Ein Offizier der Heilsarmee im Bundestag - Leseempfehlung
„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“
Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. ...
„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“
Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. Dann wechselt das Geschehen mit dem ersten Kapitel in das 2009.
Der Autor hat eine abwechslungsreiche Biografie geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Mir gefällt insbesondere der schnelle Wechsel zwischen dem Beschreiben der Arbeit im Bundestag und den Rückblicken. Das macht die Geschichte lebendig. Durch die in Klammern gesetzten drei Pluszeichen wird außerdem klar, wann ein Zeitsprung oder eine Erklärung folgt.
„...Menschenrechte – dafür wollte ich kämpfen. Auch um der christlichen Geschwister in den fernen Ländern willen...“
Also bewirbt er sich für diesen Ausschuss. Die Arbeit wird ihn mehrmals nach Afrika führen. Was er dort erlebt hat, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Nur einen Gedanken des Autors möchte ich hier zitieren:
„...Frage ich mich, warum Gott das Leid zulässt? Nein, ich frage mich, warum wir es zulassen. Warum wir Menschen das göttliche Potential in uns nicht genug nutzen, um die Welt zu einer gesünderen und besseren zu machen...“
Frank Heinrich war Pastor der Heilsarmee, bevor er in die Politik ging. Das Buch enthält vielfältige Informationen zur Heilsarmee, ihrer Struktur und ihren Aufgaben. Nach seiner Ausbildung wurde er nach Chemnitz geschickt. Ausführlich und lebhaft erzählt er von dieser Zeit, den anfänglichen Niederlagen und den zunehmenden Erfolgen. Die Arbeit hat ihn geprägt. Das spürt man in jeder Zeile.
Deutlich wird, wie ihn seine Erfahrung auch bei seinen Entscheidungen im Bundestag leitet. Er hat es gelernt, auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und Argumente auszutauschen. Damit erregt er allerdings auch Anstoß.
„...Wie kann es christlich sein, Personen auszuschließen, weil man ihre Ansicht nicht teilt? Wie kann es christlich sein, sie nicht anzuhören? Ist es nicht gerade unsere Unterschiedlichkeit, die uns voneinander lernen lässt?...“
Im Buch kommen die Erfolge seiner Arbeit, aber auch die Schattenseiten zum Ausdruck. Er hat jeweils gut abgewogen, ehe er eine Entscheidung gefällt hat. Zwei Pute haben ihn besonders bewegt. Das waren Menschenhandel und Prostitution.
Mit seinem Eintritt in der Politik musste er bei der Heilsarmee kündigen. Nach seiner Abwahl ist er nicht zurück gegangen, sondern hat eine neue berufliche Perspektive begonnen.
Einige Fotos ergänzen die Ausführungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt den Mensch Frank Heinrich in seiner Entwicklung und seiner Vielschichtigkeit.