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Veröffentlicht am 06.12.2023

Fast Perfekt...

Spiel der Lügner
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Die Reality-Show “Exposure”” ist die neuste Medien-Sensation in Großbritannien, denn sieben Fremde stellen am Rande eines walisischen Dorfes, umgeben von Wäldern, Bergen und einem See, einem Wettbewerb, ...

Die Reality-Show “Exposure”” ist die neuste Medien-Sensation in Großbritannien, denn sieben Fremde stellen am Rande eines walisischen Dorfes, umgeben von Wäldern, Bergen und einem See, einem Wettbewerb, der zerstörerischer ist, als alles bisher Dagewesene...

Bereits in der ersten Nacht verliert ein Kandidat die Nerven und macht sich aus dem Staub - kurz darauf gibt es einen Mord. Detective Ffion Morgan ermittelt zusammen mit einer Kollegin, die sie völlig falsch einschätzt, sowie dem aus England zur Unterstützung angefordertem Detective Leo Brady.

“Spiel der Lügner” ist der zweite Fall für die eigensinnige Waliserin und ihrem, nicht mehr ganz so gutmütigen, englischen Kollegen.

Der lebendige, humorvolle Schreibstil, die herrlich verschrobenen Charaktere und die turbulenten, rätselhaften Geschehnisse, machen diesen Krimi zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis!

Auch in dem zweiten Krimi um das ungleiche Ermittler-Duo geht es das komplizierte Leben der chaotischen, voreingenommen Ffion, die zwanghaft eigenmächtig “ermittelt”, und einen kniffligen Mordfall rund um dunkle Geheimnisse sowie bitterböse Intrigen vor der schönen, jedoch rauen walisischen Landschaft.

Die Handlung begeistert regelmäßig mit erschütternden Enthüllungen sowie grandiosen Twists. Verschiedene Perspektiven sorgen für Dynamik und bieten faszinierend verstörende Einblicke in verhängnisvolle Verstrickungen zwischen der TV-Produktion und den Dorfbewohnern...

Die Verdächtigen bzw. Zeugen, bestehend aus der Film Crew, den Teilnehmer: innen sowie den Einheimischen, sind irritierend eigentümlich, zudem scheinen alle etwas zu verheimlichen, was die Ermittlungen erschwert.

Auch die Stimmung zwischen Ffion und Leo ist angespannt, da sie seinen Annährungsversuch nach der Lösung ihres ersten gemeinsamen Falls ignoriert hat.

“Spiel der Lügner” ist ein großartiger Krimi: Ausgeklügelt, schwungvoll, mit vielen Überraschungen und gespickt mit britischem Humor. Ein Element am Ende fand ich nicht 100% plausibel, da es meiner Ansicht nach unnötig sentimental gestaltet ist – was natürlich Geschmackssache ist!

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein Gesamtkunstwerk

Ever & After, Band 1: Der schlafende Prinz (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack | Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
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In “Ever & After” geht es um die Nachfahren von Märchenfiguren im heutigen England, sie verfügen jedoch nicht über magische Fähigkeiten, denn die Magie starb vor langer Zeit...

Die ersten ca. 100 Seiten ...

In “Ever & After” geht es um die Nachfahren von Märchenfiguren im heutigen England, sie verfügen jedoch nicht über magische Fähigkeiten, denn die Magie starb vor langer Zeit...

Die ersten ca. 100 Seiten empfand ich als etwas zu lange Einleitung, aber danach wird es umso spannender: Ereignisreich, geheimnisvoll, aufregend, unheimlich, rasant, brutal – absolut packend!

Die 18-jährige Rain ist eine Nachfahrin von Schneewittchen – sie, ihr Cousin und eine gute Freundin müssen sich plötzlich magisch apokalyptischen Umständen stellen, nachdem die Ausführung eines Rituals unerwartete Folgen mit sich bringt. Sie tun sich mit anderen bekannten Abkömmlingen von Märchenfiguren zusammen, es tauchen allerdings auch neue, mysteriöse Gestalten in der auf, mit denen sie zusammenarbeiten (müssen)...

Doch wem kann Rain trauen? Schließlich geht es darum Prüfungen zu bestehen, um Macht zu erlangen. Zudem will ein zwielichtiger Prinz Rain unbedingt an seiner Seite haben, um – ja was eigentlich zu tun?

Was ist hier los? Wer ist gut und wer böse?

