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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein Thriller-Highlight 2024

Krähentage
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Schon der erste Tag der neu gegründeten Abteilung "Gruppe 4" hat es in sich. Nicht nun der brutale Überfall einer jungen Frau in ihrer eigenen Wohnung schreit nach schneller Aufklärung, auch zwei kurz ...

Schon der erste Tag der neu gegründeten Abteilung "Gruppe 4" hat es in sich. Nicht nun der brutale Überfall einer jungen Frau in ihrer eigenen Wohnung schreit nach schneller Aufklärung, auch zwei kurz aufeinander folgende grausame Morde an einer alten Frau und einem jungen Studenten, die beide nach ihrem Tod noch gesehen wurden, gibt Rätsel auf. Schnell wird klar, dass der nächste Krähenmord nicht lange auf sich warten lassen wird, denn der Täter gibt ein unbarmherziges Tempo vor. Was hat es mit den Krähen auf sich, die am jeweiligen Tatort zurückgelassen werden und den Ermittlern jeweils ein Bild des Grauens bescheren? Jakob Krogh und Mila Weiss haben keine Zeit, sich gegenseitig und ihr neu zusammengewürfeltes Team erst einmal in Ruhe kennenzulernen und die Rollen untereinander aufzuteilen, denn die Uhr tickt...

Zum Buch:
"Krähentage" von Benjamin Cors ist der erste Thriller um die Ermittler Jakob Krogh und Mila Weiss. Er hat bereits eine beliebte Serie von Krimis veröffentlicht, die in der Normandie spielen, doch mit dieser Story betritt er die düstere Bühne des Thriller-Genres. Und chapeau, er kann auch Thriller! Der Spannungsbogen wird bereits gleich zu Beginn strammgezogen und baut sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr auf. Die Kapitel sind von angenehmer Länge, mal kurz, mal länger, aber meistens mit einem Cliffhanger am Ende, der es dem Leser sehr schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Der Schreibstil und die Dialoge sind lebendig und bildstark, die Geschichte an sich nachvollziehbar und glaubhaft, wenn auch natürlich ziemlich abgefahren, was Motiv und die Krähen anbelangt. Aber gut, man(n) muss sich ja auf dem weiten Feld der Thrillerwelt ja auch etwas einfallen lassen, was noch nicht völlig ausgelutscht ist. Die Erzählperspektive wechselt häufig, was die Geschichte noch facettenreicher macht, die Spannung steigert und das Tempo hoch hält. Die Charaktere sind angenehm kantig und interessant - manchmal vielleicht etwas übertrieben kantig bzw. eher stachlig, aber man lernt im Laufe der Story auch die verletzlichen Seiten besser kennen, was einem die Protagonisten immer mehr ans Herz wachsen lässt. Auch der Rest des Teams um Jakob und Mila sind spannend und es zeigt sich wieder einmal auf's Neue: Der Spaßfaktor an einer gute Serie steht und fällt mit den Ermittlern und ihrem Team. Es geht nicht klar hervor, ob dies der Auftakt einer neuen Thriller-Serie sein soll, doch der Epilog lässt stark vermuten, dass die Geschichte noch nicht auserzählt ist und in einem nächsten Buch seine Fortsetzung finden wird.

Persönliche Meinung:
Ich hatte schon lange keinen Thriller mehr in der Hand, der mich von Beginn bis Ende so gefesselt hat. Mag sein, dass ich schon zu viele gelesen habe und dadurch etwas "abgestumpft" bin, doch diese Geschichte konnte ich kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es weiterging. Auch die Charaktere haben mich überzeugt, wobei es bei Mila etwas gedauert hat, bis der Funke übergesprungen ist, da ich ihre stachlige Art gerade am Anfang ziemlich übertrieben fand. Auch die anderen Teammitglieder fand ich gelungen skizziert und bin schnell mit ihnen warmgeworden, auch wenn ich so manche ihrer Handlungsweisen nicht ganz nachvollziehen konnte. Mit den Krähen spielt der Autor zudem gekonnt mit dem Unbehagen und leichten Gruseln, die viele Menschen diesen oft als "Boten des Todes" verrufenen Vögeln entgegenbringen,
Ich hoffe, dass es ein Wiedersehen bzw. Wiederlesen gibt und dies der Auftakt einer neuen Thriller-Serie wird.

Fazit:
Ein Thriller, wie er sein soll: frisch, knackig, gruslig und spannend bis zum Schluss mit interessanten Ermittlern und einem ziemlich abgründigen Täter. Eines der Thriller-Highlights 2024!

