Hat leider nur Kopfschütteln hervorgerufen...
Natural FlowHandlung:
Auch wenn die meisten Frauen ihn jeden Monat durchleben – der weibliche Zyklus ist immer noch ein Mysterium. Die Männerwelt weiß oft gar nicht, was da eigentlich passiert. Aber selbst die meisten ...
Handlung:
Auch wenn die meisten Frauen ihn jeden Monat durchleben – der weibliche Zyklus ist immer noch ein Mysterium. Die Männerwelt weiß oft gar nicht, was da eigentlich passiert. Aber selbst die meisten Frauen kennen die verschiedenen Phasen nicht; geschweige denn, welches hormonelle Geschehen dahintersteckt.
Dr. Miriam Stark ist es ein Bedürfnis über den wunderbaren weiblichen Zyklus und seine Superkräfte aufzuklären. Denn wer weiß, was einen in den verschiedenen Phasen erwartet, kann dies auch für sich und seinen Alltag nutzen. Ein zyklusorientiertes Leben hilft, das volle Potenzial seiner selbst auszuschöpfen und im eigenen Flow effizient zu leben.
Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich betonen, dass ich es sehr schätze, dass die Autorin mit so viel Leidenschaft und Hingabe ein Buch verfasst hat. Man merkt, wie sehr dieses Konzept für sie funktioniert und ich denke auch, dass sie mit ihren Klientinnen sehr gut zusammenarbeitet und schon einige Menschen mit ihrer Arbeit glücklich gemacht hat.
Nun ohne Umschweife zu meinem großen ABER: leider konnte das Buch mich weder inhaltlich noch sprachlich abholen.
Fangen wir erst einmal beim Schreibstil an. Ich bin nun wirklich nicht alt(modisch), aber ständige englische Einwürfe waren für mich nur sehr schwer zu ertragen. Hier mal eine kleine Auswahl: „Body illitaracy ist leider a fucking real thing.“, „...wem das zu spiri-crazy-spacy ist..“, „I know cheesy but true“, „YEEEEEEAAAAAH“, Oh glory, glory...“ usw.. Auf jeder zweiten Seite wird man zugebombt mit englischen und zudem noch plakativen Aussagen. Des Weiteren stört mich sprachlich auch, dass ständig betont wird, wie wunderschön und toll alles ist. Z.B. „das Prachtorgan“, „prachtvolle Eierstöcke“, „wunderbare Gebärmutter“, „großartige Vagina“ und und und. Vielleicht drückt es die Begeisterung der Autorin aus, aber ich empfand es einfach als viel zu viel. Ich habe mich vom kompletten Schreibstil wortwörtlich überrannt gefühlt.
Dann zum Inhaltlichen. Auch das war für mich zum Teil eine absolute Katastrophe. Ich bin selbst Frauenärztin. Ich bin wirklich aufgeschlossen für das Thema und auch nicht ungebildet, aber ich finde es waren schon fachliche Mängel vorhanden oder Themen wurde eben nur sehr einseitig beleuchtet.
Beispielsweise wurde kurz über natürliche Familienplanung berichtet und dass es eine sehr sichere Methode zur Verhütung ist. Das mag ja auch sein, aber auch nur wenn es richtig und konsequent durchgeführt wird. Nicht jede Frau nimmt es auf sich, jeden Tag Temperatur zu messen und Zervixschleim zu begutachten. Für einen Großteil der Frauen dürfte es wohl nicht die optimale Methode darstellen. Wobei ich dann gleich zur Pilleneinnahme komme. Auch hier werden die Fakten nicht ganz richtig dargestellt. Beispielsweise wird behauptet, dass durch die Pille der Körper resistent wird für eigene Hormone und dass das nach langer Einnahme zu Zyklusstörungen führen kann. Das ist einfach falsch und wurde in einigen Studien widerlegt. Insgesamt wird man ja fast schon als „krank“ hingestellt, wenn man die Pille nimmt. Viele Frauen nehmen die Pille ja nicht nur für die Verhütung (und auch hier hat sie ihre Legitimation), sondern auch weil sie eine Erkrankung haben, beispielsweise eine Endometriose. Was mich zum nächsten Punkt bringt. Laut Frau Dr. Stark können alle diese körperlichen Krankheiten geheilt werden, indem man in einer bestimmten Zyklusphase an sich arbeitet. Eine Reise zum inneren Kind oder zur Magierin und schon geht es einem viel besser. Was natürlich zahlreiche Beispiele aus ihrem Arbeitsalltag belegen, bei denen sich am Ende auch immer brav herzlichst dafür bedankt wird, dass das Leben nun wieder viel besser funktioniert. Und diese Beispiele spiegeln dann auch wider, dass es nicht die Verkäuferin oder Krankenschwester von nebenan ist, mit denen Frau Dr. Stark arbeitet – Larissa, erfolgreiche Inhaberin einer Werbeagentur, die vor zwei Jahren eine Home-Organizerin engagiert hat und nun megaakkurates Meal Prepping genießt, um das sich (natürlich) die Haushaltshilfe kümmert oder auch Samira, erfolgreiche Serial Entrepreneurin, die sich in Phase I am liebsten um Finanzthemen kümmert, weil sie gemerkt hat, dass sie in der Zeit den besten Headspace hat. Tja, und wenn man dann an sich gearbeitet hat, dann kann man ja auch jeden Freitag spazieren gehen. Denn eine 4 Tage Woche kann man sich schon mal gönnen.
Irgendwie sind das nicht die Frauen, die ich jeden Tag mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen in meiner Praxis sitzen habe und bei denen ich mir Mühe gebe, die unterschiedlichsten Lösungen für ihre Probleme zu finden. Leider ist nicht jede Frau dazu geeignet, spirituelle Reisen zu sich selbst zu unternehmen.
Auch wird sowieso alles auf den Zyklus geschoben: Frau Stark will eine Welt erschaffen, in der wir alle Sticker tragen, um unsere aktuelle Zyklusphase preis zu geben. Oder Zyklusuhren zu Hause und auf Arbeit hängen, damit jeder Bescheid weiß, was gerade geht und was nicht. Vielleicht möchte das aber auch nicht jede Frau. Und vielleicht gibt es auch andere Umstände, die auf das Leben einwirken außer dem Zyklus einer Frau – eine schwere Krankheit, einen Verlust oder Trauer.
Und wer nicht mit auf ihrer utopischen Welle surft, der ist halt beeinflusst durch das Patriarchat – denn das ist eines ihrer Lieblingswörter: die böse patriarchalische Historie oder eine durch Männer geprägte Gesellschaft.
Ich habe hier noch viele Anmerkungen und Kritikpunkte, aber das würde den Rahmen sprengen, deshalb hier mein....
Fazit:
„Natural Flow – Wie du die Psychologie deines Zyklus für dich nutzt“ von Dr. Miriam Stark ist sicherlich ein gut gemeinter Ratgeber, der mich aber sprachlich und inhaltlich wenig überzeugen konnte. Insgesamt empfinde ich den gesamten Inhalt sehr einseitig beleuchtet, teils schon spirituell und auch nur für eine bestimmte Zielgruppe geschrieben. Der Schreibstil teils reißerisch, teils mit englischen Sätzen und Wörtern gespickt, versucht ständig für das eigene Thema zu begeistern und bewirkt bei mir eher das Gegenteil.