Anders als erwartet: Sachbuch über Serienmörder
Serienmörder - Der Mensch hinter dem MonsterDas True Crime-Genre boomt – ob in Serien, Podcasts oder Büchern. Grausame Taten, die einen nicht selten sprachlos machen, lassen Zuschauer, Hörer und Leser immer mit derselben Frage zurück: Liegt den ...
Das True Crime-Genre boomt – ob in Serien, Podcasts oder Büchern. Grausame Taten, die einen nicht selten sprachlos machen, lassen Zuschauer, Hörer und Leser immer mit derselben Frage zurück: Liegt den Tätern das Böse von Geburt an im Blut oder werden sie erst im Laufe ihres Lebens zu Monstern gemacht?
Zu dieser Frage hat Florence McLean, die Autorin des Sachbuchs „Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster“ eine eindeutige Meinung. (Die werde ich allerdings hier nicht verraten, um Euch die Spannung nicht zu nehmen.)
Florence McLean ist Psychologin und lebt in Dänemark. Für eine Forschungsarbeit hat sie Fragebögen an 34 Serienmörder verschickt. Sie wollte wissen, ob man einen potentiellen Serienmörder schon vor seiner ersten Tat entlarven kann, um so bestenfalls verhindern zu können, dass er überhaupt tötet. Daraus entwickelten sich in einzelnen Fällen sogar teils makabere Brieffreundschaften. In ihrem Buch, das am 22. September 2022 bei SAGA Egmont erschienen ist, sind Auszüge aus diesen Briefen abgedruckt. Florence McLean macht kein Geheimnis daraus, dass ihr beim Lesen des ein oder anderen Schriftstücks ein kalter Schauer über den Rücken lief – was, wenn der Täter eines Tages auf freien Fuß käme und urplötzlich vor ihrer Tür stünde? Doch diese Angst konnten ihr Spezialisten des FBI, mit denen sie in Kontakt stand, relativ schnell nehmen.
In elf Kapiteln berichtet Florence McLean über die Fragestellungen und die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit, deren Erkenntnisse für sie auch heute in ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine Grundlage bilden.
Ehrlich gesagt habe ich mir von dem Buch etwas anderes erwartet: Nämlich die Vorstellung aller Serienmörder, mit denen die Autorin in Kontakt getreten ist, und vor allem ihre fachliche Beurteilung dazu. Weil die Untersuchungen aber vertraulich waren, beschränkte sich Florence McLean auf wenige ausgewählte Täter, die mit der Veröffentlichung einverstanden waren. Ihre Ausführungen sind im Großen und Ganzen sehr allgemein gehalten.
Für meinen Geschmack ein wenig zu ausschweifend berichtet die Autorin zudem über ihr eigenes Leben und ihren beruflichen Werdegang.
Dennoch ist „Serienmörder – Der Mensch hinter dem Monster“ ein zwar sehr nüchtern geschriebenes, wenngleich auch erkenntnisreiches Sachbuch, das den Schwerpunkt nicht auf die Taten, sondern auf die psychologischen, psychiatrischen und sozialen Auffälligkeiten von Serienmördern im Allgemeinen legt.