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Veröffentlicht am 12.12.2023

Asylpolitik und Kriminalität!

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter ...

Eine Jugendliche verschwindet, ihre Eltern sind krank vor Sorge. Leider muss die Polizei den Eltern mitteilen, dass ihre Tochter tot ist. Larissa Böhlefeld wurde ermordet und mit Schnee bedeckt hinter einer Marienstatue, nahe dem Tierheim, indem sie sich engagiert hat, aufgefunden. Kriminalhauptkommissar Bodenstein und Hauptkommissarin Pia Sander drehen jeden Stein um und schon bald wird ein afghanischer Asylbewerber, der kurz vor der Ermordung mit der 16-Jährigen gesehen wurde, verdächtigt, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Schon bald entwickelt dieser Verdacht eine Eigendynamik, die die Polizei fassungslos dastehen lässt.

Der mittlerweile elfte Band der Krimireihe aus dem Taunus zeugt nicht von Müdigkeit der Autorin. Ich staune, wie sie auch nach elf Bänden immer noch eine spannende Geschichte aus dem Aermel schüttelt.

Ein junges Mädchen, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, wird mit 16 Jahren ermordet. Eine Tat, wenn auch nur gelesen, die wohl jede und jeden erschüttert. Mich haben vor allem die Reaktionen der Eltern des Opfers berührt. Von Beginn weg, als die Mutter ihre Tochter telefonisch nicht erreichen kann, bis zu dem Moment, als klar wird, dass Lissy tot ist, habe ich mitgelitten.

Ich habe mich über etliche Figuren, die schnell eine Meinung zu dem Mord und die noch schneller den Mörder gefunden haben wollen, sehr geärgert. Weil jemand als Asylsuchender in Deutschland lebt, wird er ohne Nachzudenken als Mörder abgestempelt. Mein Aerger wuchs mit jeder Seite und ich war emotional voll dabei. Dies auch in dem Wissen, dass dies in der Realität genauso auch an der Tagesordnung ist.

Nele Neuhaus hat sich dazu entschieden, nicht nur das Thema Asylbewerber in den Krimi mit einzubeziehen, sondern auch in einer Gerichtsverhandlung, in der es um jugendliche Straftäter geht, diese mit fremd klingenden Namen auszustatten. Den Sinn dahinter habe ich nicht so ganz verstanden und nachvollziehen können. War dies dazu gedacht, das Thema Asylpolitik und Kriminalität zu veranschaulichen? Ich empfand diesen Krimi als rassistisch geprägt und dies hat mich irritiert und auch gestört. Warum mussten 80 % der Täter, und davon gibt es viele in diesem Buch nicht deutsche Namen tragen?

Erschreckend und grausig die Dynamik, die die Vorverurteilung eines jungen Asylsuchenden, annimmt. Selbstjustiz, Blutrache und blinde Aggression, ohne sich die Frage zu stellen, ob da jemand schuldig ist oder schuldig gemacht wird. Noch bedrückender ist das Thema Selbstjustiz, das sehr weite Kreise zieht in dieser Geschichte. Ich muss jedoch gestehen, dass ich manchmal die Täter "hinter den Tätern" verstanden, jedoch nicht gebilligt habe.

Die Identität der Figur, die Lissy ermordet hat, war für mich überraschend und etwas gar schnell abgehandelt. Der Weg zu der Verhaftung, das heisst die Ermittlungen und die Erkenntnisse daraus, nicht so ganz nachvollziehbar.

Nele Neuhaus schreibt in einem gut zu lesenden Schreibstil und hat um den Mordfall an der Teenagerin eine abwechslungsreiche und fesselnde Geschichte gestrickt.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Anspruchsvoll!

Twelve Secrets -
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Ben Harper arbeitet als Journalist und er ist der beste True-Crime Reporter Englands. Ben ist zuerst entsetzt, als seine Chefin Madeline Wilson verlangt, dass er über die Tragödie seines Lebens schreibt. ...

