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Veröffentlicht am 28.11.2023

Hildegards Entscheidung

Der letzte Akt vom Puppenspiel
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„...Es geht mir gut. Es geht mir sogar sehr gut, weil ich es nämlich sehr gut habe. Vergleichsweise. Den Umständen entsprechend. Mehr kann man nicht verlangen. Mit fast vierundneunzig...“

Mit diesen Zeilen ...

„...Es geht mir gut. Es geht mir sogar sehr gut, weil ich es nämlich sehr gut habe. Vergleichsweise. Den Umständen entsprechend. Mehr kann man nicht verlangen. Mit fast vierundneunzig...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein Roman, der eine abwechslungsreiche Familiengeschichte erzählt. Hildegard Glas ist in ihrem Alter zwar körperlich nicht mehr fit, aber geistig noch voll da. Sie weiß, was sie will und setzt das durch.
Der Schriftstil ist insofern ungewöhnlich, weil Hildegard ihren Part selbst erzählt, über die anderen Familienmitglieder aber neutral berichtet wird. Der schnelle Wechsel zwischen den handelnden Personen sorgt für eine latente innere Spannung.
Anyana, eine rumänische Pflegerin, wohnt mit im Haus und kümmert sich rund um die Uhr um die alte Dame. An ihre Eigenheiten hat sie sich gewöhnt.
Es scheint eine normale Familie zu sein. Wieland, der Sohn, besucht regelmäßig seine Mutter. Ein besonderes Verhältnis hat Hildegard zu ihrer Enkeltochter Jenni. Ihr gegenüber zeigt sie auch ab und an Emotionen, die sie bei den anderen vermissen lässt.
Hildegard hat zu aktuellen Themen ihre eigene Meinung. Die Pandemie sah sie so:

„...Kurzum, glaubte man den Medien, so war die Apokalypse in greifbarer Nähe. Ich habe natürlich nie daran geglaubt, aber es konnte schon mühsam sein, keinen Trübsal aufkommen zu lassen bei all dem Gejammer...“

Vor einigen Jahren hat sie das erste Mal einen Brief erhalten, der sie mit einem Geschehen aus ihren jungen Jahren konfrontierte. Rosi, ihre einstige Zugehfrau, ist die einzige, die darüber Bescheid weiß. Vor ihrer Familie konnte Hildegard ihr Geheimnis bisher verbergen.
Doch nun ändert sich die Situation. Der letzte Brief forderte sie zu einer Entscheidung auf. Die aber würde bedeuten, ihre Familie in das Geschichte einzubeziehen. Noch ahnt sie nicht, dass Anyana misstrauisch geworden ist.
Wie wird sich Hildegard entscheiden? Findet sie einen Weg aus der Zwickmühle?
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Personen wurden ausreichend charakterisiert. Hildegard bleibt bis zum Schluss Herrin ihrer Entscheidungen.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Amüsantes Kinderbuch

Die Geburtstagsbande. Auf die Plätze, fertig, feiern!
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„...“Wir gründen eine Geburtstagsbande!“ platzte sie heraus. „Wir gehe njetzt eind´fach zu allen Geburtstagspartys! Zu allen aus der Schule.“..“

Rio und Pelle sind von Lus Idee begeistert. Geburtstage ...

„...“Wir gründen eine Geburtstagsbande!“ platzte sie heraus. „Wir gehe njetzt eind´fach zu allen Geburtstagspartys! Zu allen aus der Schule.“..“

Rio und Pelle sind von Lus Idee begeistert. Geburtstage zu feiern ist besser, als Matheaufgaben zu lösen. Also wollen die Drei an 364 Tagen im Jahr auf Geburtstagsfeiern erscheinen.
Die Autorin hat ein amüsantes Kinderbuch geschrieben. Die Protagonisten werden gut charakterisiert.
Lus Eltern sind Schauspieler. Deshalb wächst Lu auf dem Erdbeerhof ihrer Großeltern auf. Da gibt es viel Arbeit. Unkrautjäten mag Lu gar nicht. Dafür hat sie eine Menge an Einfällen, die bei Oma und Opa nicht immer gut ankommen. Doch sie mögen ihre Enkelin. Die Großmutter ist pragmatisch.

„...Man muss die Feste feiern, wie sie fallen, oder? Viel Spaß zu haben hat noch niemanden geschadet. Bloß keinen Spaß gehabt zu haben ist später doof...“

Rio ist häufig mit seinem Hund Frida unterwegs. Seine Eltern sind beide Mathelehrer. Rio darf regelmäßig ihre Arbeitsblätter testen. Rio ist der ruhigste von den Dreien.
Pelle hat mehrere Geschwister. Er ist Hektik gewöhnt. Er weiß, dass er seine Spielzeug mit allen teilen muss. Nur seine Henne gehört ihm allein und begleitet ihn gern auf allen Wegen.
Schnell finden die Drei heraus, wer als nächstes Geburtstag hat. Sie stehen uneingeladen vor der Tür. Dummerweise gibt es dann reichlich Scherben. Wie kommen sie aus der Nummer wieder raus?
Viele Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.
Das Kinderbuch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte steckt voller Humor, wird kindgerecht erzählt und zeigt, dass manches neben Schatten auch viel Licht hat.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Sehr spannend

Aktion Phoenix
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„...Aber das Ministerium hat beschlossen, dass wir die Einheit des deutschen Volkes und nicht die Konflikte in den Mittelpunkt als Gastgeber der Spiele stellen wollen...“

Wir schreiben das Jahr 1936. ...

