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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2023

Gute Krimi-Unterhaltung

Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung
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Die Fortsetzung des ersten Bandes in dem Lucien Comte de Chacarasse, nach dem Tod seines Vaters nicht nur Titel und Vermögen, sondern auch das Familienbusiness erbt, hat mir gut gefallen. Die lange Ahnenreihe ...

Die Fortsetzung des ersten Bandes in dem Lucien Comte de Chacarasse, nach dem Tod seines Vaters nicht nur Titel und Vermögen, sondern auch das Familienbusiness erbt, hat mir gut gefallen. Die lange Ahnenreihe derer von Chacarasse verdient ihr Brot als Auftragsmörder, die keine Spuren hinterlassen. Nicht, dass Lucien es nötig hätte, denn er ist Eigentümer eines sehr gut gehenden Restaurant. Leider ist da noch sein Onkel Edmond, der ihn immer mit Mordaufträgen versorgt, an denen er 40% des Honorars als Provision erhält. Lucien will eigentlich nichts mit dem Familienbusiness zu tun haben, aber die undurchsichtige Rolle des Onkels lässt ihm noch (?) keine Wahl. Allerdings erledigt er die Aufträge auf seine Art.

Meine Meinung:

Ich muss immer wieder über Lucien und seine Entourage, zu der sich nun auch ein kleiner weißer Hund namens Coco gesellt, schmunzeln. Die Beschreibung von Land und Leuten, die sich nun auch auf Monaco und das italienische Ventimiglia erstreckt, vermitteln Urlaubsgefühl.

Wie schon letztes Mal darf Isabelle Bonnet, Madame le Commissaire aus der gleichnamige anderen Reihe von Pierre Martin, mit ihrem Lover Rouven Mardrinac vorbeischauen. Schade, dass sie nur einen ganz kurzen Auftritt hat. Aber vielleicht ergibt sich ja noch eine Zusammenarbeit.

Mit der Polizeireporterin Anne taucht ein neuer, vielversprechender Charakter auf, der hoffentlich eine größere Rolle spielen wird.

Der Krimi liest sich leicht und flüssig und punktet mit einem Schuss Humor.

Fazit:

Diesen vergnüglichen Lesestunden gebe ich gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.11.2023

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bei den Partisanen in Athen
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Dieses Buch verdanken wir einerseits Rudolf Bilgeri selbst, der seine Erlebnisse aus den Jahren 1943-1947 niedergeschrieben hat, und andererseits einer Gruppe engagierter Wissenschaftler, die gemeinsam ...

Dieses Buch verdanken wir einerseits Rudolf Bilgeri selbst, der seine Erlebnisse aus den Jahren 1943-1947 niedergeschrieben hat, und andererseits einer Gruppe engagierter Wissenschaftler, die gemeinsam mit Rudolf Bilgeris Sohn Reinhold dieses sehr persönliche Tagebuch veröffentlicht haben.

Rudolf Bilgeri (1907-1992) stammt aus Lochau, einem kleinen Ort nahe der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz, und unterrichtet an der Hauptschule in Hohenems, als er im Juli 1943 zur Wehrmacht einberufen wird. Er findet Verwendung als technischer Zeichner von Schaltplänen für Verteidigungsanlagen in Athen. Bilgeri, Vater von zwei Kindern, will nur eines: den Krieg überleben.

Als sich am 3. September 1944 die Gelegenheit zur Flucht bietet, nimmt er diese Gelegenheit, die er in Gedanken mehrmals durchgespielt hat, gemeinsam mit anderen Kameraden war. Um nicht einer Verfolgung und Hinrichtung ausgesetzt zu sein, lässt er die Flucht quasi als Überfall durch Partisanen aussehen, entledigt sich der verhassten Uniform und schließt sich der griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS an, die in der unterdrückten und armen Bevölkerung Athens einen starken Rückhalt besitzt. Als die ELAS selbst in Bedrängnis gerät durch rivalisierende Gruppen verraten zu werden, beschließt er, sich den Briten, die vor Kurzem auf Griechenland gelandet sind und die Wehrmacht zurückdrängen, zu ergeben. Die Überraschung ist groß, als er sich in einem Kriegsgefangenenlager in der ägyptischen Wüste wiederfindet, wo Gegner des NS-Regimes mit fanatischen Anhängern gemeinsam untergebracht sind.

