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Veröffentlicht am 25.01.2024

Krimi mit mystischen Elementen

SCHNEE
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Der Beginn war durch die vielen unbekannten isländischen Namen etwas schwierig. Bis ich mir alle merken und zuordnen konnte, dauerte es ein bisschen. Danach hatte ich allerdings keine Probleme mehr und ...

Der Beginn war durch die vielen unbekannten isländischen Namen etwas schwierig. Bis ich mir alle merken und zuordnen konnte, dauerte es ein bisschen. Danach hatte ich allerdings keine Probleme mehr und konnte der Handlung sehr gut folgen. Diese ist in drei verschiedene Handlungstränge aufgeteilt.

In der Gegenwart erfahren wir von einer Gruppe vermisster Wanderer, die in einer unwirtlichen Gegend verschwunden sind. Jeder Einheimische weiß, dass in dieser Hochlandschaft zu dieser Jahreszeit der Tod lauert. Für einen Abenteuerurlaub oder ein Überlebenstraining ist der Zeitpunkt alles andere als geeignet. Ein Rettungsteam wird losgeschickt. Darunter ist auch Jóhanna, die in der örtlichen Fischfabrik arbeitet. Ihr Mann Gisli ist Polizist bei der Polizeistation in Höfn. Gemeinsam mit Jóhanna begleiten wir das Rettungsteam, das nach den Vermissten sucht...

Ebenfalls in der Gegenwart wird die Geschichte rund um Hjörvar erzählt, der früher in Höfn gewohnt hat. Er ist erst seit wenigen Monaten wieder in seiner alten Heimatstadt und arbeitet in Stokksnes für die von der US-Armee erbaute, nun in isländischer Hand befindliche Radarstation. Dort passieren rätselhafte Dinge, die Hjörvar immer mehr ängstigen...

Im Vergangenheitsstrang sind wir mit den fünf Wanderern, den Pärchen Dröfn und Tjörvi, Agnes und Bjólfur, sowie deren Führer Haukur unterwegs. Aus der Sicht von Dröfn erfahren wir nach und nach, wie es ihnen bei Eis und Schnee ergeht und was passiert. Dabei gibt es ebenfalls einige gruselige Szenen, die mir Gänsehaut beschert haben.

Yrsa Sigurdardóttir beherrscht die Darstellung der unwirtlichen Gegend und dem Schneetreiben, die die Wandergruppe ausgesetzt ist, perfekt. Ich habe die Kälte, das Eis und die Verzweiflung der beiden Pärchen in dieser Einöde förmlich gespürt. Die angespannte Atmosphäre unter den Wanderern und bei der Radarstation erzeugt eine unheimliche Stimmung, obwohl die Geschichte eher ruhig daherkommt. In der Mitte empfand ich einige kleine Längen, doch zum Ende hin kommt richtig Fahrt auf. Die unerwartete Wende am Schluss, die Sigurdardóttir eingestreut hat, hat mich überrascht.

Das Ende kam mir dann aber fast zu schnell und einige Handlungsstränge blieben offen, was ich nicht wirklich mag. Das hat mir die Story leider etwas verleidet.


Fazit:
Ein Islandkrimi mit mystischen Elementen, der vielleicht für richtige Thrillerfans nicht ganz das Richtige ist, aber trotzdem eine tolle Atmosphäre vermittelt. Ich werde auf jeden Fall noch ein weiteres Buch der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Nicht ganz das, was ich erwartet habe

Stalking Jack the Ripper
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Die Reihe von Kerri Maniscalco rund um Audrey Rose Wadsworth verfolge ich schon eine Weile. Ich hatte sogar schon überlegt, mir alle vier Teile auf Englisch zu kaufen, weil mich das Setting London, viktorianisches ...

Die Reihe von Kerri Maniscalco rund um Audrey Rose Wadsworth verfolge ich schon eine Weile. Ich hatte sogar schon überlegt, mir alle vier Teile auf Englisch zu kaufen, weil mich das Setting London, viktorianisches Zeitalter und Jack the Ripper besonders ansprach. Kurz bevor ich zuschlagen wollte, sah ich in der Vorschau, dass die ersten beiden Bände nun tatsächlich übersetzt werden. Natürlich musste ich mir "Stalking Jack the Ripper" sofort kaufen. Erwartet hatte ich mir einen spannenden historischen Krimi im dunklen London des Jahres 1888. Bekommen habe ich....lest selbst!

