Jagd durch Europa und durch die Zeiten
1917 muss ein Bibliothekar aus Sankt Petersburg fliehen, nachdem er in den Wirren der Revolution seine Familie verloren hat. Auf einer Fähre macht er zwei schicksalverändernde Begegnungen – mit dem Mann, ...
1917 muss ein Bibliothekar aus Sankt Petersburg fliehen, nachdem er in den Wirren der Revolution seine Familie verloren hat. Auf einer Fähre macht er zwei schicksalverändernde Begegnungen – mit dem Mann, der sein Glück zerstört hat, und einem Mann, der nicht nur sein Leben retten wird.
1928 gerät ein kleines Mädchen in große Gefahr und ahnt noch nicht, dass ihr ganzes Leben bald Kopf stehen wird.
1957 ist aus diesem Mädchen eine erwachsene Frau geworden, die sich auf Spurensuche begibt und doch selbst Geheimnisse hütet.
Erneut ist Kai Meyer ein genial konstruierter Roman gelungen, dessen große Stärke darin besteht, dass eben diese Konstruktion nicht wuchtig im Vordergrund steht. Vielmehr kann man sich ganz auf diese Geschichte mit all ihren mannigfaltigen Eindrücken, grandiosen Beschreibungen und rätselhaften Komponenten einlassen und sich ihr ganz hingeben, ehe sich nach und nach die Zusammenhänge erschließen.
Was mich aber noch mehr begeisterte als der Roman an sich war dessen meisterhafte Verflechtung mit dem Vorgängerroman „Die Bücher, der Junge und die Nacht“. Meyer selbst sagte in einer Lesung, die ich besuchen durfte, dass „Die Bibliothek im Nebel“ keine Fortsetzung sein. Wohl wahr, denn es ist soviel mehr. Motive und Orte werden aufgegriffen, umklammert und eingeflochten, Personen werden zu Brückenpfeilern für später folgende Ereignisse. Vieles erscheint nun in einem anderen Licht und nach dem Ende des Romans packt mich das starke Bedürfnis, das zuvor erschienene Buch gleich noch einmal zu lesen und auf Spurensuche zu gehen. Ich bin übrigens aus tiefstem Herzen überzeugt, dass in einem Winkel des Gartens des Montecristo irgendwo eine sehr geliebte Minze wächst.
Insgesamt fand ich das erste Buch ein klein wenig vielschichtiger und komplexer, auch was die mythischen Komponenten anbelangt. Dafür konnte das zweite Buch mit Szenen wie aus alten Horrorstreifen punkten. So schnell werde ich mich keinem Puppentheater nähern können! Ich bin wahnsinnig gespannt, welche Überraschungen das dritte Buch für uns bereithält und gebe mich der Hoffnung hin, dass dies nicht der letzte Besuch im graphischen Viertel in Leipzig und nicht die letzte Begegnung mit einem russischen Gärtner und Abenteurer war.