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Veröffentlicht am 28.11.2023

Drei Loser und das große Geld

Grün ist die Hoffnung
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Felix Nasmyth ist 31 Jahre alt, geschieden, arbeitslos und lebt in einem kleinen Appartement in San Francisco von seinen geringen Ersparnissen. Eines Abends bekommt er Besuch, sein Freund Vogelsang bietet ...

Felix Nasmyth ist 31 Jahre alt, geschieden, arbeitslos und lebt in einem kleinen Appartement in San Francisco von seinen geringen Ersparnissen. Eines Abends bekommt er Besuch, sein Freund Vogelsang bietet ihm an, auf seinem Grundstück in der Wildnis der Kalifornischen Berge heimlich Marihuana anzubauen – als Lohn winken bei Erfolg 500.000 Dollar. Felix nimmt an und zusammen mit zwei Freunden, Phil und Gesh, ziehen sie für neun Monate ins Sommerlager, wie sie es scherzhaft nennen. Doch das Lachen sollte ihnen bald vergehen, denn das Unternehmen gestaltet sich schwieriger als gedacht. Die Unterkunft ist baufällig, die Arbeit beschwerlich, die Nachbarn neugierig, das Wetter spielt nicht mit, ein großer Teil der Pflanzen verkümmert und zu allem Unglück ist ihnen auch noch Officer Jerpbak auf den Fersen. Doch die drei geben nicht auf, ständig bekifft und besoffen hoffen sie noch immer auf das große Geld. Nebenbei ist für Felix noch etwas ganz anderes verlockend – er hat Petra kennen gelernt …

T.C. Boyle ist ein amerikanischer Schriftsteller, der 1949 in Peekskill / New York geboren wurde. Seine Eltern waren Alkoholiker, was seine Kindheit und Jugend maßgeblich bestimmte. Er galt als Herumtreiber und schaffte nur knapp den High-School-Abschluss. Danach studierte er Englisch und Geschichte, schloss 1968 mit dem Bachelor of Arts ab, begann zu schreiben und unterrichtete parallel dazu als Lehrer an der High School. 1977 nahm er an der University of Iowa das Studium wieder auf und erwarb einen Doktorgrad. Sein Mentor war John Irving. Seit 1978 lehrte er an der University of Southern California, seit 1986 als ordentlicher Professor. Boyle schrieb über 100 Kurzgeschichten und 18 Romane, die alle erfolgreich waren und in vielen Sprachen übersetzt wurden. Seit 1974 ist der Autor verheiratet, hat drei Kinder und lebt heute in Montecito bei Santa Barbara in Californien.

Der Roman „Grün ist die Hoffnung“ (Originaltitel Budding Prospects) ist Boyles zweiter Roman. Er erschien bereits 1984, handelt von drei Marihuana-Pflanzern in Kalifornien, die den Widrigkeiten des Wetters ausgesetzt verzweifelt bemüht sind unentdeckt zu bleiben, und ist heute aktueller denn je. Schon früh offenbarte Boyle seine komische Seite und seinen außergewöhnlicher Humor. Wir lesen eine ausgesprochen unterhaltsame, sprachlich brillant und lebendig geschriebene Geschichte über drei frustrierte Alt-Hippies, die von einem listigen Geschäftsmann hereingelegt und ausgebeutet werden. Den schnellen Wohlstand immer im Blickfeld erleben die Freunde einen Alptraum nach dem anderen. Während man sich als Leser über ihre Missgeschicke amüsiert wird ihnen nach und nach klar, dass die Dollars nicht vom Himmel fallen und das Unternehmen mühsamer ist, als sie dachten. Hier zeigt sich sehr gut die satirische Seite des Autors und sein Spaß am Fabulieren.

Fazit: Eine witzige, nicht ganz ernst zu nehmende Geschichte, spannend zu lesen – ein typischer Boyle.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Gute Gedanken zur Adventszeit und für’s ganze Jahr

24 Gedanken – 24 Tage
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Sehr liebevoll und mit viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen hat die Autorin Patrizia Rottmüller dieses kleine Buch zusammengestellt.

„24 Gedanken 24 Tage“ enthält Sinnsprüche und Weisheiten für ...

Sehr liebevoll und mit viel Sachverstand und Einfühlungsvermögen hat die Autorin Patrizia Rottmüller dieses kleine Buch zusammengestellt.

