Profilbild von kupfis_buecherkiste

kupfis_buecherkiste

Lesejury Star
offline

kupfis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kupfis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2023

tolles Buch über die Herrin der Minne

Die Herrin der Minne
0

Hadjewich von Antwerpen hat zu ihren Lebzeiten am Hofe Frankreichs sehr hohen Eindruck gemacht. Doch der Weg dahin ist lang.

Geboren als Mädchen hat sie es in ihrer Familie nicht leicht. Wie viele Eltern ...

Hadjewich von Antwerpen hat zu ihren Lebzeiten am Hofe Frankreichs sehr hohen Eindruck gemacht. Doch der Weg dahin ist lang.

Geboren als Mädchen hat sie es in ihrer Familie nicht leicht. Wie viele Eltern hatten sich Hadjewichs Familie erstmal einen Jungen gewünscht, der das Familienerbe antreten kann. Dennoch erkennt die Familie das Talent der Tochter, und sie darf – wenn auch unter strenger Aufsicht – bei ihrem Lehrer Maître Guiscard Unterricht nehmen. Die beiden verlieben sich ineinander, sehr zum Missfallen der Familie. So werden beide getrennt. Doch Hadjewichs Reise beginnt hier: statt sich verheiraten zu lassen, zieht sie an den französischen Hof, um dort die Adeligen mit ihrem Minnegesang zu verzücken. Dort lernt sie viele neue Menschen kennen, nicht jeder ist ihr positiv zugetan. Obwohl sie sich den Ränkespielen entziehen will, bleibt es nicht aus, dass sich viele Ränkespiele genau um sie drehen. Schnell ist der Königin klar: sie und Hadjewich lieben den selben Mann. Und die Königin lässt das nicht dulden. Hadjewich wird zwangsverheiratet. Durch diese Heirat und die Freundschaft zu Marguerite Porete wird der Minnesängerin klar: für die Rechte der Frauen muss noch sehr viel getan werden.

Über Hadjewich von Antwerpen ist faktisch wenig belegt. Und doch: sie hat den Ruf als erfolgreiche Minnesängerin gefestigt. Die Autorin Andrea Zech hat mit ihrem Buch eine Möglichkeit aufgezeigt, wie das Leben der Hadjewich verlaufen sein könnte. Die Fakten um das Leben im 13. Jahrhundert sind gut überliefert, so dass Zech aus dem vollen schöpfen konnte. Der Roman ist spannend geschrieben und lässt sich gut lesen und nachverfolgen. Die Protagonisten sind mal mehr mal weniger sympathisch und glaubhaft gestaltet. Der Klatsch und Tratsch am Hofe lässt einen durchaus schmunzeln. Und gerade der letzte Teil um Hadjewichs Leben hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt, dass schon damals Frauen um ihre Rechte zu kämpfen wussten, was heute wichtiger ist denn je.

Was mir besonders gut an diesem Buch gefallen hat ist zum einen die Gestaltung des Buches: es lässt sich wie gesagt gut lesen. Zum anderen merkt man deutlich, dass sich die Autorin im Zuge ihrer Doktorarbeit bereits mit den Protagonistinnen beschäftigt hat und fleißig recherchiert hat. So hat der Roman zwar auch eine Liebesgeschichte inne, die für mich aber im Rahmen ist, aber der Fokus liegt hier primär auf dem historischen Teil. Für meinen Teil war ich gut unterhalten. Wer historische Romane mag, sollte hier beherzt zugreifen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2023

tolles Kinderbuch

Die kleine Rittereule
0

Es gibt wahre Schätze unter den Kinderbüchern. Die kleine Rittereule zähle ich zu diesen Schätzen.

Die kleine Rittereule möchte unbedingt ganz doll ein Ritter werden. Denn Ritter sind mutig, stark und ...

Es gibt wahre Schätze unter den Kinderbüchern. Die kleine Rittereule zähle ich zu diesen Schätzen.