Hier in Ägypten schreibt Rudolf Bilgeri seine Erlebnisse nieder und fertigt jene Zeichnungen an, die nun als Buch vorliegen. Gedacht sind diese Erinnerungen als Vermächtnis für seine Kinder zum Nachlesen, denn sprechen kann Rudolf Bilgeri, der nach seiner Rückkehr nach Vorarlberg wieder als Lehrer arbeitet, wie viele seiner Generation über die Kriegserlebnisse nicht. Das Schweigen hat auch einen profanen Grund: Deserteure und Widerstandskämpfer werden im Nachkriegsösterreich als Verräter und Feiglinge verunglimpft. Allein das Gerücht, entweder das eine oder das andere gewesen zu sein, hemmt das berufliche Vorwärtskommen, wie Rudolf Bilgeri leidvoll erfahren muss. Die ersehnte Stelle eines Direktors Feldkircher Gymnasium wird ihm versagt. Die Seilschaften der NS-Zeit sind, nachdem die Entnazifizierung bereits 1948 abgeschlossen ist, nach wie vor aktiv und sitzen in Ministerien, Behörden und Kommissionen.

Rudolf Bilgeri ist einer der 800 namentlich bekannten Deserteure aus Vorarlberg und Tirol. Rudolf Bilgeri wird die Rehabilitierung der Deserteure, die erst 2009, also mehr als 60 Jahre nach Kriegsende, mit dem „Aufhebungs-und Rehabilitationsgesetz“ durch das österreichische Parlament beschlossen worden ist, nicht mehr erleben. Er stirbt 1992, ohne dass sich jemand von offizieller Seite bei ihm entschuldigt hätte.

Erwähnen möchte ich auch die Rolle von Ilse Bilgeri (1912-2012), die ihrem Mann zeitlebens eine Stütze gewesen ist. Ihret- und der Kinderwillen, hat Rudolf Bilgeri die Desertion und die Kriegsgefangenschaft auf sich genommen.

Heute kann man Rudolf Bilgeris Namen auf dem Widerstandsmahnmal auf dem Bregenzer Sparkassenplatz lesen, vor dem ich mit gebotener Demut anlässlich einer Dienstreise gestanden bin. Das Mahnmal ist schlicht und fordert durch das Rattern der Fallblattanzeige, das in regelmäßigen Abständen Namen aufblättert, Aufmerksamkeit. (www.widerstandsmahnmal-bregenz.at)

Fazit:

Diesem außergewöhnlichen Dokument, das durch Beiträge der Herausgeber Peter Pirker und Ingrid Böhler, des Historikers Iason Chandrinos sowie dem Nachwort von Reinhold Bilgeri, der hier seine Erinnerungen an den Vater mit uns teilt, ergänzt wird, gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.11.2023

"Wer auffliegt, stirbt"

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Dieser historische Roman, der 1917 in einem Sanatorium in Davos (Schweiz) spielt, zeigt uns einen bislang wenig bekannten Aspekt des Ersten Weltkriegs: Die Rolle der neutralen Schweiz, die Geld mit der ...

Dieser historische Roman, der 1917 in einem Sanatorium in Davos (Schweiz) spielt, zeigt uns einen bislang wenig bekannten Aspekt des Ersten Weltkriegs: Die Rolle der neutralen Schweiz, die Geld mit der Erzeugung von Kriegsmaterial verdient, einige rekonvaleszente Soldaten aller Länder aufnimmt und gleichzeitig Drehscheibe für Spione und Geheimdienst aller Art ist. Daneben erfahren wir, wie es unverheirateten Müttern geht. Ihnen werden die Kinder behördlicherseits abgenommen und die Frauen müssen ins Gefängnis. Dieses Schicksal droht auch Johanna Gabathuler, die hochschwanger von der Front, wo sie als Krankenschwester gearbeitet hat, nach Davos zurückkommt. Der Vater ihres Kindes ist in der Schlacht von Verdun gefallen ist, bevor noch geheiratet werden konnte.

Da Johannas Vater als Leiter eines Kurhauses ein wichtiger Mann in Davos ist, beschließen er und Johannas Mathilde, die Angelegenheit in eigene Hände zu nehmen. Nach der Geburt, die im Geheimen stattfindet, wird das Baby Elli zu einer Amme gebracht. Johanna wird im Unklaren gelassen und soll Großrat Thanner, einen einflussreichen Stadtpolitiker heiraten, von dem sich Vater Gabathuler finanzielle Vorteile erhofft.

