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Venatrix

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Regt zum Nachdenken an

Balkanschönheit oder Schlemihls Bastard
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Autor László Végel weiß, worüber er schreibt, ist er doch 1941 in Srbobran (Wojwodina) im damaligen Königreich Jugoslawien als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Daher kennt er das Nicht-Dazugehören ...

Autor László Végel weiß, worüber er schreibt, ist er doch 1941 in Srbobran (Wojwodina) im damaligen Königreich Jugoslawien als Angehöriger der ungarischen Minderheit geboren. Daher kennt er das Nicht-Dazugehören sowie die wechselnden politischen Verhältnisse. Nach seinem Studium in Novi Sad sowie in Belgrad, arbeitete als Journalist, Autor von Drehbüchern, Bühnenstücken, Essays und Romanen.

Diese Familiengeschichte spielt in Novi Sad, der aktuell zweitgrößten Stadt in Serbien und Hauptstadt der Vojvodina. Auf Serbokroatisch heißt sie Novi Sad, auf Deutsch Neusatz, auf Ungarisch Újvidék und auf Slowakisch Nový Sad.

Ebenso wie die Stadt haben die Protagonisten dieses Familienromans je nach der historischen Zeit, mehrere Namen Johann Schlemihl oder János Slemil oder Jovan Šlemil – und sein Enkel Franz/Franjo/Ferenc/ leben im Újvidék des 20. Jahrhunderts von der Zeit der Monarchie bis heute auf der ständigen Suche nach ihrer Identität und ihrem Vaterland. Die beiden gehören zu den „kleinen Leuten“, sind Handwerker und wollen eigentlich nur in Ruhe gelassen werden und ihrem Tagewerk nachgehen. Dabei mussten und müssen sie sich mit den jeweils aktuellen Machthabern arrangieren, was mitunter zu komisch anmutenden Szenen führt. So muss Johann, ein gelernter Schmied, mehrmals die Wappen ändern bzw. austauschen.

Gut dargestellt ist die Günstlingswirtschaft für Parteigenossen und ihre Angehörigen, denen Häuser, Wohnungen und Posten zuschanzt, während andere sehen müssen, wo sie bleiben.

Das Buch ist nichts für zwischendurch, da man immer genau lesen muss, in welcher Epoche man sich gerade befindet. Das inzwischen schon übliche Fehlen von Redezeichen erleichtert das Lesen auch nicht.

Der Schreibstil erinnert an manchen Stellen an Schwejk’schen Humor, ohne den vermutlich das Überleben in den wechselnden Machtverhältnissen nicht möglich gewesen wäre. Da passt der Familienname Schlemihl/Slemil/Šlemil recht gut, bedeutet er doch unter anderem „ungeschickte Person“, „Pechvogel“ oder „Narr“.

Das Buch ist in gediegener Ausstattung als Hardcover mit Lesebändchen im Verlag Wieser erschienen. Der Verlag Wieser aus Klagenfurt/Celovec ist bekannt dafür, Kleinode, also Bücher abseits des Mainstreams zu verlegen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.11.2023

„Trotzdem - hinein ins Lesevergnügen“

Trotzdem
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Im Vorwort zu diesem 8. Band der „Geschichten aus dem Mölltal“ heißt es:

„Trotzdem ...ein Wort, das in sich den Widerstand birgt und die Herausforderung, sich den widrigen Umständen oder der sogenannten ...

Im Vorwort zu diesem 8. Band der „Geschichten aus dem Mölltal“ heißt es:

„Trotzdem ...ein Wort, das in sich den Widerstand birgt und die Herausforderung, sich den widrigen Umständen oder der sogenannten Normalität entgegenzustellen. Ein Trotzdem verlangt Mut und Unerschrockenheit und den Willen, den Begehrlichkeiten anderer den Gehorsam zu verweigern, während man fröhlich der Suche nach der inneren Wahrheit folgt.“

In dieser Anthologie ist das Ergebnis aus dem Mölltaler Geschichten-Festival, das 2023 zum achten Mal stattgefunden hat, zusammengefasst. Zum Motto „Trotzdem“ sind eine Vielzahl von Beiträgen eingesendet worden. Diesmal finden 33 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich, Südtirol und sogar aus Afrika ihren Platz im Buch. Sie haben 33 spöttische, gefühlvolle, kriminelle, schräge, fröhliche oder fantastische Kurzgeschichten geschrieben,

Interessant, wie die Meinungen hier auseinanderklaffen. So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich die Qualität der Beiträge.

Meine Meinung:

Kurzgeschichten sind ja im Allgemeinen ja nicht so meines, trotzdem lese ich diese Reihe recht gerne. Ich halte diesen Wettbewerb für eine großartige Idee. Vielleicht entwickelt sich ja doch ein neuer Bestsellerautor aus der Gruppe.

