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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.01.2024

Tolle Fortsetzung der Krimikomödien-Reihe

Miss Merkel: Mord auf hoher See
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Frau Merkel und ihr Mann (alias Puffel und Puffeline) machen mit Bodybuard Mike, Freundin Marie mit Sohnemann und Mops Pupsi (ja, er wurde umgetauft) eine Krimikreuzfahrt auf der Ostsee. Zur Freude von ...

Frau Merkel und ihr Mann (alias Puffel und Puffeline) machen mit Bodybuard Mike, Freundin Marie mit Sohnemann und Mops Pupsi (ja, er wurde umgetauft) eine Krimikreuzfahrt auf der Ostsee. Zur Freude von Miss Merkel stribt just am ersten Abend auf hoher See der Starautor Watzek und endlich kann sie wieder ermitteln.

Ich mochten schon die ersten beiden Teile der Miss Merkel Bücher sehr und dieser führt die Reihe gelungen fort. Man muss den Humor mögen. Es ist sicherlich an einigen Stellen etwas überzeichnet, aber ich kann darüber herzhaft lachen und insbesondere die kleinen Anekdoten über ehemalige Politkollegen und -konkurrenten (seien sie jetzt wahr oder erdacht finde ich dabei nicht erheblich) und Seitenhiebe auf ebensolche haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

Der Krimiplot ist durchdacht und sehr akribisch aufgebaut, was daran liegt, dass Miss Merkel Krimiworkshops besucht. Sie schreibt gerade selbst an ihrem ersten Krimi und so lernen wir klassische Motive der englischen Kriminalliteratur sowie Dos and Don‘ts, die sich in der Geschichte nach den Vorgaben der Autoren auch wiederfinden. Ich fand es sehr spannend hinter diese Kulissen zu blicken, vor allem weil dem geneigten Krimileser einige Dinge doch sehr bekannt vorkommen.

Man kann auch ohne Vorkenntnisse mit diesem Teil in die Reihe einsteigen, es finden sich aber immer wieder Anspielungen und auch die Auflösung der beiden vorangegangenen Krimis in diesem Teil.

Alles in allem eine sehr gelungene Fortsetzung und ich freue mich auf ein Wiedersehen, insbesondere mit Puffel, den man einfach ins Herz schließen muss.

Veröffentlicht am 21.12.2023

Gefühlvoll und sprachlich überragend

Paradise Garden
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Billie erzählt hier ihre Geschichte, wie sie mit 14 Jahren ihre Mutter verliert. Die Geschichte wird in kleinen Rückblenden erzählt und zeichnet ein wunderschönes und liebevolles Zuhause, obwohl die Umstände ...

Billie erzählt hier ihre Geschichte, wie sie mit 14 Jahren ihre Mutter verliert. Die Geschichte wird in kleinen Rückblenden erzählt und zeichnet ein wunderschönes und liebevolles Zuhause, obwohl die Umstände alles andere als schön sind; reicht das Geld zum Monatsende häufig noch nichtmal mehr für Lebensmittel. Es mangelt bei den beiden vielleicht an Geld, aber ganz bestimmt nicht an Liebe.

Dass die Geschichte aus Billies Sicht erzählt wird, hat mich an meine Zeit als Kind und Teenager erinnert. Viele Gedankengänge sind die eines jungen Mädchens und auch wenn ich als Erwachsene heute teilweise darüber schmunzeln oder auch manchmal den Kopf schütteln musste was sich Billie so denkt oder wie sie handelt, so kann ich es absolut nachvollziehen. Für mich ist sie authentisch und genau das berührt beim Lesen ungemein. Die unfassbar tolle und malerische Sprache mit Ausdrücken wie sie nur einem Kind einfallen würden tut ihr Übriges. Man will Billie in den Arm nehmen und drücken und ihr sagen, dass alles gut wird. Man leidet mit ihr und freut sich mit ihr.

