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Veröffentlicht am 06.12.2023

Lest ihr gerne Biographien?

The Woman in Me
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Heute stelle ich euch die umstrittene Biographie von Britney Spears vor. Umstritten vor allem wegen ihrer Übersetzung und dem Wirbel, den sie verursacht hat. Läsdt das Lektorat teilweise zu wünschen übrig? ...

Heute stelle ich euch die umstrittene Biographie von Britney Spears vor. Umstritten vor allem wegen ihrer Übersetzung und dem Wirbel, den sie verursacht hat. Läsdt das Lektorat teilweise zu wünschen übrig? Jep, tut es. Ist das Korrektorat auch nicht unbedingt besser? Joah, stimmt azch. Ich musste eun, zwei Sätze mehrmals lesen, um sie zu verstehen.

ABER: Das ändert gar nichts am Inhalt. Und das sollte auch niemanden daon abhalten, das Buch zu lesen. Denn das hat es in sich und das hat auch nichts mit dem viel diskutierten Aufmerksamkeitgeheische zu tun. Denn genauso wie viele sagen, dass man es sich als Prominenter gefallen lassen muss, ständig unter Beobachtung zu stehen, müssen wir Normalos uns gefallen lassen, dass wir ja schließlich der Absatzmarkt für solche Geschichten sind. Und da ist egal, wer im Mittelpunkt steht. Und gerade wenn man jahrelang so dermaßen bevormundet worden ist wie Britney Spears, ist es nur zu verständlich, dass sie jetzt endlich ihre Sicht der Dinge darstellt.

Und so reißerisch, wie die Presse es darstellt, ist die Biographie gar nicht. Selbst das Kapitel mit Justin Timberlake. Britney findet zwar klare, aber keine bösartige Worte für sein Verhalten. Genauso wie bei ihrer Familie. Man spürt bei jedem Satz, wie weh es ihr immer noch tut, wie man sie behandelt hat und wie sehr sie sich wünscht, sie wären alle liebevoller zueinander gewesen. Da spricht immer noch das Mädchen aus ihr, das es stets allen recht machen wollte.

Dafür erhält man einen tiefen Einblick in ihre Sicht der Dinge, in ihre Gefühlswelt und ihre Beweggründe. Es ist bewegend und emotional und sehr aufschlussreich, besonders was die Hintergründe angeht. Was Britney gerade durch ihren Vater ertragen musste, lässt einen absolut nicht kalt. Vor allem nachdem sie unter seine Vormundschaft gerät, musste ich oftmals schwer schlucken. Wie er ihr mit Entzug ihrer Kinder droht, wenn sie ihm nicht gehorcht oder sie auf die Bühne schickt, obwohl sie doch angeblich ohne Aufsicht nicht zurechnungsfähig gewesen sein soll. Bei Erwähnung der #FreeBritney Kampagne hatte ich Tränen in den Augen.

Da kann man ihr nur wünschen, dass sie jetzt endlich ihr Leben komplett selbst bestimmen kann, nachdem sie sich von ihrer Vormundschaft befreit hat.

Insgesamt gebe ich dem Buch nur wegen der schlechten Bearbeitung 4 von 5 FreeBritney Shirts.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Wart ihr schon mal in Versailles?

Vampyria - Der Hof der Finsternis
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Ich selbst möchte da unbedingt mal hin, aber bitte nicht unter den Umständen wie Jeanne aus Vampyria Hof der Finsternis von Victor Dixon. Denn das ist schon ne ganz andere Hausnummer.

Zum einen weil ...

Ich selbst möchte da unbedingt mal hin, aber bitte nicht unter den Umständen wie Jeanne aus Vampyria Hof der Finsternis von Victor Dixon. Denn das ist schon ne ganz andere Hausnummer.

Zum einen weil die Welt in der Buchreihe von Vampiren beherrscht wird und das keine Kuschelvampire sind, sondern echte Raubtiere. Zum anderen hat der Hof hier etwas sehr Düsteres und weniger prunkvolles an sich. Diese bedrückende Atmosphäre aufgrund der Unterdrückung durch die Vampire bringt der Autor super rüber. Und zwar den ganzen Roman über. Man wird von Anfang an hineingeworfen und mit all der Brutalität konfrontiert. Daher kann man sich auch gut in Jeanne hineinversetzen, die ebenfalls unvorbereitet diese Grausamkeit erleben und sich darauf einstellen muss.

Aber: Jeanne ist auch einer der wenigen Figuren in einem Buch, die ich ständig angeschrien habe, was sie denn da wieder für einen Bockmist veranstaltet. Versteht mich nicht falsch: Ich kreide das dem Autor nicht an, denn er hat es konsequent durchgezogen, wo andere schon längst die Bremse gezogen hätten. Es passt auch zur Protagonistin und ihrer Sturheit, dass sie das alles tut. Aber trotzdem hat mich ihr Verhalten immer mehr frustriert. Da bin ich echt mal gespannt, wie sie das im zweiten Band weiter voranzutreiben will.

