Dominanter, christlicher Vater prägt Töchter und Enkelinnen
Vielleicht im Himmel einmal„Vielleicht im Himmel einmal“ von Lea Söhner beschreibt uns die Frauen der Familie Schneider. Heinrich der dominante, sehr in seinem Glauben verhaftete Vater, zwingt seine Töchter in die unterwürfige Frauenrolle ...
„Vielleicht im Himmel einmal“ von Lea Söhner beschreibt uns die Frauen der Familie Schneider. Heinrich der dominante, sehr in seinem Glauben verhaftete Vater, zwingt seine Töchter in die unterwürfige Frauenrolle der damaligen Zeit. Obwohl sie alle starke Frauen sind, können sie dem Vater nichts entgegensetzen.
Rosa, Heinrichs dritte Tochter aus erster Ehe, bringt es fast am Ende ihres Lebens auf den Punkt: „Heinrich Schneider war furchtbar. Man hatte bei ihm keine Chance.“ Und dennoch wurde er von allen auf ihre eigene Art geliebt und verehrt.
Bis hin zu den Enkeltöchter reicht sein Blick, sogar noch nach seinem Tod. So sehr sind die Frauen geprägt, dass sogar der Gedanke an Selbstmord – wäre er denn keine Sünde – in dem einen oder andern Geist auftaucht, nur um endlich dem Gefühl des „nicht genug seins“ entschwinden zu können.
Die Familie wird durch einen Stammbaum im Buch sehr gut erklärt. Auch zu Beginn gibt es eine kurze Beschreibung der einzelnen Personen, sodass man leicht den Überblick über alle 12 Frauen behält.
In meinen Augen wechselt der Schreibstil je nach Charakter der Person. Von einem langsamen Erzählen bis hin zu einem fast hektischen, schnell alles sagenden, bevor man es sich anders überlegt. Das untermauert gut die verschiedenen Persönlichkeiten, die doch alle eines gemeinsam haben. Nicht ihr Leben leben zu dürfen wie sie es wollen.
Lea Söhner zeichnet 13 verschiedene Persönlichkeiten in einem Familienverband. Sie bringt das Wesentliche gut zur Anschauung. Auch das Frauenbild der damaligen Zeit wird bildhaft und manchmal sehr emotional vermittelt. Die Schicksale der Frauen sind interessant zu lesen. Für die volle Punktzahl fehlt mir persönlich lediglich die Abrundung. Der Bogen der Einstiegsszene zum Ende ist für mich nicht klar genug. Dennoch tut dies dem Lesevergnügen keinen Abbruch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die einen Einblick in das bäuerliche, im Glauben verwobene Leben der Landbevölkerung, vor allem der Frauen, seit den 20iger Jahren erhalten wollen.