Profilbild von holdesschaf

holdesschaf

Lesejury Star
offline

holdesschaf ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit holdesschaf über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2023

Toller Sprecher, wenig Handlung

Indigo Wild
0

Indigo Wild lebt allein mit ihrem Bruder Quick im Geleebohnenweg Nummer 47, während ihre Eltern in allen Teilen der Welt forschen und neue Wesen entdecken, die dann zu ihrem eigenen Schutz bei der Familie ...

Indigo Wild lebt allein mit ihrem Bruder Quick im Geleebohnenweg Nummer 47, während ihre Eltern in allen Teilen der Welt forschen und neue Wesen entdecken, die dann zu ihrem eigenen Schutz bei der Familie unterkommen. So tummeln sich Monster, Trolle, Drachen, magische Wesen und Tiere aller Art im Haus, um die sich vor allem Indigo kümmert. Und just an diesem Tag liegt ein neues Paket der Eltern vor der Tür, doch der Inhalt ist bereits daraus ausgebrochen und ins Haus geflüchtet. Dort sorgt das Wesen für Chaos und jede Menge Lärm, was die empfindliche und neugierige Nachbarin auf den Plan ruft. Doch diese darf auf keinen Fall herausfinden, dass die Kinder zusammen mit Monstern allein im Haus leben. Ein Plan muss her!

Der Inhalt liest sich in meinen Augen ganz lustig, doch schon den Lebenslauf der Indigo Wild fand ich dann doch recht weit hergeholt. Natürlich ist es eine Fantasiegeschichte, doch hier fehlte mir doch eine Erklärung oder eine glaubwürdige Grundlage, warum hier Babys allein irgendwo herumliegen. Aber gut, nachdem auch der Bruder aufgefunden wurde, werden beide Kinder zu Hause allein gelassen, um die vielen niedlichen, aber auch gefährlichen und manchmal empfindlichen Monster etc. zu hüten. Wen wundert es, dass Quick anscheinend nicht sprechen gelernt hat, aber auch darüber kann man noch hinwegsehen.

Das Wesen im Paket ist natürlich genau dann abgehauen, als es von Indigo in Empfang genommen werden sollte. Alles wegen des Schokoladenvorrats von Indigo, die eigentlich keine Schokolade mag, aber sie die Eltern, die ihr immer wieder welche schicken, nicht verletzen will. Natürlich geht es im Haus dann ziemlich chaotisch zu. Man lernt sehr viele, sehr lustige und vielfältige Wesen kennen und staunt nicht schlecht. Doch dann kommt die Spaßbremse von Nachbarin, die der Lärm stört (ungeheuerlich) und die die allein hausenden Kinder der Polizei melden will. Ganz schön böse. Wie erwartet bekommt sie dafür die Quittung. Mal abgesehen davon, dass der Plot ziemlich vorhersehbar ist und wenig Handlung aufweist, hat mich dieses Klischee doch ziemlich genervt. Fantasie hin oder her, manches Kind wäre froh, wenn die Nachbarin etwas genauer schauen und die Dinge hinterfragen würde. Von einer Geschichte, in der sich Kinder mal ein paar Tage allein durchschlagen und über sich hinauswachsen müssen, hat diese leider wenig. Der Sinn des Ganzen hat sich mir leider nicht erschlossen. Zwei Drittel des Buches wirkten wie eine Einleitung, im Rest ging es um die Vertuschung eines Monster-Ausbruchs und der Elternabwesenheit. Lachen konnten wir manchmal nur, weil der Sprecher die Geschichte wirklich nett und witzig vorträgt und dazu eine außergewöhnliche Stimme hat, die sehr wandelbar ist. Trotzdem konnte ich irgendwann die ständige Wiederholung der Adresse Geleebohnenweg Nr. 47 nicht mehr hören. 2,5 Sterne vor allem für den Sprecher und den Ideenreichtum der Autorin bei der Erfindung von Monstern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2022

Es fehlt an Spannung und Ideen

Lange Krallen
0

Leonie möchte dem örtlichen Tierheim helfen, weil sie ihre hochintelligente Katze Bobby von dort geholt hat, doch beim Aktionstag kommen kaum Gäste. Ihre Mutter ist zwar Journalistin und möchte gern einen ...

