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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2023

Selbstverwirklichung einer starken Frau

Ich bin Frida
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Gegen die grauen, kalten Wintertage musste Farbe her, und was wäre da besser geeignet als „Ich bin Frida“ von Caroline Bernhard? Farbe, weil natürlich die Kunstwerke von Frida Kahlo vor Aussagekraft und ...

Gegen die grauen, kalten Wintertage musste Farbe her, und was wäre da besser geeignet als „Ich bin Frida“ von Caroline Bernhard? Farbe, weil natürlich die Kunstwerke von Frida Kahlo vor Aussagekraft und Farbigkeit nur so strotzen! Farbe aber auch, weil Frida Kahlo eine ausnehmend starke Persönlichkeit war, die mit ihrer Erscheinung Farbe in jeden Raum brachte.
Die Autorin hat sich einem Lebensabschnitt der mexikanischen Künstlerin gewidmet, der mir ehrlicherweise bisher eher unbekannt war, nämlich ihre Zeit in New York ab Oktober 1938. Doch obwohl mir viele Einzelheiten und Entwicklungen neu waren, habe ich vor allem den Mensch Frida Kahlo mit allen Ecken und Kanten, Widersprüchen und Zweifeln, aber auch voller Kraft und Stärke wiedererkannt. Die Schilderungen zeugen von herausragenden Recherchen der Autorin, denn nur so kann man eine bekannte Künstlerin und die damalige Zeit so lebendig und plastisch auferstehen lassen.
Während anfangs noch die ungewöhnliche Beziehung mit ihrem Ehemann Diego Rivera und die damit verbundenen widersprüchlichen Gefühle im Mittelpunkt stehen, bricht Frida daraus aus. Aus Frida Rivera wird Frida Kahlo, und diese macht sich allein auf den Weg, um in New York ihre erste Einzelausstellung zu betreuen.

Besonders gelungen fand ich auch die Passagen über die Entstehungsprozesse von einzelnen Bildern. Frida Kahlo hat einige Bilder immer wieder geändert und ergänzt, und dies fand ich wahnsinnig aufschlussreich zu lesen. Ich muss zugeben, dass ich einige Bilder nun mit anderen Augen sehe.

Ein sehr gut recherchierter und schön erzählter Roman über eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Die Magie der Marzipanküsse

Eisprinzen küsst man nicht
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Was könnte schöner sein als pünktlich zur Adventszeit nach Jolly Tree zurückzukehren? Nachdem in dem kleinen, verschneiten Ort in Vermont bereits Mia und James ihr Glück gefunden haben, verhilft der Weihnachtszauber ...

Was könnte schöner sein als pünktlich zur Adventszeit nach Jolly Tree zurückzukehren? Nachdem in dem kleinen, verschneiten Ort in Vermont bereits Mia und James ihr Glück gefunden haben, verhilft der Weihnachtszauber nun Alma zu viel weihnachtlichen Gefühlen. Eigentlich ist sie mit ihrem Job im B&B ganz zufrieden, auch wenn der nach der Trennung von ihrem fiesen Ex nur eine Notlösung ist. Doch dann schneit plötzlich ein ganz besonderer Gast herein: Calum Prince – wegen seiner kaltschnäuzigen Art auch „Eisprinz“ genannt. Dass er nicht immer so kühl und arrogant war, weiß Alma nur zu gut, denn auch wenn er sich nicht mehr daran erinnert, so konnte sie ihre erste Begegnung vor so vielen Jahren niemals vergessen.

Jolly Tree steht einfach für wunderbares Weihnachtsfeeling, reizende Kleinstadtbewohner und sehr leidenschaftliche Gefühle. Der Kurzroman schafft es, in nur rund 100 Seiten eine wirklich zuckersüße Weihnachtslovestory zu erzählen. Dabei gefiel mir dieser zweite Teil sogar noch besser als der erste! Wir haben Plätzchen (Marzipanküsse sogar mit Rezept im Buch!), Schnee, Kakao, Weihnachtslieder – und Leidenschaft, die die Kälte in Vermont zum Schmelzen bringt. Besonders niedlich fand ich Cals Besessenheit von Almas Sommersprossen! Mir hat dieser romantische Trip nach Jolly Tree viel Freude beim Lesen bereitet, ein richtig süßer Weihnachtskurzroman!