Die Handlung an sich ist sehr spannend aufgebaut. Nur hin und wieder zieht sie sich etwas und mancher Nebenstrang wirkt etwas willkürlich. So nach dem Motto: Okaay, warum hat es das jetzt gebraucht? Auch bestimmte Andeutungen in Richtung der von Vampiren nicht besetzten Gebiete passen nicht recht zu der barocken Zeitblase, die Ludwig der Vierzehnte mit seiner Machtübernahme geschaffen hat. Viel kann ich darüber leider nicht verraten, ohne zu spoilern. Aber das hat mich schon rausgerissen in der Art: Hä, wie soll das gehen?

In jedem Fall macht es Lust auf Band 2 und deswegen gebe ich dem Buch 4 von 5 Pfählen.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Nicht ganz überzeugend

Dark Fate - Wenn Atlantis fällt
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Atlantis, griechische Mythologie und dazu noch so ein geniales Cover... als das Buch bei Bookstagram auftauchte, wusste ich sofort, dass ich es unbedingt lesen wollte. Die Geschichte hat mich wirklich ...

Atlantis, griechische Mythologie und dazu noch so ein geniales Cover... als das Buch bei Bookstagram auftauchte, wusste ich sofort, dass ich es unbedingt lesen wollte. Die Geschichte hat mich wirklich positiv überrascht, obwohl mich nicht alles an der Erzählweise überzeugen konnte.

Am Anfang wird man sehr ausführlich in die Welt, vor allem die Gefühlswelt der Hauptfigur Linyera eingeführt. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung und der Realität, in der sie lediglich die vorherbestimmte Braut des Königs von Atlantis ist. Man kann sich da sehr, sehr gut in sie hineinversetzen, gerade auch was ihre Gefühle für Atlas angeht. Manchmal ist ihre Lovestory etwas zu ausführlich präsentiert, was mich nicht so großartig gestört hätte, wäre der zweite Teil nicht gewesen.

Denn hier jagt ein spannendes Ereignis das andere, sodass die Emotionen zeitweise etwas auf der Strecke bleiben. Ein Kontrastprogramm zu den ersten Kapiteln, das einen richtig mitreißt. Leider kommen da ein paar liebgewonnene Charaktere viel zu kurz (Stichwort Aza), was ich angesichts der ausführlichen ersten Hälfte total schade fand. Auch über die Götter hätte ich mir mehr Informationen und detailliertere Charakterbeschreibungen gewünscht. Sie wirken teilweise doch richtihäg farblos.

Deswegen gebe ich dem Buch 3,5 von 5 möglichen Dreizacken.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Sogar besser als Wallander

Verblendung
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Verblendung, der erste Teil von Stieg Larssons Millenium-Trilogie behandelt hauptsächlich die Aufklärung des Verschwindens von Harriet Vanger, bietet aber noch wesentlich mehr.

Der wegen Verleumdung ...

Verblendung, der erste Teil von Stieg Larssons Millenium-Trilogie behandelt hauptsächlich die Aufklärung des Verschwindens von Harriet Vanger, bietet aber noch wesentlich mehr.

Der wegen Verleumdung verurteilte Wirtschaftsjournalist Mikael Blomkvist erhält von dem Großindustriellen Henrik Vanger den geheimen Auftrag, nach Spuren über den Verbleib seiner Nichte Harriet zu suchen. Diese verschwand bei einem Familientreffen vor über dreißig Jahren spurlos. Obwohl Mikael zuerst skeptisch ist, findet er bald neue Hinweise in der jahrzehntelangen Suche, was mit dem Mädchen passiert sein könnte. Unterstützt wird er dabei unerwartet von der Hackerin Lisbeth Salander, die ihn für Vanger überprüfen sollte und so von seinen Ermittlungen erfährt. Was die beiden allmählich zutage fördern, ist für sie nicht nur zuerst völlig unvorstellbar, sondern bringt sie auch in Lebensgefahr.

Doch das ist lediglich die Haupthandlung. Nebenbei schafft Larsson ein großes Portrait der Familie Vanger vor dem dunklen Hintergrund des Nationalsozialismus, beleuchtet besonders den Hintergrund der vielschichtigen Figur Lisbeth Salander näher und enthüllt die Hintergründe der Gerichtsverhandlung gegen Mikael. Der schwedische Faschismus, Gewalt gegen Frauen und Kritik an den Vorgehensweisen des Wirtschaftsjournalismus und an den Verbrechen bestimmter Großkonzerne sind die wichtigsten Themen des Buches.

