War der Blitz der Mörder?
Mordswetter„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, ...
„...Über ihm hingen noch immer schwarze Regenwolken, ein paar Kilometer weiter war der Himmel schon aufgerissen, ein tiefes Blau breitete sich dort aus. Die Maisfelder hatten ein sattes Grün angenommen, das von den hellen Wolken am Horizont reflektiert wurde...“
Hauptkommissar Christian Bär läuft an der Nidda entlang, als er vor einem Gewitter in einen Unterstand flieht. Auf dem Rückweg kommt er an einer Weide vorbei. Die Kühe des Bauern hat der Blitz erschlagen. Dort trifft auch die Journalistin Roberta ein, die nebenbei für den Wetterdienst arbeitet. Doch auf Bär wartet schon der nächste Fall. Auf dem Campingplatz liegt eine tote junge Frau. Alles spricht für Herzversagen infolge Blitzschlags.
Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Dabei nutzt sie für die Handlung geschickt Wetterphänomene. Obwohl ich den Vorgängerband nicht kenne, hatte ich kein Problem damit, der Handlung zu folgen.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Bär nimmt sein Arbeit ernst und kann sich regelrecht in einen Fall verbeißen. Für Abwechslung in seinem Leben sorgt seine Nichte Amelie. Außerdem mag Bär Roberta, doch die scheint das nicht zu merken.
Maik, der Freund der Toten, sendet sehr unterschiedliche Signale aus. Angesichts der Toten hat er fast einen Zusammenbruch, doch am nächsten Tag geht für ihn das Leben scheinbar weiter. Er fotografiert in dienstlichen Auftrag Gewitter und geht dafür auch über Grenzen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Sehr anschaulich werden die Entstehung eines Gewitters und die damit verbundenen Gefahren durch Schrittspannung erläutert. Die Farbbilder, die sich im Laufe eines Gewitters ergeben, werden stilistisch gekonnt eingesetzt. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Es gibt Bärs Eindruck nach dem Abziehen des Gewitters wieder.
Bär glaubt nicht an einen Blitzschlag. Für ihn gibt es nur einen Verdächtigen, dem er die Tat nachweisen will. Bald wird in dessen Umfeld eine weitere Tote gefunden. Auch hier scheint ein heftiger Regen ursächlich dafür zu sein.
Gekonnt werden Ereignisse aus der Vergangenheit in die Handlung eingeblendet. Auslöser sind Geschehnisse und Beobachtungen der Gegenwart. Sie reißen alte Wunden auf.
Einen dienstlicher Ausflug ihrer Protagonisten nutzt die Autorin dazu, mich mit den ungewöhnlichen Maßnahmen gegen Wassermassen eines heftigen Regens in Rotterdam vertraut zu machen. An anderen Stelle werde ich mit Gedanken konfrontiert, welche Möglichkeiten es geben könnte, Blitze am Flughafen umzuleiten. Eingebettet sind diese Fakten in eine fesselnde Handlung und immer neue Sprachbilder unter Einbeziehung der aktuellen hochsommerlichen Wetterlage.
Als Leser war ich hin- und hergerissen, ob Bär wirklich auf der richtigen Spur ist. Manches sprach dafür, anderes dagegen. Das führte zu den entsprechend hohen Spannungsbogen. Auch welche Rolle die Geschehnisse des Prologs spielten, blieb lange geheimnisvoll.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Wieder einmal zeigt die Geschichte, dass man mit seinem Urteil vorsichtig sein sollte.