Die kleine Rittereule möchte unbedingt ganz doll ein Ritter werden. Denn Ritter sind mutig, stark und klug. Die kleine Eule darf dann endlich an der Ritterschule lernen, wie man ein echter Ritter wird. Ein kleines Manko: Eule schläft den ganzen Tag, was für die Schule echt schwierig ist. Aber die Schule erkennt schnell: Eule ist perfekt für den Nachtdienst. Sie kann nämlich ganz toll sehen nachts und Eule fällt es nicht schwer, nachts wach zu bleiben. Doch dann kommt ein nächtlicher Besucher: ein gruseliger Drache. Aber Ritter Eule wär nicht Ritter Eule, wenn er den nächtlichen Besucher nicht auch bezwingen könnte und das Schloss retten würde.

Dieses Buch ist total schön gestaltet. Die Illustrationen treffen den Nagel auf den Kopf. Man möchte die Eule direkt knuddeln. Der Text ist kurz gehalten und wird perfekt durch die Bilder ergänzt, sie erzählen ihre eigene Geschichte. So können die Vorleser ergänzend zum Text weitere Geschichten erfinden und erzählen. Es bleibt also nicht nur bei einem Vorlesen, sondern man kann das Buch immer wieder neu erzählen und lesen. Sowas schätze ich, da dann ein Buch nicht nach einem Mal lesen langweilig wird. Und die Bilder laden ja wirklich zum Anschauen und Staunen ein.

Abschließend mag ich noch erwähnen, dass das Buch für mich noch eine wichtige Botschaft hat (und ja, das mag ich auch ganz gerne): Manchmal muss man über seinen Schatten springen, um etwas zu erreichen. Man muss mutig genug sein, an seine Ziele glauben, und fest daran glauben, dass Wünsche wahr werden. Das kann durchaus anstrengend sein, und man muss sich manchen Ängsten stellen, die zu Monstern werden können. Aber manch Monster lässt sich auch einfacher als gedacht bewältigen.

Klare Leseempfehlung!!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2023

Bewegend

Die Butterbrotbriefe
0

Ach, manchmal fallen einem die Worte schwer, die man seinem Gegenüber sagen will. Manchmal hat man nämlich richtig viel zu sagen. Und dann liegt einem etwas auf dem Herzen, was man loswerden will, und ...

Ach, manchmal fallen einem die Worte schwer, die man seinem Gegenüber sagen will. Manchmal hat man nämlich richtig viel zu sagen. Und dann liegt einem etwas auf dem Herzen, was man loswerden will, und dann fehlen einem die Worte. So geht es Kati Waldstein. Sie will ein neues Leben anfangen. Aber dafür will sie erstmal aufräumen. Will mit Dingen abschließen, die sie noch dafür loswerden muss. Und so schreibt sie Briefe. Damit sie sich beim Vorlesen nicht verzettelt. Weil Zettel hat sie genug. Also genauer gesagt Butterbrotpapier. Das hat ihr Vater nämlich gesammelt für sie. Nicht das Fleckige, sondern das Saubere. Aber ihr Vater ist nicht mehr da. Dafür sein Kino. Aber das läuft nicht mehr. Also so gar nicht. Und so will Kati weg aus ihrem Dorf. Und so schreibt sie Briefe, genau genommen 37 Stück. Keiner ist vor ihr sicher. Weder ihr Ex-Mann noch die Supermarktkassierin noch der Landstreicher. Und nicht für jeden hat sie freundliche Worte.

Ja, manchmal hilft Schreiben, um seine Gedanken klar werden zu lassen. Man kann sich sammeln und genau überlegen, was man dem anderen sagen will. Und oft hilft es auch, den Zettel in der Hand zu halten, wenn man nervös wird. Es gleicht einer Liste, auf der die positiven und negativen Argumente aufgelistet sind. Man konzentriert sich aufs Wesentliche und verzettelt sich nicht.

Kati Waldstein hat ihren Frieden noch nicht gefunden. Sie möchte einen Neustart wagen, auch wenn sie nicht weiß, wohin der sie genau führen wird. Das Kino in Familienbesitz trägt sich nicht mehr, als Friseurin fühlt sie sich selbst nicht so sehr berufen. Für die Menschen im Ort hat sie aber eine Bedeutung. Auch wenn sie mit ihren Briefen schnell den Menschen auf den Keks geht.

