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Horatia

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Aufstand und Frauenbewegung in Dresden

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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In diesem zweiten Band der Reihe um das Opernhaus in Dresden, die Semperoper, geht es ein paar Jahre nach dem ersten Band weiter.

Elise, mit Adam verheiratet, den sie sozusagen heiraten mußte auf Wunsch ...

In diesem zweiten Band der Reihe um das Opernhaus in Dresden, die Semperoper, geht es ein paar Jahre nach dem ersten Band weiter.

Elise, mit Adam verheiratet, den sie sozusagen heiraten mußte auf Wunsch ihres Vaters, lebt mit ihm und ihrer Adoptivtochter Netty in der sogenannten Neustadt Dresdens.
Zwar konnte Elise ihre Träume verwirklichen, ihre geliebte Violine zu spielen und auch vor Publikum auftreten zu dürfen - für damalige Verhältnisse doch außergewöhnlich für eine Dame aus dem Bürgertum - allerdings so richtig glücklich ist sie nicht.
Im Gegenteil, immer mehr kommt sie sich vor, wie ein Vogel in einem goldenen Käfig.
Dazu kommt, daß sie ihrer Jugendliebe Christian, dem Kulissenmaler des Opernhauses wieder begegnet.....

In diesem Band haben die Aufstände von 1849 einen großen Anteil, die Stimmung in Dresden, die stetig wachsende Unzufriedenheit, dann noch die Verweigerung des Königs, die Verfassung zu einer beginnenden Demokratie zu unterzeichnen.
Das Volk begehrt auf...

Besonders interessant ist ebenfalls die langsam aufkommende Frauenbewegung, die noch in den Kinderschuhen steckt, aber hier den Grundstein legt mit mutigen Frauen, die sich dem Herrschaftsgebaren und der Unterwerfung durch die Männer, beginnt entgegenzusetzen.

Die Charaktere sind Anne Stern wieder wunderbar gelungen. Sehr lebensecht und der Zeit sehr nahe.
Nicht nur die Hauptpersonen, sondern auch die Nebenfiguren.
Da freut es mich, daß Bertha, die Opernschneiderin, Ernestine, die Schwester Christians und vor allem Barbara, die aufbegehrende Schwester Elises, ihren Raum bekommen.

Der Beginn des Buches ist ein wenig langsam, wird aber zum Aufstand hin doch sehr viel schwungvoller.
Der Weg hin zum Aufstand wird sehr nachvollziehbar beschrieben und auch der Schreibstil ist sehr Anne Stern gemäß, sprich schöne Wortwahl, besondere Ausdrucksweise. Mir gefällt das bei ihr ausnehmend gut.


Ich kann das Buch doch sehr empfehlen, für Anne Stern Fans sowieso aber auch für historisch interessierte Leser und Opernfreunde ebenfalls.
Auch Richard Wagner erscheint als einer der Protagonisten.

Nun heißt es, auf den dritten Teil zu warten, der dann 20 Jahre später spielen wird im Jahre 1869

Fazit
Eine schöne Weiterführung der Geschichte um die Semperoper und die Zeit der Aufstände und der beginnenden Frauenbewegung in Dresden.
Und das Geschehen der Familie Spielmann wird spannend weitererzählt.

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Veröffentlicht am 06.02.2024

Drei Freundinnen in schrecklicher Zeit

Sturmmädchen
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Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Lilly Bernstein, da mir ihre beiden vorherigen Bücher so gut gefallen haben - und - ich bin nicht enttäuscht worden.
Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, ...

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Lilly Bernstein, da mir ihre beiden vorherigen Bücher so gut gefallen haben - und - ich bin nicht enttäuscht worden.
Wieder einmal ist es der Autorin gelungen, mich zu packen.

In einem kleinen Dörfchen in der Eifel leben die drei Freundinnen, Elli, Margot und Käthe. Unzertrennlich und sie haben sich geschworen, daß es immer so sein soll.

Einige Jahre später kommen die Nationalsozialisten an die Macht und das Leben in dem beschaulichen Dorf ändert sich sehr.
Käthe sympathisiert mit den neuen Machthabern, da sie, vorher arm und sich bedeutungslos fühlend, jetzt das Gefühl bekommt, jemand zu sein.
Elli hingegen verabscheut die Nazis, sie, die seit ihrer Kindheit einen zu kurzen Fuß hat und von den Dörflern immer nur "das Hinkemädchen" genannt wurde, kann mit der Ideologie nichts anfangen.
Im Gegenteil, sie bemerkt schnell, daß die Dritte im Bunde Margot, als Jüdin, es immer schwerer hat und immer mehr Grund bekommt, um sich und ihre Familie zu fürchten.
Durch die veränderten Zeiten, haben die drei Mädchen, jetzt junge Frauen, weniger Kontakt.
Aber dann gerät Margot immer mehr in Not.....

Die Geschichte wird aus Sicht Ellis geschrieben. Sie lebt mit ihrer Mutter, einer Hebamme, in einer kleinen Kate. Sehr ärmlich aber doch zufrieden.
Langsam bemerkt Elli immer mehr Veränderungen, auch Heimlichkeiten der Mutter.