Leonie möchte dem örtlichen Tierheim helfen, weil sie ihre hochintelligente Katze Bobby von dort geholt hat, doch beim Aktionstag kommen kaum Gäste. Ihre Mutter ist zwar Journalistin und möchte gern einen Artikel darüber schreiben, doch ihr Chef erlaubt das nicht. Leonies Vater hat ganz andere Probleme: Seit die Familie gegenüber eingezogen ist und ihr Grundstück so penibel sauber hält, sieht er sich in ständiger Konkurrenz zu Herrn Petersen. Der Sohn Oskar ist sehr interessiert daran, mit Leonie Freundschaft zu schließen. Die beobachtet seltsame Dinge in der Familie und befürchtet, dass Oskar vom Vater unter Druck gesetzt wird. Dann passieren auch noch ein paar seltsame Diebstähle im Ort. Ob Leonie und ihr schlauer Kater da helfen können?

Da ich das Buch als eBook gelesen habe, hab ich gar nicht so sehr auf das Cover geachtet. Der Klappentext ließ mich auf eine spannende Detektivgeschichte für Kinder hoffen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich das Cover nicht beachtet habe, denn meiner Meinung nach verrät es viel zu viel, obwohl es vermutlich einen geheimnisvollen Eindruck machen soll.

Der Anfang der Geschichte beschäftigt sich mit einem Spendensammeltag im Tierheim und ist als Einführung in die Geschichte recht lang und hat noch gar nicht so viel mit der tatsächlichen Handlung zu tun. Ich habe mich etwas gewundert, dass ein intelligentes Mädchen wie Leonie, das sich gern um Tiere kümmert, für die Menschen in ihrem Umfeld eher wenig Verständnis und Toleranz hat. Das hat mich irgendwie gestört und ich fand es auch nicht sehr realistisch, dass Menschen, die sich nicht interessieren, an so einer Veranstaltung überhaupt teilnehmen. Aber gut, es wurde dann etwas besser, obwohl auch die Konkurrenz zwischen Nachbar Petersen und Leonies Vater recht lächerlich wirkte, aber keineswegs unrealistisch. Der interessanteste Charakter ist auf jeden Fall Bobby, Leonies Katze. Beide kommunizieren auf eine besondere Art miteinander.

Mit dem Auftreten Oskars, der sich sehr um Leonies Aufmerksamkeit bemüht, wurde die Handlung etwas aufgelockert. Vor allem Leonies Beobachtungen und die Diebstähle lassen Schlimmes befürchten. Ich dachte, vielleicht ermitteln die beiden Kinder jetzt zusammen. Schwupps! Da war die Geschichte auch schon um. Das Ende für mich allerdings mehr als dürftig. Mäßige Spannung gepaart mit einer Art Robin-Hood-Verschnitt, der nicht tiefergehend auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüft wird. Klar, es wird jemandem geholfen, aber heiligt der Zweck tatsächlich die Mittel? Vor allem, wenn nicht alles den Armen gegeben wird ... Und wie kommen die Protagonisten in Zukunft zurecht? Das bleibt alles offen.

Insgesamt doch eine sehr seichte Detektivgeschichte, die sich leicht lesen lässt, aber auch sehr ideenlos ist. Für den Inhalt ist die Altersangabe ab 10 etwas hoch gegriffen, aber für den Umfang angemessen, da es auch nur wenige Illustrationen gibt.

2,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2022

Krieg im Wald

Pip rettet den Wald
0

Eichhörnchen Pip ist noch recht jung und lebt ohne Eltern im Wald. Seine Mutter starb, sein Vater, ehemals Leibwächter der Eichhörnchen-Anführerin, verschwand einfach und gilt seitdem bei einigen Artgenossen ...

Eichhörnchen Pip ist noch recht jung und lebt ohne Eltern im Wald. Seine Mutter starb, sein Vater, ehemals Leibwächter der Eichhörnchen-Anführerin, verschwand einfach und gilt seitdem bei einigen Artgenossen als Verräter. Doch Pip möchte trotzdem so sein wie er. Von der alten weisen Eiche, der alle Tiere im Wald Respekt zollen, will er sich Antworten holen. Doch schon bald ist klar, die Eiche stirbt und mit ihr der ganze Wald. Seit Wochen hat es nicht geregnet, es herrscht Futterknappheit und auch der See trocknet aus. Die Tiervölker agieren gegeneinander, anstatt miteinander um ihren gemeinsamen Lebensraum zu kämpfen. Pip wird ausgewählt, unbemerkt die letzte Eichel der alten Eiche zu holen, denn wer sie hat, ist Herrscher im Wald. Pip gibt sein Bestes, bis er merkt, dass Macht nicht die Lösung sein kann.