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Zwischen Recht und Gerechtigkeit liegt für manche die Selbstjustiz

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Im inzwischen 11. Taunuskrimi wird die sechzehnjährige Larissa Böhlefeld erdrosselt im tiefen Schnee hinter einem Marienbildstock aufgefunden. Der Täter scheint schnell festzustehen, denn kurz vor ihrem ...

Im inzwischen 11. Taunuskrimi wird die sechzehnjährige Larissa Böhlefeld erdrosselt im tiefen Schnee hinter einem Marienbildstock aufgefunden. Der Täter scheint schnell festzustehen, denn kurz vor ihrem Tod wurde Lissy noch zusammen mit dem jungen Afghanen Farwad Mahmoudi gesehen, einem wegen Vergewaltigung kürzlich aus der Haft entlassenen Asylbewerber. Doch als die Kripo ihn befragen will, ist er plötzlich spurlos verschwunden. Es wird vermutet, dass er sich abgesetzt hat, was eine öffentliche Fahndung nach sich zieht. Die Stimmung in der Bevölkerung auf dieses schon seit Jahren sensible Thema kocht erneut hoch, Flüchtlingswohnheime werden attackiert und Selbstjustiz verübt.
Nur wenig später läuft nachts ein schwer verletzter Mann auf einer abgelegenen Landstrasse vor ein Auto und verstirbt, der Körper des Mannes weist schwere Bisswunden auf. Die Recherchen des zuständigen K11-Teams der Kripo Hofheim rund um Oliver von Bodenstein und Pia Sander ergeben, dass der Mann in der Vergangenheit für den Tod einer schwangeren Frau verantwortlich war. Es bleibt nicht bei diesem einen Fall, bei dem verurteilte Straftäter entweder spurlos verschwinden oder zu Tode kommen. Schließlich kommt es zu einem schrecklichen Vorfall am Landgericht, welches Bodenstein und sein Team schwer mitnimmt, denn ihnen wird klar, dass nicht nur alles irgendwie zusammenhängt, sondern auch ihr Vertrauen darauf, wie gut sie sich untereinander zu kennen glaubten, tief erschüttert...

Zum Buch:
Neben den bekannten Ermittlern Oliver von Bodenstein und Pia Sander steht diesmal auch ihre Kollegin Kathrin Fachinger im Fokus der Geschichte. Während Pia auch private Sorgen umtreiben, erlebt Oliver nicht zum ersten Mal ein Trauma, als vor seinen Augen ein langjähriges Teammitglied getötet wird. Das ganze Team muss sich mit der schmerzhaften Frage auseinandersetzen, wie gut sie die Kollegen wirklich kennen, mit denen sie schon seit Jahren eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die einzelnen Mitglieder des K11-Teams entwickeln sich in jedem der Taunus-Krimis kontinuierlich und plausibel weiter und zeigen durch die Einblicke in ihr privates Leben, dass auch sie nur Menschen mit Ecken und Kanten sind, was sie nur noch authentischer und sympathischer machen.
Wie bei Nele Neuhaus üblich, mangelt es auch in diesem Krimi nicht an einer stetig aufbauenden Spannung, wobei die Auflösung um den Mord an Lissy am Ende für meinen Geschmack zu kurz kommt und die Reaktion ihrer Eltern auf Täter und Motiv für mich nicht ganz schlüssig ist. Dennoch: die einzelnen Stränge der unterschiedlichen Fälle sowie die Ermittlungen des K11-Teams sind astrein ausgearbeitet und in sich stimmig. Falsche Fährten führen gekonnt in die Irre und zeigen auf, wie falsche Verdächtigungen das Leben der betroffenen unschuldigen Personen nachhaltig (zer)stören können.

