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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein eindringliches Drama, das direkt unter die Haut geht

Was ich euch nicht erzählte
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Was ich euch nicht erzählte

Celeste Ng


Lydia Lee ist 16 Jahre alt und wächst in einer amerikanisch-chinesischen Familie in Ohio auf. Sie ist der vergötterte Liebling der Eltern und damit der Mittelpunkt ...

Was ich euch nicht erzählte

Celeste Ng


Lydia Lee ist 16 Jahre alt und wächst in einer amerikanisch-chinesischen Familie in Ohio auf. Sie ist der vergötterte Liebling der Eltern und damit der Mittelpunkt der Familie. Ihre beiden Geschwister Nath und Hannah nehmen im Familienleben eher Statistenrollen ein. Doch nun ist Lydia verschwunden und wird wenig später tot aufgefunden. Bruder Nath hat den Nachbarsjungen Jack in Verdacht, etwas mit dem Tod der Schwester zu tun zu haben. Doch Jack schweigt beharrlich. Die Polizei geht schon bald davon aus, dass Lydia keinem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Doch was ist geschehen?

Die Handlung beginnt mit den Worten "Lydia ist tot". Dadurch weiß man sofort, dass es an dieser Tatsache nichts zu rütteln gibt und beobachtet die folgenden Szene, in der der Rest der Familie am Frühstückstisch sitzt und auf Lydia wartet, mit gemischten Gefühlen. Es gelingt der Autorin hervorragend, die drückende und bedrohliche Atmosphäre so zu vermitteln, dass sie ständig zwischen den Zeilen schwebt. Dadurch gerät man bereits früh in den Sog der mitreißenden Geschichte, da man unbedingt ergründen möchte, welche Umständen zu Lydias Tod geführt haben.

Denn das Lieblingskind der Eltern hatte doch gute Noten, jede Menge Freunde und stand stets im Mittelpunkt der Familie. Sie muss doch einfach glücklich gewesen sein und sich geliebt und umsorgt gefühlt haben. In einem intensiven, aber doch einfühlsamen Schreibstil, schildert die Autorin die Ereignisse. Dazu nutzt sie wechselnde Perspektiven und springt auch in den Zeiten hin und her. Man ist sich allerdings stets bewusst, zu welcher Zeit sich die beschriebenen Ereignisse zutragen und aus welcher Perspektive sie betrachtet werden. Denn das Drama, das nun langsam seinen Lauf nimmt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Dabei gerät man unwillkürlich in den Sog der Ereignisse und mag die Geschichte nicht mehr aus der Hand legen, bevor man die letzte Seite gelesen hat.

Denn Celeste Ng offenbart das ganze Ausmaß dieses Familienlebens nur Stück für Stück. Durch die wechselnden Perspektiven bekommt man einen guten Überblick über das Gesamtgeschehen und lernt die einzelnen Familienmitglieder besser kennen. Sie alle wirken auf ihre Art und Weise lebendig und ihre Handlungen glaubhaft und leider nachvollziehbar. Auch wenn man sich sicher nicht mit allen Handlungsweisen identifizieren kann und möchte, bekommt man doch einen Eindruck davon, warum das alles passieren konnte.

"Was ich euch nicht erzählte" ist ein eindringlicher Roman, der direkt unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Fortsetzung!

Post Mortem - Zeit der Asche
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Post Mortem II - Zeit der Asche

Mark Roderick


Der Belial-Fall beschäftigt die Interpol-Agentin Emilia Ness noch immer. Ihr Ziel ist es, das gesamte Netzwerk, das hinter den bestialischen Morden und ...

Post Mortem II - Zeit der Asche

Mark Roderick


Der Belial-Fall beschäftigt die Interpol-Agentin Emilia Ness noch immer. Ihr Ziel ist es, das gesamte Netzwerk, das hinter den bestialischen Morden und dem Dreh der Videos stecken muss, zu enttarnen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ihr neuer Chef gibt ihr allerdings klar zu verstehen, dass er den Fall für abgeschlossen hält und deshalb möchte, dass Emilia sich wieder anderen Ermittlungen zuwendet. Als Emilia einen Hinweis erhält, dass der bestialische Foltermord, der sich in einem abgelegenen Haus in Südfrankreich ereignet hat, zu den Morden des Netzwerks gehören könnte, setzt sie alles daran, den Fall endlich zu lösen.