Diese Geschichte ist für Kinder ab 8 Jahren ziemlich heftig, das zeigen schon die Wörter, die man zur Beschreibung des Inhalts braucht. Bis auf Pips Freundschaft zu seinem Artgenossen Mux findet man hier nicht viel Positives. Allein Tod und Verschwinden der Eltern sind sehr deprimierend. Zu Beginn der Geschichte und zwischen einigen Kapiteln liest man, wie sich die alte Eiche fühlt, wie sie merkt, dass es mit ihr zu Ende geht. Die Übermittlung ihrer Botschaften ist sehr esoterisch angehaucht. Es wird kein Blatt vor den Mund genommen. Die verschiedenen Tiervölker und Waldbewohner bekriegen sich nicht nur sprichwörtlich bis aufs Blut, um an die Eichel zu kommen, welche eine neue Eiche hervorbringen soll und damit Macht bedeutet. Pip wird von älteren Eichhörnchen angefeindet, verspottet und sein Vater als Verräter abgestempelt. Ein Eichhörnchen stirbt im Kampf. Das ist ganz schön starker Tobak für diese Altersklasse. Das Cover und auch die Erstleserschrift täuschen wie ich finde eine eher einfache Geschichte über ein mutiges Eichhörnchen vor.

Vermutlich soll es um den Klimawandel gehen, aber so direkt fällt kein Wort darüber. Auch nicht, darüber, dass der Mensch verantwortlich sein soll oder etwas dagegen unternimmt. Menschen sind in der Geschichte Randfiguren. Einiges passt da für mich ganz und gar nicht. Ich habe nichts dagegen, dass Kinder über Klimaveränderung und Waldsterben Bescheid wissen, doch hier ist alles so negativ, regelrecht belastend dargestellt. Nahezu alle Tiere sind destruktiv und böse. Das hat sogar in mir eine regelrechte Hoffnungslosigkeit aufkommen lassen. Kindern könnte diese Geschichte Angst machen, denn da das Ende nicht abgeschlossen ist, sondern eine Fortsetzung bereits angekündigt, bietet sie auch kaum Lösungen für das drastisch dargestellte Problem. Meine Tochter ist in der 2. Klasse, die Lust aufs Lesen nicht sooo groß. Durch so eine Geschichte wird die Motivation aber mit Sicherheit nicht größer. Die Aufteilung in mehrere Bände ist mehr als schlecht gewählt. Pip ist zwar ein heldenhaftes und vernünftiges Einhörnchen, dass sein bestes gibt, trotzdem ist nach diesem ersten Band für mich diese Reihe beendet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2023

Unecht und aufgesetzt

Der war's
0

Maries Mutter macht einfach die besten Sandwiches in total gesunden und kreativen Geschmacksrichtungen. Das findet auch Maries Mädchen-Clique. Als dann aber zum wiederholten Mal das Supersandwich gestohlen ...

Maries Mutter macht einfach die besten Sandwiches in total gesunden und kreativen Geschmacksrichtungen. Das findet auch Maries Mädchen-Clique. Als dann aber zum wiederholten Mal das Supersandwich gestohlen wird, ist Marie sauer und verlangt vom Lehrer die Aufklärung der Diebstähle. Doch der kann nichts tun. Dann gerät Konrad aus der Klasse in Verdacht. Er ist noch nicht so lange in der Klasse und obwohl er nichts zugibt, wird er zum Schuldigen auserkoren. Nur Mika äußert Zweifel und als die Situation eskaliert, beschließen die Kinder, eine Gerichtsverhandlung abzuhalten.

Eigentlich klingt die Handlung des Buches ganz gut. Jemand wird beschuldigt eine Straftat begangen zu haben, doch es gibt kaum Beweise uns so soll ein gerechter Prozess für Ordnung sorgen. Soweit, so gut. Das Cover zeigt auch schon ein großes Problem, dass es bei solchen Konflikten im Klassenzimmer gibt. Jeder meint, er könne irgendwie mitreden und so kommen schnell Gerüchte auf. Das gibt es natürlich gerade im schulischen Umfeld täglich. Was mich aber gleich von Anfang an stört sind gewisse Klischees, die hier noch extra überzogen dargestellt sind. Maries Clique zum Beispiel, die sich nicht etwa wegen verschiedener Dinge abspricht, nein, die anderen Mädchen warten, bis Marie ihnen eine Ansage macht. Ganz so wie die ätzenden cool Kids in diversen Highschool-Filmen. Es gibt noch den Stillen in der Klasse, den Vorlauten, dessen Vater zufällig Polizist ist und der dann die Rolle des Ermittlers übernimmt, den armen Referendar, der im Sportunterricht nicht das unterrichten darf, was er will, den Lehrer, den die Diebstähle eh kaum kümmern. Überhaupt kommt das Milieu Schule in dem Buch meiner Meinung nach ganz schlecht weg. Ein wenig Kritik am Schulsystem ist durchaus berechtigt, aber hier wird schon ganz schön übertrieben und das sage ich als Lehrkraft. Vor allem sind alle Behauptungen genauso platt, wie die Vorverurteilung des vermeintlich Schuldigen später.

