Gelungene "Fanficton"
Wer hätte gedacht, dass auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits „Fanfiction“ geschrieben wurde? In diesem wohl ersten Fortsetzungsroman, der je zu den Werken von Jane Austen erschienen ist, treffen ...
Wer hätte gedacht, dass auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits „Fanfiction“ geschrieben wurde? In diesem wohl ersten Fortsetzungsroman, der je zu den Werken von Jane Austen erschienen ist, treffen Figuren aus all ihren Romanen zusammen, wobei der Schwerpunkt auf Charakteren aus „Stolz und Vorurteil“ und „Mansfield Park“ liegt. Es ist beim Lesen also definitiv hilfreich, wenn zumindest die Handlung dieser beiden Romane bekannt ist, und je vertrauter einem auch die anderen sind, desto größer ist hier vermutlich der Lesegenuss. Für den Fall, dass man sich an eine Person einmal doch nicht mehr erinnern kann, gibt es aber auch eine Übersicht auf den ersten Seiten des Buches.
Sprachlich ist zu erkennen, dass Brinton versucht hat, sich an Austens Stil anzupassen, und soweit sich das anhand der deutschen Übersetzung beurteilen lässt, ist ihr das auch recht gut gelungen. Für die Handlung hat sie sich ebenfalls teilweise an Elementen aus Austens Romanen bedient, aber ausreichend eigene Ideen eingeflochten, so dass nicht das Gefühl aufkommt, eine Kopie zu lesen. Und selbstverständlich ist sie dem Grundsatz treu geblieben, dass sich nach ein wenig Drama alles zum Guten fügt.
Ich hatte große Freude an der Geschichte. Zu Beginn hatte ich ein bisschen das Gefühl erschlagen zu werden, weil schon auf den ersten Seiten enorm viele Personen zumindest erwähnt werden, aber das legte sich bald. Hier und da haben Aussagen oder Handlungen einer Figur nicht ganz zu dem Bild gepasst, das ich von ihr habe, aber jeder liest eben doch auch ein wenig aus einer eigenen Perspektive. Im Allgemeinen hat Brinton die Charaktere meiner Ansicht nach sehr gut getroffen, und ich kann das Buch guten Gewissens allen empfehlen, die Austens Romane mögen.