“Ever & After” ist ungemein einfallsreich, rätselhaft, eindrücklich, abenteuerlich, fesselnd sowie herrlich düster gestaltet. Die Autorin erzählt entscheidende Bestandteile von Märchen der Brüder Grimm neu und verknüpft diese mit der Haupthandlung zu einer komplexen, spektakulären, originellen Geschichte. Band 2 werde ich sicher auch lesen!

Ich habe nur einen kleinen Kritikpunkt, weil ich möglicherweise eher zimperlich bin bzw. leicht Ekel empfinde: Für meinen Geschmack werden unappetitliche Dinge zu oft beschrieben - Gestank, geifernde Wölfe, üble Wunden...

Ansonsten fand ich den Schreibstil, der immer wieder mal sarkastischen Humor enthält, phänomenal!

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Veröffentlicht am 15.10.2023

atmosphärisch, düster, fesselnd!

Hope's End
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Neuengland, Maine – 1929: Hat die 17-jährige Lenora Hope ihre Familie brutal ermordet? Aus Mangel an Beweisen werden die Ermittlungen eingestellt und seither hat sie nicht mehr darüber gesprochen.

1983: ...

Neuengland, Maine – 1929: Hat die 17-jährige Lenora Hope ihre Familie brutal ermordet? Aus Mangel an Beweisen werden die Ermittlungen eingestellt und seither hat sie nicht mehr darüber gesprochen.

1983: Die Ü-30-erin Kit ist frustriert. Sie hatte Probleme bei der Arbeit, die polizeiliche Ermittlungen nach sich zogen, die ins Leere liefen, doch sie musste wieder zuhause einziehen.

Dann bekommt sie die Gelegenheit als häusliche Pflegekraft in Hope’s End zu arbeiten, einer gigantischen Villa am Atlantischen Ozean, um sich um die 71-jährige Leonora zu kümmern. Diese ist, gezeichnet von den Nachwirkungen mehrerer Krankheiten, auf einen Rollstuhl angewiesen und kann nicht sprechen. Kit nimmt dem Job bei der vermeintlichen Mörderin widerwillig an, mit ihrer Vita kann sie schließlich nicht wählerisch sein.

Plötzlich möchte Lenora erzählen was damals geschah und fängt an auf ihrer Schreibmaschine tippen: Sie beginnt mit den Ereignissen, die sich acht Monate vor den Morden ereigneten, um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, wer was tat und warum...

Doch in Hope’s End häufen sich auch in der Gegenwart bedrohliche Vorfälle und Kit erfährt schrittweise wer, was darüber weiß - schockierende Enthüllungen inklusive. Aber wem kann sie vertrauen? Leonora, die behauptet, dass ihre Schwester Virginia herumspukt? Der herrischen Hauswirtschafterin? Dem flapsigen Dienstmädchen? Dem offenherzigen Gärtner? Dem freundlichen Koch? Und weshalb ist ihre Vorgängerin heimlich über Nacht verschwunden, ohne zu kündigen? Jemand scheint um jeden Preis verhindern zu wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt...

Riley Sager vermittelt von Anfang an eine greifbar unheilvolle Stimmung und ein sehr gutes Bild der Charaktere. Erzählt wird, mit viel Feingefühl sowie psychologischem Gespür, aus Kits uns Leonoras Sicht. Der atmosphärische, ausdrucksstarke Schreibstil ließ die Geschichte über zwei Frauen mit zweifelhaftem Ruf, der ihr Leben prägt, wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Die Geschehnisse sind herrlich verschachtelt, rätselhaft, packend sowie kurvenreich. Und das letzte Drittel ist nervenzerreißend spannend, erschütternd, außerdem voller schwindelerregender falscher Fährten bzw. Enthüllungen! Zwei Elemente der Auflösung fand ich zwar nicht 100%ig plausibel, aber bei der Fülle von Wendungen, Überraschungen sowie entsetzlichen Erkenntnissen trübte das mein Lesevergnügen kaum.

Die Zeitreisen in die 1920er und 1980er sind ein tolles Extra!

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Raffiniert à la Agatha Christie

Mord im Christmas Express
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Die Handlung ist von Anfang an unheilvoll, rätselhaft und fesselnd!

Der Schreibstil ist lebendig, bildstark sowie eindrücklich - ich konnte mir alles sehr gut vorstellen und mit den Figuren fühlen. ...

Die Handlung ist von Anfang an unheilvoll, rätselhaft und fesselnd!

Der Schreibstil ist lebendig, bildstark sowie eindrücklich - ich konnte mir alles sehr gut vorstellen und mit den Figuren fühlen.