Durchweg hatte ich das Gefühl, dass die Kinder sich nicht entscheiden können, zwischen ihrem Dasein als kleine Einsteins und ihrer Vorliebe für Vorurteile, schlechtes Benehmen und Überheblichkeit. Da meint der eine Sechsklässler "Sport ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung und Selbstwirksamkeitserfahrung". Ja, klar! So reden meine Schüler auch täglich. Hingegen hat keiner ein Problem damit ein Foto des vorverurteilten Konrad nicht nur weiterzuleiten, sondern vorher auch noch per Bildbearbeitung ins Lächerliche zu ziehen. Dass das Verboten ist, wissen bei uns alle Schüler. Als sie Konrad an einem Schulranzen erwischen lassen sie ihn auch sofort gehen. Erst viel später verprügeln sie ihn, bis die geschädigte dazwischen geht. Es passt einfach nicht. Der Lehrer kommt vollkommen inkompetent rüber. Zuerst ist er dauernd krank, dann will er mit dem Smartboard arbeiten, weiß aber nicht, dass das schon ewig kaputt ist und hat auch außer dem Online-Quiz nichts Anderes vorbereitet. Am nächsten Tag versucht er es mit dem Laptop, aber dann ist der Akku leer und das Netzteil ist nicht auffindbar... und so geht es weiter. Der Referendar darf die Kinder im Unterricht nicht Fußball spielen lassen - zu kompetitiv! Und die Vertretung der Vertretung ist eine ehemalige Fußpflegerin, die nun als Quereinsteigerin Bio unterrichtet. Viel zu übertrieben, zu geballt und wenig glaubwürdig, was sich Juli Zeh und Elisa Hoven hier zusammenreimen. Auch nicht authentisch, weil das einzige Mädchen mit Migrationshintergrund in der Klasse natürlich erstklassig Deutsch spricht, weil es auf einer deutschen Schule war. Dabei hatten alle sich schon in ihren Köpfen zurechtgelegt, dass sie nichts versteht. So könnte man ewig weitermachen. Die Gerichtsverhandlung ist zwar ziemlich witzig, aber auch hier wurde ich nicht überzeugt. Zudem kann sich ein schlaues Kind doch schon nach ein paar Seiten ausmalen, wer die Pausenbrote, pardon Supersandwiches, gemopst hat.

Während der Handlung löst sich nicht nur das Problem Diebstahl, sondern es werden auch alle Missstände unter den Kindern gelöst. Sogar Marie traut sich ihrer Mutter ein Geständnis zu machen. Das ist doch schön. Was man dem Buch allerdings zugute halten kann, sind die ansprechenden Illustrationen und vor allem das Kapitel "Nachgefragt" nach der eigentlichen Geschichte. Hier werden viele Fragen zum Strafverfahren wirklich kindgerecht beantwortet, Begriffe geklärt und voneinander abgegrenzt und wirklich wichtige Dinge vermittelt. Mit einem Sachbuch zum Thema wären die beiden Autorinnen meines Erachtens besser gefahren. Von dieser unechten und aufgesetzten Geschichte bin ich mehr als enttäuscht, hatte ich mir doch eine gute Lektüre zum Thema für den Unterricht erhofft. Das wird aber leider nichts. 2 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2023

Zu viel Chronik, zu wenig Sword Catcher

Sword Catcher - Die Chroniken von Castellan
2

Als Waisenjunge wird Kelion in den Palast gebracht, wo er sich dafür entscheidet, der Sword Catcher des Kronprinzen Conor zu sein, um ein halbwegs lebenswertes, wenn auch gefährliches Leben zu führen. ...