Avram Kuyper hat es dagegen zunächst mit ganz anderen Problemen zu tun. Denn sein aktueller Auftrag, den gewalttätigen Ehemann einer Auftraggeberin aus dem Weg zu räumen, läuft vollkommen aus dem Ruder. Deshalb muss Avram schnell die Flucht ergreifen. Ausgerechnet jetzt entdeckt er neue Hinweise zu den Hintermännern des Belial-Netzwerks. Und da er den Tod seiner Angehörigen unbedingt rächen will, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln.

"Post Mortem - Zeit der Asche" ist die Fortsetzung zu "Post Mortem - Tränen aus Blut". Da es im Folgeband einige Rückblicke auf die Ereignisse aus dem ersten Teil gibt, kann man dem aktuellen Fall sicher auch problemlos folgen, wenn man den Auftakt der Reihe nicht gelesen hat. Allerdings ist es gerade bei diesen Büchern empfehlenswert die vorgesehene Reihenfolge einzuhalten, da die Handlung aufeinander aufbaut und man sich sonst eventuell die Spannung verdirbt. Ein Quereinstieg ist sicher möglich, doch nicht unbedingt empfehlenswert.

Auch beim zweiten Band der Reihe befindet man sich gleich wieder mitten im spannenden Geschehen und beobachtet, wie ein Mann grausam zugerichtet wird. Damit ist schon mal klar, dass man auch beim Lesen der Fortsetzung nicht allzu zartbesaitet sein sollte. Denn Mark Roderick beschreibt die entsprechenden Szenen so lebendig, dass man das Grauen entsetzt und doch fasziniert vor Augen hat.

Avram Kuyper und Emilia Ness ermitteln zunächst vollkommen unabhängig voneinander. Deshalb betrachtet man das Geschehen auch aus ständig wechselnden Perspektiven. Kurze Kapitel, die oft an entscheidenden Stellen stoppen, sorgen dafür, dass man bereits früh in den Sog der Handlung gerät und das Buch nur ungern aus der Hand legen mag. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar, sodass sich der Thriller quasi von selbst liest.

In diesem Band erhält man ein wenig mehr Hintergrundwissen zu den Hauptprotagonisten. Diese Nebenstränge bremsen den Spannungsverlauf allerdings nicht, sondern sorgen dafür, dass die Charaktere noch lebendiger wirken. Dadurch kann man ihre Handlungen nachvollziehen und sich ganz auf die spannende Handlung einlassen.

Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und deshalb habe ich schon den ersten Band in Rekordzeit verschlungen. Der Folgeband konnte mich ebenfalls überzeugen. Denn, einmal angefangen, konnte ich nicht eher aufhören, bis ich am Ende angekommen war. Die Handlung hat mich durchgehend in ihren Bann gezogen. Ich vergebe deshalb begeisterte fünf Bewertungssterne und freue mich bereits jetzt auf ein Wiedersehen mit Emilia Ness und Avram Kuyper.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannend und brandaktuell

Die Strömung
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Die Strömung



Als die Großmutter nur ganz kurz ans Telefon eilt, wird ihre Enkelin beim Spielen im Sandkasten ermordet. Auf der Suche nach Täter und Motiv tappt das Ermittlerteam, dem auch Olivia Rönning ...

Die Strömung



Als die Großmutter nur ganz kurz ans Telefon eilt, wird ihre Enkelin beim Spielen im Sandkasten ermordet. Auf der Suche nach Täter und Motiv tappt das Ermittlerteam, dem auch Olivia Rönning zugeteilt ist, zunächst im Dunkeln. Denn wer könnte ein Interesse daran haben, ein dreijähriges Mädchen zu töten? Doch wenige Tage später wird in der Nähe von Stockholm ein weiteres Kind auf die gleiche Art und Weise getötet. Beide Kinder hatten ausländische Wurzeln. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass ihre Eltern von einer rassistischen Gruppierung bedroht wurden. Liegt dort das Motiv?