Dagegen steht Severin: immer auf der Durchreise, fast schon auf der Flucht, trifft er auf Kati. Die beiden lernen sich immer besser kennen, und müssen feststellen: Beide haben ihr Päckchen zu tragen. Durch die Gespräche über die Briefe finden sie schnell zueinander und können einander helfen, ihren Platz im Leben zu finden.

Carsten Henns Bücher haben zwar immer irgendwie einen Hauch Kitsch, und doch sind sie aus dem Leben gegriffen. Es sind Geschichten, die einem selber passieren können. Diese Geschichten fühlen sich für mich manchmal ein bisschen wie Zuckerwatte an, da sie immer ein bisschen was Süßes haben, ja doch etwas kitschig sind. Sie sind einerseits leicht zu lesen, und doch haben sie eine Nachricht für die, die sie lesen wollen.

In diesem Buch suchen viele Menschen ihren Weg und ihren Platz im Leben. Die Protagonisten haben eine Sache, für die sie brennen. Ob Klaviere stimmen, ein Naturkundemuseum, oder das alte Kino. Für viele ist das ihre Bestimmung, in das sie Herzblut reinstecken. Aber manchmal muss man auch alten Ballast abwerfen, und was neues wagen. Es kann durchaus befreiend wirken, die Seile zu kappen und die Segel zu setzen, um was neues zu wagen. Man kann Dinge ausmisten, aber auch alte Gewohnheiten und manchmal müssen es auch Menschen sein. Da kann es auch helfen beim Aufräumen, Briefe zu schreiben. Um Ballast abzuwerfen, und sich mit den Menschen auszusprechen, die einem wichtig sind.

Carsten Henns Bücher kann man lesen wie man Zuckerwatte ist, oder man lässt sich auf seine tiefgründigere Nachricht ein. In diesem Fall hat mir das Buch sehr gut gefallen. Denn ich finde die Idee mit dem Briefe schreiben sehr toll. Für sich, für andere. Zum Vergnügen, zum Reinemachen. Das ist jedem selbst überlassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2023

Wetterwissensdurst gestillt

Unser Wetter
0

Wetter: das ist doch das, was draußen ist. Mal schneit es, mal regnet es, dann gibt es Regenbögen. Oder es stürmt ganz toll, dann donnert es… ach ihr kennt das. Und doch: wisst ihr, wie Wetter eigentlich ...

Wetter: das ist doch das, was draußen ist. Mal schneit es, mal regnet es, dann gibt es Regenbögen. Oder es stürmt ganz toll, dann donnert es… ach ihr kennt das. Und doch: wisst ihr, wie Wetter eigentlich entsteht? War da nicht mal was mit Hochdruck- und Tiefdruckgebieten? Wie entsteht Wind, und wohin weht er? Was passiert eigentlich bei Gewittern?

Wetter ist eine komplexe Angelegenheit. Meteorologen sind sich bei der Wettervorhersage daher nicht immer einig. Weil es da so viel zu beachten gibt. Und doch gibt es da einige Regeln zu beachten. Doch wie erklärt man das vernünftig?

Frida und Nils helfen beim Erklären. Denn die wollen was am Wetter ändern. Schließlich ist es seit Wochen total heiß. Dass es nicht regnet, ist sehr praktisch für den Kindergeburtstag. Aber muss das so heiß sein? So kommt ihnen der Wetterfrosch Waldemar zu Hilfe, und auch der echte Wetterprofi Sven Plöger kann helfen. Die Kinder lernen spielerisch, was Wetter ist. Wie entstehen die unterschiedlichen Wetterphänomene, was genau hat der Klimawandel damit zu tun? Wie wirken sich die Wetterphänomene auf den Planeten aus und dessen Tierwelt? Können wir Menschen da was aktiv tun fürs und gegen das Wetter? Und wie entsteht ein Wetterbericht?