Als Waisenjunge wird Kelion in den Palast gebracht, wo er sich dafür entscheidet, der Sword Catcher des Kronprinzen Conor zu sein, um ein halbwegs lebenswertes, wenn auch gefährliches Leben zu führen. Denn seine Aufgabe ist es, jeglichen Schaden vom Prinzen fernzuhalten. Jahre später sind die beiden so etwas wie Vertraute. Doch der Prinz hat einige Probleme, vor deren Auswirkungen ihn Kel nicht schützen kann. Nach einem mehr oder weniger vereitelten Überfall muss die Ashkar Lin, eine Heilerin, dafür sorgen, dass das Opfer überlebt und verstrickt sich ebenso in die Machenschaften am Hofe, wie Kel selbst. Zudem hat sie der Lumpenkönig von Castellan zu sich gebeten, der Kel vor einer Verschwörung größeren Ausmaßes warnt. Der Sword Catcher ist hin- und hergerissen, ob er dem zwielichtigen Mann trauen kann. Lin hingegen sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit ihre kranke Freundin Mariam zu heilen und stößt dabei auf Schriften aus der Zeit vor dem Ende der Magie.

Der erste Band von Sword Catcher sieht ohne Zweifel traumhaft aus, vor allem als Exemplar mit Farbschnitt ist er ein richtiger Hingucker. Auch der Klappentext samt angekündigtem Attentat und riesiger Verschwörung lässt auf ein spannendes High Fantasy Highlight hoffen. Sogar für mich als wenig Fantasy-Leserin hörte sich das nach Spannung und einem ungerechten, aber actionreichen Leben für den Sword Catcher an. Von Cassandra Clare hatte ich vorher noch kein Buch gelesen, aber fast nur positive Kritiken zu ihren Werken. Der Prolog war sehr lang und man begann schon mit Kelion, dem Waisenjungen mit dem schweren Schicksal mitzufühlen. Doch dann passiert nicht mehr viel. Clare badete nur noch förmlich in ausschweifenden Beschreibungen von so ziemlich allem, den Räumen, den Personen, den Stoffen, der Einrichtung und und und. Gegen ein gutes Worldbuilding ist bei diesem Genre nichts einzuwenden, doch hier ist man deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, es passiert kaum Nennenswertes. Spannung Fehlanzeige. Der Sword Catcher kämpft höchstens in seinen inneren Konflikten und wegen der Loyalität zum Kronprinzen. Auch magische Elemente gibt es kaum. Ein zwei Steine oder Schmuckstücke, die kleinere Täuschungen verursachen, das ist es dann lange Zeit auch.

Zwischendurch werden immer wieder Auszüge aus verschiedenen erfundenen und anscheinend auch echten Werken zu Magie und der Geschichte der Ashkar und ihrer Göttin eingestreut, die zwar ganz interessant sind, aber auch nicht weltbewegend. Etwas verwirrend ist die Fülle an Eigennamen, die aus verschiedenen Sprachen stammen: französich, chinesisch, indisch, italienisch usw. Dazu hat die Autorin noch ein paar selbsterfundene angefügt, was meiner Meinung nach gar nicht nötig gewesen wäre, da deren Nutzung eh niemand versteht, sondern erst in der immer nachfolgenden Übersetzung lesen muss. Zudem passten für mich einige Dinge überhaupt nicht nach Castellan. Zum Beispiel spielten Conor und Kel in ihrer Kindheit im Palastgarten Räuber und Gendarme. Die Wächter heißen aber gar nicht Gendarme... Vielleicht auch nur ein Übersetzungsfehler. Das passt aber auch irgendwie zu Rest.

Von den erwarteten Actionszenen, in denen sich der Sword Catcher todesmutig für seinen Kronprinzen gezwungenermaßen in die Bresche wirft, konnte ich nur träumen. Dafür konnte ich bei jedem Kleidungsstück lesen, wie der Stoff beschaffen und bestickt war. Sorry, aber teilweise hat mich das so gelangweilt, dass mir die Augen zugefallen sind. Lange Zeit passierte einfach gar nichts. Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass es wenigstens auf den letzten ca. 75 Seiten zu ein bis zwei aufregenden Situationen kommt, was mich jetzt davon abhält, dem Buch nur einen Stern zu geben. Mag sein, dass in Einführungsbänden zu einer Reihe erstmal eine Welt entstehen muss, doch wenn man sich dann seitenweise in immer gleichem Schreibstil sämtliche unnützen Details erlesen soll, ohne dass die Handlung dadurch vorankommt oder es in irgendeiner Weise wichtig für die Handlung wäre, dann ist das wirklich zu viel des "Guten". Nur das Ende lässt mich daher 2 Sterne geben. Ob ich die Fortsetzungen lesen werde, weiß ich wirklich nicht...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere