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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2017

bitterböse

Leere Herzen
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Juli Zeh zeichnet in ihrem neuen Roman „Leere Herzen“ ein düsteres, ja fast dystopisches Bild vom Deutschland der nahen Zukunft. Es ist eine Gesellschaft, in der der Einzelne nicht mehr als Mensch zählt. ...

Juli Zeh zeichnet in ihrem neuen Roman „Leere Herzen“ ein düsteres, ja fast dystopisches Bild vom Deutschland der nahen Zukunft. Es ist eine Gesellschaft, in der der Einzelne nicht mehr als Mensch zählt. In der Oberflächlichkeit und Austauschbarkeit dem Menschen seine Menschlichkeit nehmen. Und niemand scheint sich daran zu stören.
Britta und Babak haben diese Einstellung mit ihrer Firma „Die Brücke“ auf die Spitze getrieben. Sie führen eine Firma mit der modernen Mischung zwischen Auftragsmord und Gehirnwäsche. Rücksichtslos und erfolgreich mit einem Konzept, welches nicht lange unbeachtet bleibt. Als Nachahmer ihnen potentielle Kunden streitig machen, versuchen die beiden das zu unterbinden und geraten schnell selbst ins Visier ihrer gefährlichen Konkurrenten.
Juli Zeh gelingt mit ihrem neuen Buch wieder mal etwas ganz Neues. D.H. sie kleidet ihre Gesellschaftskritik diesmal in eine Parabel, die nicht die Realität abbildet sondern eine mögliche Vision sein soll, wie wir uns entwickeln könnten. Überspitzt und dabei erschreckend, weil man vieles durchaus wiedererkennt. Sie versucht auch durch den harten Erzählstil der Geschichte einen eigenen Ton zu geben. Treffender hätte man den Titel nicht wählen können. Ihre Protagonisten scheinen gefühlsleer und herzlos gleichermaßen.
Eine unterhaltsame Geschichte. Allerdings gefiel mir „Unterleuten“ noch einen Hauch besser. Vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 16.10.2017

schräge Charaktere

Crimson Lake
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Der Ex-Polizist Ted und die verurteilte Mörderin Amanda, was für ein Dreamteam. Besser hätte man die beiden gar nicht zusammentragen können. Beide sind Außenseiter der Gesellschaft, da sie für ein Verbrechen ...

Der Ex-Polizist Ted und die verurteilte Mörderin Amanda, was für ein Dreamteam. Besser hätte man die beiden gar nicht zusammentragen können. Beide sind Außenseiter der Gesellschaft, da sie für ein Verbrechen verurteilt wurden. Sie haben keine Freunde, keine Familie, können sich also richtig in die Suche nach einer vermissten Person verbeißen. Sie könnten sich damit vielleicht sogar rehabilitieren. Aber auf jeden Fall brauchen sie den Job für ihr Seelenheil um raus zu kommen aus dem schwarzen Loch, in dem beide irgendwie stecken. Und jetzt stecken sie erst mal gemeinsam drinnen. Die beiden müssen sich erst mal zusammenraufen. Und weder sie noch der Leser wissen, wer hier schuldig ist und wer unschuldig.

Die Autorin Candice Fox steht auf ungewöhnliche Charaktere mit einem rabenschwarzen Vorleben und seltsamen Eigenheiten. Der Thriller hat sicher nicht als oberster Priorität Realismus. Aber er soll dem Leser Spaß machen und in einen spannenden Strudel reinziehen. Das gelingt gut und über die ein oder andere Ungereimtheit habe ich nachsichtig hinweggesehen. Das Buch lebt vor allem von den Charakteren. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Jenny die Zweite

Niemals
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Andreas Pflüger legt nach. Nach dem ersten Band mit seiner ungewöhnlichen Ermittlerin, der erblindeten Jenny Aaron, kommt nun mit „Endgültig“ der zweite Teil heraus. Wieder ist das Cover schlicht aber ...

Andreas Pflüger legt nach. Nach dem ersten Band mit seiner ungewöhnlichen Ermittlerin, der erblindeten Jenny Aaron, kommt nun mit „Endgültig“ der zweite Teil heraus. Wieder ist das Cover schlicht aber durch den farbigen Schnitt und die Blindenschrift etwas ganz Besonderes. Sieht toll aus. In verschiedenen Zeitebenen begleiten wir Jenny sowohl in der Vergangenheit, auch als sie noch sehen konnte, und in der Gegenwart. Man muss sich einlassen auf den teils stakkatoartig knappen Schreibstil und eine ungewöhnliche Heldin. Da sie nicht mehr sehen kann, hat sie ihre anderen Sinne zu Höchstleistung erzogen und ersetzt damit ihr Augenlicht.

Außerdem ist sie eine geübte Einzelkämpferin und ist so gut wie furchtlos und fast allen Männern überlegen. Einerseits ist das manchmal fast etwas zu viel des Guten aber irgendwie passt es zu Jenny. Man merkt auch, dass der Autor versucht zu erklären, wie es möglich ist, dass Jenny immer wieder als Siegerin auch aus scheinbar ausweglosen Situationen herauskommt.

