Cover-Bild Was vom Tage übrig blieb
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 14.11.2016
  • ISBN: 9783453421608
Kazuo Ishiguro

Was vom Tage übrig blieb

Roman
Hermann Stiehl (Übersetzer)

Stevens dient als Butler in Darlington Hall. Er sorgt für einen tadellosen Haushalt und ist die Verschwiegenheit in Person: Niemals würde er auch nur ein Wort über die merkwürdigen Vorgänge im Herrenhaus verlieren. Er stellt sein Leben voll und ganz in den Dienst seines Herrn. Auch die vorsichtigen Annäherungsversuche von Miss Kenton, der Haushälterin, weist er brüsk zurück. Viele Jahre lang lebt ergeben in seiner Welt, bis ihn eines Tages die Vergangenheit einholt. Das kritische Portrait einer von Klasse und Hierarchien geprägten Gesellschaft und eine bittersüße Liebesgeschichte, erzählt von einem, der seinen Stand nie hinterfragt und der nie auch nur geahnt hat, dass er liebte.

Zum Literaturnobelpreis 2017 jetzt als bibliophlie Sonderausgabe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2022

Resümee eines Lebens, dass von absoluter Pflichterfüllung geprägt wurde

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2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.

Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches ...


2017 erhielt Kazuo Ishiguro den Nobelpreis für Literatur. Sein bekanntestes Werk ist das Buch „Was vom Tage übrig blieb“.

Es erzählt die Geschichte des Butlers Mr Steven der sein gesamtes berufliches Leben auf Darlington Hall verbracht hat und nun nach Jahrzehnten aufopferungsvoller Tätigkeit auf sein Leben zurückblickt.

Das Buch beginnt 3 Jahre nach dem Tod seines ursprünglichen Dienstherrn Lord Darlington. Das Anwesen ist inzwischen von einem amerikanischen Millionär Mir Farraday erworben worden,und als dieser aus geschäftlichen Gründen nach Amerika fliegen muss, nötigt er Mr.Stevens schon fast einen einwöchigen Urlaub zu machen und stellt sogar sein Fahrzeug für eine Rundreise zur Verfügung.

Der überkorrekte Butler nimmt das Angebot schließlich an unter dem Vorwand eine frühere Angestellte, die Hausdame Miss Kenton zu besuchen, um sie eventuell zu überreden wieder in Darlington Hall zu arbeiten, wo es einen personellen Engpass gibt.

Die Reise durch den Süden Englands bildet quasi den Rahmen der Geschichte, in deren Verlauf wir die Erinnerungen des Icherzählers Stevens reflektieren. Stevens ist der geborene Butler mit höchsten Ansprüchen an sich selbst, der eigene Befindlichkeiten stets zurückstellt und schon fast gefühlskalt wirkt. Seine absolute Loyalität gehört seinem Arbeitgeber, und er stellt diesen auch nie in Frage.

Aus politischen Diskussionen hält er sich raus. Als sein Vater während einer Schicht stirbt, geht die Arbeit vor. Privates Glück steht nicht zur Diskussion. Doch wenn man im Nachhinein dann auf sein Leben zurückblickt, kann man dann wirklich sagen, dass es ein glückliches Leben war, oder hat man es vielleicht sogar vergeudet?

Dieses sehr ruhige Buch hat keinerlei Spannungsbogen, bietet aber viel Stoff zum Nachdenken. Der knochentrockene Mr Stevens ist ein Butler wie es ihn heute wohl kaum mehr gibt. Seine Dienstzeit fällt in eine politisch sehr spannende Zeit 1923 nach dem 1. Weltkrieg und Lord Darlington pflegte offensichtlich Kontakte zu Nazigrößen. Eine bittersüße Komponente hat die Beziehung von Stevens zur Hausdame Miss Kenton.

Der Schreibstil war etwas antiquiert und gewöhnungsbedürftig, rundete aber den Charakter des Butlers ab und passte einfach perfekt. Stellenweise war mir dieser Klassiker wohl zu langatmig. Trotzdem bin ich froh mich herangetraut zu haben und habe den Roman alles in allem gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 21.06.2018

Butler sein oder nicht sein

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Mr. Stevens lebt seine Berufung Butler zu sein. In Darlington Hall sorgt er für einen reibungslosen Ablauf im Haushalt. Als sein Dienstherr Lord Darlington verstirbt, übernimmt ein Amerikaner das Anwesen ...