Lobenswert:
Die Autorin thematisiert in ihrem neuesten Roman aktuelle Probleme des Justizsystems und der Politik sowie den damit verbundenen gesellschaftlichen Folgen. Themen wie Kriminalität unter und durch Asylbewerber und der manchmal folgenden Selbstjustiz werden hier brillant in einem hochbrisanten Krimi verarbeitet. Die Beschreibung exemplarischer Fälle, wie sie der Protagonist Richter Hawelka tagtäglich erlebt, haben mich wirklich schockiert und mich fragen lassen, wie viel davon um uns herum tatsächlich so oder in ähnlicher Weise geschieht. Da Nele Neuhaus immer gründlich zu einem Thema recherchiert, bevor sie darüber schreibt, habe ich keine Zweifel daran, dass es leider traurige, tagtäglich gelebte Realität an deutschen Gerichten ist (Quellen ihrer Recherchen sind im Anhang des Romans explizit aufgelistet).
Themen wie diese gehen unter die Haut und so war es auch für mich eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Recht auf der einen Seite, Gerechtigkeit auf der anderen Seite und der Grauzone der Selbstjustiz dazwischen. Denn wenn man sich in die Situation der Angehörigen eines Mordopfers hineinversetzt, ist durchaus Verständnis dafür da, dass diese das Recht in die eigene Hand nehmen wollen. Wie man allerdings an den Beispielen im Buch auch sieht, gelingt es den meisten Menschen mit einem funktionierenden Gewissen auf Dauer nicht, mit so einer Schuld weiterzuleben - zumal es das geliebte Familienmitglied nicht wieder lebendig macht. Schwere Kost, für die ich sicher noch lange zum verdauen brauche. Deshalb finde ich es sehr hervorhebenswert, dass sich die Autorin dieses Themas angenommen hat - wahrlich nicht selbstverständlich in einer Zeit, wo sich viele Autoren nicht mehr an solche sensiblen Themen herantrauen aus Angst, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden.

Einziger Wermutstropfen: zu viele Fehler im Text!
Was mich wirklich geärgert und den Lesefluss sehr gestört hat, waren die vielen Fehler (Zeitabstände, Nachlässigkeitsfehler, fehlende Wörter und auch grammatische Fehler). Beispiel: auf Seite 58 "überlegte Pia kurz, ob sie sich einen Dienstwagen holen sollte, und entschied sich dann, mit ihrem Privatauto zu fahren, das inzwischen angenehm geheizt war." Nur eine halbe Seite später, auf Seite 59 dann "... und schaffte es tätsächlich, den Dienstwagen um Viertel vor acht auf dem letzten freien Parkplatz..." Es ist doch erstaunlich, dass Fehler wie diese bei einem Manuskript, welches nicht nur durch die Hände der Lektorin als auch die von mindestens zwei namentlich genannten Korrekturleserinnen gegangen ist, nicht einer davon aufgefallen sind. Das steht weder einer Bestsellerautorin noch dem renommierten Ullstein-Verlag besonders gut. Bleibt zu hoffen, dass die meisten Fehler inzwischen erkannt und für die nächste Auflage korrigiert wurden.
Ganz ehrlich: bei jedem anderen Buch hätte ich bei dieser Anzahl von Fehlern mindestens einen Stern abgezogen. Allerdings ist das Gesamtwerk hier so überzeugend, dass ich es nicht übers Herz bringe, weniger als die vollen fünf Sterne zu vergeben, denn die hat "Monster" wahrlich verdient!

Fazit:
Ein spannender Krimi, den man nicht mehr aus der Hand legen kann und der einen noch lange beschäftigen wird zu Themen, die unter die Haut gehen und absolut aktuell sind! Absolute Spitzenklasse!!!

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Spannender Mix aus History, Spionage und Lovestory

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Die hochschwangere Krankenschwester Johanna Gabathuler kehrt 1917 nach einem Jahr an der Front zurück in ihre Heimat Davos. Sie ist die Tochter des Curhaus-Direktors und musste ihm vor ihrer Abreise versprochen, ...

Die hochschwangere Krankenschwester Johanna Gabathuler kehrt 1917 nach einem Jahr an der Front zurück in ihre Heimat Davos. Sie ist die Tochter des Curhaus-Direktors und musste ihm vor ihrer Abreise versprochen, sich bei ihrer Rückkehr mit einer guten Partie verheiraten zu lassen. Ein schwerer Fehler, denn ihre eigene Familie gibt ihre mit dem Soldaten Erich unehelich gezeugte Tochter sofort nach der Geburt weg, damit das "Balg" nicht die Heirat mit Großrat Thanner gefährdet, den Johanna bald heiraten und der für ihren Vater den wirtschaftliche Niedergang des Sanatoriums verhindern soll. Johanna ist verzweifelt, sie will ihre Tochter Elli wiederhaben und gerät so in die Fänge der Gräfin von Hauser, die ihr eine Zukunft mit Elli verspricht, wenn Johanna im Gegenzug ihre Position nutzt, um an Informationen für sie (und somit das deutsche Kaiserreich) zu kommen. Bald ist Johanna tiefer in die Spionage-Aktivitäten der verschiedenen Mächte, deren Agenten verdeckt in Davos und im Curhaus agieren, verstrickt, als ihr lieb ist und gut tut. Dennoch sieht sie darin ihre einzige Chance, schnell an genug Geld und einen Pass zu kommen, um mit Elli fliehen zu können. Sie stellt sich sehr geschickt an und wird bald auch für die Gegenseite interessant. Doch für Spione gibt es nur eine wichtige Regel: wer auffliegt, stirbt...