„24 Gedanken 24 Tage“ enthält Sinnsprüche und Weisheiten für alle Lebenslagen, die für das ganze Jahr und nicht nur für die Adventszeit anwendbar sind. Sie sind nicht nummeriert, sodass man sich täglich einen anderen Spruch aussuchen, Kraft und Zuversicht daraus schöpfen und sich seine eigenen Gedanken machen kann. Wunderschön sind auch die jedem dieser Weisheiten gegenüber gestellten Fotos, die immer passend dazu ausgesucht wurden.

Fazit: Ein kleines Buch voll kluger Gedanken, das man besonders in der Weihnachszeit guten Freunden und Familienangehörigen, aber auch sich selbst schenken kann.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Erfolg auf ganzer Linie

Klangschalen für Tiere leicht gemacht
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Da ich schon einige Bücher und auch Klangschalen von Frau Lahner besitze und von der Qualität und ihrem Sachverstand überzeugt bin, habe ich auch ihr neuestes Buch „Klangschalen für Tiere – leicht gemacht“ ...

Da ich schon einige Bücher und auch Klangschalen von Frau Lahner besitze und von der Qualität und ihrem Sachverstand überzeugt bin, habe ich auch ihr neuestes Buch „Klangschalen für Tiere – leicht gemacht“ gekauft. Da ich leider kein Haustier mehr habe, habe ich das Buch einer Freundin geschenkt, die mit ihrem kleinen Hund bisher große Probleme hatte. Er war ein großer „Kläffer“, dabei aber überaus ängstlich und sehr unruhig.
Als ich die beiden vor einigen Tagen besuchte, war ich angenehm überrascht. Wie mir meine Freundin glaubhaft versicherte, macht sie die Übungen mit ihrem Balu seit etwa zwei Monaten regelmäßig und ist von dem Erfolg hellauf begeistert. Ich konnte mich davon überzeugen, dass das Hundchen viel ruhiger und gelassener geworden ist und nur noch gelegentlich bellt.
Ich kann deshalb, vorausgesetzt man hält sich an die Vorgaben, das Buch wärmstens empfehlen!

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Verletzungen aus der Kindheit heilen nie

Endstation Malma
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Ein Zug fährt von Stockholm nach Malma, schon seit Jahren. Es sind immer viele Menschen an Bord, doch für drei von ihnen bestimmt die Fahrt ihr weiteres Schicksal. Da ist Harriet, ein schüchternes Mädchen, ...

Ein Zug fährt von Stockholm nach Malma, schon seit Jahren. Es sind immer viele Menschen an Bord, doch für drei von ihnen bestimmt die Fahrt ihr weiteres Schicksal. Da ist Harriet, ein schüchternes Mädchen, das bei der Trennung ihrer Eltern beim Vater bleiben musste. Mit ihm ist sie an einem heißen Sommertag im Zug nach Malma. Sie haben einen Plan, doch Harriet ist sehr verunsichert und ängstlich. Was erwartet sie in Malma? Viele Jahre später, wieder ist es Sommer, fährt ein Ehepaar dieselbe Strecke. Es ist Oskar mit seiner Frau. Die beiden haben sich auseinander gelebt und wollen sich trennen. Es sollte die letzte gemeinsame Fahrt werden, eine Erinnerung an vergangene Zeiten und an eine große Liebe. Und wieder sind etliche Jahre vergangen. Jetzt nimmt Yana den Zug nach Malma. Im Gepäck hat sie ein Fotoalbum, ein Erbstück ihres kürzlich verstorbenen Vaters. Die Bilder darin zeigen Malma, den Ort, aus dem ihre Mutter einst nicht mehr zurückgekommen ist. Yana beschließt, den Hinweisen aus dem Album zu folgen …

Nach „Die Überlebenden“ und „Verbrenn all meine Briefe“ ist „Endstation Malma“ der dritte Roman des 1976 in Hemmesdynge geborenen schwedischen Autors Alex Schulman. Er studierte Film-, Literaturwissenschaft und Philosophie an der Universität Stockholm, arbeitet als Autor, Journalist, Fernseh- und Radiomoderator und ist einer der populärsten schwedischen Schriftsteller der Gegenwart. Alex Schulman ist ein Enkel mütterlicherseits des schwedischen Schriftstellers Sven Stolpe. Seit 2010 ist er in dritter Ehe mit Amanda Schulman verheiratet, hat zwei Töchter und mit ihr einen gemeinsamen Sohn.