Im Vorfeld wurden der Autor und seine Bücher häufig mit Henning Mankell und dessen Wallander-Romanen verglichen. Doch Larssons Stil ist ein anderer: Weitaus ausführlicher, detaillierter, weniger spröde und düster und sogar mit einem leisen Humor.

Dennoch ist das Buch nichts für allzu Zartbesaitete. Und das liegt nicht hauptsächlich an den Gewaltdarstellungen, die oft ausführlich, aber nie voyeuristisch beschrieben werden. Larsson schafft komplexe Charaktere, die selten eindimensional wirken. Das macht das Grauen realistischer und greifbarer als in anderen Werken, auch wenn der eigentliche Bösewicht am Ende etwas enttäuscht.

Vor allem Lisbeth Salander, von der Gesellschaft als asoziale Psychopathin verschrien und gerichtlich zur Unmündigkeit verurteilt, ragt aus dem Ensemble heraus. Sie ist eine der stärksten Frauenfiguren der gegenwärtigen Literatur und steht im krassen Gegensatz zu den meisten „Heldinnen“ gewisser beliebter Vampirromane: Weder wunderschön noch ein umgänglicher, vertrauensseliger Mensch. Dafür ist sie in der Lage, sich durchaus selbst zur Wehr zu setzen, auch wenn sie ihre eigenen Moralvorstellungen hat und Selbstjustiz in ihren Augen durchaus legitim ist. Man kann nicht jede ihrer Handlungen gutheißen, diese aber vor ihrem Lebenshintergrund durchaus nachvollziehen.

Insgesamt ist Verblendung nicht einfach ein weiterer Schweden-Krimi. In ihm wird schwere Kost thematisiert und nicht nur ein linearer Thriller präsentiert. Das und die Längen zu Anfang erschweren den Einstieg in die Geschichte, die erst nach den ersten hundertfünfzig Seiten wirklich an Fahrt gewinnt. Danach reißt die Spannung den Leser bis zur Auflösung des Falles und darüber hinaus mit.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Ein würdiger zweiter Teil der Trilogie

Verdammnis
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Wie im ersten Buch der Trilogie ist dies lediglich der rote Faden, der alles zusammenhält. Zwar gerät das Thema Mädchenhandel nicht zu kurz und der Autor findet Gelegenheit genug, die Verstrickungen selbst ...

Wie im ersten Buch der Trilogie ist dies lediglich der rote Faden, der alles zusammenhält. Zwar gerät das Thema Mädchenhandel nicht zu kurz und der Autor findet Gelegenheit genug, die Verstrickungen selbst der höchsten politischen Kreise in dieses Verbrechen zu porträtieren. Ähnlich der Thematik in „Vergebung“ übt Larsson nicht nur in dieser Hinsicht Kritik an der Gesellschaft. Auch das Vorgehen der Medien wird angeprangert, genau wie dasjenige parteiischer Mitarbeiter öffentlicher Behörden.
Ebenso wird ziemlich schnell klar, wer die Morde an dem jungen Paar tatsächlich zu verantworten hat.



Allerdings steht diesmal als ansprechender Dreh- und Angelpunkt der Geschichte der Charakter Lisbeth Salander im Mittelpunkt und wird ähnlich ausführlich beleuchtet wie Mikael im ersten Band. Man erfährt wesentlich mehr über ihre Vergangenheit und den Grund für ihre rechtliche Betreuung. Sie wird vielschichtig präsentiert, vor allem zu Anfang des Romans. Sehr moralisch, aber mit eigenen Vorstellungen, wie man Recht und Ordnung durchsetzt, ist sie keine strahlende Heldin. Und gerade deswegen umso interessanter. Denn besonders im Bezug auf Mikael zeigt sie deutlich ihre Gefühle für ihn und ihre Angst davor, was ihre Figur umso realistischer macht.
Am Ende des Buches wirkt ihr überstarker Lebenswille zwar etwas übertrieben und überzogen und erinnert an den Killer aus amerikanischen Horrorfilmen, der einfach nicht sterben will. Trotzdem wird sie realistischer präsentiert als manch andere Buchheldin der letzten Zeit und die spannenden Ereignisse rund um ihr Leben und ihre Vergangenheit trösten über diese Schwäche und den abrupten Schluss sehr gut hinweg.


In seiner Gesamtheit ist „Verdammnis“ durchgehend spannend und weiß trotz einiger Längen am Anfang zu fesseln. Man fiebert mit den Hauptfiguren mit, verfolgt ihren Kampf gegen einen mysteriösen Gegner und will nach der letzten Seite trotz des übersteigerten Geschehens unbedingt den dritten Band in die Hand nehmen und weiterlesen, ein positiver Nebeneffekt des offenen Endes.

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