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Veröffentlicht am 01.01.2024

Solider Krimi

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Dies ist der 11. Fall für das Bodenstein-Kirchhoff Team, wobei Kirchhoff jetzt Sander heißt.

Der Tod eines Mädchens scheint verhängnisvoll mit anderen Todesfällen zusammenzuhängen. Je mehr Pia und Bodenstein ...

Dies ist der 11. Fall für das Bodenstein-Kirchhoff Team, wobei Kirchhoff jetzt Sander heißt.

Der Tod eines Mädchens scheint verhängnisvoll mit anderen Todesfällen zusammenzuhängen. Je mehr Pia und Bodenstein herausfinden, desto finsterer gestaltet sich der Fall. Ein Morddelikt scheint sich zum Skandal auszuweiten, der ungeahnte Ausmaße annimmt.

Das ist die Idee hinter diesem Teil der Reihe und die ist originell. So etwas hat noch niemand gelesen. Je weiter man vordringt, desto verzwickter wird die Situation. Spannende Momente gibt es auch einige. Trotzdem hat mich das Buch nur mäßig gefesselt und das liegt in erster Linie an den Figuren.

Zugegeben, ich bin nicht ganz die Zielgruppe und nur Gelegenheitskrimileserin. Ich habe die Reihe nur auszugsweise verfolgt, aber immerhin gut genug um sagen zu können, Pia und Bodenstein sind noch immer im Dienst und noch immer recht langweilig. Ihr Privatleben wird zwar ins Geschehen mit eingebaut (ich scheine je zwei Scheidungen verpasst zu haben!), nur ein Gesicht bekommen sie nicht. Das ganze Ermittlerteam hat im Grunde keine Eigenschaften, alle sind klug, engagiert, emotions- und humorlos.

Das, gepaart mit einem sehr nüchternen Erzählstil, wirkt dann recht brav. Die Fans scheinen es trotzdem zu lieben.

Ich habe die gekürzte Hörbuchversion erwischt und dabei nichts vermisst. Sie wird von Julia Nachtmann sehr schön gelesen. Sie schafft es, diesem eher spröden Text doch noch ein bisschen Leben einzuhauchen. Es dauert 14 Stunden und 3 Minuten.

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Veröffentlicht am 01.01.2024

Witzig, fantasievoll, nur ein bisschen viel davon

Der Spurenfinder
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An diesem Buch hat Marc-Uwe Kling wohl großen Spaß gehabt. Es ist ein Ideenfeuerwerk, das er zusammen mit seinen Töchtern geschrieben hat. Die beiden sind zwölf Jahre alt und Zwillinge, genau wie Ada und ...

An diesem Buch hat Marc-Uwe Kling wohl großen Spaß gehabt. Es ist ein Ideenfeuerwerk, das er zusammen mit seinen Töchtern geschrieben hat. Die beiden sind zwölf Jahre alt und Zwillinge, genau wie Ada und Naru in dieser Geschichte.

Elos von Bergen, der beste Spurenfinder des Reiches, hat sich aus Sicherheitsgründen nach Friedhofen zurückgezogen. Der Name ist Programm. Seine Kinder Ada und Naru langweilen sich schrecklich, bis ausgerechnet in der Nacht der Träume ein Mord geschieht. Schon müssen Spuren gefunden werden und Ada und Naru dürfen ihrem Vater assistieren.

Die Geschichte strotzt vor fantastisch-lustiger Ideen und macht großen Spaß. Allerdings hatte ich anfangs Probleme, mich einzuleben. Hier sind Kinder die Hauptfiguren, die schlau und mutig das Geschehen bestimmen. Es ist klar ein Jugendbuch, wird aber als neuer Roman des Autors beworben. Natürlich hat man auch als Erwachsener seinen Spaß daran, nur hätte ich gerne vorher gewusst, auf was ich mich einlasse.