Mr. Stevens lebt seine Berufung Butler zu sein. In Darlington Hall sorgt er für einen reibungslosen Ablauf im Haushalt. Als sein Dienstherr Lord Darlington verstirbt, übernimmt ein Amerikaner das Anwesen und das Personal. Mr. Stevens versucht nun seinen Weg in den neuen Begebenheiten zu finden. Dabei kommt ein Brief der ehemaligen Haushälterin Ms. Kenton gerade recht. Verbunden mit einer Autoreise möchte er sie besuchen und sie wieder überzeugen zurückzukehren. Während der Fahrt sinniert Mr. Stevens über die Vergangenheit und sein Butlerdasein nach. Und fragt sich: Was blieb vom Tage übrig?

Dieser Roman des britischen Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro wurde im Jahre 1989 veröffentlicht. 2015 wurde das Buch zu einem der bedeutendsten britischen Romane gewählt. Und britisch ist es wirklich. Es strahlt eine ruhige und fast kühle Atmosphäre aus. Die Sprache ist mir erhaben und beinahe vornehm erschienen. Dabei ist es nicht einfach den vielen Nebensätzen zu folgen. Am besten beschreibt man die Geschichte sinnbildlich wie folgt: Geplauder eines alten Opas im Alterheim, der über sein Leben philosophiert. So schweift der Erzähler immer wieder ab. Erzählt mal dies, mal jenes, um wieder den Faden aufzunehmen.

Grundsätzlich ein interessanter Einblick ins Butlerdasein in der Zwanziger- und Dreissigerjahren. Ich würde es aber eher als Hörbuch empfehlen.

Veröffentlicht am 30.11.2023

Stevens

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Was vom Tage übrig blieb - Kazuo Ishiguro
"Alles was wir geben mussten " hatte mich ja mit seiner dystopisch angehauchten Story sehr begeistert. Dieses Werk ist nun ganz anders. Der Schreibstil ist auch ...

Was vom Tage übrig blieb - Kazuo Ishiguro
"Alles was wir geben mussten " hatte mich ja mit seiner dystopisch angehauchten Story sehr begeistert. Dieses Werk ist nun ganz anders. Der Schreibstil ist auch hier wieder klasse und sehr authentisch. Nur dass mich die Überlegungen eines Butlers nicht so sehr fesseln konnten…
Erzähler ist hier der Butler Stevens, der sein ganzes Leben lang auf Darlington Hall gedient hat. Seine Aufgaben hat er stets sehr ernst genommen und auch in der Rückschau macht er sich viele Gedanken darüber, wie sich ein perfekter Butler definiert bzw über den Begriff der Würde. Während der Blütezeit seiner Karriere, zwischen den beiden Weltkriegen, verkehrten bedeutende Personen der Politik auf Darlington Hall. Aus dem Hintergrund und als quasi stummer Beobachter, konnte Stevens damals viele Eindrücke der politischen Situation sammeln und einigen später weltberühmten Politiker begegnen.
Nun ist Stevens alt geworden. Er ist zwar noch im Dienst, macht aber einen Ausflug um eine ehemalige Hausangestellte, Miss Kenton, zu besuchen. Mehr als er die Reise zu genießen scheint, ergeht er sich in eben oben genannten Erinnerungen – und gerät dabei durchaus ins Schwafeln. Seitenlange politische Erklärungen und Beschreibungen des Arbeitsfeldes eines Butlers (nicht zu vergessen die Moral!). Ich fand es tatsächlich streckenweise sehr langweilig. Dem guten Stevens fällt zwar auf, dass er noch nie wirklich etwas gesehen hat von seiner Heimat und dass er die besten Jahre seines Lebens voll und ganz Lord Darlington gewidmet hat. Doch steckt er so tief in seiner dienstbeflissenen Steifheit, dass ihm so einiges nicht bewusst wird. Beispielsweise merkt er nicht, dass er geliebt hat und natürlich seine Chance nicht genutzt hat.
Dabei hat Ishiguro einen wirklich tollen Schreibstil, der mich doch immer mal wieder gepackt und ein Stück weit mitgenommen hat. Meiner Meinung nach ist die Sprache hier zu authentisch. Der verstockte, steife, humorlose Butler Stevens war mir für einen ganzen Roman zu viel.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 06.06.2018

Ein excellenter Butler

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Kazuo Ishiguro wurde 2017 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Somit war es endlich an der Zeit auch einmal ein Buch des Autors zu lesen. Mit "Was vom Tage übrig blieb" habe ich bereits vor Wochen ...

