Packende Handlung in einem an ein Computerspiel erinnernden Setting
Die EnklaveDie Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch ...
Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch nicht gelesen habe, aber zumindest das Computerspiel dazu kenne.
Atmosphärisch bringt die Autorin genau das rüber, was ich von diesem Schauplatz erwartet habe, und schafft sogar noch mehr: Die an eine frühe Kultur erinnernde Enklave mit ihren Lebensweisen und vor allem Richtlinien zum Überleben wird realitätsnah beschrieben. Bedrückend, düster, gefährlich, schnörkellos, so präsentiert sich dem Leser der Alltag in den alten U-Bahntunneln. Anfangs erkennt man kaum, dass man eigentlich eine Zukunftsversion der eigenen Gegenwart und keine Höhlen einer vergangenen Epoche vor sich hat. Erst nach und nach erschließt sich die wahre Tragweite einer Existenz in jener unwirklichen Umgebung. Dabei hat mich Ann Aguirre immer wieder überrascht, wie gut es ihr gelingt, diesen unbedarften Blick auf für uns so alltägliche Orte und vor allem Gegenstände darzustellen. Man wird regelrecht in die Perspektive Zweis hineingeworfen und kann sich daher auch sehr gut mit ihr identifizieren.
Der flüssige und fesselnde Schreibstil und die spannende, abwechslungsreiche Handlung tragen ihr Übriges dazu bei, dass man von der Geschichte gefangen genommen wird und unbedingt weiterlesen will. Die richtig dosierten Actionszenen und eine Liebesgeschichte, die sich entgegen anderer Dystopien nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, haben mir besonders gut gefallen. Man ist wirklich mittendrin und fühlt sich nicht nur wie ein Beobachter.
Gerade deswegen ist es manchmal etwas ärgerlich, dass gewisse Ereignisse zu schnell abgehandelt werden. An einigen Stellen springt die Handlung von einem Schauplatz zum anderen, was einen schon mal aus dem kurzweiligen Lesefluss reißen kann. Obwohl die knappe Art der Berichterstattung sehr zu Zweis pragmatisch veranlagtem Charakter passt, wirkt sie hin und wieder doch zu knapp.
Fazit
Die Enklave bietet eine mitreißende Story und mit den zombieähnlichen Freaks Gegner, die auch männlichen Lesern zusagen könnten. Anlehnungen an gewisse Computerspiele sind auf alle Fälle gegeben, selbst wenn Zweis Schicksal wesentlich tiefgründiger gestaltet ist als die meisten Horrorshooter. Die Hauptfiguren wissen zu überzeugen, ihre Lebensweise und Lebenseinstellung sind perfekt auf die Umgebung abgestimmt, in der sie aufgewachsen sind. Ab und zu ist die Handlung nicht so detailreich geschildert, wie ich es gerne gehabt hätte, aber das hält sich in Grenzen.
Für all diejenigen, die eine andersartige Dystopie suchen, bei der weniger irgendwelche romantischen, sondern eher actionreiche Szenen im Vordergrund stehen, ist der Roman bestens geeignet.