Das Spektrum der Einsendungen ist breit gefächert: Vom Schreibanfänger bis hin zum Journalisten.
Nicht alle Beiträge gefallen mir, einige sind witzig, einige sehr ernst und den einen oder anderen mag ich gar nicht. Schmunzeln musste ich über „Das Pralinengeheimnis“, weil ich selbst Pralinen und Konfekt herstelle. Berührend finde ich „Raider“ und beklemmend „Die Puppe“, die das ewige Verdrängen anspricht.

Fazit:

Gerne gebe ich für die achte Anthologie des Mölltaler Geschichten-Festivals 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.11.2023

Das Eine nicht ohne das Andere

Wie ein jüngerer Bruder
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Dieses Buch gewinnt im Lichte der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten an Bedeutung. Statt sich umzubringen, wäre es vielleicht an der Zeit, sich zu dritt (Christen, Juden und Muslime) an einen Tisch zu ...

Dieses Buch gewinnt im Lichte der aktuellen Ereignisse im Nahen Osten an Bedeutung. Statt sich umzubringen, wäre es vielleicht an der Zeit, sich zu dritt (Christen, Juden und Muslime) an einen Tisch zu setzen und das Gemeinsame und nicht das Trennende zu suchen und hervorzuheben.

Dass die drei monotheistischen Weltreligionen mehr gemeinsam haben, als manchen vielleicht lieb ist, zeigt dieses Buch, das ein Dialog zwischen der Jüdin Danielle Spera und dem Katholiken Toni Faber ist. Beide fänden eine Fortsetzung mit einem Vertreter des Islams interessant.

Die beiden Gesprächspartner haben recht viel gemeinsam: Sie leben im ersten Bezirk Wiens, in unmittelbarer Nachbarschaft, sind beider gern gesehene Gäste im Fernsehen und machen kein Hehl aus ihrer religiösen Überzeugung.
Beruflich treffen sie einander, obwohl sie unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Danielle Spera ist die ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums in Wien, Autorin sowie Journalistin, Toni Faber Dompfarrer zu St. Stephan.

In diesem Buch sprechen sie über die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede des Judentums und des Christentums. Dabei stellt sich heraus, dass auch Toni Faber eine falsche Vorstellung vom Judentum hatte, bis er es in Jerusalem kennengelernt hat.

Anhand so manchen Kapitels des Alten Testaments wird klar, dass die über 600 Ge- und Verbote im Judentum, einige Gläubige nach einer Religion mit weniger Vorschriften suchen haben lassen. Scherzhaft bezeichnen Spera und Faber die Juden als ältere Schwestern bzw. Brüder des Christentums.

Die nach wie vor tradierte Mär, dass die Juden Christusmörder seien, treten sowohl Danielle Spera als auch Toni Faber entschieden entgegen. Dass Jesus selbst Jude war, ist sichtlich bei einigen Christen in Vergessenheit geraten, genauso wie die Besetzung von Jerusalem durch die Römer.

Statt ständig die Unterschiede zu betonen, wäre es endlich an der Zeit, sich auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen. Wer einen vermeintlich christlichen Psalm liest, spricht eigentlich ein jüdisches Gebet.

Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch, ist das Gebot der Stunde.

Danielle Spera und Toni Faber sind in ihrem Glauben tief verwurzelte Gesprächspartner, was dieses Buch sehr interessant macht. Beide blicken über den eigenen Tellerrand hinaus und begegnen dem jeweils anderen mit Respekt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Dialog über Gemeinsamkeiten zweier großer Religionen 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.11.2023

Regt zum Nachdenken an

Frühling der Revolution
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Autor Christopher Clark erzählt in einem Interview, dass ihn die Revolutionen des Jahres 1848, als er davon zum ersten Mal im Gymnasium gehört hat, schrecklich angeödet haben. Die Komplexität, die Vielfalt ...

Autor Christopher Clark erzählt in einem Interview, dass ihn die Revolutionen des Jahres 1848, als er davon zum ersten Mal im Gymnasium gehört hat, schrecklich angeödet haben. Die Komplexität, die Vielfalt der Schauplätze und Personen, der Lärm der widersprüchlichen Meinungen und Forderungen wirkten abschreckend auf ihn, zumal die Aufstände als gescheitert galten. Daher ist es gleich doppelt verwunderlich, dass Christopher Clark ein Buch mit über 1.100 Seiten schreibt. Ich habe zuvor schon „1848 Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution“ (Alexandra Bleyer) und „Die Flamme der Freiheit“ (Jörg Bong) gelesen und war daher auf Christopher Clarks neues Buch besonders gespannt.