Nach "Die Springflut" und "Die dritte Stimme" liegt mit "Die Strömung" nun der dritte Band um die Polizistin Olivia Rönning und den ehemaligen Kriminalkommissar Tom Stilton vor. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, können sie durchaus unabhängig voneinander gelesen werden. Den aktuellen Ermittlungen kann man auch ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden folgen. Allerdings haben die Protagonisten im Lauf der Reihe bereits einige Weiterentwicklungen durchgemacht, die man einfach besser nachvollziehen und genießen kann, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest.

Es gelingt dem Autorenpaar mühelos, das Interesse an dem aktuellen Fall bereits früh zu wecken. Man verfolgt gebannt die Ermittlungen und die Spannung steigt dabei kontinuierlich an. Es kommt zu einigen überraschenden Wendungen, die Unglaubliches ans Tageslicht bringen. Dadurch gerät man förmlich in den Sog der Handlung und mag sich nur schwer davon lösen. Die Charaktere wirken authentisch und lebendig, sodass nicht nur die eigentlichen Ermittlungen, sondern auch die privaten Nebenhandlungen ein durchgehend spannendes Lesevergnügen garantieren. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen lebhaft vorstellen und sich deshalb ganz auf die spannende Handlung einlassen.

Ich habe mich beim Lesen dieses Kriminalromans durchgehend spannend unterhalten. Die Handlung hat mich bereits früh in ihren Bann gezogen, sodass ich das Buch erst aus der Hand legen mochte, als ich am Ende angekommen war. Manchmal ist mir die Stimmung in skandinavischen Krimis zu düster und schwermütig, das war bei diesem Exemplar allerdings keinen Moment der Fall. Ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und jede Seite genossen. Deshalb vergebe ich auch fünf begeistere Bewertungssterne und freue mich bereits jetzt auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine dramatische Geschichte, die tief berührt

Das Haus der verlorenen Kinder
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Das Haus der verlorenen Kinder

Linda Winterberg

Roman

In dem kleinen norwegischen Ort Loshavn leben Lisbet und Oda. Die beiden jungen Frauen verbindet seit Kindertagen eine tiefe und innige Freundschaft. ...

Das Haus der verlorenen Kinder

Linda Winterberg

Roman

In dem kleinen norwegischen Ort Loshavn leben Lisbet und Oda. Die beiden jungen Frauen verbindet seit Kindertagen eine tiefe und innige Freundschaft. 1941 kommen deutsche Soldaten in den Ort. Sie lenken das Schicksal der beiden Frauen in unvorhergesehene Bahnen. Denn Lisbet und Oda verlieben sich in zwei schmucke Soldaten. Diese Liebe verlangt den Freundinnen einiges ab, denn dadurch gelten sie in der norwegischen Gesellschaft als Verräterinnen. Als beide schwanger werden, nimmt das Schicksal seinen Lauf....

Der Einstieg in Linda Winterbergs fiktive Erzählung gelingt mühelos. Denn die Autorin weckt bereits auf den ersten Seiten das Interesse an der Handlung. Diese wird in verschiedenen Handlungssträngen erzählt. Es gibt Rückblicke in die Vergangenheit, in denen man nach und nach mehr über das Leben von Lisbet und Oda erfährt und einen aktuellen Handlungsstrang, der die Ereignisse im Jahr 2005 in Wiesbaden erzählt. Dort lernt die junge Deutsche Marie in einem Altersheim eine faszinierende alte Dame kennen, zu der sie sich spontan hingezogen fühlt. Ein altes Tagebuch sorgt dafür, dass Marie sich auf die Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte macht und dabei Hinweise erhält, die sie schließlich nach Norwegen führen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und angenehm lesbar. Sie beschreibt die jeweiligen Szenen so lebendig, dass man ganz in die Geschichte eintauchen kann. Dabei gelingt es ihr hervorragend, die historischen Fakten so in ihre fiktive Geschichte einzubetten, dass man ganz nebenbei noch Hintergrundwissen zur damaligen Lage in Norwegen, dem Schicksal von Frauen, die sich mit deutschen Soldaten einließen, und den deutschen Lebensbornheimen erhält. Da ihre Protagonisten so lebendig wirken, fiebert man schon bald regelrecht mit ihnen mit und gerät dadurch unwillkürlich in den Bann der Handlung.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten und habe das Buch deshalb regelrecht verschlungen. Ich konnte mich kaum von der Handlung lösen. Besonders die Rückblicke in die Vergangenheit der beiden norwegischen Frauen hat mich sehr berührt. Ich vergebe deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine begeisterte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unvergessliches Highlight!

