Fridtjof Nansen und ganz persönliche Einblicke in seine Liebe
EismusikDas Cover hat mich sofort angesprochen. Auf beigen Hintergrund sticht der Name der Autorin in blau und der Titel in rot regelrecht hervor. In gleicher Farbe ist die Frau auf dem Cover gestaltet, die leicht ...
Das Cover hat mich sofort angesprochen. Auf beigen Hintergrund sticht der Name der Autorin in blau und der Titel in rot regelrecht hervor. In gleicher Farbe ist die Frau auf dem Cover gestaltet, die leicht zur Seite schaut, so dass man ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen kann. Ihr blauer Rock scheint im Wind zu wehen und gegen die Kälte hat sie einen roten Schal um die Schultern geschlungen. Hinter ihr befindet sich ein angedeutete Meer mit einem Segelboot darauf, was vermutlich die Fram darstellen soll. Der scheinbare Himmel über dem Meer könnte auch eine Karte von Eis und Land sein. Das lässt sich für mich nicht ganz genau erkennen. Im Ganzen ein passendes Cover zur Geschichte.
Eismusik – Fridtjof Nansens größte Liebe von Angela Lund ist ein biografischer Roman, der im Droemer Verlag erschienen ist. Wie dem Untertitel zu entnehmen geht es um den großen Polarforscher Fridtjof Nansen und seiner Frau Eva Sars, die sich dem Gesang verschrieben hatte. Im Roman dürfen wir mit Fridtjof in die Arktis reisen und Eva an Land begleiten, wie sie ihre Gesangskarriere in Fridos Abwesenheit betreibt. Beide zeichnet eine große Leidenschaft für einander und für ihre jeweiligen Interessensgebiete aus. Ihnen gemein ist die Leidenschaft zum Ski fahren.
Fridtjof Nansen ist mir als Kind der Nordsee durchaus ein Begriff. Außerdem trage ich ein wenig Seefahrer Blut in meinen Adern und war so bei meinen Besuchen in Oslo mehrfach im Fram Museum. Mein Großvater ist in den 50er Jahren als Walfänger am Südpol unterwegs gewesen und hat uns gerne von dem Abenteuer erzählt. Mein Vater fuhr zeit seines Lebens als Krabbenfischer zur See und meine Schwester war um die Jahrtausendwende mit der Polarstern in der Antarktis. Mit diesem Hintergrund habe ich das Buch in wenigen Tagen verschlungen.
Am Anfang des Buches findest du ein Personenregister, so dass dir vorab die Namen ein Begriff sind. Außerdem ist hier vermerkt, welche Figuren historisch belegt sind und welche von der Autorin hinzugedichtet wurden, damit sich die Geschichte besser lesen lässt. Hierbei möchte ich erwähnen, dass nur zwei Personen der Fantasie von Angela Lund entsprungen sind. Alle weiteren haben tatsächlich gelebt und zeugen von einer enormen Recherche Arbeit, die übrigens etwa fünf Jahre umfasste. Am Ende des Buches gibt die Auflistung der Quellen Aufschluss über die vielen Berichte und Bücher, die zu diesem Roman beigetragen haben. An dieser Stelle empfehle ich sehr gerne auch Eingefroren am Nordpol von Markus Rex, das ich selbst als Hörbuch genossen habe. Wo ich gerade schon am Ende des Buches angekommen bin, möchte ich auch noch kurz das Glossar erwähnen, in dem du viele der kursiv gedruckten Begriffe nachschlagen kannst, wenn sie dir nicht geläufig sind. Ich persönlich hätte es nicht gebraucht, da sich für mich alles im Zusammenhang erschloss, was ich nicht auf den ersten Blick kannte. Am Ende gibt es einen erklärenden Abspann zur Differenzierung von historisch belegten Ereignissen und schriftstellerischer Freiheit.
Wer sich ein bisschen mit der Polarforschung von Fridtjof Nansen beschäftigt hat, weiß das seine Expedition ein paar Jahre dauerte. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so lange keinen Kontakt zu seinem Partner halten kann. Im heutigen Zeitalter von Mobiltelefon und Internet ist es unvorstellbar so lange ohne Kommunikation auskommen zu können. Ich kann mich gut daran erinnern, als meine Schwester über ihren Geburtstag im Eis war, das war das teuerste Satellitengespräch, was mein Vater je geführt hat, nur um einmal mit dem Schiff zu telefonieren. Aber ich drifte hier schon wieder ab.
Beim Lesen hatte ich das Gefühl direkt mit den Figuren im Eis zu sein. Einzelne Szenen wurden sehr detailliert beschrieben und zum Beispiel auch die dunklen Seiten der Expedition. So ist das Buch all jenen Hunden gewidmet, die für die Gemeinschaft ihr Leben im Eis ließen. Alles weitere dazu erfährst du, wenn du das Buch öffnest und liest. An dieser Stelle habe ich ein Zitat aus dem Buch für dich, was für mich auch irgendwie auf diese Lektüre zutraf:
„Lies mich mit Staunen, lies mich mit Grausen, aber lies mich bis zum Schluss, schien das Buch von ihm zu verlangen.“
Staunen und auch Grauen lagen bei der Erzählung durchaus nah beieinander. Haben mich als Naturwissenschaftler aber einfach fasziniert und so konnte ich auch die grausame Seite der Expedition lesen. Außerdem hatte ich die ganze Zeit die Lebensdaten von Fridtjof Nansen im Kopf und wusste, dass es irgendwie gut ausgehen wird.
Übrigens findest du zu Beginn eines jeden Kapitels ein Zitat aus einem Buch bzw. von einer Person, die etwas mit der Arktis und dem Nordpol zu tun hat. Das fand ich ganz interessant zu lesen, vor allem da jeweils die Jahreszahlen Aufschluss gaben, wie ich dieses Zitat einzuordnen habe.
Jetzt habe ich die größte Liebe von Fridtjof Nansen nur am Rande erwähnt, dabei nimmt Eva durchaus einen beträchtlichen Teil der Geschichte ein. Die Erzählungen aus dem Eis und aus Norwegen wechseln sich gekonnt ab, so dass ich als Leser einen guten Eindruck davon bekomme, was sich jeweils bei den Protagonisten abspielt. Oftmals bekomme ich jeweils die gleichen Zeitspannen aus beiden Sichten zu lesen und so weiß ich ganz genau, wo der andere ich befindet und habe damit einen großen Wissensvorsprung. Der Wechsel der Erzählorte sorgte für einen guten Spannungsbogen und ließ mich immer weiter lesen, da die Wechsel natürlich meist an besonders spannenden Momenten auftauchten.
Hast du jetzt Lust bekommen auf eine Reise nach Norwegen und in die Arktis? Dann nehme dir Eismusik von Angela Lund in die Hand und verfolge das Kennenlernen von Fridtjof Nansen und Eva Sars. Lass dich ins ewige Eis entführen und tauche ab in längst vergangene Tage. Der biografisch historische Roman hat mich vom ersten Moment an gefesselt und ließ mich so schnell nicht wieder los. Für alle die ein Faible für Norwegen und dessen bekannte Persönlichkeiten haben ist der Roman sehr zu empfehlen und auch für alle anderen, die gerne Abtauchen in die jüngere Geschichte der Forschung hier im speziellen der Eroberung bzw. Erkundung des Nordpols. Von mir gibt es eine 100%ige Leseempfehlung und das Buch stiehlt sich noch ganz schnell einen letzten Platz auf meiner Top Ten Liste für 2023.