Der Plott ist etwas vertrackt und nur langsam erfährt man die Zusammenhänge. Außerdem bleibt das Ende mit ein, zwei kleinen offenen Enden, damit man sich schon auf den dritten Band dieser Reihe freuen kann.
Ich mag Jenny einfach, weil mich ihre Behinderung und wie sie diese meistert, fasziniert. Ich war etwas überrascht, dass angedeutet wird, dass es vielleicht die Möglichkeit einer Heilung geben könnte. Dass Teile ihres Augenlichts zurückkehren. Einerseits nimmt das der Reihe etwas das Besondere aber andererseits könnte ich es mir auch als tollen Abschluss einer Trilogie vorstellen. Ich bin gespannt.

Veröffentlicht am 22.09.2017

spannender zweiter Band

Die Toten von Natchez
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„Die Toten von Natchez“ schließt nahtlos an den ersten Band der Trilogie von Greg Iles an. Der Autor versucht die ersten ca. 50 Seiten die Geschehnisse von „Natchez Burning“ zu komprimieren. Für Leute, ...

„Die Toten von Natchez“ schließt nahtlos an den ersten Band der Trilogie von Greg Iles an. Der Autor versucht die ersten ca. 50 Seiten die Geschehnisse von „Natchez Burning“ zu komprimieren. Für Leute, die den ersten nicht kennen, mutet das vielleicht etwas überladen an. Für mich war es eine gute Auffrischung und ein Start in einen spannungsgeladenen zweiten Teil.

Einige Rezensenten bemängeln die Unglaubwürdigkeit der Handlung und die überzogene Zeichnung der Charaktere. Meines Wissens hat Iles mehrere Jahre recherchiert und geschrieben und auch wenn er sicher mit eigener Phantasie leere Stellen gefüllt hat und die Protagonisten erfundene sind, so scheinen doch viele der Geschehnisse auf wahren Begebenheiten zu beruhen und vor allem der Rassenhass und die unglaubliche Unterwanderung sämtlicher Bereiche des Lebens mit Rechtsradikalen, Mördern und Verbrechern ist wohl keineswegs aus der Luft gegriffen.

Man riecht den dreckigen Sumpf der Südstaaten aus jeder Seite dieses Buches. Das erschreckt und stößt ab aber es ist auch unglaublich unterhaltsam zu lesen.
Es handelt sich natürlich um einen Roman. Und man darf nicht alles auf die Goldwaage legen. Und manches ist etwas vorhersehbar und typisch amerikanisch – dafür ziehe ich ein kleines Sternchen ab. Aber ich kann den Thriller als genau dass empfehlen, was er auch sein soll. Als einen actiongeladenen Spannungsroman mit realen Hintergründen, der laut, blutig und sprachgewaltig unterhalten will.

Mir hat es gefallen und ich lechze nach dem Finale.

Veröffentlicht am 01.09.2017

M.I.A.

M.I.A. - Das Schneekind
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Sandra ist auf der Landstraße nachts in einen schweren Unfall verwickelt. Der Fahrer des anderen Autos wird dabei getötet. Auf dem Rücksitz des Fahrzeuges entdeckt Sandra ein etwa siebenjähriges Mädchen. ...

Sandra ist auf der Landstraße nachts in einen schweren Unfall verwickelt. Der Fahrer des anderen Autos wird dabei getötet. Auf dem Rücksitz des Fahrzeuges entdeckt Sandra ein etwa siebenjähriges Mädchen. Mia. Fast unverletzt kann sie sie aus dem Auto holen und verbringt eine Nacht mit ihr in einer Hütte, bevor beide es zur Polizei und ins Krankenhaus schaffen. Schon in der Nacht kommt Sandra einiges seltsam vor an dem Mädchen. Sie klagt über starke Übelkeit und muss irgendwelche starken Medikamente nehmen. Sie redet auch wie ein viel älteres Kind und erzählt, dass ihre ersten Eltern tot sind – und jetzt auch der zweite Vater. Die Mutter – oder Pflegemutter – ist seltsam kühl und nur daran interessiert ob Sandra etwas aus dem Unfallwagen mitgenommen hätte.

Sandra vertraut ihre besorgten Zweifel ihrem Nachbarn an. Ein Mann, den sie kaum kennt, der ihr aber sympathisch ist, da ihr Kater Berlioz ihn als Zweitmensch akzeptiert und liebt. Die wenigen Fakten reichen ihm, um in der nächsten Nacht im Internet nachzuforschen. Am Morgen danach ist aber sein Haus abgebrannt und eine Leiche wird gefunden. Ist es ihr Nachbar? Was hat er herausgefunden? Gibt es einen Zusammenhang? Sandra forscht nun auf eigene Faust nach.

Der Plot ist kurz und zackig erzählt. Es geht Schlag auf Schlag und Sandra ist sehr bald in großer Gefahr. Spannend wird die Story auch, weil man nicht genau weiß, wer alles zu den „Bösen“ gehört. Ist vielleicht sogar die Polizei involviert? Und wenn ja, dann auch die deutsche oder doch nur die aus der Schweiz? Es beginnt ein Katz und Mausspiel in dessen Zentrum das seltsame Kind Mia steht, welches, man ahnt es schnell, kein gewöhnlicher Mensch ist. Mehr will ich nicht verraten. Das Buch ist relativ dünn und schnell gelesen. Das Buch hat mir gut gefallen. Ich mochte den knappen Erzählstil gerne. Erinnerte an andere Bücher von Edgar Rai.