Ein Roman wie eine kühle Sommerbrise: Leicht und wohltuend erfrischend
Zaubersommer in Friday HarborWas auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist ...
Was auf den ersten Blick wie ein typischer Frauenroman klingt, entpuppt sich als sehr einfühlsame Liebesgeschichte. Schon das erste Kapitel, das eine kurze Episode aus Lucys Vergangenheit enthüllt, beweist Lisa Kleypas’ Händchen für gut durchdachte Figuren. Und das nicht bloß hier, sondern auch im gesamten Buch. Selbst die Nebenfiguren besitzen einen Charme, dem man sich nur schwer entziehen kann und man würde gerne mehr über sie erfahren, vor allem über Sams Brüder Alex und Mark, deren Schicksal ja in den beiden anderen in sich abgeschlossenen Bänden über Friday Harbor geschildert wird.
Die Annäherung der zwei Hauptcharaktere erfolgt dabei mit sehr viel Sensibilität und nicht Knall auf Fall, wie man es von herkömmlichen Liebesschnulzen kennt. Die Autorin schafft es, die aufkeimenden Gefühle der beiden ohne viel Kitsch oder schwülstige Worte realistisch und doch romantisch darzulegen. Poetisch geschriebene Szenen wechseln sich mit liebevoll gestalteten Alltagsgeschehnissen ab und sorgen für genügend Abwechslung.
Daneben spielt Magie eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht allein Lucy bezaubert durch ihre tiefe Verbundenheit mit dem Glas, das sich unter dem Einfluss ihrer Gefühle in etwas Lebendiges verwandelt. Nein, auch Sam besitzt eine besondere Gabe, die es ihm ermöglicht, die Bedürfnisse Pflanzen aller Art zu verstehen.
Leider geht diese Magie in der Story etwas unter. In manchen Szenen wirkt sie sogar lediglich als Mittel zum Zweck, um die Verbundenheit der zwei Protagonisten zueinander aufzuzeigen. Eine kleine Portion mehr davon hätte dem Roman sicher nicht geschadet, ohne sofort das übernatürliche Element zu stark in den Mittelpunkt zu rücken. So erscheint es mir ein bisschen zu zaghaft dosiert.
Ebenso verhält es meiner Meinung nach mit den Beschreibungen zu Lucys Beruf. Sams Beziehung zu seinen Weinstöcken und seinem Gut wird im Gegenzug dazu sehr ausführlich dargestellt, auf eine Art und Weise, die ich mir auch für Lucy und ihre Arbeit gewünscht hätte.
Fazit
Zaubersommer in Friday Harbor ist ein wundervoller Liebesroman für alle, die Vertreter dieses Genres mit mehr Tiefe bevorzugen. Einfühlsam dargestellte Figuren und eine realistische Annäherung der beiden Hauptcharaktere aneinander machen das Werk zu einem wahren Lesegenuss. Obwohl die Magie, die schon im Titel angedeutet wird, und Lucys Profession ein wenig zu kurz kommen, unterhält das Buch von der ersten bis zur letzten Seite.
Wer also etwas sucht, um sich über den verregneten Sommer hinwegzutrösten und sich verzaubern zu lassen, der kann hier bedenkenlos zugreifen!