Doch die als Spionin tätige „Gräfin“ kommt hinter Johannas Geheimnis, erpresst die junge Mutter und ermöglicht einen kurzen Kontakt mit ihrem Baby. Was nun folgt, ist Spionage und Gegenspionage, zahlreiche Tote und jede Menge Risiko für Johanna Gabathuler und ein wenig Herzklopfen. Ihr Ziel ist es, für ihre Spionagedienste mit einem Pass und Geld entlohnt zu werden, um mit Elli ein neues Leben außerhalb der Schweiz anzufangen. Entgegen alle Vernunft und mit dem Mut der Verzweiflung stellt sich Johanna recht geschickt an und wird auch für die Gegenseite ein lohnendes Ziel. Die Welt der Spione ist eine rüde. Es gibt keine Regeln außer: „Wer auffliegt, stirbt“.

Meine Meinung:

Das Buch ist lt. Klappentext als Begleitung zur TV-Reihe „Davos“ gedacht. Interessant wären einige zusätzliche Erklärungen zum historischen Hintergrund und zur Entstehung von Buch und Film gewesen. Vermutlich als Vorgeschmack (?) auf den Film werden Schlachtenszenen sowie Kriegsverletzungen detailliert geschildert. Das mag vielleicht nicht allen Lesern gefallen.

Dass die Schweiz sich in Kriegszeiten nicht immer so „nett“ verhalten hat, wie man es allgemein vermutet, kommt hier deutlich heraus. Sie ist Tummelplatz allerlei windiger Gestalten und Exilanten wie Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, der als einer von rund 600 Emigranten in der Schweiz lebt. Lenin will Russland zurückkehren und das Land aus dem Großen Krieg, wie man den Ersten Weltkrieg damals nannte, herausholen. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren.

Die historischen Zusammenhänge sind gut recherchiert, soweit das im Geheimdienstmilieu möglich ist, und werden geschickt in die Handlung eingebunden. Manchmal ist es nicht einfach, den Überblick zu bewahren, weil es auch innerhalb der jeweiligen Spionagegruppe Eifersüchtelei, Neid und Rivalitäten sowie Auffassungsunterschiede darüber gibt, wie ein Ziel zu erreichen ist.

Die Charaktere sind gut herausgearbeitet. Johanna, als Frontkrankenschwester, die eigenständig Soldaten operiert, ist ohnehin eine toughe Person, macht aber einen weiteren Entwicklungsschub durch. Ob sich die Vernunft oder das Herz durchsetzt, wird vielleicht eine Fortsetzung zeigen. Aktuell steht es 1:0 für die Vernunft.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.11.2023

Herrlicher Spaß in geselliger Runde

Gin-Quiz
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Dieses 8 cm im Quadrat große Quiz lädt Fans des Wacholderschnapses ein, in geselliger Runde 100 Fragen zu stellen und natürlich auch richtig zu beantworten. Die Kärtchen sind in einer kleinen Schachtel ...

Dieses 8 cm im Quadrat große Quiz lädt Fans des Wacholderschnapses ein, in geselliger Runde 100 Fragen zu stellen und natürlich auch richtig zu beantworten. Die Kärtchen sind in einer kleinen Schachtel enthalten und können daher überall hin mitgenommen werden. Eine Spielanleitung, die mehreren Varianten vorschlägt, liegt bei.
Zugegeben, einige Fragen sind dabei, vor denen sowohl Einsteiger kapitulieren, als auch echte Koryphäen vor eine große Herausforderung stellen. Andere Fragen lassen sich leicht beantworten. So wird hier dem unterschiedlichen Niveau der Gin-Fans (und solchen, die es noch werden wollen) Rechnung getragen.

Die Kärtchen greifen sich haptisch sehr gut an. Auf der Vorderseite stehen die Fragen, auf der Rückseite die Antworten - wie beim klassischen Quiz eben. Die Themen der Fragen sind breit gestreut. Man erfährt einiges über den Brennvorgang, über Zutaten, Mixgetränke, Geschichte, Kultur, Film, Literatur, Musik sowie über berühmte Persönlichkeiten, die Gin in seinen verschiedenen Varianten schätz(t)en. Zum Beispiel Ozzy Osborne, Queen Elizabeth und ihre Mutter.

Sehr spannend zu beobachten ist, wie nach der Beschäftigung mit dem Quiz die Aufmerksamkeit auf Gin fokussiert wird. Nahezu überall lassen sich plötzlich Ginflaschen erkennen.

