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Veröffentlicht am 26.11.2023

Rasantes aus der Welt der Hacker/innen

The Unknown Link: Cyberella
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Vorab: ich habe die ersten beiden Teile der Trilogie nicht (vollständig) gelesen. Der Prolog in diesem Buch beginnt rasant und spannend mit einer Flucht. Danach begleiten wir die Hauptprotagonistin Zara ...

Vorab: ich habe die ersten beiden Teile der Trilogie nicht (vollständig) gelesen. Der Prolog in diesem Buch beginnt rasant und spannend mit einer Flucht. Danach begleiten wir die Hauptprotagonistin Zara aka Cyberella in einer Reise um die Welt, um unerkannt Mister Unknown zu treffen, der ihr ein Angebot macht, gemeinsam einen Erzfeind aufzuspüren und zu besiegen. Doch es kommt anders und schnell ist Zara dabei gemeinsam mit einigen Verbündeten die Welt zu retten. Ihre KI "Spinne" bekommt ungewollt eine wesentliche Rolle in dem drohenden Unheil...

Zwar war "The Unknown Link" durchaus spannend und kurzweilig zu lesen, ich konnte mich aber nie ganz in die Geschichte hineinversetzen. Ich hatte ständig das Gefühl, dass mir Details aus den Vorgängerromanen fehlen, auch wenn doch einiges geschildert wird - ich würde aber auf alle Fälle empfehlen, die ersten beiden Bände der Reihe zu lesen, wenn einem die Reihe grundsätzlich zusagt! Ich hatte mit dem ersten Teil "The Backdoor Link" begonnen, konnte mich aber auch hier nicht in die Story einfinden und gab nach 70 Seiten auf. Irgendwie fehlte es mir bei beiden Werken an Tiefe, trotzdem es sich zweifelsohne um eine komplex erschaffene Welt an Hackern und Systemsprengern handelt. Meinem persönlichen Geschmack hätte es entsprochen, wenn die ideologischen Hintergründe der verschiedenen Taten intensiver beleuchtet worden wären. Auch war für mich die doch recht oberflächliche Beschreibung der Hacker/innen-Welt nicht sonderlich glaubwürdig, ich empfand einiges als unrealistisch. Würde die Reihe verfilmt werden, würde es sich definitiv um einen Action-Film handeln. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass es mir nicht so zugesagt hat, bevorzuge ich grundsätzlich langsame und tiefgründigere Geschichten.

Mein Fazit: Roland Hebesberger hat zweifelsohne eine rasante, actionreiche Hacker/innen-Welt mit diversen Charakteren erschaffen, der es für meinen persönlichen Geschmack aber an Tiefgang und Entschleunigung fehlt. Wer zahlreiche Wendungen und ein schnelles Tempo mag, ist hier aber sicher gut aufgehoben, wie die vielen positiven Rezensionen belegen.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Ambivalenz und Aufarbeitung

Kajzer
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„[…] wogende Hügel, fette Heuballen, Berge in der Ferne. Ein paar große moderne Häuser, weit genug auseinander, um als Teil der Szenerie durchzugehen. Es fühlte sich vertraut an, oder vielleicht meine ...

„[…] wogende Hügel, fette Heuballen, Berge in der Ferne. Ein paar große moderne Häuser, weit genug auseinander, um als Teil der Szenerie durchzugehen. Es fühlte sich vertraut an, oder vielleicht meine ich nicht vertraut, sondern erwartet: So sieht ein Ort mit der schrecklichsten Geschichte aus, so etwas geschieht, wenn die Zeit sich darüber hergemacht hat. Je düsterer die Geschichte, desto opulenter die Landschaft? Schotterwerk hatte zumindest elf Baracken und beherbergte mindestens 1250 Häftlinge. Ich blieb nicht länger; das Malerische verstimmte mich.“ (S. 235)