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Jagd durch Europa und durch die Zeiten

Die Bibliothek im Nebel
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1917 muss ein Bibliothekar aus Sankt Petersburg fliehen, nachdem er in den Wirren der Revolution seine Familie verloren hat. Auf einer Fähre macht er zwei schicksalverändernde Begegnungen – mit dem Mann, ...

1917 muss ein Bibliothekar aus Sankt Petersburg fliehen, nachdem er in den Wirren der Revolution seine Familie verloren hat. Auf einer Fähre macht er zwei schicksalverändernde Begegnungen – mit dem Mann, der sein Glück zerstört hat, und einem Mann, der nicht nur sein Leben retten wird.
1928 gerät ein kleines Mädchen in große Gefahr und ahnt noch nicht, dass ihr ganzes Leben bald Kopf stehen wird.
1957 ist aus diesem Mädchen eine erwachsene Frau geworden, die sich auf Spurensuche begibt und doch selbst Geheimnisse hütet.

Erneut ist Kai Meyer ein genial konstruierter Roman gelungen, dessen große Stärke darin besteht, dass eben diese Konstruktion nicht wuchtig im Vordergrund steht. Vielmehr kann man sich ganz auf diese Geschichte mit all ihren mannigfaltigen Eindrücken, grandiosen Beschreibungen und rätselhaften Komponenten einlassen und sich ihr ganz hingeben, ehe sich nach und nach die Zusammenhänge erschließen.

Was mich aber noch mehr begeisterte als der Roman an sich war dessen meisterhafte Verflechtung mit dem Vorgängerroman „Die Bücher, der Junge und die Nacht“. Meyer selbst sagte in einer Lesung, die ich besuchen durfte, dass „Die Bibliothek im Nebel“ keine Fortsetzung sein. Wohl wahr, denn es ist soviel mehr. Motive und Orte werden aufgegriffen, umklammert und eingeflochten, Personen werden zu Brückenpfeilern für später folgende Ereignisse. Vieles erscheint nun in einem anderen Licht und nach dem Ende des Romans packt mich das starke Bedürfnis, das zuvor erschienene Buch gleich noch einmal zu lesen und auf Spurensuche zu gehen. Ich bin übrigens aus tiefstem Herzen überzeugt, dass in einem Winkel des Gartens des Montecristo irgendwo eine sehr geliebte Minze wächst.

Insgesamt fand ich das erste Buch ein klein wenig vielschichtiger und komplexer, auch was die mythischen Komponenten anbelangt. Dafür konnte das zweite Buch mit Szenen wie aus alten Horrorstreifen punkten. So schnell werde ich mich keinem Puppentheater nähern können! Ich bin wahnsinnig gespannt, welche Überraschungen das dritte Buch für uns bereithält und gebe mich der Hoffnung hin, dass dies nicht der letzte Besuch im graphischen Viertel in Leipzig und nicht die letzte Begegnung mit einem russischen Gärtner und Abenteurer war.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Zarte Gefühle wie ein Blatt im Herbstwind

Die Melodie von rotem Ahorn
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Die Arbeit führt Nick für einige Wochen nach Japan, doch es gibt da auch noch die familiären Wurzeln seiner verstorbenen Mutter, die diese Reise für ihn besonders machen. Seine japanische Mutter war damals ...

Die Arbeit führt Nick für einige Wochen nach Japan, doch es gibt da auch noch die familiären Wurzeln seiner verstorbenen Mutter, die diese Reise für ihn besonders machen. Seine japanische Mutter war damals von ihren Eltern verstoßen worden, als sie zu Nicks Vater nach Deutschland gegangen war. Nick reist also ohnehin mit schwerem emotionalem Gepäck an, und dann trifft sie ihn wie ein Blitz, die Begegnung mit Lisa. Die Studentin läuft ihm gleich mehrmals über den Weg, und sehr schnell wird beiden klar, dass dies kein purer Zufall sein kann. Aber wie mit dem vermeintlichen Schicksal umgehen, wenn doch die äußeren Umstände so sehr dagegen sprechen? Während Nick bereit ist, sich Hals über Kopf in den Strudel der Gefühle zu stürzen und alles Weitere auf sich zukommen zu lassen, ist Lisa gefangen in ihren Ängsten und schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit.