Aufgrund des handlichen Formates und des günstige Preises (ca. 14 Euro) ist das Quiz, das im Gruppelo-Verlag erschienen ist, auch als Mitbringsel zu einer geselligen Runde sehr gut geeignet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Quiz, das es übrigens auch für Whisky-Fans, Wein- und Biertrinker gibt, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.11.2023

Seepferchen - du scheues Wesen

Seepferdchen
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Seepferdchen begegnen uns im Alltag häufig. Sei es als Abzeichen, als Schmuck oder (nicht ganz alltäglich) auf antiken Vasen. Sie haben schon vor vielen Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügelt. ...

Seepferdchen begegnen uns im Alltag häufig. Sei es als Abzeichen, als Schmuck oder (nicht ganz alltäglich) auf antiken Vasen. Sie haben schon vor vielen Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügelt.

Andrea Grill hat dieses Buch den eleganten und farbenfrohen Meereslebewesen gewidmet. Mit viel Herzblut und noch mehr Geduld hat sich die Autorin auf die Suche nach den Seepferdchen begeben, denn die Seepferdchen sind wahre Meister der Tarnung. Stoisch warten sie versteckt, bis ihre Nahrung vorbeikommt, und schlürfen diese mit ihrem Saugrohr ein. Dabei können sie sich an Halmen festhalten. Das Foto jenes Seepferdchens, das sich anstatt an eines Stückchen Seegras an ein Wattestäbchen klammert, ist 2017 um die Welt gegangen. Aufgenommen wurde das Bild von Justin Hofman nahe der indonesischen Insel Sumbawa. Es zeigt deutlich die Verschmutzung der Meere, denn die weißen Flecken im Hintergrund sind nichts anderes als Teile von Plastiksackerln.

Wie vermutlich vielen Lesern bereits bekannt, herrscht bei den Seepferdchen bei der Familienplanung eine Umkehr der sonst üblichen Geschlechterrolle: Hier befruchten die Weibchen die von ihnen produzierten Eier in der Bauchtasche der Männchen, die anschließend die Nachkommen ausbrüten. Nicht immer klappt der Befruchtungsvorgang aufs erste Mal, denn der Paartanz muss gut einstudiert sein.


Aber was sind Seepferdchen eigentlich biologisch? Aufgrund ihres Aussehen meinte Carl von Linné 1758 »Pferdeähnliche Meereswesen«. Mit dem Stand der Wissenschaft von heute kann Andrea Grill eine präzisere Antwort geben: Seepferdchen sind »Fische, Knochenfische, um genau zu sein«.

Aber, wer weiß schon, dass sich die Seepferdchen untereinander mittels Knurr- und Knacklauten verständigen können?

Bis jetzt sind rund 57 unterschiedliche Unterarten des Hippocampus entdeckt und identifiziert worden. Ganz winzige, nur wenige Millimeter Kleine, und solche die eine stattliche Größe von ca. 30 Zentimeter erreichen können.

Andrea Grill weist in ihrem Buch darauf hin, dass diese faszinierende Meeresbewohner, wie so viele Arten, vom Klimawandel und Raubbau an den Meeren bedroht sind. Besonders die Zerstörung der Seegraswälder und des Meeresboden durch die Schleppnetze rauben den Seepferdchen ihren Lebensraum. Allerdings und das macht ein bisschen Hoffnung, sind die Seepferdchen auch Lebenskünstler. Durch die Erwärmung der Meere sind sie vereinzelt nun auch in Nord- und Ostsee anzutreffen.

Meine Meinung:

Das Buch liest sich leicht und flüssig. Die darin enthaltenen Informationen und Details zu den anmutigen Tierchen sind auch für Laien sehr gut verständlich. Man spürt das Herzblut, das Andrea Grill und Judith Schalansky in dieses Buch gesteckt haben. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text.

Neben der Autorin Andrea Grill muss hier Judith Schalansky, die Buchgestalterin der Reihe „Naturkunde“, vor den Vorhang geholt werden. Ohne ihre bezaubernden Illustrationen wäre das Buch nur halb so interessant.

Wer noch mehr über Seepferdchen wissen will, kann im Literaturverzeichnis weiterführende Informationen finden.
Wer die faszinierenden Tiere live erleben will, hat im Haus des Meeres in Wien Gelegenheit dazu.

Fazit:

Diesem reich illustrierten und interessanten Buch, das uns diese faszinierenden Meeresbewohner ein wenig näher bringt, gebe ich gerne 5 Sterne.