Liebe, Glaube, Hoffnung und Mut in Zeiten des Nationalsozialismus - Die vermeintliche Weltoffenheit Deutschlands anlässlich der XI. Olympischen Sommerspiele in Berlin
Aktion PhoenixDer mir bis dato noch unbekannte Autor Christian Herzog alias Ralf H. Dorweiler entführt interessierte Lesende in seinem neuesten Roman "Aktion Phoenix" wie auf dem Coverbild bereits ersichtlich ins Jahr ...
Der mir bis dato noch unbekannte Autor Christian Herzog alias Ralf H. Dorweiler entführt interessierte Lesende in seinem neuesten Roman "Aktion Phoenix" wie auf dem Coverbild bereits ersichtlich ins Jahr 1936 zurück, als die XI. Olympischen Sommerspiele in der Reichshauptstadt Berlin stattfanden.
Ganz ohne DeLorean, Fluxkompensator und Plutonium aus zweifelhaften Quellen katapultiert Herzog die Leserschaft direkt von aller Anfang an in diese ganz besondere Zeit hinein.
Sieht man sich die bisherige Vita von Herzog an, verwundert es nicht, dass man vom Buchstart weg direkt bei der Sache ist und auch die Charakteren sehr nahbar wirken. Dort profitiert die sehr spannende und aufregende Story bestimmt sehr stark vom absolvierten Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Beim Lesen fingen bei mir sehr schnell die Bilder im Kopf an zu laufen. Herzogs große Gabe ist es dabei, die damaligen Szenerien und Milieus wieder auferstehen zu lassen. Das damalige NS-Regime im Hitlerdeutschland war für mich persönlich tatsächlich präsenter als je zuvor, obwohl ich bereits sehr viele Dokumentationen zu den damaligen Verhältnissen in unterschiedlichster Form (z.B. TV, Bücher etc.) konsumiert habe.
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und Milieus heraus. Genau dies machte die Story dann super kurzweilig beim Lesen. Schnell entwickelte sich für mich das Buch zum echten Pageturner, das einmal begonnen viel zu spannend war, als dass man das Buch nur kurz zur Seite legen hätte können.
Trotz des fiktiven Anteils in der erzählten Geschichte, erwecken die verschiedenen sehr detailliert beschriebenen Settings die damalige Stimmung erneut zum Leben. Man spürt förmlich die verschiedenen Strömungen und Einflüsse der damaligen Zeit. Die immer mehr aufkommenden Repressalien gegenüber den Juden in Deutschland wie auch der technische Aufbruch durch die Zeppelinluftfahrt sind sehr eng mit der Storyline selbst verwoben. Das vordergründig vielleicht noch unbeschwert erscheinende Leben in Deutschland scheint auch immer wieder durch und doch schwebt über allem die Last des NS-Regimes mit allen Perversionen der damalig Verantwortlichen.
Herzog spart hier extra nicht an Details sondern erzählt sehr eindrücklich und ausführlich die damaligen Gegebenheiten. Gerade dieser Umstand macht das Werk für mich persönlich erst so richtig authentisch und glaubhaft. Man verschmilzt fast förmlich mit den einzelnen Charakteren und durchleidet mit ihnen ihren ganz persönlichen Weg in dieser Geschichte.
Die Story wird konsequent voran getrieben, ohne auch an nur an einer einzigen Stelle langweilig zu wirken. Dafür ist der ganze Plot auch viel zu spannend erzählt. Der ausgeklügelte Spannungsbogen gipfelt dann in einem Finale, das ich persönlich vielleicht anders erwartet hatte, aber das mir dennoch sehr stimmig vorkam. Gerade der Schlussakkord läuft dann planmäßig fast stakkatomäßig ab. Die Spannung zieht dort nochmals deutlich an, die Perspektiven wechseln im schnellen Rhythmus und als Leser hält man den Atem an und liest, was als nächstes passiert. Genau so muss ein Roman geschrieben sein, damit er die Leserschaft bis zur letzten Seite fesselt.
Zum Schluss deckt Herzog dann auch im Nachwort die Karten auf, was in der Storyline selbst der reinen Fiktion geschuldet ist und welche Details der Wahrheit entsprechen.
Summa summarum ein wirklich toller Roman, der die damalige dunkle Stunde unserer Geschichte sehr ausführlich thematisiert. Ein Werk, wenn man anfängt zwischen den Zeilen zu lesen und das Gelesene sacken lässt, das noch sehr lange nachwirken wird. Für mich würde sich der Roman auch für begleitendes Lesen in der Schule eignen. Darin sind so viele Details enthalten, über die es sich zu diskutieren lohnt. Für mich ist das Werk ganz verdient eines meiner ganz persönlichen Jahreshighlights und ich würde mich auch riesig freuen, wenn es dieser Stoff den Sprung auf die große Leinwand schafft. Das Potenzial dazu ist auf alle Fälle gegeben.