Ich habe schon einige Krimis mit dem "Jack the Ripper" Hintergrund gelesen und war etwas irritiert, als das Buch in der Buchhandlung in der Abteilung New Adult zu finden war. Nach dem Lesen ist es mir nun etwas klarer, dennoch würde ich die Geschichte - trotz der Slow Burn Romanze - dort nicht einordnen. Es ist eine Mischung zwischen einer Lovestory mit dem Thema Enemies to Lovers und einem historischen Krimi, der sich nicht mit blutigen Erzählungen zurückhält.

"Stalking Jack the Ripper - Die Spur in den Schatten" ist der erste Band der grausamen Fälle der Audrey Rose von Kerri Maniscalco. Jeder Teil der grausamen Fälle der Audrey Rose Reihe ist von der Geschichte eines historischen Serienkillers inspiriert. Da der berüchtigte Serienmörder nie gefasst wurde, gibt es unzähliche Thesen über Jack the Ripper. Kerri Maniscalco erzählt uns eine davon.
Audrey Rose Wadsworth wächst priviligiert in der gehobenen Gesellschaft Londons auf. Ihr Vater hat große Angst um sie, seit ihre Mutter an einer Krankheit verstorben ist und lässt sie kaum außer Haus. Ihr Bruder Nathaniel ist ein typischer Vertreter seiner Gesellschaft. Er hat noch keinerlei Pläne für seine Zukunft und weiß nicht genau, was er im Leben erreichen will.
Audrey Rose hat hingegen eine fixe Vorstellung ihrer Zukunft. Abseits gesellschaftlichen Verpflichtungen hat sie eine morbide Vorliebe für die Gerichtsmedizin. Sie ist eine Rebellin ihrer Zeit und möchte weder heiraten, noch ein langweiliges Leben führen. Ihre Liebe gehört der Medizin. Bei ihrem Onkel lernt sie Leichen zu sezieren und schleicht als Mann verkleidet in den Hörsaal. Dabei geht es auch relativ blutig zu. Im Labor ihres Onkel lernt sie auch den arroganten Medizinstudeten und Gehilfen Thomas Cresswell kennen. Als ihr Onkel die furchtbar zugerichteten Opfer von Whitechapel auf seinen Obduktionstisch bekommt, möchte Audrey Rose den berüchtigten Serienmörder fassen. Mit Thomas hat sie einen ihr ebenbürtigen Partner gefunden....

Die Autopsien und Morde wurden sehr detailreich beschrieben. Das war ganz nach meinem Geschmack. Hingegen fand ich die Liebesgeschichte klischeehaft und unnötig. Trotz ihres blutigen Jobs wirkte Audrey Rose oftmals auf mich unreif. Sie handelt unüberlegt oder emotionsgeleitet. Dies habe ich ihrem jungen Alter zugeschrieben, dennoch steht es etwas im Widerspruch zu ihrer Kaltblütigkeit im Labor. Ich bin gespannt wie sich ihr Charakter im nächsten Band entwickeln wird....

Der Kriminalfall lädt zum Miträtseln ein. Ich habe sehr bald meine eigenen Schlüsse gezogen und den Täter erahnt. In der Mitte des Krimis fehlte es mir jedoch an Spannung. Das Erzähltempo ist eher gemächlich und es wurde mir zu viel gemutmaßt und geredet. Ich konnte das Buch jederzeit zur Seite lesen...kein gutes Zeichen.

Der Schreibstil der Autorin liest sich sehr gut. Kerri Manicsalco ist es perfekt gelungen die düstere Atmosphäre Londons Ende des 19. Jahrhunderts einzufangen. Die Sprache ist jedoch nicht der Zeit angepasst und würde wahrscheinlich auch nicht die Zielgruppe des Buches ansprechen. Als Leserin von historischen Romanen fällt es mir dafür umso mehr auf, hat mich aber nicht sehr gestört.
Zwischen den Kapiteln gibt es auch tolle Zeichnungen und Schriftstücke.

Die Autorin hat sich die künstlerische Freiheit genommen und einige Daten für die Erzählung angepasst, einige Zeiten/Zeitpunkte verändert und historische Ungenauigkeiten gelten lassen.

