Cover-Bild Niemand verschwindet einfach so
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 266
  • Ersterscheinung: 18.08.2017
  • ISBN: 9783351036805
Catherine Lacey

Niemand verschwindet einfach so

Roman
Bettina Abarbanell (Übersetzer)

»Da ist ein wildes Biest im Herzen dieses Romans, und Sie werden es treffen.« The New Yorker

Sie hat geheiratet und versucht, ein normales Leben zu führen, eine normale Beziehung zu haben, sich wie ein normaler Mensch zu fühlen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, Ambitionen zu entwickeln. Doch es ist ihr nicht gelungen.
Als sie verschwindet, hinterlässt sie keinen Abschiedsbrief und keine Erklärung. In Neuseeland angekommen, lässt sie sich blind treiben. Und gerät dabei immer weiter hinein ins Herz aus Finsternis.

„Ich wusste genau, an welchem Tag ich wegzugehen beschlossen hatte, es war ein Dienstagnachmittag, und ich ging gerade den Broadway entlang - ich sah eine alte Frau auf einem Zebrastreifen, und da wusste ich es."

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2017

Komplexes Seelenpanorama

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Das Cover dieses Buches hat mich auf Anhieb angesprochen. Ich finde es außergewöhnlich schön und auch die Haptik des Schutzumschlags ist ganz besonders. Aber: Never judge a book by its cover … wobei das ...

Das Cover dieses Buches hat mich auf Anhieb angesprochen. Ich finde es außergewöhnlich schön und auch die Haptik des Schutzumschlags ist ganz besonders. Aber: Never judge a book by its cover … wobei das Cover gar keine falschen Erwartungen weckt. Es zeigt eine Frau, die erst noch entspannt im Wasser zu liegen scheint und dann langsam, sang- und klanglos untergeht.

Und eine Art Untergang hat auch die 28-jährige Hauptfigur Elyria bereits hinter sich. Sie hat sich irgendwie verloren, findet keinen Anschluss mehr an ihr Leben und verlässt still und heimlich ihren Ehemann, in dem sie sich ohne irgendeine Art von Abschied davonstiehlt. Mit kleinem Gepäck und nur wenig Geld reist sie von New York nach Neuseeland, wo ihr eine Zufallsbekanntschaft ein Gästezimmer angeboten hat, falls sie mal in der Nähe sein sollte. Elyria will weg von ihrem alten Leben, in dem sie viele unschöne Erfahrungen gemacht hat, als Tochter einer alkoholkranken, egomanen Mutter und Schwester der adoptierten und hochbegabten Ruby, die sich im Alter von 22 Jahren umgebracht hat.

Elyria ist auf ihrer Reise sehr in ihre eigene Seele versunken. Sie lässt sich treiben und nimmt die Wünsche und Bedürfnisse anderer kaum noch wahr. Die Kommunikation mit ihren Mitmenschen fällt ihr schwer, ihre Gedanken kreisen weniger um Konkretes, als um Alltagsbeobachtungen, die sie abdriften lassen. Man muss die Protagonistin wohl als depressiv bezeichnen und die sporadischen Enthüllungen aus ihrer Vergangenheit tragen dazu bei, dass sich dieses Bild verfestigt. Dennoch muss Elyria im Laufe ihres Roadtrips erkennen, dass sich die Vergangenheit nicht abschütteln lässt. Diese Erkenntnis hilft ihr jedoch nicht, sich ihrem alten Leben zu stellen.

Elyrias Gedankengänge sind unkonkret, aber poetisch. Sprachlich ist „Niemand verschwindet einfach so“ sehr gelungen – wenn einem der karge Inhalt nichts ausmacht. Mir ist allerdings zu wenig passiert. Die Erlebnisse der Protagonistin rauschen nicht nur an ihr, sondern auch am Leser größtenteils spurenlos vorbei; sie haben keine Bedeutung. Das Buch besteht in erster Linie aus inneren Monologen, doch dieses Stilmittel wird nicht dazu genutzt, um eine Entwicklung der Figur aufzuzeigen. Und so las sich das Ganze für mich zunehmend zäh. Ich blieb unzufrieden zurück. Unzufrieden macht es mich nun auch, diesem Buch nur drei Sterne geben zu können, denn Sprache und Gedankengänge der Autorin Catherine Lacey sind durchaus kunstvoll. Ich hatte das Gefühl, mich einfach nicht genug auf den Roman einlassen zu können; mir blieben Elyria und ihr Handeln zu fremd. Dadurch haben mich ihre Gedankengänge wohl einfach kalt gelassen und meine Lust, ihren tristen Beobachtungen weiter zu folgen, hielt sich immer mehr in Grenzen. Ich kann verstehen, was man an diesem Buch mögen kann, aber in meinem Fall passten Buch und Leserin einfach nicht zusammen.