Dem Sog dieser Familiengeschichte, die sich über Jahrzehnte erstreckt, kann man sich nicht entziehen. In klarer präziser Sprache, jedoch mit großer emotionaler Wucht, entführt uns der Autor in einen Zug, der durch die schwedische Landschaft fährt und macht uns mit den Protagonisten bekannt. Da sie zu verschiedenen Zeiten fahren weiß keiner von ihnen, wie ihre Schicksale verflochten sind und was sie in Malma erwartet. Die einzelnen Charaktere sind deutlich greifbar in ihrer Melancholie und Verzweiflung, ihre traumatischen Erlebnisse erschrecken. Die exakte Beschreibung einiger erschütternder Szenen vermittelt ein tief emotionales, aufwühlendes Leseerlebnis.

Fazit: Kein Roman der Wohlbefinden auslöst, sondern eine Geschichte voller Emotionen, die traurig und bestürzt macht, und die das Gelesene noch lange nachklingen lässt.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Szenen einer Ehe

Auf immer verbunden
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Vanda und Aldo, ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, kehren aus dem Urlaub zurück und finden ihre Wohnung total verwüstet vor. Während der Aufräumarbeiten entdeckt Aldo längst vergessene Briefe, die Vanda ...

Vanda und Aldo, ein in die Jahre gekommenes Ehepaar, kehren aus dem Urlaub zurück und finden ihre Wohnung total verwüstet vor. Während der Aufräumarbeiten entdeckt Aldo längst vergessene Briefe, die Vanda einst an ihn geschrieben hatte. Er versinkt in Erinnerungen an die gemeinsamen Ehejahre. Sehr schnell verflog damals die Verliebtheit, zwei Kinder wurden geboren, der Alltag kehrte ein und Aldo flüchtet in eine neue Beziehung. Er verliebt sich in Lidia, eine junge, attraktive Frau, zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und zurück bleiben die beiden Kinder und die tief verletzte Vanda. Aldos neue Liebe hält nur drei Jahre, dann kehrt er reumütig in die eheliche Bequemlichkeit zurück. Nun sind Jahrzehnte vergangen, doch die einstigen Kränkungen sind nur scheinbar vergessen …

Domenico Starnone, geb. 1943 in Saviano, ist ein italienischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Er ist mit der Übersetzerin Anita Raja verheiratet, über die gesagt wird, dass sie unter dem Pseudonym Elena Ferrante publiziert. Starnone schrieb zahlreiche Romane, deren Themen oft von seiner Berufstätigkeit als Lehrer geprägt sind und von denen nur wenige in Deutsch übersetzt wurden. „Auf immer verbunden“ (2018) wurde unter dem Originaltitel „Lacci“ bzw. unter dem internationalen Titel „The Ties“ im Jahre 2020 verfilmt und war als Eröffnungsfilm der 77. Internationalen Filmfestspielen von Venedig zu sehen.

Wahrlich keine neue Geschichte, die der Autor hier erzählt, aber wie er sie erzählt ist einfach großartig. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Zunächst lesen wir Vandas Briefe, die sie zu der Zeit als er sie verlassen hatte, an ihren Mann geschrieben hatte. Im zweiten Teil kommt Aldo zu Wort. Seine Sicht der Dinge ist für den Leser wesentlich ehrlicher und glaubwürdiger als die hasserfüllten Briefe seiner Frau. Wir erfahren vom Glück mit einer anderen Frau, aber auch von seinen Schuldgefühlen, besonders seinen Kindern gegenüber, und von seiner reumütigen Rückkehr ins Familienleben. Im dritten Teil schließlich lernen wir die beiden mittlerweile erwachsenen Kinder besser kennen. Ob man ihr Verhalten, das zu einem überraschenden, tragikomischen Ende der Geschichte führt, billigen kann, sei dahingestellt.

Bei der Schilderung seiner Protagonisten zeigt der Autor überraschend viel Feingefühl. Er ergreift nie Partei, sondern überlässt es dem Leser, sich selbst ein Urteil zu bilden. Durch seinen empathischen und analysierenden Schreibstil werden die Abgründe dieses Ehelebens in den Vordergrund gerückt, was das Lesen nicht gerade einfach macht. Das Gelesene wirkt noch längere Zeit nach, indem es den Leser schmerzhaft dazu anregt, über seine eigene Ehe und sein Verhalten nachzudenken.

Fazit: Von der großen Liebe zur Hölle auf Erden – schonungslose Analyse einer Ehe. Lesenswert!

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