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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2023

Gänsehaut pur

Twelve Secrets -
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Ben Harper, erfolgreicher Journalist, leidet immer noch an dem Trauma, dass sein älterer Bruder und dessen Freund von zwei Klassenkameradinnen vor zwanzig Jahren kaltblütig ermordet wurden. Jetzt soll ...

Ben Harper, erfolgreicher Journalist, leidet immer noch an dem Trauma, dass sein älterer Bruder und dessen Freund von zwei Klassenkameradinnen vor zwanzig Jahren kaltblütig ermordet wurden. Jetzt soll er anlässlich des zehnten Todestages seiner Mutter, eine Hintergrundgeschichte über das Leben dieser mutigen Frau schreiben. Ben, der hoffte, die tragischen Ereignisse hinter sich gelassen zu haben, lehnt zunächst ab.
Plötzlichen tauchen neue Hinweise zum Tod seines Bruders auf. Auch der Selbstmord seiner Mutter ist für Ben noch immer nicht nachvollziehbar.
Kurzentschlossen versucht er mit der Polizistin Dani Cash Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen.


Toller Plot, mit leichter Hand geschrieben, so dass sich der Thriller schnell zum Pageturner entwickelt. Mit jeder neuen Figur, davon gibt es viele, und neuer Perspektive wird es manchmal etwas unübersichtlich, aber auch immer spannender.
Ich kann gar nicht mehr sagen, ob es wirklich zwölf Geheimnisse waren. Es waren auf jeden Fall viele, manchmal hat mich die Vielzahl überfordert.
Mir war nicht von Anfang an klar, dass es sich bei diesem Thriller um den Auftakt zu einer Reihe um die Polizistin Dani Cash und den Journalisten Ben Harper handelt. Hat mich erst nicht begeistert, weil ich die Befürchtung hatte, dass die zwölf Geheimnisse in zwölf Bänden enthüllt werden.
Robert Gold hat einen spannenden, vielseitigen Thriller kreiert, der fast schon überladen mit dem Schmutz der Vergangenheit wirkt, aber durchaus lesenswert ist.
Mit den beiden Protagonisten bin ich noch nicht so richtig warm geworden. Trotzdem bin ich neugierig auf ihre nächsten Fälle.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Tiefe Einblicke in die isländische Seele

Hildur – Die Spur im Fjord
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In der kleinen Gemeinde Isafjördur verschwanden vor 25 Jahren die kleinen Schwestern Björk und Rosa der Kriminalkommissarin Hildur Runarsdottir. In einem fast fertigen Tunnel verliert sich ihre Spur und ...

In der kleinen Gemeinde Isafjördur verschwanden vor 25 Jahren die kleinen Schwestern Björk und Rosa der Kriminalkommissarin Hildur Runarsdottir. In einem fast fertigen Tunnel verliert sich ihre Spur und niemand hat sie seitdem gesehen.
Hildur leitet mittlerweile die Abteilung für vermisste Kinder und Jugendliche, aber das Trauma um den Verlust ihrer Geschwister lässt sie nicht los.
Nach Abgang einer Lawine hat sie alle Hände voll zu tun, da der tot geborgene Jon nicht von den Schneemassen getötet wurde, sondern mehrere Stichwunden aufweist.


„Der erste Fall für Islands wagemutigste Ermittlerin“ ist ein guter Auftakt der neuen Trilogie.
Frau Rämö gewährt uns einen tiefen Blick in die isländische Seele.
Sie zeichnet eine Protagonistin, die zwar allein lebt und ihre Probleme bzw. Traumata mit sich selbst ausmacht, aber durchaus teamfähig und empathisch ihrem Umfeld gegenüber ist. Sie ist eine Kriminalistin, die sich an Ungereimtheiten festbeißt, weiterermittelt und hin und wieder auf ihr Bauchgefühl hört. Sie will ungebunden sein, sucht ab trotzdem die Nähe zu Menschen, die ihr sympathisch sind. In ihrem Kollegen Robert hat sie einen einfühlsamen Partner. Robert, der einzige strickende Mann, der Hildur je begegnet ist, hat seine eigenen Traumata.
Satu Rämö hat leise bzw. langsam einen gewaltigen Spannungsbogen aufgebaut, der einem das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Die Schlussfolgerungen aus den Ermittlungen sind logisch und nachvollziehbar. Hildur, Robert und auch die Chefin Beta schleichen sich in die Herzen der Leser.
Ich freue mich auf den nächsten Krimi aus der Reihe.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Düster und mystisch

Rot. Blut. Tot.
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Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der ...

Die Kopenhagener Mordkommission wird an einen zerstörerischen und beklemmenden Tatort gerufen. Einem Mann wurden die Kiefer auseinandergerissen, so dass sein Gesicht nur noch eine blutige Masse war. Der Tatort befand sich in einem wenig frequentierten Innenhof vor einer Wand mit einem riesigen Wolfsbild.
Gleichzeitig kehrt ein nach 31 Jahren aus der Haft entlassener Mörder auf seine Heimatinsel Mon zurück. Er wird der „Wolf von Mon“ genannt und die Bewohner der Insel wollen ihn nicht in ihrer Nachbarschaft haben. Schnell wird auch die Kopenhagener Mordkommission auf ihn aufmerksam.


Neben einem spannenden und fesselnden Thriller liefert Anne Nórby uns viele Informationen über die Asen Mythologie.
Mir war gar nicht bekannt, dass es heut zu Tage neuheidnische Religionsstrukturen, unter anderem die Ásatrúar, gibt. Ich fand es interessant, wie Christen und die Anhänger des Ásatrú miteinander umgehen. Scheinbar müssen die Christen sich wieder einmal gegen die Heiden wehren. Wie traurig, dass ein friedliches Nebeneinander auch hier nicht möglich ist.
Die Menschenjagd, die Nebenschauplätze und die Befragungen werden Kapitel für Kapitel immer zwingender und spannender. Die Geschichte der Insel Lindholm mit all ihren medizinischen Forschungserfolgen wurde zu einem wichtigen Aspekt dieses Thrillers und auch die Überlegungen der dänischen Regierung über die weitere Nutzung der Insel fand ich sehr interessant.
Leider blieben die Hauptfiguren Jesper und Marit zu blass. Ich habe auch das erste Buch „Eis.Kalt.Tot.“ gelesen und den Eindruck gewonnen, dass die beiden Protagonisten nicht weiterentwickelt wurden. Das, was ich jetzt über sie weiß, wusste ich bereits, bevor ich dieses Buch gelesen habe. Schade, da hätte ich eine Entwicklung erwartet.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Die dritte Generation

Keine Reue
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Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, ...

Benjamin Maienfeld, ältester Sohn einer RAF-Anwältin und eines Journalisten, Sympathisanten der 3. RAF-Generation, beobachtet, wie ein Mann auf eine Frau einsticht. Als er der Frau zur Hilfe kommen will, wird auch auf ihn eingestochen. Die Frau war die Ehefrau eines Clan-Chefs. Obwohl Ben sich an nichts erinnern kann, muss er vor den Killern des Clan beschützt werden.
Das ständige Arbeiten an seinem Erinnerungsvermögen, lässt plötzlich Erinnerungen aus seiner Kindheit in seinem politischen Elternhaus auftauchen, die ganz tief vergraben waren und die nie mehr auftauchen sollten.

Dies ist wieder ein herausragender, gut recherchierter Familienroman, der unsere reale Vergangenheit der letzten dreißig Jahre mit einer wahrscheinlich fiktiven Familie abbildet.
Ich bin dieses Mal etwas schwer in die Geschichte, insbesondere in die RAF-Geschichte, reingekommen. Ich habe schon einige Romane, keine Dokumentationen oder Sachbücher, über RAF-Vergangenheit gelesen und konnte mich nicht mit den relativ kurzen Erinnerungsfetzen von Barbara in die Zeit hineinversetzen. Von außen betrachtet habe ich die Zeit miterlebt, aber bei der 3. Generation waren die Medien nicht mehr so präsent.
Beeindruckend fand ich, wie präzise Frau Sandberg die unveränderliche innere Haltung von Barbara und Gernot beleuchtet hat. Über Jahrzehnte hat sich einstellungsmäßig nichts geändert bei den Beiden, obwohl sie vom Erbe verachtenswerter Kapitalisten sehr gut lebten. Da raubten RAF-Mitglieder der 3. Generation Supermärkte und Banken aus, da wurden Menschen getötet, aber Verantwortung übernehmen oder Reue zeigen ….
Auch die Antiautoritäre Erziehung der drei Kinder war einfach Desinteresse und Vernachlässigung der Kinder. Ich denke, da können einige Kinder von Politikern mitreden. Je größer das politische Engagement desto geringer sind die familiäre Bindungen und Zuwendungen.
Die Vergangenheitsbewältigung, Bens Erinnerungslücken und Charlys Schutzmaßnahmen sind glaubwürdig und spannend erzählt und haben mich immer mehr gefesselt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mein einziger Kritikpunkt, ich gebe zu, es ist Kritik auf hohem Niveau, ist: Für mich ist die Identität des Messerstechers und desjenigen, der den vermeintlichen Zeugen letztendlich stellt, nicht glaubwürdig und nachvollziehbar.
Aber hey, ich wurde bestens unterhalten und wieder etwas für unsere Geschichte der vergangenen 30 Jahre sensibilisiert. Danke!

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Menschenhandel auf höchster Ebene

Die Villa
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Die Polizeischülerin Johanna Böhm beabsichtigt ihren Urlaub für die Suche nach ihrem untergetauchten, leiblichen Vater zu opfern. Vor ihrer Abfahrt erreicht sie ein Hilferuf ihrer besten Freundin Alice ...

Die Polizeischülerin Johanna Böhm beabsichtigt ihren Urlaub für die Suche nach ihrem untergetauchten, leiblichen Vater zu opfern. Vor ihrer Abfahrt erreicht sie ein Hilferuf ihrer besten Freundin Alice aus Hamburg. Alice hat ihre Cousine Faith zufällig in Begleitung zweier Bodyguards in Hamburg gesehen, obwohl diese sich laut ihrem Vater wohlbehalten in Nigeria im Haus ihrer Eltern aufhalten soll.
Johanna reist sofort zu ihrer Freundin nach Hamburg, um Faith zu suchen. Beide befürchten, dass Faith in die Fänge skrupelloser Menschenhändler geraten sein könnte.
Unterstützung finden die Beiden in Rasmus Falk, Ex-Geheimdienstler.

Der zweite Thriller in der Johanna Böhm und Rasmus Falk Reihe ist wieder spannend, rasant und voller Geheimdienst-Tricks.
Auch wenn mich die Blauäugigkeit und Naivität von Johanna und Alice leicht genervt hat, war ihre Herangehensweise dann doch nachvollziehbar.
Überrascht hat mich, wie hilflos der gesamte Polizeiapparat bei Menschenhandel in dieser Dimension ist. Es war nicht nur die Diplomatische Immunität, die ihnen Fesseln anlegte. Sie hatten auch keine Kenntnis von den Hintermännern beim Menschenhandel.
Leon Sachs hat ausgesprochen gut recherchiert und das Ganze in einen spannenden Thriller verarbeitet. Vielleicht kann er damit die Nicht- Wisser-Fraktion, zu der ich auch gehöre, aufrütteln und das Thema präsent machen. Menschenhandel hatte ich bis jetzt nur (schlimm genug) in der Zwangsprostitution verortet, aber nicht als Sklavenarbeiterinnen in europäischen Haushalten.
Mit spannenden, unterhaltsamen Thrillern brisante Themen aufzugreifen, scheint sich bei immer mehr Thriller Autoren durchzusetzen. Das ist richtig gut.

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