Für mich spiegelte sich der Handlungsort Japan nicht nur in zahlreichen Ortsbeschreibungen und Alltagserfahrungen wider, sondern auch im Erzähltempo und dem Sprachstil. Dabei nähert sich der Autor respektvoll und verständniswerbend, aber durchaus auch mit Humor der japanischen Kultur und Lebensweise an, wobei es durchaus auch kritische Betrachtungen etwa des Frauenbildes gibt. Sven Jähnel schafft es darüber hinaus, Zartheit, Sanftmut und eine gewisse Melancholie allein durch seinen Erzählstil zu transportieren und damit die Geschichte von Nick und Lisa in eine besondere Atmosphäre zu hüllen. Seine Sprache verleiht dem Roman eine ganz besondere Grundstimmung, und genau hierin liegt für mich die Magie dieser Erzählung. Besonders gut gefielen mir auch die tiefen Charaktere, denen er Ecken und Kanten, Zögern und Zweifel zugesteht. Gerade Lisas Hadern und Zaudern sorgt dafür, dass die Liebesgeschichte nicht zu süß oder gar kitschig gerät, sondern es sind überwältigende Emotionen, die beide Liebende im ersten Moment überfordern.

Für mich ein ganz wunderbarer Roman über Japan, über die Liebe und den besonderen Zauber des japanischen Herbstes.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Die Schlange im Paradies

Die Frauen der Kamelien-Insel
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Nachdem mich der Auftakt der Kamelieninsel-Reihe so verzaubern konnte, freute ich mich ganz besonders auf die Rückkehr in die Bretagne. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn gleich zum Einstieg in den zweiten ...

Nachdem mich der Auftakt der Kamelieninsel-Reihe so verzaubern konnte, freute ich mich ganz besonders auf die Rückkehr in die Bretagne. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn gleich zum Einstieg in den zweiten Band dürfen wir an der bretonischen Hochzeit von Sylvia und Maël teilhaben.

Doch wie es im Leben oft so ist, kommt nach dem Höhepunkt der Romantik der Alltag mit all seinen Hürden und Ernüchterungen, und so haben Sylvia und Maël auch bald alle Hände voll zu tun mit der Versteigerung der Sylviana-Kamelie, der Modernisierung der Bauten auf der Insel – und einem gänzlich unterwarteten Problem namens Chloé. Die Ex-Freundin von Maël hat eine wahre Überraschung im Gepäck, nämlich dessen angeblichen Sohn Noah, und benimmt sich fortan wie die Schlange im Kamelienparadies.

Der Roman bietet Spannung, unerwartete Wendungen und Entwicklungen sowie ausgefeilte, starke Charaktere. Vor allem zeigt Tabea Bach wieder einmal ihr enormes Talent, auf den Gefühlen ihrer Leser*innen zu spielen wie auf einem Instrument. Immer wieder staune ich, wie sehr mich ihre Romane emotional aufwühlen. Gerade die Konstellation, dass sich Chloé zwischen Maël und Sylvia und in die Abläufe der Insel drängt, hat mein Blut in Wallung versetzt, ich war wütend, litt mit Sylvia und spürte ihre Verletzungen. Oh, wie habe ich mit Maël gehadert, seinem bisweilen gedankenlosen und unsensiblen Verhalten. Aber genau darin liegt die Stärke dieser Romane, denn sie berühren und lassen beim Lesen nicht kalt. Im Gegenteil, nach einer wahnsinnig aufregenden Szene gab es einen Moment, der mich tatsächlich zu Tränen gerührt hat. Das ist es letztendlich doch, was wir uns beim Lesen wünschen, nämlich berührt zu werden, uns bewegen zu lassen. Wer sich darauf einlassen kann, wird in diesem Roman reich belohnt.

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