Kazuo Ishiguro wurde 2017 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Somit war es endlich an der Zeit auch einmal ein Buch des Autors zu lesen. Mit "Was vom Tage übrig blieb" habe ich bereits vor Wochen meinen ersten Ishigura gelesen. Nun habe ich auch meine Rezension fertig...

Die Roman erzählt die Geschichte des Butlers Stevens in einem englischen Adelhaus. Der Leser begleitet Mister Stevens auf seiner mehrtägigen Reise durch Südengland. Er ist auf dem Weg zur ehemaligen Hausdame Miss Kenton. Der neue Besitzer von Darlington Hall, der Amerikaner Mister Farraday, legt zwar nicht mehr so viel Wert auf gesellschaftliche Anlässe und Festivitäten wie sein Vorgänger, jedoch mangelt es an einer richtigen Hausdame. Für Mister Stevens gibt es keine Alternative zu Miss Kenton, die er gerne nach Darlington Hall zurückholen möchte.
Wir begleiten Mister Stevens, dessen Vornamen der Leser nie erfährt, auf seinem Weg zu seiner ehemaligen Kollegin, die er sehr geschätzt hat und für die er auch einige Gefühle hegte. Auf der langen Autofahrt begegnen wir interessanten und vielschichtigen Personen. In Rückblenden finden wir mehr über seine Vergangenheit und seinen Arbeitsalltag als Butler, sowie über die Unterschiede zu seinem alten Hausherren Lord Darringotn gegenüber Mister Farraday heraus. Die straffen Benimmregeln und wie ein richtig guter Butler zu arbeiten hat, sind Mister Stevens sehr wichtig. Auch sein Vater war bereits Butler bei Lord Darrington und hat ihm gelehrt, dass Pflichterfüllung und Traditionen das Wichtigste im Leben sind.

Stevens lebt für seinen Beruf und der Loyalität seinem Lord gegenüber, der viele Gesellschaften gab und politisch sehr interessiert war. Es erfüllt ihn mit Stolz, dass er einige wichtige Politiker auf Darlington Hall empfangen und bedienen durfte. Deutsche und Engländer geben sich genauso die Türklinke in die Hand, wie auch Amerikaner. Stevens ordnet sein Leben völlig seinem "Butler sein" unter, wie er es von seinem Vater gelernt hat. Persönliche Befindlichkeiten und Gefühle spielen dabei keine Rolle. Besonders schmerzlich empfand ich die Sterbeszene mit Stevens Vater, der noch auf Darlington Hall lebt und bis zum Ende nicht einsehen will, dass er seine Aufgaben nicht mehr vollwertig erfüllen kann. So viel Gefühlskälte, wie der Vater seinen Sohn auf dem Sterbebett vermittelt, ist sogar beim Lesen erschreckend. Das ganze Leben machte für Stevens und seinem Vater nur Sinn, wenn man sich wie ein perfekter Butler verhält. Das eigene Leben, die Liebe oder Gefühle werden vollkommen ignoriert. Selbstaufgabe und Verzicht bestimmen seinen Alltag. Doch die Zeiten ändern sich. Mit Wehmut blickt Stevens deswegen auf die Zeit mit seinem alten Dienstherren zurück, denn der Amerikaner, der nun sein neuer Chef ist, vertritt auch den Wandel der Zeit. Butler zu sein erscheint nicht mehr zeitgemäß und Stevens fühlt sich "aus der Zeit gefallen"... Man fragt sich als Leser, was das Leben ausmacht und ob die völlige Aufgabe für seine Arbeit sinnvoll ist.

Der sehr ruhige Roman hat mich in eine längst vergangene Zeit in England versetzt. Er spiegelt die englische Kultur wider und entführt uns in die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz der einfühlsamen Erzählung gab es für mich einige Längen, die mich das Buch hin und wieder zur Seite legen ließen.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr poetisch, der erahnen lässt, warum der Autor den Literaturnobelpreis erhalten hat. Es gibt lange verschachtelte Sätze und einige Szenen sind sehr ausschweifend und detailverliebt. Die Einblicke in Stevens Denken und Handeln werden sehr eindrucksvoll erzählt.

Cover:

von links nach rechts:
Die schwedische, zwei englischsprachige und die polnische Ausgabe. Danach das Cover der Verfilmung mit Anthony Hopkins und Emma Thompson, sowie ein weiteres englisches Cover.


Fazit:
Ein sehr ruhiger, aber eindringlicher Roman über ein Leben der absoluten Hingabe an den Beruf und der Loyalität gegenüber seinen Hausherren. Für mich trotz der wunderschönen poetischen und detailverliebten Sprache etwas zu langatmig.