Wie bei ihm üblich, geht er extrem ins Detail, was manchen Leser vielleicht ein wenig erschrecken wird. Allerdings, wird das Thema vermutlich eher jene Leser ansprechen, die Solches lieben. In insgesamt zwölf Abschnitten inklusive Einleitung, Schluss und Anhang versucht Christopher Clark die komplexe Sachlage in Europa darzustellen. Dabei beginnt er bereits im Jahr 1830, in dem sich Vorboten der Revolutionen von 1848 abzeichnen.

Die zwölf Abschnitte gliedern sich in:

Einleitung
Soziale Fragen
Ordnungskonzepte
Konfrontation
Explosionen
Regimewechsel
Emanzipation
Entropie
Gegenrevolution
Nach 1848
Schluss
Anhang

Im Anhang finden sich zusätzlich Karten, Anmerkungen und ein Personenregister.

Meine Meinung:

Wie wir es von Christopher Clark gewöhnt sind, ist sein umfangreiches Detailwissen, das er mit einer Ausführlichkeit seinen Lesern näherbringt, eine ziemliche Herausforderung. Ja manchmal verlieren sich Autor und Leser in zahlreichen Orten, an denen die Menschen Veränderungen herbeiführen wollen. Zumal Christopher Clark detailliert beschreibt, warum es zu den Ereignissen von 1848 kommt. Dazu nimmt er seine Leser in das Jahr 1830 mit, wo es in einigen Städten Frankreichs wie Lyon, Nantes oder Paris aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation zu Aufständen kommt.

Das Kapitel 1 "Soziale Fragen" Unterkapitel "Die Politik der Beschreibung" beschäftigt sich ausführlich damit . Dabei verwendet Clark die Statistiken und Aufzeichnungen von Ange Guépin und Eugène Bonnamy, die die die Bevölkerung von Nantes in 8 Klassen einteilen und beschreiben. Die unterste (= 8.) und hat nur rund 300 Francs/Jahr zur Verfügung. Hier zitiert er aus A.Guépin/E. Bonnamy, Nantes aux XIXe siècle, Statistique topographique, industrielle et morale, faisante suite a l'historique de progrès de Nantes, Nantes 1835" S. 484 bzw. S. 488, wie sich Einkommen und Ausgaben einer (Weber)Familie innerhalb des Jahres 1830 zusammensetzen.

Hier ist dann dem Übersetzer von Clarks Originalmanuskript ein echt böser Lapsus unterlaufen: Er beziffert die Ausgaben für STROM mit 15 Francs (von 300 Francs). Blöderweise gibt es elektrischen Strom erst ab 1880 in Frankreich. Solche Fehler verleiden mir das Lesen ziemlich, weil dann häufig Zweifel im Hintergrund aufkommen. Im englischen Original heißt es im Übrigen „light“, was von Talg- oder Öllicht bis Bienenwachskerzen alles heißen kann, was Licht spendet.

Wieso übersieht das Lektorat so einen groben Fehler? Vermutlich weil in den letzten Jahren über aktuell hohe Energiekosten geklagt wird - ein typischer Fall von „Priming“.

Nebenbei fehlt mir, bei Clarks sonst üblicher Detailverliebtheit, ein Kaufkraftvergleich zu heute. Der wäre hilfreich, um die Dimension des Elends besser einschätzen zu können, wenn nämlich rund 150 Francs ausschließlich für (trockenes) Brot und rund 104 Francs für Fixkosten (wie Miete etc.) aufgewendet werden muss, und nur 46 Francs für Gemüse und Fleisch (und nicht zu vergessen: Alkohol) zur Verfügung stehen. Außerdem wäre die Familiengröße zu berücksichtigen. Ja, Statistiken habe so ihren Pferdefuß. Sie können Fragen beantworten, offenlassen oder aber auch Neue aufwerfen.

Das Kapitel „Emanzipation“ hat mit der aktuellen Debatte rund um Gleichbehandlung und Gleichberechtigung der Frauen nichts zu tun. Hier geht es ausschließlich um Männer bzw. Berufsgruppen wie Bauern oder Juden.
Allerdings würdigt der Autor der Anteil, den die Frauen während der Aufstände innehaben, durch Augenzeugenberichte sowie Lieder, Gedichte und Gemälde, auf denen Frauen, die Barrikaden errichten, zu sehen sind. Hier sind historische Quellen Mangelware, denn Geschichte wird vor allem von Männern dokumentiert.

Zusammenfassend kann über „Frühling der Revolution“ gesagt werden, dass sich die Ideen von 1848 über ganz Europa und einige Länder außerhalb davon verbreitet haben. Allerdings gab es keinen Dominoeffekt und nicht immer veränderten die Verhältnisse zum Besseren, manchmal gab es auch Rückschritte. Christopher Clark offenbart jenen Lesern, die das 1.168 Seiten starke Buch durchhalten, einen mehrdimensionalen Blick auf die komplexen Ereignisse.