Ben Harper arbeitet als Journalist und er ist der beste True-Crime Reporter Englands. Ben ist zuerst entsetzt, als seine Chefin Madeline Wilson verlangt, dass er über die Tragödie seines Lebens schreibt. Ben war acht Jahre alt, als sein Bruder Nick, sowie dessen Kumpel Simon, von zwei Mitschülerinnen brutal ermordet wurde. Bens Mutter Clare hat einige Zeit später Selbstmord begangen. Seit dieser Familientragödie sind 20 Jahre vergangen und ein Mord an einer Frau wirft nun neue Hinweise auf den Mord an Nick und Simon auf. Die Polizistin Dani Cash, die nach einer Auszeit wieder Dienst in der Polizeistation Haddley macht, untersucht den neuen Mordfall und verbündet sich mit dem Journalisten.


Ich fand es ganz schön schwierig in diesem Thriller den Ueberblick zu behalten. Viele Figuren mit Beziehungen der unterschiedlichsten Art und noch mehr Nebengeschichten machen die Geschichte anspruchsvoll. Diese Nebenhandlungen sind zwar oft interessant, faszinierend und haben mir gefallen. Oft wird jedoch in den einzelnen Leben der Figuren hin und her gependelt. Manchmal wusste ich nicht auf Anhieb, wer denn da aktuell in Ich Perspektive am Ball ist.

Eine der Hauptfiguren ist Ben Harper, der seit zwanzig Jahren mit dem Wissen lebt, dass sein Bruder Nick brutal ermordet wurde und seine Mutter sich daraufhin unter einen einfahrenden Zug wirft. Ben hat ( gerade deswegen?) einen Beruf ergriffen, in dem es um Verbrechen geht. Jetzt macht seine Chefin Ben Druck, über die Tragödie seines Lebens einen Artikel zu verfassen.

Eine weitere Protagonistin ist Holly Richardson, die reich geheiratet hat, Mutter einer kleinen Tochter ist und kein gesundes Verhältnis zu ihren Schwiegereltern pflegt. Holly ist ausserdem eine gute Freundin von Ben und lange konnte ich ihre genaue Rolle in Bens Drama des Lebens nicht einschätzen. Hollys Leben birgt Stoff für einen eigenen Thriller. Bei etlichen Passagen in Hollys Leben lief es mir ab und zu kalt über den Rücken. Als neben ...neben ... Handlung kommt noch Sarah, Hollys Freundin ins Spiel, die frisch verliebt ist und deshalb einen Kampf mit ihrem Exmann austrägt

Eine weitere wichtige Person ist die Altenpflegerin Corrine Parsons, deren Rolle im Ganzen mich überrascht hat.

Schlussendlich erlebt man noch die Polizistin Dani Cash. Sie kehrt nach fünf Monaten Auszeit zurück in die Polizeistation und erlebt Mobbing pur. Auch hier sind einige Szenen sehr brutal.

Jetzt geschieht also ein Mord. Die Verbindung mit diesem und dem zurückliegenden Mord an den beiden Teenagern 20 Jahre zuvor, schlägt nicht nur hohe Wellen. Es wird auch Staub, der über die lange zurückliegende Tötung der beiden Jungen lag, wieder aufgewirbelt. Ich gestehe, dass ich mehrmals den Faden verloren hatte und immer wieder überlegen musste, wer denn wer ist und welche Funktion innehat. Zwar wird früher oder später klar, dass alle und alles zusammenhängt. Ich finde aber, Robert Gold hätte es weniger verworren und gradliniger zum Leser bringen können. Zudem wurde der Zusammenhang der einzelnen Figuren sehr konstruiert, wenn er auch zugegebenermassen sehr einfallsreich ist.

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Träger Krimi!

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Ein kleines Mädchen findet auf dem Heimweg von der Schule in den tief verschneiten Wäldern Jämtlands einen toten Mann. Der Tote war in der Gegend bekannt, denn er kämpfte als Umweltaktivist gegen die Abholzung ...

Ein kleines Mädchen findet auf dem Heimweg von der Schule in den tief verschneiten Wäldern Jämtlands einen toten Mann. Der Tote war in der Gegend bekannt, denn er kämpfte als Umweltaktivist gegen die Abholzung der Wälder Nordschwedens.

Die Polizei in Oestersund ist überzeugt davon, dass seine Aktivität, die die ansässige Holzlobby erzürnt hat, Auslöser für den Mord war.

Kriminalkommissarin Maya Topelius ermittelt auf Hochtouren, denn bald wird ein weiterer Toter aufgefunden.


Die Geschichte handelt im tief verschneiten und vor Kälte trotzenden Schweden. Kalt und karg geht es zu und her, nicht nur in den Landschaftsbeschreibungen, sondern auch in der Handlung. Ich empfand diesen Krimi als träge und oft habe ich mir gedacht, dass das Geschehen auf der Stelle tritt. Es war nicht direkt langweilig ... nur sehr behäbig. Zum Glück hat Maya Topelius noch eine Freundin, die emotionale und körperliche Uebergriffe am Arbeitsplatz erfährt. So kam mit ihr etwas Dampf ins Spiel.

Maya hat in Pär Stenqvist einen Kollegen, der erfahrener ist, da er schon länger als Ermittler arbeitet. Er bleibt jedoch sehr blass und als er auch noch verunfallt, fällt er fast ganz aus den Ermittlungen raus.

Für mich war überraschend, wer für den Tod an dem Umweltaktivisten verantwortlich ist. Die Autorin hat so viele, meist subtile, Hinweise eingestreut, dass ich verschiedene Vermutungen hatte. Die falschen, wie sich nach der Beendigung herausgestellt hat.

Nun zum Schreibstil, der mir im Grossen und Ganzen zugesagt hat. Langatmig empfand ich die vielen Sprichwörter, die die Ermittler immerzu miteinander austauschen und vergleichen. Maya, die ursprünglich aus Deutschland stammt, liefert deutsche Redensarten und ihr schwedischer Kollege das schwedische Pendant dazu. Das kann ja ein, zweimal amüsant sein... aber so oft, wie das hier geschieht, war mir zuviel des Guten.

"Im Herzen so kalt" ist ein ruhiger und unaufgeregter, manchmal sehr behäbiger Krimi. Vermehrt ein paar brisante Szenen hätte der Spannung gutgetan.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Irritierend!

Neben wem du erwachst
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Wenn Louise Reakes mit ihrer besten Freundin April feiern geht, fliesst immer sehr viel Alkohol und es wird spät. Sehr zum Missfallen von Louises Mann Niall, dem Louises Alkoholkonsum ein Dorn im Auge ...

Wenn Louise Reakes mit ihrer besten Freundin April feiern geht, fliesst immer sehr viel Alkohol und es wird spät. Sehr zum Missfallen von Louises Mann Niall, dem Louises Alkoholkonsum ein Dorn im Auge ist.

Als Louise wieder einmal, nach einer solchen Partynacht, in ihrem Bett erwacht, hat sie nicht nur einen Kater, sondern auch einen Filmriss. Neben ihr im Bett liegt ein fremder Mann und er ist tot. Was ist geschehen und hat Louise etwas mit dem Mord an dem Mann zu tun? Die Schlinge um ihren Hals wird immer enger, denn die Polizei findet heraus, dass sie den Toten kannte.


Dies ist der dritte Teil rund um das Team der Hampshire Police. Ich habe die ersten beide Teile gelesen und Wiedersehen gefeiert mit DI Juliette Hanson und DCI Jonah Sheens. Da die privaten Entwicklungen der beiden Ermittler weitergehen, finde ich es nötig die Vorgänger zu kennen.

Der Mordfall hingegen ist in sich abgeschlossen. Ein Mordfall mit Ermittlungen, den und die ich als wenig interessant einstufe. Das ganze erste Buchdrittel benötigen die Ermittler nämlich, um Details herauszufinden, die dem Leser seit dem Prolog bekannt sind.

Abwechselnd mit den Ermittlungen der Hampshire Police wurden Kapitel aus der Sicht von Louise eingeschoben. Diese Kapitel sind wie Briefe aufgebaut, die sie an ihren Mann richtet und oft sehr verworren sind. Interessant empfand ich sie nicht, denn es geht oft um das Beziehungshickhack mit Ehemann Niall und die Freundschaft zu April. Diese Freundschaft ist geprägt von Alkoholexzessen und es wird ganz schön gebechert. Ich musste mich durch diese Kapitel regelrecht durchkämpfen.