„...Aber das Ministerium hat beschlossen, dass wir die Einheit des deutschen Volkes und nicht die Konflikte in den Mittelpunkt als Gastgeber der Spiele stellen wollen...“

Wir schreiben das Jahr 1936. Hermann Schmidt führt eine Gruppe von Journalisten durch Berlin. Die Stadt steht kurz vor den Olympischen Spielen.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er gibt die Zeitverhältnisse anschaulich wieder. Die kurzen Kapitel und die schnell wechselnden Handlungsorte sorgen für zusätzliche Spannung.
Die Personen werden gut charakterisiert. Hermann Schmidt verdankt seinen Posten seinem Schwiegervater, einer glühenden Verehrer des Regimes. Doch das Verhalten gegenüber Juden stößt Hermann sauer auf. Seine Schwester hat einen jüdischen Geschäftsmann aus der USA geheiratet. Sein Schwiegervater kommentiert Susannes Hochzeit so:

„...Man liegt, wie man sich bettet. Und man darf sich nicht beschweren, schlecht zu liegen, wenn man das Bett selbst gemacht hat...“

Deutlich wird dass der Riss häufig durch die Familien geht. Anna Kollmann ist Kunststudentin. Sie engagiert sich in einer Gruppe, die mit Plakaten gegen das Regime arbeitet. Ihr Bruder Horst dagegen träumt von einer Stellung in der Leibstandarte des Führers.
Anna verdient sich ihr Studium mit einer Stelle als Hilfsassistentin bei Leni Riefenstahl, die den Auftrag hat, die Olympischen Spiele zu verfilmen. Sie ist keine einfache Arbeitgeberin.
Ein zweiter Handlungsstrang führt mich als Leser nach Frankfurt. Dort sind die Luftschiffe stationiert. Eines von ihnen soll zur Olympiade über das Stadion fliegen. Georg Finkbeiner hat dort einen Posten als Steward. Leider hat er etwas gesehen, was er nicht sehen sollte. Nun steht er unter Beobachtung – und das von mehreren Seiten.
Der Zeppelin und seine Ausstattung werden sehr detailliert beschreiben.

„..In der Führergondel konnte man die Leichtbauweise des Zeppelins gut erkennen. Mehrere Löcher waren an den freiliegenden Aluminiumträgern ausgestanzt worden, um bei höchster Stabilität möglichst viel Gewicht einzusparen...“

Für Annas Gruppe wird es schwieriger. Das Regime möchte vor der Olympiade keine Plakate mehr sehen. Also werden nächtliche Kontrollgänge organisiert. Gleichzeitig müssen aber auch die eigenen Leute in Schach gehalten werden, denn Angriffe gegen jüdische Geschäfte sind in der Zeit ebenfalls tabu.
Die Spiele sollen zu einem gigantischen Propagandaereignis werden. Dafür ist jedes Mittel recht. Andererseits bringt es das folgende Zitat sehr genau auf den Punkt:

„...Die Spiele mochten ein sportliches Ereignis sein und die olympischen Ideale hochhalten, in erster Linie aber waren sie ein gutes Geschäft für die, die an ihnen verdienten...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat gekonnt eine fiktive Handlung in konkrete gesellschaftliche Verhältnisse eingebettet.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Informatives Sachbuch für Kinder

Abenteuer im Erzgebirge - Lilly und Nikolas im Weihnachtsland
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„...Dann erreichten sie den ersten Ort. Plötzlich strahlten überall Lichter in die Nacht...“

Lilly, Nikolas und ihre Eltern sind auf den Weg ins Erzgebirge. Es ist wenige Tage vor Weihnachten.
Die Autorinnen ...

„...Dann erreichten sie den ersten Ort. Plötzlich strahlten überall Lichter in die Nacht...“

Lilly, Nikolas und ihre Eltern sind auf den Weg ins Erzgebirge. Es ist wenige Tage vor Weihnachten.
Die Autorinnen haben ein informativen Kinderbuch geschrieben. Mit Lilly und Nikolas darf der Leser viele Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges kennenlernen. Eingebettet in die Geschichte sind einige Sagen sowie das Märchen vom kaltem Herz.
Die Kinder besuchen den Weihnachtsmarkt in Annaberg, begeben sich in ein Bergwerk und fahren in das Spielzeugdorf Seiffen. Natürlich gehören auch die Freizeitbäder zu den Höhepunkten des Urlaubs. Der Schnee wiederum ladet zum Rodeln ein, während auf der Eisbahn das Schlittschuhlaufen möglich ist. Eingestreut sind stets einige interessante Informationen

„...Lilly und Nikolas wurden nachdenklich, als sie erfuhren, dass früher sogar Kinder bei der täglichen Arbeit mithelfen mussten. Oft waren die Familien so arm, dass es einfach nicht anders ging...“

Farbige Illustrationen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen kindgerechten Einblick in die Besonderheiten des Erzgebirges und kann gut für eine Reisevorbereitung genutzt werden.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Eine Frau kämpft um ihr Recht

Der Schwur der Gräfin
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„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“

Jakobäa, einzige Tochter des Grafen ...