City on Fire
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City on Fire

Garth Risk Hallberg

In der Silvesternacht 1976 fallen Schüsse im New Yorker Central Park. Der junge, afro-amerikanische Lehrer Mercer Goodman findet wenig später eine schwer verletzte Punkerin ...

City on Fire

Garth Risk Hallberg

In der Silvesternacht 1976 fallen Schüsse im New Yorker Central Park. Der junge, afro-amerikanische Lehrer Mercer Goodman findet wenig später eine schwer verletzte Punkerin und ruft die Polizei. Der Schneesturm, der New York in dieser Nacht heimsucht, verdeckt wichtige Spuren und so gerät Mercer selbst in den Verdacht, etwas mit den Schüssen zu tun zu haben. Deputy Inspector Larry Pulaski
ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich bei der Lösung dieses Falls die unterschiedlichsten Lebenswege kreuzen werden. Seine Ermittlungen werden ihn nicht nur zu den schwerreichen Hamilton-Sweeneys, sondern auch tief in die Punk-Szene führen. Außerdem wird er dabei auf seinen alten Freund, den Reporter Richard Groskoph, treffen, den Feuerwerker und Vater des Opfers, Carmine Cicciaro, und die Sozialistin Jenny Nguyen. Das Leben all dieser Menschen wird von den mysteriösen Schüssen beeinflusst. Als dann am 13. Juli die Stadt durch einen großen Stromausfall in Dunkelheit versinkt, spitzen sich die Ereignisse zu....

Der Einstieg in den umfangreichen Roman gelingt relativ mühelos und wird durch ein Lesezeichen, auf dem die Protagonisten und ihre Beziehungen untereinander aufgeführt sind, enorm erleichtert. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über die gesamte Handlung. Die Charaktere werden sehr ausführlich eingeführt. Nach und nach erfährt man dadurch einiges und kann ihre Gedanken und Handlungen besser nachvollziehen.

Die Wege der unterschiedlichen Protagonisten kreuzen sich immer wieder und es ist wirklich erstaunlich, wie gut die Handlung ineinander greift. Obwohl die Frage, was mit dem Punk-Girl im Park passiert ist und wer dafür verantwortlich ist, sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht, bleiben auch die Nebenhandlungen interessant. Denn diese verbinden sich schlüssig miteinander und runden die Erzählung ab. Man hat auch nicht das Gefühl, dass es hier nur um die Aufklärung der Schüsse geht, denn in diesem Roman gibt es viel mehr zu entdecken.

Die New Yorker Atmosphäre wirkt unheimlich lebendig und man kann den damaligen Zeitgeist beim Lesen förmlich spüren. Dadurch wirkt das Geschehen intensiv und mitreißend. Obwohl der Roman ja ziemlich umfangreich ist, liest er sich quasi von allein. Rückblenden, handgeschriebene Briefe, E-Mails und auch Auszüge aus einem Punkmagazin, ermöglichen einen umfassenden Rundumblick, liefern Hintergrundinformationen und lockern die Handlung ein wenig auf.

Mir persönlich hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich war überrascht, wie schnell ich in die Handlung eintauchen und das Buch innerhalb weniger Tage beenden konnte. Das lag an der fesselnden Erzählung, den vielschichtigen Charakteren und der unglaublich lebensechten Atmosphäre, die ich beim Lesen förmlich spüren konnte. Die Erzählkunst, den Leser solange bei der Stange zu halten, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen und alle Handlungsfäden am Ende schlüssig miteinander zu verbinden, hat mich maßlos beeindruckt. "City on Fire" ist ein unvergessliches Highlight, das von mit alle fünf Bewertungssterne erhält!