man muss ja auch leben. Und er hatte es gut bei den Frauen. Seine Ehefrau war der starke Rückhalt an seiner Seite und sie hat sich entschieden, es hinzunehmen, womit er sich das Leben 'freier' gestaltet hat. Es war ja auch einfach.
Aber eigentlich ist in diesem Buch Gasbarra nur das Leitmotiv, für ein gut eingebrachtes, interessantes Stück Zeitgeschichte, von einer intensiv beleuchteten Zeit während der Weimarer Republik, über die NS-Diktatur bis zu Italiens Mussolini. Dazu kommen Reisen, zu Orten, in Länder, die für den Vater oder andere Familienmitglieder Bedeutung hatten, gar zur Heimat wurden und auch dies führt zu sehr eigenen gut reflektierten Teilstücken dieser Auseinandersetzung, für den Autor letztendlich auch mit sich selbst.
Ein auch in der Sprache und den gewählten wiederkehrenden Zeitsprüngen eher ungewöhnliches Buch, in das man sich als Leser erst hineinfinden muss. Aber es lohnt sich, sich mit auf diese Reise zu begeben.
Empfehlenswert