Die Charaktere sind großartig gezeichnet: Lebensnah, vielschichtig, mit echten Fehlern, Schwächen sowie Stärken.

Es war faszinierend zu erleben, was, wie während Zugfahrt alles passiert, denn da sind so viele Kleinigkeiten und die Andeutungen schwelender Konflikte, dunkler Geheimnisse sowie verborgener Pläne machen neugierig!

Die Atmosphäre ist grandios: Ein Nachtzug, der Im Schneechaos kurz vor Weihnachten von London nach Fort William fährt - in die schottischen Highlands. Die vielen verschiedenen Zuggäste sind interessant und es geht turbulent zu – das bunte Geschehen spielt sich hauptsächlich im Speisewagen ab, aber auch auf den Gängen, in den Abteilen und draußen im Schnee geht es ereignisreich zu...

Während der ersten Hälfte lernt man die Figuren kennen und erlebt, wie sie sich anfreunden oder anfeinden...

Ab ca. der 2. Hälfte geht es um den Mordfall. Roz, eine scharfsinnige Polizistin im Ruhestand, übernimmt die Ermittlungen, auch um sich von ihren Sorgen abzulenken. Sie hadert mit ihrer nicht verarbeiteten traumatischen Vergangenheit und ihrer Tochter steht eine komplikationsreiche Frühgeburt bevor. Roz hat ein unendlich schlechtes Gewissen, weil sie nicht früher losgefahren ist, um ihr beizustehen. Ihre komplizierte Lebensgeschichte wird feinfühlig sowie ergreifend geschildert. Für mich hätte es die (vielen) dramatischen Gegebenheiten rund um Roz nicht gebraucht, gestört sie mich allerdings auch nicht wirklich. Aber einige zeitgeistliche Elemente werden mir etwas zu demonstrativ dargestellt.

“Mord im Christmas Express” ist ein atmosphärisches, mysteriöses, unterhaltsames und spannendes Leseerlebnis!

Agatha Christie Fans sollten sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen!

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Veröffentlicht am 10.08.2023

4,5 Sterne von mir

Die Unbekannte
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Die Polizistin Roxane wird aufs Abstellgleis geschoben, da sie den Dienstweg, Regeln und Vorschriften ignoriert hat. Sie wird in der verwaisten “Abteilung für ungewöhnliche Fälle”, die in einem Turm vor ...

Die Polizistin Roxane wird aufs Abstellgleis geschoben, da sie den Dienstweg, Regeln und Vorschriften ignoriert hat. Sie wird in der verwaisten “Abteilung für ungewöhnliche Fälle”, die in einem Turm vor sich hinvegetiert, als Krankheitsvertretung geparkt. In dem malerischen Gebäude gibt es keine Computer, ihr Vorgänger, der nach einem Unfall im Krankenhaus liegt, hat jedoch eine Katze, ein gemütliches Sofa sowie Wein hinterlassen. Und eine eifrige Doktorandin, die dort recherchiert darf, wird kurzerhand zweckentfremdet - denn kaum im Turm angekommen, wird Roxane mit einem mysteriösen, kniffeligen Fall konfrontiert...

Eine verwirrte, nackte Frau wurde aus der Seine gefischt. Auf dem Weg zur Psychiatrie floh sie und die DNA-Spuren, die sie hinterlassen hat, passen zu einer Verstorbenen.

Paris wird auf interessante, unterhaltsame Weise, als dreckig, nervtötend bürokratisch, heruntergekommen sowie mit dysfunktionaler Infrastruktur dargestellt. Die kryptische Verlorengegangene und der pit­to­reske Turm bilden einen tollen Kontrast zu diesen grauen Alltagproblemen.

Verschiedene gesellschaftskritischen Elemente werden geschickt in die ereignisreichen, unorthodox ausgeführten Ermittlungen eingeflochten. Die desillusionierte, aber hoch engagierte Roxane mit ihrer Bürokratieallergie und die überaus hilfreiche Doktorandin sind ein sympathisches, faszinierendes Team.

Den Stil würde ich als typisch Musso bezeichnen: Atmosphärisch, ausdrucksstrak, mit vielen Details ausgeschmückt, lebendig, bildstark und gelegentlich werden bittersüße philosophische Betrachtungen einstreut, z.B. “Wie so oft im Leben eilt eine lobenswerte Absicht dem Drama voraus.”

Der rätselhafte Fall der “Unbekannten aus der Seine” ist wirklich spannend, vielschichtig und wendungsreich. Das Ende ist zwar nicht nach einem Geschmack, aber es Sinn!

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