Und dann hatten die Autoren deutlich zu viele Ideen für ein Buch. Hier wird man in eine zauberhafte neue Welt geworfen, hat aber keine Gelegenheit, sich einzuleben. Allein die Gründe, aus denen Elos und seine Kinder nach Friedhofen zogen, sind ein Buch wert. Nahezu jede Figur hat einen spannenden Hintergrund, der knapp angerissen wird und dann liegenbleibt. Man hat das Gefühl, Band fünf einer Reihe erwischt zu haben und fühlt sich um die Vorgeschichten betrogen. Viele wunderbare Kleinigkeiten gehen unter im Wust der Randgeschichten. Ich hätte zum Beispiel gerne die Tatsache bestaunt, dass der Kaiserpalast von Wächterinnen bewacht wird. Weiblichen Wächtern bin ich noch in keinem Buch begegnet, sie bekommen aber nur ein-zwei Nebensätze, weil die Geschichte des Bruders der Kaiserin erzählt werden muss.

Das Hörbuch liest der Autor selbst und macht das toll. Er beherrscht hundert verschiedene Stimmen (natürlich ist eine davon das Känguruh, klar.). Ihm zu lauschen, wenn Elos mit seinen Kindern Stimmonade mixt, um den Trank für eine Alte-Oma-Stimme zu bekommen, ist ganz großes Kino.

Es dauert 7 Stunden, 44 Minuten und ist ein großer Spaß, nicht perfekt, aber ein Spaß allemal.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Enttäuschend

Lichtspiel
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Ich war von „Tyll“ schwer beeindruckt und habe dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Und der Prolog scheint das noch absolut zu bestätigen. Da wird ein dementer Mann aus seinem Pflegeheim in eine ...

Ich war von „Tyll“ schwer beeindruckt und habe dieses Buch für einen sicheren Tipp gehalten. Und der Prolog scheint das noch absolut zu bestätigen. Da wird ein dementer Mann aus seinem Pflegeheim in eine Fernsehshow gezerrt. Man möchte ihn zu seiner Vergangenheit als Filmschaffender befragen, aber er gibt nicht die Antworten, die man sich gewünscht hat. Und was ist mit dem Film, der nie veröffentlicht wurde?

Das ist ein genialer Einstieg in ein Buch mit genialem Thema und macht genau das, was mir am Tyll so gefallen hat: Es transportiert elegant allzu Menschliches und deutet unterschwellig einen Hintergrund an, der eigentlich nicht erzählt wird. Leider erschöpft sich das im Prolog.
Was danach kommt, ist durchaus eine interessante, geschickt aufgebaute Geschichte, nur die Figuren werden dabei so überzeichnet, dass man kaum noch jemanden ernst nehmen kann.

Das Leben von G.W. Pabst bietet eine ganze Menge Themen. Als einer der ersten Filmregisseure hat er Filmhistorie miterlebt und gestaltet, den deutschen Film durchs Dritte Reich begleitet und sogar Asyl in Hollywood gesucht. Sein verschollenes Werk ist bis heute ein Mysterium und dessen Entstehung bringt sogar eine Spur Enthüllungsjournalismus ins Spiel. Nur geht dieser geniale Ansatz komplett unter, indem man ihn durch Witzfiguren ausgestalten. Sogar Papst selbst tritt weitgehend als unbeholfener Wicht in Erscheinung, der von seinem eigenen Hausmeister tyrannisiert wird, der selbst irgendwas zwischen Quasimodo und Dracula ist.
Wir lernen Berühmtheiten in Massen kennen, von denen keiner ein Gesicht bekommt. Nahezu blankes Namedropping berührt niemanden.

Meine anfängliche Begeisterung für dieses Buch hat sehr schnell nachgelassen. Es ist eine tolle Geschichte und ein originelles Stück Historie, die einem nahe gehen sollte. Ich konnte sie leider zu großen Teilen nicht ernst nehmen.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Hauptsächlich anstrengend

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Anfangs war ich davon überzeugt, ein neues Lieblingsbuch erwischt zu haben. Der Erzählstil ist grandios, frech, witzig, zynisch und dabei doch irgendwie originell poetisch. Dazu ist das Thema unschlagbar ...