Veröffentlicht am 17.09.2017

Depressionen hautnah erleben.

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Elyria verschwindet aus ihrem Leben in New York und flieht nach Neuseeland. In Neuseeland hat sie ein klares Ziel vor Augen: .ihren alten Bekannten Werner aufsuchen und bei ihm für eine Weile einen Unterschlupf ...

Elyria verschwindet aus ihrem Leben in New York und flieht nach Neuseeland. In Neuseeland hat sie ein klares Ziel vor Augen: .ihren alten Bekannten Werner aufsuchen und bei ihm für eine Weile einen Unterschlupf finden. Elyria macht einen Trip durch Neuseeland, der Erinnerungen an vergangene Zeiten hochkommen lässt und sie fast vollkommen einnehmen.

„Niemand verschwindet einfach so“ von Catherine Lacey ist ein deprimierender und pessimistischer Roman. Man taucht in die Gedankenwelt der Protagonistin, die deutlich an Depressionen leidet, die ihr ganzes Leben in schwarze Farbe tauchen lassen. Im Buch wird ihre Reise durch Neuseeland beschrieben und ihre Erinnerungen an Ereignisse, die sie geprägt haben. Anfangs wird wenig preisgegeben, warum Elyria den radikalen Schritt unternommen hat. Man hat einen Grund am Buch dran zu bleiben, wenn man herausfinden möchte, was in Elyria´s Leben vorgefallen ist.
Als ihr Fassade langsam zu bröckeln beginnt und man immer mehr in ihr früheres Leben eintaucht, erkennt man, warum ihr vergangenes Leben einfach zu viel wurde. Man kann es aber lediglich erahnen, denn die Autorin gibt keine genaue Auskunft.

Der innere Konflikt von Elyria ist eine schwere Kost. Man möchte Elyria am liebsten packen und wach rütteln. Doch so einfach ist es bei einer Person mit Depressionen nicht. Ich finde, die Autorin gibt einen guten Einblick in eine depressive Person. Es ist oft verwirrend, widersprüchlich und undurchdringlich. Es ist die schwere depressive und drückende Stimmung, die sicher nicht leicht zu lesen ist und nicht für jedermann geeignet ist. Obwohl das Geschichte in nur 265 Seiten niedergeschrieben ist, kämpfte ich mit den letzten 50 Seiten, da es zu langwierig und wenig progressiv war.

Der Schreibstil der Autorin konnte mich sofort einnehmen. Sie beschreibt Elyria´s Gefühle sehr deutlich, gibt eine genaue Gedankenwelt wieder und benutzt häufig Metaphern.
Die Gespräche der Personen sind in diesem Buch nur kursiv dargestellt und nicht wie üblich in einer direkten Rede. In diesem Fall würde ich die Leseprobe empfehlen, um zu sehen, ob der Schreibstil und die Art der Rede zusagt.

Fazit
Der Roman ist sicher nicht leicht zu lesen, aber dahinter verbirgt sich eine einzigartige Geschichte, die durch die depressive Stimme der Protagonistin lebt. Wer an dem Buch Interesse hat, sollte vorher die Leseprobe lesen, um zu sehen, ob das Buch den Vorstellungen entspricht.

Veröffentlicht am 23.10.2018

"Ich musste weggehen, also habe ich's getan. Das ist alles."

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Elyria, die etwa 30jährige Ich-Erzählerin aus New York berichtet von ihrer "Reise" nach Neuseeland. Trotz vieler beschriebener Erinnerungen an die Vergangenheit wird der Leser nicht über den Hintergrund ...

Elyria, die etwa 30jährige Ich-Erzählerin aus New York berichtet von ihrer "Reise" nach Neuseeland. Trotz vieler beschriebener Erinnerungen an die Vergangenheit wird der Leser nicht über den Hintergrund ihres heimlichen Aufbruchs aufgeklärt , bei dem sie ohne ihren Mann und ihre Mutter zu informieren, verschwindet.

"Ich musste weggehen, also habe ich's getan. Das ist alles." Viel mehr an Erklärung gibt es nicht.

Ich kam der Protagonistin als Leser leider nicht näher und konnte ihren düsteren und wirren Gedanken nicht folgen. Alle Menschen, denen sie begegnet, sind recht eigenartig und besonders, aber wahrscheinlich ist dies nur aus ihrer Sichtweise so. Leider findet sie auch an Neuseeland nichts schön: »Ich starrte auf die zwecklosen Hügel, die um uns herum die Landschaft wellten - die Bäume allesamt Gefangene des Bodens, in der Ferne ein grauer Berg, stoisch und gelangweilt ...«

Auch der Schreibstil, bei dem sich endlose Bandwurmsätze mit Gedanken und wörtlicher Rede, die nicht in Anführungszeichen sondern kursiv gedruckt sind, abwechseln, gefiel mir nicht.