Zum Buch:
Gerne hätte ich etwas mehr Hintergrundwissen, wie es eigentlich genau zu diesem Buch kam. Es basiert wohl auf dem Drehbuch der Serie "Davos", die kommendes Weihnachten ausgestrahlt werden soll. Daher recht cleveres Timing, dieses Buch rechtzeitig vorher auf den Markt zu bringen und die Leser neugierig auf die filmische Umsetzung zu machen. Dieser Roman bedient gleich mehrere Genres: es ist sowohl ein historischer Roman mit intensiver Spionagehandlung und zugleich eine Liebesgeschichte. Man könnte meinen, das ist für ein Buch vielleicht etwas zu viel auf einmal gewollt, aber tatsächlich funktioniert es hier sehr gut. Die Hauptprotagonistin ist Johanna Gabathuler, aus deren Perspektive auch hauptsächlich erzählt wird. Dennoch wechselt die Perspektive auch häufig zu den nicht minder interessanten und oft komplexen Neben-Charakteren, die alle natürlich ihre eigene Geschichte mitbringen, wie sie zum Agenten geworden sind. Das lenkt streckenweise etwas von der Handlung ab und bremst die Dynamik und den Aufbau der Spannung. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, jedes mit einer dem Inhalt entsprechenden Kapitel-Headline. Der Schreibstil ist flüssig und bildstark und schafft es, Stimmungen und Atmosphäre glaubhaft zu transportieren. Die Entwicklung von Johanna ist erstaunlich und nicht immer ganz nachvollziehbar, dennoch ergibt alles in allem eine runde Geschichte mit einer sich langsam, aber stetig aufbauenden Spannung.

Persönliche Meinung:
Ich kann normalerweise mit Spionageromanen nicht viel anfangen und bin nur wegen der Geschichte um Johanna schwach geworden. Aber ich habe es nicht bereut und es hat tatsächlich meine Neugier auf dieses Genre etwas geweckt. Ich fand die Grausamkeit des Krieges, sowohl draußen an an der Front als auch Undercover sehr eindrücklich und bildhaft beschrieben. Wer hier etwas sensibel auf grausame Kriegsszenen, auch an Frauen und Kindern, reagiert, sollte diese Passagen besser überspringen, denn sie sind schon schwer zu verdauen (leider aber Realität sowohl in der Vergangenheit als auch in heutiger Zeit überall auf der Welt). Selbst im beschaulichen, neutralen Davos ist die Idylle trügerisch und der Kampf im Verborgenen umso unerbittlicher. Nichts und vor allem niemand ist, was er/sie auf den ersten Blick scheint. Damit nicht alles so historisch-trocken oder spionagemäßig-meuchlerisch daherkommt, gibt es noch eine große Portion Herzschmerz. Zum einen verliert Johanna ihr Herz ein zweites mal (doch ob sie ihm trauen kann, steht auf einem anderen Blatt) und natürlich hofft man bis zum Ende auf die Wiedervereinigung mit ihrem Baby. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten und so soll es ja schließlich bei einem gelungenen Buch sein.

Zum Cover:
Etwas düster in seinem grau-roten Gewand, doch letztlich sehr passend zur Story. Auch der Titel ist stimmig.

Mein Fazit:
Geschichtliche Fakten gut-verdaulich verpackt in einer kurzweiligen, aber komplexen Story, die für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Nichtsdestotrotz keine leichte Kost, die durchaus noch länger nachklingt, zumal man sich in diesen Tagen ja leider wieder mit dem Thema Krieg auseinandersetzen muss.
Man darf gespannt sein auf die filmische Umsetzung. Fünf Sterne und klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Fesselnd bis zum eiskalten Ende

Tief im Schatten
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Are/Nordschweden: Gerade haben im beliebten Skiort Are die Sportferien begonnen, als ein kleiner Junge und seine Mutter eines morgens einen grausigen Fund machen. Schnell ist das Opfer identifiziert, es ...