So überragend wie die Erzählweise ist, der Plot hat mich in machen Teilen einfach nicht gänzlich überzeugt. Ich will nicht spoilern wohin es Billie im Laufe des Buches verschlägt, aber eine 14-jährige die mindestens mal durch halb Deutschland mit dem Auto fährt oder aus brenzligen Situationen gerettet werden muss, ohne dass einer auf die Idee kommt einen Erziehungsberechtigten zu informieren, finde ich doch etwas seltsam.

Nichtsdestotrotz bleibt die tolle Erzählweise für mich als Highlight hängen und ich kann das Buch an alle empfehlen, die auf der Suche nach einer wunderbar gefühlvollen Geschichte sind.

Veröffentlicht am 17.12.2023

Lachtränen und Kopfschütteln

Mord & Croissants
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Richard, Brite und ehemaliger Filmhistoriker, führt, seit er arbeitslos wurde, ein Bed&Breakfast im französischen Loiretal. Eines Tages verschwindet ein Gast und die geheimnisvolle Valerié checkt bei ...

Richard, Brite und ehemaliger Filmhistoriker, führt, seit er arbeitslos wurde, ein Bed&Breakfast im französischen Loiretal. Eines Tages verschwindet ein Gast und die geheimnisvolle Valerié checkt bei ihm ein. Ab da geht alles drunter und drüber…

Richard ist absolut liebenswert. Eigentlich möchte er einfach seine Ruhe haben und mit seinen Hühner ein beschauliches Vor-Rentner-Dasein führen. Auf Aussprachen mit seiner (Ex-)Frau, Diskussionen mit seiner Tochter oder anstrengende Gäste hat er einfach keine Lust und das lässt er auch alle spüren. Doch als Valerié in sein Leben tritt und alles auf den Kopf stellt, merkt er schnell, dass so ein bisschen Aufregung seinem Leben ganz gut tut. Zusammen mit Valerié will er herausfinden was mit dem verschwundenen Gast passiert ist. Bei ihm kann man dabei nicht von Ermitteln sprechen, er fällt eher durch Zufall über Hinweise und kommt auch häufig nicht mit den Geistesblitzen von Valerié mit. Damit geht es ihm wie mir. Es war wirklich viel Durcheinander und ich bin auch immer wieder nicht durchgestiegen. Wenn es die Intention des Autors war, dass man sich als Leser durch den verworrenen Plot genauso fühlt wie Richard - Chapeau! Ist gelungen! Das war mir allerdings teilweise ein wenig too much.

Die Art und Weise erinnert ein wenig an den Donnerstagsmordclub. Die Grenzen zwischen „Gut und Böse“ verschwimmen hier auch zunehmend und es gibt wirklich eine Menge schwarzen Humor.
Daher meine Empfehlung an alle Cosy Crime Fans, die insbesondere Freude an Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron oder Judith Potts haben : kocht euch eine Kanne Tee, legt die Shortbread (oder wahlweise die Croissants) bereit und lest das Buch!

Veröffentlicht am 28.11.2023

Spannende Reise in die 20er

Vom Himmel die Sterne
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Sallie Kinkaid wird als Tochter eines (einfluss-)reichen Geschäftsmanns im Virginia Anfang des 20. Jahrhunderts geboren. Ihr Vater, von allen nur „der Duke“ genannt, herrscht defacto über das County und ...

Sallie Kinkaid wird als Tochter eines (einfluss-)reichen Geschäftsmanns im Virginia Anfang des 20. Jahrhunderts geboren. Ihr Vater, von allen nur „der Duke“ genannt, herrscht defacto über das County und macht seine eigenen Gesetze. Sallie lernt früh, dass Männer das Sagen haben und Frauen grundsätzlich weniger Wert sind und schon gar kein Mitspracherecht haben. Doch als nach und nach die Männer in der Familie sterben bleibt es an Sallie und den anderen Frauen der Familie ihr Unternehmen durch die Zeit der Prohibition und einen Bandenkrieg zu steuern.

