Für alle, die in der Quarterlife-Crisis feststecken (und jene, die sich dran erinnern können)
Inhalt:
Ben ist 29, er hat einen ziemlich öden, wenngleich gut bezahlten Job, und sein Chef ist überzeugt davon, dass er für Großes bestimmt ist. Doch Ben fühlt sich innerlich leer und ausgebrannt. "Aufstehen, ...
Inhalt:
Ben ist 29, er hat einen ziemlich öden, wenngleich gut bezahlten Job, und sein Chef ist überzeugt davon, dass er für Großes bestimmt ist. Doch Ben fühlt sich innerlich leer und ausgebrannt. "Aufstehen, arbeiten, Sorgen machen, sterben". Kann das wirklich alles gewesen sein?
Um sich selbst zu spüren, um nicht das Gefühl zu haben, in einer absurden Matrix festzustecken, verletzt sich Ben regelmäßig selbst – mithilfe eines Feuerzeugs. Bens Haut weint, Ben selbst nicht.
Bens Jugendfreund hat sich bereits aus dem Leben verabschiedet, mit einem – wie Ben findet – völlig unspektakulären Sturz aus dem Fenster. Nun möchte Ben ihm nachfolgen. Aber bei seinem Abgang soll es so richtig knallen, und das nicht nur auf dem Asphalt. Vor allem aber will Ben nicht selbst Hand an sich legen. Am schönsten wäre es, völlig unerwartet, quasi aus dem Nichts heraus. Ohne Schmerzen. Ohne dass was schiefgeht. Und das bitte bald. Also lässt Ben jenen Dealer, von dem er normalerweise sein Gras bezieht, einen Profikiller im Darknet anheuern. Ben verkauft seine Aktien und gibt sich selbst und dem Killer eine Frist von 50 Tagen.
Was macht man, wenn man weiß, dass man nur mehr anderthalb Monate zu leben hat? Nun, Ben ist nun mal Ben. Und was er wirklich gut kann, ist To-do-Listen schreiben.
Meine Meinung:
Man merkt, dass der Autor als Comedian auf der Bühne steht, denn das Buch ist trotz des ernsten Themas ungemein witzig. Mir persönlich war es an manchen Stellen sogar ein bisschen ZU witzig, manche Metaphern brüllen dann doch etwas zu laut.
Was ich mochte: Ben ist ein Misanthrop par excellence, einer, der immer alles und jeden scheiße findet. Außerdem hat er mich in eine Zeit zurückgeführt, als ich selbst noch in einem 40-Stunden-Job festhing. Dieses Soll-das-schon-alles-gewesen-sein, dieses Feststecken in einem System, in einer Institution – diese Gefühle kennen wir wohl alle.
Mit 46 war mir die Handlung stellenweise aber zu schwarz-weiß bzw. schwarz-rosarot, zu Boah! und Geil! und Krass! und BACKPFLAUMEN UND MANDELN. Ein bisschen mehr Angst vor dem Auftragskiller und depressiver Durchhänger hätte in all dem Friedefreudeeierkuchen im Mittelteil also durchaus sein dürfen, denn da hängt das Buch ein klein wenig durch.
Doch Osswald weiß, wann Schluss sein muss mit Rosarot – der dritte Teil überrascht dann durchaus und war für mich der intensivste.
Im Leben gibt es kein Für-immer-und-ewig – in Max Osswalds Debütroman auch nicht, und das ist gut so.
Zwischen all den lauten, lustigen Stellen, zwischen all dem Beat und dem Pop und den schrägen Metaphern, gibt es übrigens auch ein paar wunderbar zarte, melancholische Stellen. Und gerade in diesen leisen Stellen beweist der Autor, dass er nicht nur Comedian ist, sondern auch Atmosphäre heraufbeschwören kann.