Mich fasziniert ja an dieser Hörbuchreihe, wie einfach so ein komplexes System wie das Wetter erklärt werden kann. Sicherlich helfen da die Protagonisten Frida und Nils dabei, aber auch ein Experte wie Sven Plöger hilft sehr dabei. Vermutlich, weil Fachbegriffe erklärt werden und sich die Beteiligten auf das Zielpublikum einrichten können. Es wird nicht überfordert, sondern der Hörer gut abgeholt. Man kann schmunzeln, man kann staunen, und kann mitfiebern, ob es am Kindergeburtstag nicht doch noch regnet.

Diese Ausgabe der Hörbuchreihe ist wieder sehr gelungen. Auch als großes Kind bekommt man das Wetter verständlich erklärt. Man ist vielleicht mal wieder genervt vom Regen, versteht den aber besser, warum dieser gerade da runterrennet, wo man selbst gerade ist.

Wetterwissensdurst gestillt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.12.2023

Wertvoll

Momo - Das Hörspiel
0

Michael Ende ist einer der Autoren, die mich schon seit meiner Kindheit begleiten. Zugegeben, die unendliche Geschichte hat sich bei mir tiefer eingebrannt als Momo. So hab ich mich sehr gefreut, dass ...

Michael Ende ist einer der Autoren, die mich schon seit meiner Kindheit begleiten. Zugegeben, die unendliche Geschichte hat sich bei mir tiefer eingebrannt als Momo. So hab ich mich sehr gefreut, dass ich Momo hören durfte.

Wo Momo herkam, konnte keiner so genau sagen. Doch Momo lebte im Amphitheater der Stadt. Erst wollten die Bewohner der kleinen Momo ein richtiges Zuhause suchen, doch schnell merkten alle: Momo ist hier zuhause. Und so richteten sie Momo eine kleine Wohnung ein, so dass sie sich richtig wohl fühlen konnte. Auch an Hunger und Durst sollte sie nicht leiden. Stattdessen kamen alle Bewohner bei ihr regelmäßig vorbei und brachten ihr, was sie brauchte. Dafür hörte Momo ihnen zu. Sie hörte sich die Sorgen an, ob die großen oder die kleinen. Jedes Mal gingen die Menschen erleichtert nach Hause. Streitigkeiten wurden beseitigt. Und die Kinder spielten so gerne mit ihr. Momo hatte nämlich ganz tolle Ideen.

Doch schleichend finden die grauen Herren ihren Weg in die Welt. Die Erwachsenen haben immer weniger Zeit für Momo. Irgendwann haben die grauen Herren die Erwachsenen so sehr in der Hand, dass diese selbst die Kinder nicht mehr zu Momo schicken. Und so ist Momo ganz allein. Doch nicht lange: die grauen Herren machen Jagd auf Momo. Wie kann das sein, dass ein kleines Mädchen sich gegen sie immun ist? Schnell erkennt Momo: sie muss helfen. Und sie bekommt selbst Hilfe von einer Schildkröte namens Cassiopeia.

Momo ist ein Klassiker unter den Kinderbüchern. Es hat nichts an seiner Wichtigkeit und Relevanz verloren. Ganz und gar nicht. Wie oft hetzen wir durch die Zeit? Kaum ein freundliches Wort haben wir: egal für wen. Zeit? Haben wir nicht. Aber warum nicht mal anhalten, mal mit dem Nachbarn ein Wort wechseln? Jemand anderes zuhören? Es muss ja nicht mal ein Rat sein, aber dem anderen das Gefühl geben, dass jemand da ist. Die grauen Herren haben uns auch heute noch mehr denn je im Griff.

Die Produktion aus dem Silberfisch Verlag (Hörbuch Hamburg) ist eine so tolle Produktion. Allein das Cover ist ein Hingucker: Es ist schlicht gehalten in blauen, weißen und bronzefarbenen Tönen. Unterschiedliche Sprecher erwecken die Protagonisten zum Leben. Besonders toll fand ich den Sprecher für Beppo den Straßenkehrer. Der war mir so sympathisch, dass ich Beppo regelrecht nach dem Hörbuch vermisst habe. Der Sprecher war so sympathisch, dass man gerne mit ihm im Amphitheater einen Kaffee getrunken hätte.

So gelungen, so wertvoll!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere