Eine Prise Nordseeluft inklusive
Im Jahr 1920 versuchen Lina und ihre Tochter Alea die Molkerei der Familie am Laufen zu halten. Linas Söhne Wilko und Ludger sind zwar aus dem Krieg heimgekehrt, aber sie sind körperlich und seelisch verwundet. ...
Im Jahr 1920 versuchen Lina und ihre Tochter Alea die Molkerei der Familie am Laufen zu halten. Linas Söhne Wilko und Ludger sind zwar aus dem Krieg heimgekehrt, aber sie sind körperlich und seelisch verwundet. Ohne den Obermeier Derk Voigt hätte Lina die Molkerei längst aufgeben müssen und auch sonst spielt Derk eine wichtige Rolle in Linas Leben. Die beiden wissen genau, daß sie sich lieben, aber Derk ist mit Talke verheiratet und kann sie nicht verlassen. Als es dem Milchhof durch die Inflation immer schlechter geht, sieht Lina keinen anderen Ausweg, als den wohlhabenden Bankier Wilhelm de Vries zu heiraten. Daß dieser sich der neuen Partei angeschlossen hat und auch bald einen wichtigen Posten bekleidet, redet Lina sich zunächst schön. Doch lange kann sie die Augen nicht verschließen. Sie muß sich entscheiden, ob sie der Strömung der Zeit folgen soll, oder ob sie mutig dagegen ankämpfen will.
Im zweiten Teil der Milchhof-Saga, "Das Flüstern der Gezeiten", beschreibt Regine Kölpin die Zeit von 1920 bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Die Leser bekommen einen beklemmenden Eindruck von dieser Zeit. Regine Kölpin stellt die Personen ihres Romanes so lebendig dar, daß man sofort mit ihnen vertraut ist. Die Arglosigkeit, mit der sich manche von ihnen ködern lassen, ist schon bemerkenswert. Aber auch die anderen, die mit Scheuklappen durch die Welt gehen, kann man nur schlecht verstehen. Daß diese Konflikte sogar oft einen Graben durch Familien ziehen, wird in diesem Buch sehr drastisch dargestellt. Doch wer ein Buch von Regine Kölpin liest, bekommt auch immer eine frische Brise Nordseeluft frei Haus mitgeliefert. Das macht die Bücher von ihr so besonders. Man kommt nicht umhin, sich in diese Region zu verlieben. So ist auch dieses Buch wieder eine gelungene Geschichte über Menschen, die in ihrer Heimat fest verankert sind.