Assassins Creed trifft auf die Bourne Identität
Der Prinz der SchattenDie Geschichte beginnt unvermittelt mit einer Reihe von Szenen, die anfangs scheinbar nur wage oder gar nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Man wird regelrecht hineingeworfen in das Geschehen um ...
Die Geschichte beginnt unvermittelt mit einer Reihe von Szenen, die anfangs scheinbar nur wage oder gar nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Man wird regelrecht hineingeworfen in das Geschehen um den Namenlosen, der einer Mischung aus Jason Bourne und Altair aus der Computerspielserie Assassins Creed ähnelt: Ein Auftragsmörder mit erstaunlichen Fähigkeiten in einem Reich, das dem Nahen Osten des Mittelalters nachempfunden zu sein scheint, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnern kann und aus dem Grund gejagt wird. Es dauert etwas, bis man in die Story hineinfindet und mit den unterschiedlichen Figuren warm wird, was aber nicht darin liegt, dass diese nicht interessant oder nicht vielschichtig genug wären. Vielmehr präsentiert der Autor die Hintergründe nur in wohldosierten Häppchen wie einzelne Puzzlestückchen, die allmählich ein Ganzes ergeben. Mit jeder Szene erfährt man mehr, taucht tiefer in die dargestellte Welt und die Gedanken und Gefühle der Charaktere ein, bis sich alles zusammenfügt und in einem großen Showdown gipfelt. Und auf diese Weise wird auch die Spannung aufgebaut: Zuerst will man mehr über die einzelnen Protagonisten und ihre Motive wissen und dann alles darüber, ob und wie ihre Pläne erfolgreich sein werden.
Das alles kleidet Fink in einen Sprachstil, der einerseits sehr flüssig zu lesen ist, andererseits aber auch nicht zu banal daherkommt. Stimmige Beschreibungen schaffen eine zur Handlung passende Atmosphäre und machen es dem Leser leicht, sich Atgath und seine Umgebung bildlich vorzustellen.
Dabei benötigt dieses Stück High-Fantasy-Literatur keine neuen oder altbekannten übernatürlichen Rassen, es gibt lediglich wenig nicht-menschlichen Wesen. Typische Rassen wie Elfen, Orks, Oger oder Zwerge sucht man vergeblich. Dagegen wird die Magie detailliert und mit deutlichem Bezug zu den Elementen dargestellt, was sicher noch weiter ausbaufähig ist. Allerdings bieten die zwei Folgebände genug Gelegenheit dazu.
Der Prinz der Schatten ist der spannende Auftakt zu einer fantastischen Trilogie mit facettenreichen Figuren, die viel Spielraum lassen, sich in den restlichen Büchern der Serie neu zu präsentieren. Bis jetzt sind nicht alle Motive und Geheimnisse gelüftet oder die Geschichte zu Ende erzählt. Man möchte sofort nach der letzten Seite weiterlesen und mehr über das Schicksal des Assassinen ohne Namen erfahren.
Denn trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit den unterschiedlichen Perspektiven bietet der Roman fesselnde Unterhaltung vor morgenländischer Kulisse und macht definitiv Lust auf Mehr aus dem Goldenen Meer und seinen angrenzenden Reichen.