Anfangs war ich davon überzeugt, ein neues Lieblingsbuch erwischt zu haben. Der Erzählstil ist grandios, frech, witzig, zynisch und dabei doch irgendwie originell poetisch. Dazu ist das Thema unschlagbar genial.
Maali Almeida, ein Kriegsfotograf aus Colombo, Spieler, Lebenskünstler und Liebhaber eines Ministersöhnchens, ist plötzlich tot und im Dazwischen gelandet. Er hat sieben Monde Zeit, seine Angelegenheiten zu regeln und die Aufnahmeformalitäten zu erledigen, dann wird entschieden, wie es mit ihm weitergeht. Darf er ins Licht gehen? Will er das überhaupt? Erst einmal will er wissen, warum er gestorben ist und dann sind da noch brisante Fotos, die die Welt sehen muss.
Das Geschehen hat Witz und morbiden Charme. Wie es im Dazwischen zugeht, wollten wir doch schon immer mal wissen. Das „Leben“ dort unterliegt Regeln, von denen noch niemand gehört hat und es ist bevölkert von Geistern und Dämonen jeder Art. Maali trifft hilfreiche Geister und auch andere. Im Dazwischen tummeln sich Tote, die eine Rolle in seinem Leben spielten oder auch historische Größen und erzählen aus Maalis Leben, gleichzeitig aber auch von der Geschichte Sri Lankas, einem Land mit Problemen, die gerade in einem brutalen Bürgerkrieg gipfeln.
Die Situation ist kompliziert.
"… such gar nicht erst nach den Guten, denn die gibt´s nicht. Jeder ist stolz und gierig, und keiner kann irgendwas lösen, bevor Geld geflossen ist oder Fäuste erhoben wurden"
Das hilft ein bisschen, macht aber nichts besser. In Sri Lanka leben Tamilen und Singalesen und bekriegen sich in den 80er Jahren aufs Blutigste, warum, scheinen sie selbst nicht genau zu wissen. Als Leser muss man damit leben, dass man oft nur mit höchster Konzentration versteht, wer gerade agiert, wie der ins Bild passt und welchem Lager er angehört. Auch da scheinen die Grenzen fließend zu sein. Jeder ist korrupt, jeder ist verlogen, niemandem geht es um die Sache, weil keiner weiß, was Sache ist.
So etwas zu lesen ist anstrengend. Trotz aller Bewunderung für die Idee und den Erzählstil hat mich das Buch bald mehr geärgert als begeistert. Dieses Buch muss man sich abringen.
Es mag sein, dass so ein Buch in vielerlei Hinsicht preisverdächtig ist, ein Lesevergnügen ist es jedenfalls nicht. Ich bin froh, es hinter mir zu haben.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Anrührende Geschichte, unpassender Hörbuchsprecher

IOSUA
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Das sind die Schattenseiten Berlins. Ein Clan von Kriminellen mit osteuropäischen Wurzeln kontrolliert die Stadt, organisiert einen Ring von Schlägern und Dieben, die nicht zimperlich sind.

Iosua ist ...

Das sind die Schattenseiten Berlins. Ein Clan von Kriminellen mit osteuropäischen Wurzeln kontrolliert die Stadt, organisiert einen Ring von Schlägern und Dieben, die nicht zimperlich sind.

Iosua ist der Kronprinz, der Sohn des Bosses, nur ist das eigentlich nicht sein Berufswunsch. Als er die Studentin Isabelle kennenlernt, möchte er endgültig aus diesen Kreisen ausbrechen, allerdings ist das nicht so einfach. Einmal in den Fängen dieser Mafia hat man nach deren Regeln zu spielen, ob man will oder nicht.

Das ist eine spannende, anrührende Liebesgeschichte, eine Tragödie, die zu Herzen gehen könnte, ein interessanter Ausflug in ein ungewöhnliches Milieu, alles was ein gutes Buch braucht. Mit dem Hörbuch hatte ich allerdings Schwierigkeiten.

Leider passt der Sprecher überhaupt nicht dazu. Er hat eine sympathische Märchenerzählerstimme, die ich mir schön für Kinderbücher vorstellen könnte. Hier ist sie deplatziert, wenn nicht gar störend. In dieser beschaulich österreichischen Sprachmelodie wirken gefühlvolle Passagen behäbig und Spannendes nahezu lächerlich. Dieses Buch hätte jemanden gebraucht, der es jünger und frischer präsentiert.

Es ist wirklich schwer, die Handlung vom Sprecher zu trennen, deshalb konnte es mich nur mäßig begeistern. Ich glaube, es hätte mir besser gefallen, wenn ich es gelesen hätte.

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