Are/Nordschweden: Gerade haben im beliebten Skiort Are die Sportferien begonnen, als ein kleiner Junge und seine Mutter eines morgens einen grausigen Fund machen. Schnell ist das Opfer identifiziert, es handelt sich um den früheren Weltcup-Skifahrer Johan Anderson, der mit seiner Frau in der Umgebung lebt und inzwischen mit seinem Geschäftspartner einen kleinen Instrallateur-Betrieb führt. Fast zeitgleich verschwindet in einem Nachbarort die Kindergärtnerin Rebekka, die mit dem charismatischen Pastor Ole verheiratet ist. Für Hanna Ahlander und Daniel Lindskog ist es der zweite gemeinsame Fall, der sich schnell zum Wettlauf gegen die Zeit entwickelt, denn Rebecka ist in größter Gefahr...

Zum Buch:
"Tief im Schatten" ist der zweite Band einer neuen Krimi-Serie der beliebten Bestseller-Autorin Viveca Sten mit der Hauptprotagonistin Hanna Ahlander. Die Handlung spielt in Are, einem beliebten Skiort im Norden Schwedens, nahe der Grenze zu Norwegen. Die Spannung baut sich kontinuierlich bis zum fesselnden Ende hin auf. Wie es sich für einen guten Krimi gehört, legt die Autorin verschiedene Fährten aus und somit gibt es mehrere Verdächtige, die ein Motiv gehabt haben könnten, Johan zu töten. Wie im wahren Leben auch, entpuppt sich beim Blick hinter mancher Fassade entweder pure Verzweiflung oder gar die reinste Hölle und so manch vermeintlicher Gutmensch entpuppt sich als Wolf im Schafspelz und lässt den Leser erschaudern über das abgrundtief Böse, zu dem nur Menschen fähig sind.
Auch die atmosphärische Dichte kommt hier nicht zu kurz: die Schönheit der Natur und die Unbarmherzigkeit der eisigen, schneereichen Nächte im hohen Norden gibt der Story noch das gewisse Extra an Stimmung. Durch die Zeitform Präsens ist alles sehr direkt und unmittelbar und durch die kurzen Kapitel wird das Tempo der Geschichte deutlich forciert.
Themen dieses Buches sind u.a. Häusliche Gewalt, falsch verstandener/gelebter christlicher Glaube, Homosexualität in Institutionen wie der Polizei.

Persönliche Meinung:
Mit Hanna hat die Autorin eine sympathische Figur geschaffen: auf den ersten Blick wirkt sie etwas introvertiert, doch je besser man sie kennenlernt, umso mehr erwärmt man sich für sie, denn sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und hat eine besondere Empathie für Frauen als Opfer von häuslicher Gewalt. Auch der Ermittlungsleiter Daniel Lindskog ist einer der Hauptfiguren und wie Hanna ein Charakter mit Ecken und Kanten. Man fühlt mit, wie er den Spagat zwischen junger Familie und der zügigen Auflösung dieses Falles hinzubekommen versucht. Hanna und Daniel sind schnell zu einem Team zusammengewachsen und ergänzen sich sehr gut. Auch die weiteren Figuren sind gut ausgearbeitet und besonders das Schicksal von Rebecka geht wirklich unter die Haut.
Das Privatleben von Hanna, Daniel und auch Anton nehmen recht viel Raum ein.
Das ist sicher nicht jedermanns Sache bei einem Krimi, bei dem es in erster Linie um Opfer, Täter und Motive geht. Dennoch mag ich persönlich gerade das sehr gerne, da auch Polizisten schließlich nur Menschen sind und somit menschlich (und nicht immer rational) handeln.
Mir hat der zweite Fall mit Hanna Ahlander sogar noch besser gefallen als der erste. Wer den ersten Band nicht gelesen hat, dürfte trotzdem problemlos mitkommen, da die wesentlichen Dinge, die das Verständnis erleichtern, im zweiten Band eingearbeitet wurden.
Ich habe mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt und hoffe, die Forsetzung lässt nicht allzu lange auf sich warten. Auch kann ich mir eine Verfilmung dieser Serie jetzt schon gut vorstellen.

Fazit:
Fesselnder und komplexer Krimi von einer Autorin, die ihr Handwerk versteht. Spannende und unterhaltsame Lesestsunden sind garantiert.
Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Stimmungsvoller Zug-Krimi in moderner Agatha Christie-Manier

Mord im Christmas Express
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Zur Story:
Am Vorabend von Heiligabend verlässt der Christmas Express London, um seine überschaubare Anzahl an Passagieren ins schottische Fort William zu bringen. Bereits in London hat es zu schneien ...