Fazit: Leider hat mir das Buch insgesamt nicht zugesagt. Das Cover und die Kurzbeschreibung gefielen mir gut, aber ich hatte etwas anderes erwartet.

Veröffentlicht am 26.09.2017

Depressive Selbstreflexion ohne Ende

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"Sie haben ihren Bachelor am Barnard College gemacht. Sie waren fünf Jahre als Autorin bei CBS angestellt. Sie haben vor sechs Jahren Charles Riley geheiratet ... Sie haben keine Schulden. Sie haben Ihre ...

"Sie haben ihren Bachelor am Barnard College gemacht. Sie waren fünf Jahre als Autorin bei CBS angestellt. Sie haben vor sechs Jahren Charles Riley geheiratet ... Sie haben keine Schulden. Sie haben Ihre Steuererklärung immer rechtzeitig eingereicht. Sie haben keine verschreibungspfllichtigen Medikamente genommen, bevor Sie die Staaten verließen. Sie wohnten an der Upper West Side von Manhattan, in einem Haus, das der Columbia Universität gehört, wo Ihr Mann vor einem Jahr eine Festanstellung als Assistenzprofessor an der mathematischen Fakultät bekommen hat." Das ist das Leben von Elyria, die eines Tages ohne Ankündigung nach Neuseeland fliegt ohne jemanden zu informieren. Es ist ihr selbst nicht richtig klar, was der Grund für diesen Entschluss war, doch es muss etwas mit diesem Biest in ihr zu tun haben: " Natürlich würdest du (der Ehemann) sagen: 'Das stimmt nicht, du bist kein wildes Biest' und würdest mich zu trösten versuchen: 'Wir haben alle etwas Dunkles in uns', würdest du sagen; aber ich weiß, dass meine Dunkelheit dunkler ist und dass sich eine Horde tollwütiger wilder Biester darin verbirgt, ich bin nicht wie du, Ehemann, in meiner Dunkelheit gibt es keinen Lichtschalter, meine Dunkelheit ist eine Savanne in mondloser, sternloser Nacht, und alle meine wilden Biester rennen in vollem Tempo blind drauflos, aber das könnte ich beim besten Willen nicht zu dir sagen, denn wir haben im Grunde jahrelang nicht miteinander gesprochen, und deshalb habe ich eine Distanz aus Raum und Zeit zwischen uns geschaffen, damit unser Schweigen einen Sinn ergibt." Was dieses bzw. diese wilden Biester genau ausmacht, ist nur andeutungsweise zu erahnen, ebenso wie die Ursache für deren Existenz. Unverkennbar hängt es mit ihrer Familie zusammen, dem Tod ihrer Schwester und dem Alkoholismus ihrer Mutter, doch nichts wird so erzählt, dass man eindeutig Ursache und Wirkung erkennen könnte. Alles, ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart befinden sich in einer Art schwebender Zustand und sobald jemand versucht, Elyria in die Gegenwart zu bringen, ergreift sie die Flucht und zieht weiter.
Ja, Catherine Lacey kann schreiben, sie bringt beeindruckende Bilder und Vergleiche in endlos langen Sätzen (teilweise über eine Seite) zu Papier, die allerdings immer nur um ein Thema kreisen: Elyria und die Suche nach ihrem Ich, ihren Gefühlen. Bei jedem äußeren Eindruck von außen entstehen Gedanken, die vom Hölzchen auf's Stöckchen kommen: "Ich lief ... hinter einem großen, kompaktem Mann her, der ausschritt, als wäre er der Präsident eines Landes namens Leben, und mir war, als wäre ich in Sicherheit, wenn ich irgendwie mit ihm zusammenhinge, also folgte ich ihm, ..., folgte ihm wie Entenjungen allem folgen, was sie anführt, egal, ob es ein Alligator, eine kleine Ziege oder eine elektrische Spielzeugkatze ist." Leider gibt es bei Elyria keine Entwicklung, weder zum Guten noch zum Schlechten, und so entspricht das Lesen größtenteils dem Folgen der recht wirren und depressiven Gedanken der Protagonistin. Was ich sehr bedauerlich finde, denn irgendwann las ich nur noch quer, was aber dazu führt, dass man wirklich gute Sätze nicht immer wahrnimmt (was ich beim nochmaligen Durchblättern feststellte - das ist auch das Gute am Rezensionen schreiben ).
Eine Autorin mit Potential, aber dieses Buch muss man nicht gelesen haben.