Fazit:
Mit meinen hohen Erwartungen konnte "Stalking Jackthe Ripper" leider nicht mithalten. Das liegt auch daran, dass ich mir unter der Geschichte ein bisschen etwas anderes vorgestellt habe. Insgesamt hat mich der Roman aber totzdem gut unterhalten und ich habe den zweiten Band, in dem es nach Rumänien geht, schon hier liegen.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Sehr viele handlungsstränge und etwas zäh

Glutspur
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Die ehemalige Polizistin Liv Jensen, die sich als Privatdetektivin ein neues Standbein errichten möchte, ist von Jütland frisch nach Kopenhagen gezogen. Ihr ehemaliger Kollege Petter bittet sie um Hilfe ...

Die ehemalige Polizistin Liv Jensen, die sich als Privatdetektivin ein neues Standbein errichten möchte, ist von Jütland frisch nach Kopenhagen gezogen. Ihr ehemaliger Kollege Petter bittet sie um Hilfe betreffend eines bereits abgeschlossenen Falles, der ihm einfach keine Ruhe lässt. Der Mord an einem Journalisten vor dreieinhalb Jahren soll zu den Akten gelegt werden, doch Petter hat dabei kein gutes Gefühl.
Während Liv nachzuforschen beginnt, wird eine Museumsangestellte ermordet aufgefunden. Hanna, ihre Vermieterin, deren Bruder Selbstmord begangen hat, erhält einen Anruf aus der Psychatrie. In der Zelle ihres Bruders wurde eine vollgeschriebene Wand hinter dem Schrank gefunden. Daniel hat in einer Sprache, die keiner entziffern kann, alles vollgekritzelt. Hanna ist überzeugt, dass er unschuldig in der Psychatrie gesessen hat und versucht seine Unschuld zu beweisen.
Der iranische Automechaniker Nima Ansari, der Hannas Nachbar ist, wird ebenfalls in den Mord verwickelt, als er plötzlich verdächtigt wird die Museumsangestellte ermordet zu haben.

Für mich ist es der erste Krimi der dänischen Autorin Katrin Engberg, obwohl ich die ersten Bücher ihrer Kopenhagen Reihe um das Ermittler-Duo Jeppe Kørner und Anette Werner im Regal stehen habe. Der Einstieg ist nicht so einfach. Es dauert eine Weile bis man in den Krimi findet, denn es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und es stehen immer wieder andere Figuren im Fokus. Dadurch hat man das Gefühl, dass diese Handlungen einfach nicht zusammen gehören. Dazu kommen noch in kursiver Schrift Schilderungen aus der Vergangenheit. Erst mit der Zeit löst sich das wirre Knäuel an Informationen fein säuberlich auf und man bekommt immer mehr Überblick über die einzelnen Handlungsstränge, die irgendwann doch noch zusammenführen. Dies dauert aber einige Zeit und ich war bis kurz vor Ende noch immer unschlüssig, wie sich alles auflösen wird.

Der Schreibstil ist lebendig, unblutig und manchmal etwas zu ausschweifend. Es gab einige Längen in der Geschichte. Liv hat jedoch Potential für weitere Bände. Ihre Figur gefiel mir im Laufe der Geschichte immer besser. Sie ist eine sympathische und mutige Figur, die sich intensiv ihren Fällen widmet und sich festbeißt. Aus ihrer Vergangenheit und warum sie den Polizeidienst quittiert hat und Privatdetektivin geworden ist, erfahren wir nur wenig. Damit bleibt die Spannung um ihre Person für den nächsten Band erhalten.


Fazit:
Noch war mir der erste Band etwas zu wirr mit den vielen verschiedenen Handlungssträngen und doch einigen Längen. Doch die Reihe hat mit ihrer Privatdetektivin Liv Jensen Potential. In den nächsten Band werde ich auf jeden Fall reinlesen und danach entscheiden, ob ich weiterlesen werde.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Als Au Pair in den Rocky Mountains

New Beginnings
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Nachdem ich mit der "Cherry Hill Reihe", die Lilly Lucas geschrieben hat, begonnen habe, wollte ich auch die "Green Valley Reihe" der Autorin lesen, die damals eine richtige Hype erfahren hat und eigentlich ...