Zur Story:
Am Vorabend von Heiligabend verlässt der Christmas Express London, um seine überschaubare Anzahl an Passagieren ins schottische Fort William zu bringen. Bereits in London hat es zu schneien begonnen, doch als der Zug die rauen, schottischen Highlands erreicht, wird das Schneetreiben immer dichter und das Vorankommen gefährlicher. Ein auf die Gleise gestürzter Baum verursacht schließlich das Entgleisen des Zugs und die Insassen sitzen weitab der nächsten Stadt fest. Wäre das nicht schon schlimm genug, wird kurz darauf die erste Leiche entdeckt, der noch weitere folgen. Roz Parker, kürzlich pensionierte Detective Inspector bei der Metropolitan Police, ist auf dem Weg zu ihrer in den Wehen liegenden Tochter und sieht durch die Todesfälle ihre Chance auf eine baldige Ankunft in immer weitere Ferne rücken. Da die Rettungskräfte witterungsbedingt nicht in absehbarer Zeit am Unglücksort sein können, versucht sie den Fall zu lösen und kommt der Lösung Stück für Stück näher...

Zum Buch:
Der Klappentext hat hier nicht zuviel versprochen: "Ein Weihnachtskrimi, wie Agatha Christie ihn heute schreiben würde: spannend, originell und absolut zeitgemäß". Das kann ich wirklich bestätigen, denn dieser Krimi enthält alle Zutaten für unterhaltsame Lesestunden: mit den schottischen Highlands ein malerisches Setting, mit dem Schlafwagen-Express ein interessanter Tatort, genug Spannungsmomente, eine scharfsinnige und mit Ecken und Kanten versehende Ermittlerin und ein bunter Mix an Passagieren, von denen so einige bei näherer Betrachtung ein Tatmotiv hätten. Dazu noch eine große Portion Herzschmerz, ein dicker Klecks Trauma- und Vergangenheitsbewältigung und eine Messerspitze Insel-Humor - voilà, fertig ist der gelungene Weihnachtskrimi.
Übrigens ist dieser Krimi nicht sehr "blutig" geschrieben, also keine Gefahr für Alpträume oder verstörenden Bildern im Kopf.

Das Cover ist überaus liebevoll gestaltet und passt perfekt zu dieser Story. Ich hätte mir nur einen höherwertigen Einband statt die Kartonage gewünscht, zumal das Buch schon mit einem Eselsohr bei mir ankam und man nach Beenden des Buches trotz sorgsamer Handhabung sehen konnte, dass die oberen und unteren Kanten Gebrauchsspuren aufweisen, was bei Karton leider sehr schnell der Fall ist.

Persönliche Meinung:
Mir hat neben der Story auch der bildstarke Schreibstil sehr gut gefallen. Man ist sehr schnell in der Geschichte und lernt die unterschiedlichen Protagonisten kennen, wobei sich schnell Sympathien und Antipathien einstellen, die - von der Autorin sicher so gewollt - einen auf die falsche Fährte führen können, denn natürlich traut man eine Greueltat eher denen zu, die von Anfang an unangenehm auffallen und etwas zu verbergen scheinen. Dabei sind es meistens die stillen Wasser, die am tiefsten gründen. So nimmt auch hier die traumatische Vergangenheit von Roz viel Raum ein und man versteht erst im Laufe der Geschichte, warum dies so wichtig zu verstehen ist. Auch Liebe, Familie und Zugehörigkeit spielen eine tragende Rolle und gibt der Geschichte mehr Tiefe. Die Autorin hat recht clevere Ablenkungs- und Täuschungselemente eingebaut, so dass man immer wieder ins grübeln kommt, ob man die richtige Person verdächtigt und hat am Ende doch noch für eine unerwartete Überraschung gesorgt. Ich konnte zwar nicht alle Verhaltensweisen der Akteure nachvollziehen, dennoch wurden die grundlegenden Fragen beantwortet und die Geschichte hat - trotz der Todesfälle - ein rundes, schönes Weihnachts-Happyend gefunden.

Spoiler gefällig? Die mitreisende Katze war's nicht!

Fazit:
Sehr unterhaltsamer, stimmungsvoller und auch tiefgründiger Christmas Krimi, welcher perfekt in die Vorweihnachtszeit passt. Dazu noch eine Tasse heiße Schokolade und feines schottisches Shortbread oder das im Buch so lecker beschriebene Whisky-Taiblet - mehr braucht es wirklich nicht! Absolute Leseempfehlung!

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