Ich mochte die Atmosphäre und Erzählweise sehr. Unglaublich viele Bilder sind vor meinem inneren Auge aufgetaucht, eine Mischung aus Vom Winde verweht und Golden Twenties. Sallie ist sympathisch, wenn auch etwas festgefahren. Sie will sich mit allem was sie hat und weiß dem herrschenden Frauenbild zu trotzen. Sie fährt Auto, trägt Hosen und will definitiv nicht heiraten; vor allem sieht sie es aber überhaupt nicht ein sich patriarchalischen Strukturen zu unterwerfen. Letztendlich lavieren sich die Männer im Buch alle irgendwie durch und entziehen sich insbesondere ihrer Verantwortung in dem sie einfach ihre eigenen Gesetze machen. Sallie passt sich daran an, will wie diese Männer sein und übt beispielsweise ebenfalls Selbstjustiz. Mir hätte es besser gefallen, wenn sie sie nicht einfach kopiert hätte, sondern ihren eigenen, vielleicht auch weiblichen, Weg geht.

Nichtsdestotrotz fand ich Setting und Geschichte toll, es war spannend die Familie Kinkaid zu beobachten und in die 20er Jahren einzutauchen. Wie auch schon bei „Alligatoren“ von Deb Spera zeigt sich, dass diese Zeit für Frauen in den USA nicht einfach war. Ein „gutes Haus“ und Geld schützen nicht vor Verachtung, Missbrauch und Unterdrückung. Auch wenn die Grundstimmung positiv ist, so schwingen diese beklemmenden Tatsachen stets mit.

Meine Leseempfehlung für alle Fans von historischen Familienromanen und interessanten Frauenfiguren.

Veröffentlicht am 18.11.2023

Mitreißende Geschichte über eine Frau auf der Suche nach sich selbst

Ich träumte von einer Bestie
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Fleur Martin stellt sich nach dem Tod ihres Vater ihrer Vergangenheit und reist auf der Suche nach Antworten auf lange unausgesprochene Fragen nach Frankreich. Dort beginnt sie immer tiefer in der Familiengeschichte ...

Fleur Martin stellt sich nach dem Tod ihres Vater ihrer Vergangenheit und reist auf der Suche nach Antworten auf lange unausgesprochene Fragen nach Frankreich. Dort beginnt sie immer tiefer in der Familiengeschichte zu graben und begibt sich dabei auch auf eine Suche nach sich selbst.

Ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten in die Geschichte rein zu kommen. Fleurs Handlungen waren für mich einfach nicht nachvollziehbar, auch wenn es von Anfang an klar ist, dass sie ein Trauma daran hindert, anderen Menschen zu vertrauen. Da man aber natürlich unbedingt wissen will, was ihr passiert ist und welches Geheimnis sich hinter dem Bruch mit der väterlichen Familie verbirgt, muss man einfach weiterlesen. Zum Glück! Die Geschichte entwickelt eine richtige Sogwirkung und zieht einen mit in das 18. Jahrhundert, als in Südfrankreich die sog. Bestie von Gévaudan ihr Unwesen trieb und für den Tod von fast 100 Menschen verantwortlich gemacht wurde. Diese Taten entsprechen historischen Tatsachen; wer oder was die Bestie war, darüber wird teilweise noch diskutiert. Es wurden einige Wölfe in groß angelegten Jagden als Bestie erlegt, aber diese Geschichte hier hält eine andere Erklärung der Vorfälle bereit.

Gleichzeitig erfahren wir bei der Recherche Fleurs alles über sie und ihre Familie und damit wird ihr anfängliches Verhalten auch erklär- und nachvollziehbar. Ein wichtiges Thema zieht sich als roter Faden durch das Buch, sowohl in dem modernen als auch in der historischen Teil der Geschichte: der Umgang mit Personen, die nicht gesellschaftlich definierten Normen entsprechen. Des Weiteren zeigt sich wie familiäre Traumata (also solche, die nicht uns selbst, sondern unseren Vorfahren passiert sind) unser heutiges Leben und Verhalten beeinflussen. Das Buch lädt hierbei einfach toll zum Nachdenken und Diskutieren ein und das finde ich fantastisch.

Mir hat nach anfänglichen Startschwierigkeiten das Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es sehr gerne weiter an alle, die sich den Dämonen der Vergangenheit stellen möchte und sich gerne von Büchern anregen lassen über Fragen nachzudenken, die man sich vielleicht selbst noch gar nicht gestellt hat.