Nachdem ich mit der "Cherry Hill Reihe", die Lilly Lucas geschrieben hat, begonnen habe, wollte ich auch die "Green Valley Reihe" der Autorin lesen, die damals eine richtige Hype erfahren hat und eigentlich die erste Reihe der Autorin gewesen ist. Die meisten von euch, die Lilly Lucas gerne lesen, haben diese Reihe sicherlich schon durchgesuchtet. Ich fange dann eben verkehrt rum an ;) Lilly Lucas ist eine der wenigen Autorinnen, die ich aus diesem Genre gerne lese.

Der Beginn der Geschichte startet sehr amüsant. Wir begleiten Lena, die sich als Au Pair bei Jack und Amy Cooper beworben hat. Sie reist von der Großstadt Berlin nach Green Valley, einer Kleinstatdt in den Rocky Mountains. Doch am Flughafen holt sie niemand von den Coopers ab und ihr Handy funktioniert auch nicht. Nach einer kleinen Odysee gelangt sie endlich zu ihrer Gastfamilie. Dort empfängt sie jedoch ein mürrischer junger Mann und nicht Jack oder Amy. Ryan ist der jüngere Bruder des Hausherrn und alles andere als erfreut noch jemand im Haus zu haben. Nach einem schweren Unfall musste er seine Ski-Karriere beenden und lebt nun eher unfreiwillig bei Jack und Amy. Er hasst seine Situation und lässt seinen Frust an allem und jedem aus....vorallem an Lena. Diese lässt sich seine Art aber nicht sehr lange gefallen und das bemerkt auch Ryan sehr schnell...

Die Geschichte wird aus der Sicht von Lena erzählt. Sie ist ein echtes Großstadtmädchen und kann mit den Bergen und vorallem dem Dorfleben nicht viel anfangen. Ihre Vorstellungen, die sie bei der Ankunft hat, haben mich köstlich amüsiert.
Ryan ist in einer tiefen Depression gefangen. Sein Leben bestand aus seiner Ski-Karriere, die er von heute auf morgen nicht mehr ausüben kann. Seine Frust und seine Wut lässt er vorallem seinen Mitmenschen spüren. Erst Lena kann ihn mit der Zeit etwas aus seiner depressiven Phase herausholen. Die Hänseleien zwischen Ryan und Lena mochte ich anfangs noch sehr. Mit der Zeit wurde mir aber die Liebesgeschichte etwas zu kitschig und verliert sich in diversen Klischees. Trotzdem hat mich diese Enemies-to-Lovers Geschichte gut unterhalten. Man erwartet einen amüsanten Wohlfühlroman und den bekommt man auch.

Was mir schon bei der "Cherry Hill Reihe" gut gefallen hat, sind die wunderbaren Beschreibungen der Gegend und der Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden. Die Coopers mit ihrem kleinen Sohn Liam sind liebenswert und auch die neuen Freunde von Lena, Izzy und Will, mochte ich sehr. Lenas Au-Pair Job fand für mich hingegen etwas zu wenig Raum.

Fazit:
Ein absoluter Wohlfühlroman mit einer netten Enemies-to-Lovers Geschichte. Das Buch lebt von der wunderbaren Atmosphäre und dem Setting, aber auch von Lilly Lucas Art zu schreiben. Nette Unterhaltung für Zwischendurch. Band 2 liegt schon hier ;)

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Komm in den Tanzpalast

Lindy Girls
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Auf den neuen Roman von Anne Stern, abseits der Hulda Gold Reihe, war ich schon sehr gespannt. Auch diese Geschichte spielt wieder in Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik.
Wally Kaluza ist Tanzlehrerin ...

Auf den neuen Roman von Anne Stern, abseits der Hulda Gold Reihe, war ich schon sehr gespannt. Auch diese Geschichte spielt wieder in Berlin zu Zeiten der Weimarer Republik.
Wally Kaluza ist Tanzlehrerin in einer Tanzschule. Sie träumt schon seit einer Ewigkeit eine eigene Tanzgruppe auf die Beine zu stellen. Mit Charlston, Shimmy oder Lindy Hop möchte sie den Berlinern die neuen Tänze aus Amerika näher und etwas mehr Schwung auf die Tanzbühnen bringen. Doch als Frau wird ihr immer wieder eine Aufführung in Varietés oder Tanzpalästen verwehrt. Erst als ihr alter Freund Toni Lindberg aus den USA zurückkehrt, wird ihr Traum zur Realität. Toni übernimmt die Managerrolle, während sich Wally auf die Suche nach acht Tänzerinnen für ihre geplante Show macht und das Tanztraining überwacht. Sie sucht junge Frauen, die so manchen Kompromiss eingehen müssen, um die Verwirklichung ihrer Träume zu erreichen...