„...Du sollst ihn nicht immer so mit deinen Blicken abstrafen. Du musst ihn in seiner Männlichkeit bestätigen. Männer mögen es, wenn man ihnen um den Bart streicht...“

Jakobäa, einzige Tochter des Grafen von Holland, ist mit Jean de Valois, einen französischen Prinzen, verheiratet. Die beiden haben schon als Kinder miteinander gespielt. Doch die Ehe ist nicht glücklich. Deshalb gibt ihr der Vater diesen Rat.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen, gibt aber auch die Zeitverhältnisse gut wieder, die geprägt sind von kriegerischen Auseinandersetzungen. Der Roman beginnt im Jahre 1415.
Die Personen werden sehr gut charakterisiert. Ihr Vater hat dafür gesorgt, dass Jakobäa eine umfangreiche Bildung genoss. Sie kann Lesen und Schreiben, reitet zur Jagd und kann auch mit Waffen umgehen. Die Zeitverhältnisse aber verlangen, dass sie nur dann Land und Titel behalten kann, wenn sie einen Mann an ihrer Seite hat.

„...Zum Glück brauchte sie sich über die ferne Zukunft noch keine Sorgen zu machen. Ihr Vater strotzte nur so vor Lebenskraft und Tatendrang...“

Dann aber stirbt Jeans älterer Bruder. Plötzlich ist Jean der Thronfolger. Doch auch sein Leben währt nur noch wenige Wochen. Kurz darauf verstirbt Jakobäas Vater an den Folgen eines Hundebisses. Auf dem Totenbett lässt er Jakobäa schwören, dass sie um ihr Erbe kämpfen wird.

„...Schwöre mir hier und jetzt, dass du die Grafschaften bis aufs Blut verteidigen wirst. Du wirst alles dafür tun, dass du Titel und Thron hältst und du wirst deinen Völkern eine gerechte Herrscherin sein...“

Dieser Schwur wird fortan ihr Leben prägen. Entgegen dem Willen des Vaters wird sie mit Jan von Brabant verheiratet. Über den möchte ich nicht viele Worte verlieren, denn mit ihm beginnt der Anfang vom Ende. Jakobäa ist verstrickt in kriegerische Auseinandersetzungen mit der Herrschaft von Kabeljau. Außerdem will ihr Johann Ohnesorg, ihr Onkel, ihr Land nehmen.
Sehr anschaulich werden die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten wiedergegeben. Außerdem versteht es die Autorin, Jakobäas innere Kämpfe lebendig zu machen. Sie versucht, ungewöhnliche Wege zu gehen, wird aber gekonnt ausgebremst.
Der Krieg kostet zunehmend Opfer in der Bevölkerung. Dadurch verliert sie die Zuneigung ihrer Untertanen. Nun ist es nicht mehr Johann, den sie fürchten muss, sondern ihr Cousin Philipp. Der spätere Herzog von Burgund ist ein raffinierter Politiker, der es versteht, Menschen auf seine Seite zu ziehen.
Es sollte Jahre dauern, bis Jakobäa auf einen Mann trifft, der ihr aufzeigt, dass ihr Vater sie einst mit dem Schwur völlig überfordert hat. Sie war zu jung und unvorbereitet, um der Aufgabe gewachsen zu sein. Hinzu kam, dass ihre Mutter ebenfalls nur ihre eigenen Interessen im Blick hatte. Und sie kann hart formulieren.

„...Mädchen sind wertlos, wie du weißt. Die niederen Lande würde heute ganz anders aussehen, wärest du ein Knabe geworden….“

Die Geschichte ist gut recherchiert. Das spürt man als Leser. Ein Nachwort trennt Fakten von Fiktionen. Eine Karte Hollands und ein Personenverzeichnis befinden sich am Anfang des Buches.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es spielt in einer Zeit, die man auch als Zeit des Umbruchs bezeichnen könnte. Es ist Philipp, dem es gelingt, die Clanstreitigkeiten in Holland zu beenden und das Land zu einen. Jakobäa war nur eine Figur auf seinem Spielbrett. Doch sie hat es ihm nicht immer einfach gemacht. Im Gegensatz zu anderen Herrschern aber war als Sieger großzügig, wenn es sich mit seinen Vorhaben vereinbaren ließ.

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