An Silvester noch alle ToDos schaffen
Lars ist ein Autor, der seit dem Schritt in die Selbstständigkeit jedoch noch kein einziges Buch geschrieben hat. Etwas Großes soll es werden, ein Lebenswerk, das Ende des Jahres abgabebereit ist. Doch ...
Lars ist ein Autor, der seit dem Schritt in die Selbstständigkeit jedoch noch kein einziges Buch geschrieben hat. Etwas Großes soll es werden, ein Lebenswerk, das Ende des Jahres abgabebereit ist. Doch jetzt ist der 31. Dezember, kurz nach Mittag, und das Buch ist genauso wenig fertig wie all die anderen ToDos, die sich im Laufe des Jahres angesammelt haben. Als seine Frau ihm schreibt, dass ihr Flieger sich verspätet und er vor der Silvesterparty noch einige Dinge erledigen soll, stellt er eine Liste auf: 13 Punkte will er bis Mitternacht abarbeiten. Jetzt aber wirklich. Dass er bis 13 Uhr nur auf die Liste gestarrt hat ist allerdings kein guter Anfang...
Die allermeisten werden es kennen: Unangenehme Aufgaben schiebt man gerne mal vor sich her. Auch wenn ich selbst die meisten Dinge zügig erledige, steht ein Fahrrad mit plattem Reifen in meinem Keller, an dem ich auf dem Weg zur Waschmaschine jedes Mal mit schlechtem Gewissen vorbeihusche. Das Problem bei Lars ist jedoch deutlich ausgewachsener. Nicht nur arbeitet er seit Jahren an einem Roman, den er nicht mal richtig begonnen hat, bei ihm scheitert es an den grundlegendsten Aufgaben wie putzen und Nudelsalat machen. Doch an Silvester trifft ihn die Erkenntnis: Jetzt oder nie.
Der rund 200 Seiten umfassende Roman ließ mich Lars' Gedankenstrom folgen. Als ehemaliger Philosophiestudent macht er sich nicht plötzlich an die Arbeit, sondern reflektiert intensiv seine Situation und sinniert auch mal über Arbeit und Leben im Allgemeinen. Für mich grenzte es geradezu an ein Wunder, dass er bei all dem Denken überhaupt etwas geschafft bekommt. Er ist ein tragikomischer Charakter, der zum Scheitern geradezu verdammt zu sein scheint. Gleichzeitig hegte ich die Hoffnung, dass er doch noch irgendwie die Kurve kriegt. Ihm zuzuschauen ist amüsant, auf Dauer jedoch auch etwas ermüdend. Schließlich nimmt Lars' Kampf gegen den eigenen Schweinehund geradezu spektakuläre Züge an, die Schwung in die letzten Seiten bringen.
"Kleine Probleme" berichtet überspitzt, unterhaltsam und mit einer guten Portion schwarzem Humor von den Anstrengungen des Abarbeitens gefühlt nie enden wollender ToDo-Listen. Vorsicht ist geboten, wenn ihr dieses Buch in den letzten Tagen des Jahres lest - die könnten danach weniger entspannt werden, als ihr dachtet!