Durch die vielen Protagonisten ist der Beginn etwas anstrengend zu lesen. Kaum hat man eines der Mädchen etwas kennengelernt, sind wir schon bei der nächsten angelangt. Anne Stern rückt jedoch einige davon mehr in den Mittelpunkt und erleichtert damit ihren Leser:innen die "Zuordnung".
Zuerst lernen wir Thea kennen, die aus ihrem gutbürgerlichen Elternhaus vor ihrer arrangierten Heirat geflohen ist. Sie landet etwas unsanft in den Straßen Berlins und erhält Hilfe von Gila. Diese ist Sekretärin in einer Zeitungsredaktion und träumt davon Schriftstellerin zu werden. Gila nimmt Thea mit zu sich nach Hause und zeigt ihr ihr "Swinging Berlin". Alice kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Sie arbeitet in einer Fabrik und muss sich noch um ihren jüngeren Bruder Benjamin kümmern, der immer wieder in Straßenkämpfe verwickelt ist.
Neben Wally und den Mädels der Tanztruppe spielt natürlich auch Toni eine große Rolle. Ein weiterer Freund von Wally ist Joe, der als einziger aus ihrer alten Heimat stammt und ihre Geheimnisse kennt.

Die Kapitel sind eher kurz gehalten und werden aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Abwechselnd begleiten wir Wally, Thea, Gisa, Alice, Toni und Joe. Alle haben neben der großen Liebe zum Tanz ihr Päckchen zu tragen. Wir erfahren einige Details aus dem Leben der Tänzerinnen, sowie von Toni, Joe und Wally. Trotzdem sind es eher Momentaufnahmen dieser wenigen Monate, die die Protagonisten zusammen verbringen. Dadurch fehlte es mir manchmal etwas an Tiefe und einges blieb mir zu sehr an der Oberfläche.

Der Schreibstil der Autorin liest sich wieder sehr gut, ist mitreißend und detailiert. Anne Stern hat den Zeitgeist der späten Zwanziger Jahre in Berlin wunderbar eingefangen. Obwohl die Frauen langsam versuchen aus dem engen Korsett zu schlüpfen, bleibt ihnen vieles noch immer verwehrt. Auch die Standesunterschiede sind noch lange nicht verschwunden und wir wissen leider, dass die kommenden Jahre nicht besser werden.
Die Stadt Berlin wird zur großen Bühne. Anne Stern beschreibt die Schauplätze und die Umgebung sehr detailreich und wir erleben die "goldenen Zwanziger", die in keiner Stadt so gelebt wurde, wie in Berlin. Dabei wird der Gegensatz zwischen Arm und Reich aufgezeigt. Auf der einen Seite die vielen Vergnügungen und Ausschweifungen und auf der anderen Hunger, Entbehrungen und die beginnende Gefahr der Braunhemden, die die Straßen unsicher machen. Es ist eine Zeit der Extreme.

Sehr gefallen hat mir die musikalische Komponente, die natürlich eine große Rolle spielt. Die Beschreibung des Tanztrainings und der Auftritte nehmen viel Raum ein und wir erleben mit den Mädels der Tanzgruppe Triumph und Niederlage.

Anne Stern nimmt uns mit ins Berlin der "wilden" Zwanziger Jahre, wo die amerikanischen Melodien und Tänze die Stadt erobern und neue Lebensfreude bringen. Doch wir erleben hier auch auch die Schattenseiten der Zwischenkriegszeit.

Fazit:
Anne Sterns neuester Roman bringt uns die Musik und die Lebenslust der Zwanziger Jahre näher. Allerdings gibt es auch jede Menge Schattenseiten, die hier nicht verschwiegen werden. Mir hat die musikalische Komponente und das Setting Berlin gut gefallen; die Charaktere hätten allerdings noch gerne etwas mehr Tiefe haben können.

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