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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2023

Menschlicher Blick auf Billy Wilder

Mr. Wilder und ich
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„Manche mögen‘s heiß“ ist der einzige Berührungspunkt, den ich bisher mit Billy Wilder hatte. Umso mehr war ich auf den Roman von Jonathan Coe gespannt, in dem er Fiktion und Wirklichkeit gekonnt kombiniert ...

„Manche mögen‘s heiß“ ist der einzige Berührungspunkt, den ich bisher mit Billy Wilder hatte. Umso mehr war ich auf den Roman von Jonathan Coe gespannt, in dem er Fiktion und Wirklichkeit gekonnt kombiniert hat.
Calista, eine junge Griechin, lernt durch einen Zufall im Jahr 1976 den Regisseur bei einem zwanglosen Dinner kennen und wird kurz darauf seine Dolmetscherin bei den Dreharbeiten zu „Fedora“. Einer seiner letzten Filme, zu einer Zeit, als Wilder seinen Zenit in Hollywood bereits überschritten hatte.
Das ist ihm und seinem Freund und Partner Iz Diamond bewusst, sie hadern damit und wollen mit Fedora noch einmal einen Film schaffen, der bleibt.
Erzählt wird die gesamte Handlung in Rückblenden durch die Ich-Erzählerin Calista. Parallel dazu erfahren wir einiges über das Leben und Schaffen der Protagonistin, denn in der Gegenwart ist auch sie bereits in ihren 50gern. Ihre beiden Töchter sind quasi erwachsen und Calista beruflich nicht so erfolgreich, wie sie es gerne wäre. Sie hat einen respektvollen und bewundernden Blick auf den großen Regisseur. Teilweise schwingt eine gewisse Wehmut in ihren Erinnerungen mit, die ganz wunderbar den Vibe der 1970ger heraufbeschwören. Es wird deutlich wie sehr sie die Zusammenarbeit und diese Chance mit den beiden Männern arbeiten zu dürfen, genossen hat.
Coes Schreibstil liest sich flüssig und angenehm. Er beschreibt seine Figuren sehr menschlich mit ihren Charaktereigenschaften und Marotten. Durch den gewählten Zeitpunkt des Romans, nutzt der Autor die Möglichkeit Wilder nicht nur als gefeierten Autor zu zeigen, sondern auch die Person dahinter sichtbar zu machen. Wie wichtig ihm „Fedora“ war, wie sehr ihn seine jüdischen Wurzeln beeinflusst haben und wie eng er mit Iz Diamond war.
Es ist keine Biografie über Billy Wilder, aber es steckt sehr viel Recherche in diesem Roman, auf die Jonathan Coe auch im Nachwort eingeht.
Für mich war es ein gelungenes Leseerlebnis, eine runde Geschichte mit genügend Tiefgang und doch mit einer gewissen Leichtigkeit. Es macht Spaß sie zu lesen und nebenbei die Person Billy Wilder (besser) kennenzulernen.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Fesselnde Geschichte mit historischem Bezug

Ich träumte von einer Bestie
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Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es hat etwas fast Mystisches an sich und passt sehr gut zur Geschichte.
Der Schreibstil ist flüssig, modern und bildhaft. Dadurch nahm er mich direkt mit in Handlung. ...

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es hat etwas fast Mystisches an sich und passt sehr gut zur Geschichte.
Der Schreibstil ist flüssig, modern und bildhaft. Dadurch nahm er mich direkt mit in Handlung. Eine Geschichte, die sich nicht nur in der Gegenwart abspielt, sondern ihren Ursprung in der Vergangenheit hat. Nina Balzon gelingt es wunderbar atmosphärisch die Legende der Bestie des Gévaudan mit Fleurs Leben zu verweben und erschafft einen wirklich spannenden Plot.
Im Mittelteil hätte es für mich auch etwas geraffter sein können, aber prinzipiell hat mich der Roman gepackt und gegen Ende konnte ich ihn nicht mehr aus der Hand legen.
Fleur ist eine junge Frau, die mit Dämonen aus ihrer Kindheit kämpft und erst im Lauf des Romans wird das komplette Ausmaß deutlich.

Die dabei angesprochenen Themen haben mir gut gefallen. Inwieweit vererben sich traumatische Erlebnisse über Generationen und wieviel Macht hat ein jeder Mensch selbst für sein Schicksal zu sorgen? Wie wichtig dabei die eigene Familie und Menschen, denen man vertrauen kann, sind, erkennt Fleur im Lauf der Zeit und ist stimmig integriert.

Das Buch passt thematisch perfekt in die jetzige Jahreszeit und bekommt von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Gelungener Schmöker über eine starke Frau

Der Ruf des Eisvogels
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„Man begegnet in seinem Leben vielen Leuten, aber nur wenigen Menschen.“ S.271
 
Diese Erfahrung macht Olga in ihrem Leben mehr als nur einmal und wir Lesenden begleiten sie dabei. Der Roman beginnt mit ...