Menachem Kaiser, kanadischer Autor mit Jüdischen Wurzeln, macht sich auf, die Geschichte seiner Familie zu ergründen. Schnell gerät sein Großvater, den er nie kennengelernt hatte, in den Fokus seines Interesses. Wenig weiß er über ihn, doch plötzlich findet er heraus, dass sich der Vater seines Vaters über 20 Jahre darum bemüht hatte, Restitution für ein Haus in einer polnischen Stadt, welches die Familie durch die Shoa verloren hatte, zu erlangen. Hier beginnt die abenteuerliche Reise, die den Autor zahlreiche Male nach Polen führt; die ihn wundersame Menschen treffen; die berührende Geschichten über seine Verwandtschaft zutage treten und die ihn die schrecklichste aller Geschichten ein Stück weit aufarbeiten lässt.

Die Erzählung über seine Familie und die Idee seines Großvaters, das Haus in Polen wieder in Familienbesitz zurückzuholen, wiederaufzunehmen und selbst dabei sein Glück zu versuchen, beginnt spannend und kurzweilig. Immer wieder lässt der Autor die Leser/innen an seinen teils philosophischen und moralischen Gedankengängen teilhaben. Es ist durchaus erhellend mitzuverfolgen, wie er sich in Polen auf Spurensuche begibt, die Bewohner/innen des mutmaßlichen Familienhauses kennenlernt und sich mit dem Polnischen Justizsystem durchschlägt. Doch dann, nach rund 60 Seiten, beginnen weitere knapp 100 Seiten, die mich fast zur Aufgabe getrieben hätten. Für meinen Geschmack viel zu ausführlich beschreibt er Begegnungen mit sogenannten Schatzsuchern, die eine Obsession mit einem mysteriösen, unterirdischen Nazi-Bauwerk, genannt „Riese“, entwickelt haben und ihr Leben scheinbar der Schatzsuche in diesem Gebilde verschrieben haben. Kaiser fühlt sich wohl von ihnen angezogen als auch abgestoßen zugleich – die Faszination muss aber doch so stark gewesen sein, dass er es wert fand, beinahe 100 Seiten über sie zu schreiben. Warum dies so ausführlich geschehen musste und was das zum Fortgang der Geschichte, die er erzählen mag, beigetragen hat, ist mir nach (doch noch geschaffter) Beendigung des Buches überhaupt nicht klar. Ein kurzes Kapitel darüber wäre meines Erachtens ausreichend gewesen. So habe ich das Buch genommen, ein paar Seiten gelesen, es aus Langeweile wieder weggelegt, pflichtbewusst wieder aufgenommen – und nach kurzer Zeit wieder weggelegt. Immer und immer wieder habe ich mir gedacht, ich muss dem Buch noch eine Chance geben. Und nachdem die Ergüsse über die Schatzsucher ein Ende nahm, wurde ich belohnt: es wurde wieder lesbar! Wie ein Detektiv ergründet er die Geschichten seiner Verwandtschaft – besonders jene von Abraham, einem Cousin seines Großvaters (auf den er zugegebenermaßen durch die Schatzsucher gekommen ist) – seine Erlebnisse sind berührend und unergründlich zugleich. Das Ende des Buches finde ich jedoch irgendwie wieder unbefriedigend. Für mich wirkt es nicht abgerundet – eine Sache bleibt unabgeschlossen – ich möchte hier nicht spoilern, aber er hätte mit dem Abschluss des Buches ruhig noch den Ausgang abwarten können. Auch wenn das noch 20 Jahre gedauert hätte, die erzählte Geschichte hat nichts an Dringlichkeit.

Für mich ist das Buch sehr ambivalent – einerseits hochspannend und stilistisch gut geschrieben, andererseits nervtötend und das Ende nicht zufriedenstellend. Der Autor lässt einen in die Jüdische Lebenswelt eintauchen, bringt den Lesenden aber auch seine Wahrnehmung der Polnischen Gesellschaft näher und gibt Einblicke in den Umgang mit deren Nazi-Vergangenheit. Ich bin überzeugt, dass es bessere Bücher über die Spurensuche in die Jüdische (Familien-)Vergangenheit gibt, nichts desto trotz hat „Kajzer“ seine interessanten und bereichernden Seiten.

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