Leider ist diesmal das Lektorat bzw. die Übersetzung nicht mit der sonst üblichen Sorgfalt am Werk gewesen, weshalb ich einen Stern abziehen muss.

Das Buch selbst ist in gediegener Ausstattung als Hardcover mit zwei Lesebändchen (die auch unbedingt notwendig sind) erschienen. Neben den zwölf Kapiteln finden sich zahlreiche Abbildungen und im Anhang zusätzlich Karten, Anmerkungen sowie ein Personenregister.

Fazit:

Christopher Clarks neues Buch erweckt mit einigen neuen Erkenntnissen und zahlreichen Details diese höchst komplexen Ereignisse von 1848/49 zum Leben. 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.11.2023

Regt zum Nachdenken an

Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero
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Dieses Buch ist der dritte Band der „Autobiografie des Giuliano di Sansevero“ von Andrea Giovene (1904-1995). Andrea Giovene ist Nachkomme einer italienischen Adelsfamilie, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg ...

Dieses Buch ist der dritte Band der „Autobiografie des Giuliano di Sansevero“ von Andrea Giovene (1904-1995). Andrea Giovene ist Nachkomme einer italienischen Adelsfamilie, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Schriftsteller betätigte. Dieses fünf-teilige Romanreihe ist sein Hauptwerk, für das er einen internationalen Preis erhielt und sogar als Kandidat für den Literaturpreis gehandelt worden ist.

Worum geht es in diesem Gesamtwerk?

Beginnend im Jahr 1903 erzählt Giovene das Leben des Giuliano di Sansevero bis in die 1950er-Jahre. Band 1 und 2 befassen sich mit der Kindheit und Jugend bis hin zur unglücklichen Liebe zu einer Schauspielerin. Im vorliegenden Band 3 teilen wir Giulianos Leben in der Zwischenkriegszeit, bis es in Band 4 um die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und im 5. Band um die Jahre 1945-1957 geht.

Doch zurück zum vorliegenden 3. Band, der in der Zwischenkriegszeit spielt und als Erstes veröffentlich worden ist:

Nach Jahren der vergeblichen Suche nach der wahren Liebe, dem Sinn des Lebens und der Enttäuschung von den Zerstreuungen der mondänen Welt zieht sich Giuliano in das fiktive Dorf Licudi an der Küste Kalabriens zurück. Licudi ist nur über einen Säumerpfad erreichbar und vermisst den Zugang zur übrigen Welt auch gar nicht. Das Dorf ist zwar bitterarm, lebt aber autark. Die Gemüsebauern versorgen die Dorfbewohner mit ihren Erzeugnissen, die Fischer tragen mit ihrem Fang und die Olivenbäume mit ihren Früchten zum Auskommen bei. Daneben gibt es einen Tischler, einen Kesselschmied und den Maurer Janaro mit seinen Brüdern. Der geerbte Olivenhain scheint Giuliano als Rückzugsort angemessen. Gemeinsam mit Janaro plant er das Haus der Häuser. Janaro ist ein Schlitzohr. Es wird Jahre dauern, bis das Haus fertiggestellt ist, denn jeder Steinmuss per Maultier oder zu Fuß herangeschafft werden. Während dieser Zeit erarbeitet sich Giuliano eine Platz in der Gemeinschaft, bis er in unerfüllter, weil verbotener, Liebe zu einem zwölfjährigen Mädchen entbrennt. Als dann archäologische Fund eine Zufahrtsstraße bedingen, bereitet der Bau der vermeintlich Segen bringenden Straße der Idylle ein Ende.

Meine Meinung:

Diese Romanserie wurde 2010 neu entdeckt und von Moshe Kahn übersetzt. Giovene gelingen poetische Landschaftsbilder und eindringliche Charakterstudien, die von Kohn sichtlich gut übersetzt worden sind. Manchmal ufern seine Beschreibungen allerdings aus, vor allem dann, als es um die verbotene Liebe zur Zwölfjährigen geht.
Stellenweise ist das Buch ein wenig anachronistisch. So scheint das einfache Leben in Licudi für den übersättigten Ich-Erzähler als die ideale Lebensform. Dennoch geht sein persönliches Arkadien durch den Bau der Straße und die langsam fortschreitende Modernisierung zugrunde.

Fazit:

Eine poetisch anmutende Schilderung des kargen Lebens in einem rückständigen (fiktiven) Dorf in Kalabrien, dessen Gemeinschaft durch die beginnende Modernisierung zerbricht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.