„Man begegnet in seinem Leben vielen Leuten, aber nur wenigen Menschen.“ S.271
 
Diese Erfahrung macht Olga in ihrem Leben mehr als nur einmal und wir Lesenden begleiten sie dabei. Der Roman beginnt mit Olgas Geburt 1925 und endet 1991. Somit ist die fiktive Geschichte um Olga in knapp 80 Jahre deutsche Geschichte eingebettet, was Anne Prettin berührend gelungen ist.
Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart kehrt Olga zu ihrem Geburtstag 1991 in ihren Geburtsort zurück und erinnert sich in Rückblenden an ihr komplettes Leben. Dabei lässt sie auch das erste Mal ihre Tochter Becki und ihre Enkelin daran teilhaben.
 
Es geht in diesem Roman vor allem um starke Frauen und wie sie sich in diesen Zeiten zurechtgefunden haben. Was ihnen abverlangt wurde, zu Kriegszeiten und auch danach. Olga ist eine von ihnen und kämpft nicht nur mit den Erwartungen der Gesellschaft, sondern vor allem auch mit ihrem eigenen Anspruch und ihrer Vergangenheit.
Gleichzeitig ist es eine einfühlsame und emotionale Geschichte über Freundschaft und Liebe.
Die Sprache der Autorin ist dabei gelungen bildhaft und ließ mich konsequent weiterlesen wollen. Ich bin ihr gerne in die Uckermark, Oldenburg oder Tübingen gefolgt.
Zum Schluss schafft Anne Prettin dann noch eine inhaltliche Überraschung mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte und die mich emotional gepackt hab.
 
Wer auf der Suche nach einem Schmöker über starke Frauen und ihre Schicksale ist, wird hier sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 24.09.2023

Gelungenes Jugendbuch über Freundschaft und gegen Rassismus

So federleicht wie meine Träume
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Was mich zu diesem Buch greifen ließ, war, wie so häufig, das Cover. Ich finde es absolut gelungen und ansprechend. Hätte ich mich vorab näher mit dem Inhalt auseinandergesetzt, hätte ich es wahrscheinlich ...

Was mich zu diesem Buch greifen ließ, war, wie so häufig, das Cover. Ich finde es absolut gelungen und ansprechend. Hätte ich mich vorab näher mit dem Inhalt auseinandergesetzt, hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen. Da es nicht meinen Interessen entspricht.

Zum Glück habe ich es nicht getan, denn Mariko Turk ist ein wunderbares Debüt gelungen, das ich einfach nur verschlungen habe.
Der Plot klingt im ersten Moment nach einem klassischen Jugendbuch. Ist es auch, aber es ist noch viel mehr.
Die Autorin beschreibt sehr feinfühlig, wie Alina mit ihrem Schicksalsschlag lernt umzugehen. Wie viel Kraft und Anstrengung es kostet den eigenen Fokus im Leben neu ausrichten zu müssen und wie wahnsinnig hilfreich es ist, dabei Menschen zu haben, die einen unterstützen. Durch ihre Familie und Freunde wird Alina zu einer sehr resilienten jungen Frau, die nicht nur ihre Selbstzweifel überwindet, sondern auch in der Lage dazu ist für andere einzustehen.

„Wir weinten, weil man sich nicht automatisch mutig fühlte, wenn man etwas Mutiges tat. Wir weinten, weil es schwer war, Dinge wieder hinzubiegen, und weil Veränderungen langsam gingen.“ S. 298
 
Zusätzlich verwebt die Autorin in der Geschichte geschickt den - noch immer - herrschenden Rassismus im Bereich klassischen Balletts. Etwas, was mir so bisher nicht bewusst war.
Dabei ist ihr Schreibstil wunderbar leicht zu lesen, warmherzig und die Personen sind alle sehr sympathisch, quasi fast perfekt in ihrem Verhalten. Am liebsten wäre ich in meiner Schulzeit auch mit ihnen befreundet gewesen.
Wäre es kein Jugendbuch, wäre das für mich ein Kritikpunkt. So wirkt es aber einfach rund.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle, die nach einem guten Jugendbuch / New Adult Roman suchen.

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Die Macht der Freundschaft und Menschlichkeit

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Es ist eine unheimlich schöne und liebevolle Geschichte über Freundschaft, Familie und Menschlichkeit.
Ich mochte die Charaktere der Geschichte von Anfang an. Der grummelige Major Tom, der als einzelner ...

Es ist eine unheimlich schöne und liebevolle Geschichte über Freundschaft, Familie und Menschlichkeit.
Ich mochte die Charaktere der Geschichte von Anfang an. Der grummelige Major Tom, der als einzelner Astronaut auf den Weg zum Mars ist, ist so herrlich in seinen Eigenheiten und erweist sich als DER Rettungsanker für die Familie Ormerod, obwohl das absolut nicht sein Ziel war. Und die Familie, die aus Oma Gladys und den beiden Enkelkindern James und Ellie besteht, ist einfach Zucker. Ich wollte ihnen ab der ersten Seite helfen und gerade Ellie immer wieder in den Arm nehmen.
Es ist ein rundum rundes Buch, leicht zu lesen, mit gewichtigen Themen, die leicht verpackt sind, ohne an Tiefe zu verlieren. Zwischendurch musste ich immer wieder schmunzeln und teilweise fast ein Tränchen verdrücken.
Einfach ein Vergnügen.

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