Irritierend finde ich, dass Ghytia Lodge etliche Protagonisten mit demselben Anfangsbuchstaben im Namen ausgestattet hat. Juliette, Jojo. Jason und Jonah spielen alle eine wichtige Rolle und ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, wer denn nun wer ist. Ein ähnliches Spiel bei den Nachnamen. Schlüsselfiguren heissen Reakes und Ruskin.

Ghyta Lodge hat in diesem dritten Band zum Glück die privaten Probleme von DCI Jonah Sheens und DC Juliette Hanson etwas gedrosselt. Dies hatte ich im vorderen gelesenen Band (Wer auf mich wartet) bemängelt. Der Mordfall hätte viel Potenzial, aber leider hat die Autorin schon Grundlegendes im Prolog verraten. Ein Dreher, der mich überrascht hat, konnte das Buch noch auf drei Sterne heben.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Viel Beziehung, wenig Spannung!

Die Fremden in meinem Haus
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Fiona Lawson liebt ihr Haus an der Trinity Avenue 91 im Städtchen Alder Rise sehr. Sie lebt sehr gerne in dem Viertel, sie und ihre Kinder haben Freunde in der Nachbarschaft gefunden.

Erstaunt stellt ...

Fiona Lawson liebt ihr Haus an der Trinity Avenue 91 im Städtchen Alder Rise sehr. Sie lebt sehr gerne in dem Viertel, sie und ihre Kinder haben Freunde in der Nachbarschaft gefunden.

Erstaunt stellt sie fest, dass eines Tages, als sie nach Hause kommt, ein Umzugswagen vor der Türe steht.

David und Lucy Vaughan ziehen ein und bestehen darauf, das Haus gekauft zu haben. Fionas Haus! Das Haus, das ihr und ihrer Familie gehört!





Der Klappentext hatte mich sehr schnell für dieses Buch erwärmt. Die ersten Seiten waren dann auch entsprechend spannend. Fiona kommt nach Hause, eine fremde Frau steht vor ihrem Haus und ist daran einzuziehen. Das war es dann aber leider auch schon mit Spannung und "Albtraum aus Verrat, Verbrechen und Lebenslügen", wie der Klappentext verspricht.

Was nun kam, war ein Ablauf über Eheprobleme, Sorgerechtsarrangements und Differenzen in einer Beziehung. Zugegeben: die Lawsons haben ein innovatives und spezielles Betreuungsmodell für ihre beiden Söhne Harry und Leo. Aber dies seitenlang auszuschmücken und immer wieder zu wiederholen, ist einfach weder spannend noch hilft es, Spannung zu erzeugen. Die in einen Thriller meiner Meinung nach eindeutig gehört.

Die Perspektiven werden in kurzen und wechselnden Abständen gewechselt. Kapitel unter "Fionas Geschichte" und " Bram, Word Dokument" geben die Sicht von Fiona und Ehemann Bram auf die Ereignisse dar. Ab und zu werden diese mit Facebook....? ...Twitter?... Einträgen völlig fremder Personen ergänzt. Was Letzteres soll, habe ich nicht ganz verstanden, denn dies hat keinerlei Mehrwert für die Geschichte.

Bei den ersten beiden Perspektiven habe ich mich oft zwischen zwei Stühlen gefühlt. Fiona, wie auch Bram, machen oft den anderen schlecht und jeder stellt die eigene Sicht als das einzig Wahre dar! Mir ist, ehrlich gesagt, völlig egal, wer wann was getan hat in dieser Beziehung. Die Umzugsgeschichte verschwand da für die Hälfte des Buches völlig vom Horizont des Geschehens. Nach 160 Seiten war der Spuk vorbei und die Beziehungsgeschichte hat kriminelle Energie bekommen. Auch wenn ein paar Delikte und Vergehen noch keine Einteilung in das Genre Thriller rechtfertigen. Dieses Buch ist meiner Meinung nach im besten Fall ein Spannungsroman.

Dies war nicht mein erstes Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. In "Die Fremden in meinem Haus" empfand ich den Plot als zu wenig gradlinig, sondern verworren. Leider hat Louise Canlish den Fokus zudem zu sehr auf die Beziehung von Fiona und Bram gelegt. Wieder gefallen hat mir die Charakterisierung der Figuren, die gut ausgearbeitet ist. Eine Fiona könnte, wie im realen Leben, genau nebenan wohnen.

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