Abgefahren, surreal und wunderschön
"Road of Bones: Strasse des Todes“ von Christopher Golden ist mir eher zufällig über den Weg gelaufen.
Bei dem Klappentext konnte ich einfach nicht widerstehen.
Der Schreibstil des Autors ist überaus ...
"Road of Bones: Strasse des Todes“ von Christopher Golden ist mir eher zufällig über den Weg gelaufen.
Bei dem Klappentext konnte ich einfach nicht widerstehen.
Der Schreibstil des Autors ist überaus einnehmend, er übt einen Sog aus,der kaum zu beschreiben ist.
Die Atmosphäre ist unglaublich mystisch und beängstigend.
Die Charaktere sind überaus interessant gestaltet, auch wenn die Namen wirklich gewöhnungsbedürftig sind. Im Zentrum von allem stehen Teig, Prentiss,Nari und Una. Eine wirklich seltsame Kombi, die jedoch immer mehr ans Herz wächst.
Besonders Teig mochte ich sehr gern. Etwas großspurig und laut, aber im Grunde seines Herzens ein feiner Kerl.
Prentiss hab ich sofort ins Herz geschlossen, er hat es immer wieder geschafft, mich mit seiner Stärke zu überraschen.
Una ist wie ein Schatten. Sie ist da, aber auch wieder nicht.
Auch die Nebencharaktere verstehen es für sich einzunehmen. Bleiben aber eher weniger im Gedächtnis, weil ihre Spur bald kalt wird.
Man erfährt hierbei verschiedene Perspektiven, was besonders den Charakteren viel Tiefe einhaucht.
Sibirien als Setting hatte ich auch noch nicht. Ich empfand es jedoch als absolut faszinierend und großartig. Der Autor verliert sich gern in Details über die klirrende Kälte und was sie imstande ist, beim Menschen anzurichten. Das hat mir überaus gut gefallen. Weil man so niemals vergisst, was mit den Menschen genau deshalb geschieht.
Eine ganz besonders verstörende Faszination üben auch die unterschiedlichen Wesen aus. Total creepy, bösartig, lauernd und auch wieder nicht. Einfach bemerkenswert und von abstrakter Schönheit erfüllt.
Und schließlich ist da noch die Kolyma in Sibirien, eine 1.200 Meilen lange Straße geschotterten Permafrostbodens in der Nähe des Polarkreises, auch als Straße der Knochen bekannt. Tödliche Unfälle sind dabei an der Tagesordnung.
Kein einfaches Pflaster in dieser klirrenden Kälte bei durchschnittlich – 60 Grad. Man sollte sich zweimal überlegen, ob man auf dieser wandeln möchte. Teig hat es sich jedoch zur Aufgabe gemacht, darüber eine Reportage zu bringen. Aber nicht nur, hier geht es auch um Geister und Legenden, über die er mehr erfahren und berichten möchte.
Das hätte er sich besser zweimal überlegen sollen, er wird nicht nur mit der Kälte konfrontiert, sondern auch mit unerklärlichen Dingen konfrontiert, die fern jeglicher Logik liegen.
Mit dem Einstieg hatte ich so meine Probleme. Er war etwas nichtssagend und etwas langatmig. Die Story braucht etwas, um Tempo aufzubauen. Aber hat es erstmal begonnen, hängt man regelrecht an den Seiten fest.
Und diese Geschichte ist wirklich verstörend intensiv.
Es geht teilweise etwas brutal zu, was aber einfach unglaublich gut passt. Denn dadurch wird die Bedrohung umso intensiver und bahnbrechender.
Man könnte sagen, Teig hat den (Road)Trip seines Lebens. Und egal was er erlebt hat, damit hat er in seinen schlimmsten Alpträumen nicht gerechnet.
Man hängt teilweise wirklich zwischen den Seilen fest, weil es so abgefahren und surreal ist. Aber die Leichen machen dir klar, es ist überaus real. Und du kannst nicht entkommen. Verstecken, ja. Aber irgendwann musst du wieder rauskommen.
Es wird relativ bald klar, worauf es hinausläuft, was mich aber absolut nicht gestört hat. Ich habe den Kampf ums überleben viel zu sehr genossen.
Darauf reagiert Christopher Golden teilweise mit einer poetischen, wunderschönen und melancholischen Art.
Er holt das Böse an die Oberfläche und macht klar, worin die wahre Bedrohung liegt. Einfach großartig ausgearbeitet.
Darüber hinaus zeigt er aber auch, was für ein feiner und großartiger Charakter Teig ist, denn dieser hat mich stellenweise sehr berührt.
Ich bin wirklich beeindruckt, auch wenn er zum Ende hin noch etwas Tempo wegnimmt, aber gleichzeitig mit tragischer Schönheit darauf reagiert.
Er untermauert das Ganze mit malerischen Details.
Absolut gelungen in meinen Augen.
Fazit:
Christopher Golden hat mit „Road of Bones: Straße des Todes“ etwas sehr abgefahrenes, wunderschönes und surreales zu Papier gebracht, das jenseits von Raum und Wirklichkeit liegt.
Roadtrip mal ganz anders.
Brutal, verstörend und gleichzeitig tiefgreifend.
Er braucht zwar etwas, um in die Gänge zu kommen, aber es lohnt sich dranzubleiben.