Anfangs wird Elli sehr naiv und auch leicht unbeholfen dargestellt. Sie macht sich ihre Gedanken, ist aber doch relativ gutmütig, so daß es sie doch sehr schockiert, je mehr sie über die veränderten Zeiten erfährt. Als plötzlich ein geistig behindertes Mädchen abgeholt wird, die Naziparolen immer schlimmer werden und auch ihre Freundin Marot in Gefahr gerät und die Dörfler ihr nicht helfen, beginnt sie sich zu verändern.
Und diese Entwicklung tut ihr sehr gut, dadurch kommt immer mehr Schwung in die Geschichte.

Die Landschaft in der Eifel, in der Nähe von Monschau, nahe der Grenze zu Belgien wird sehr schön und vor allem bildhaft beschrieben.
Auch die Charaktere der Figuren sind sehr gut dargestellt. Sehr lebensecht und meist auch vielschichtig.

Das war es, was neben der Geschichte als solches das Buch so berührend und auch interessant macht.
Der Schreibstil ist flüssig, läßt den Leser ungern unterbrechen.


Fazit
Ein sehr berührender Roman, der in einer schrecklichen Zeit spielt und mit einer Protagonistin, die über sich hinauswächst.
Ich kann es sehr empfehlen. Für Fans der historischen Romans, der in der Nazi Zeit spielt und für Lilly Bernstein Fans sowieso.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Agententhriller aus dem echten Leben

Der Spion und der Verräter
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Was für eine Spionagegeschichte.

Zudem noch eine Tatsächliche, die nicht ausgedacht ist.


Das Buch behandelt einerseits die Lebensgeschichte von Oleg Gordijewski, der wohl ranghöchste ehemalige KGB Agent, ...

Was für eine Spionagegeschichte.

Zudem noch eine Tatsächliche, die nicht ausgedacht ist.


Das Buch behandelt einerseits die Lebensgeschichte von Oleg Gordijewski, der wohl ranghöchste ehemalige KGB Agent, der zum britischen MI6 überlief, als auch die Beschreibung der Spionagetätigkeiten während des kalten Krieges zwischen Großbritannien, Amerika und der Sowjetunion.


Wie kam es dazu, daß Oleg von sich aus zum MI6 überlief - die Beweggründe, die ihn dazu veranlaßten, die Sowjetunion nicht mehr als sein System zu sehen.

Er, der in einer KGB Familie aufwuchs, dem das System von Kindesbeinen an eingetrichtert wurde.

Seine Gedanken, Motive und Überzeugungen.

Ist er doch einer der wenigen Spione, die nicht aus monetären Gründen diesen Weg des Doppelagenten beschritten haben, sondern aus einer tiefen Überzeugung, das Richtige zu tun.

In den ersten Kapiteln wird der Werdegang Olegs beschrieben, seine Kindheit, Ausbildung beim KGB und seine ersten Auslandserfahrungen als sowjetischer Agent.

Seine Familie, Ehe und Freunde.


Der Leser bekommt einen guten Einblick in die Arbeit des KGB in den 70gern und 80gern, Taktiken, Arbeitsweise und Bürokratie - im Laufe des Buches ebenso auch in die Arbeit des MI6.

Anfangs ist es doch etwas verwirrend, die vielen Namen und Akteure auseinanderzuhalten, bzw. ihre Funktion zu erkennen.

Das bessert sich aber, je weiter man in das Buch hinein dringt.


Auf einige der Personen wird ein größerer Fokus gelegt, auf andere weniger.

Auch der sogenannte Verräter der die Wendung in Olegs erfolgreicher Arbeit zu verantworten hat, bekommt seinen Part.


Die Arbeit in England, in der Oleg in dauernder Sorge der Entdeckung leben muß, niemandem vertrauen kann.

Der Autor versteht es, diese Arbeit größtenteils spannend zu erzählen, dabei einen Einblick zu vermitteln, die politische Lage des kalten Krieges darzustellen.



Das letzte Drittel - in dem der Fluchtversuch aus der Sowjetunion gestartet wird, was bisher noch keinem Agenten gelungen ist - wird dann derart spannend, daß man das Buch nicht mehr beiseite legen möchte - wie ein Agententhriller par excellence.

Diese Kapitel sind geschickt angelegt, indem abwechselnd alle beteiligten Personen geschildert werden - minutiös zu der Zeit des Versuch. Sei es in England, Finnland, Sowjetunion.

So spannend, daß man das Buch nicht beiseite legen kann.



Angelegt ist das Buch nicht unbedingt als eine reine Biographie, auch wenn die Lebensgeschichte Oleg Gordijewskis der rote Faden des Buches ist,.

Gleichzeitig ist es die Geschichte der Geheimdienste der Zeit des kalten Krieges, der Politik der Zeit vor Perestroika - wie die Länder sich gegenseitig mißtrauisch beäugen und jeder jeden verdächtigt. Jedes Land versucht, gegnerische Agenten zum überlaufen zu bewegen - Verrat auf allen Seiten.


Der Schreibstil ist gut, im Laufe des Buches, je mehr der Leser in diese Zeit eintaucht, steigt auch die Spannung stetig.

Ich kann es für jeden, der sich für die Zeit des kalten Krieges interessiert empfehlen - ebenso für Freunde des Spionagethrillers.

Das Buch ist mit einigen privaten Bildern der Akteure versehen, die es noch anschaulicher machen.



Fazit

Ein spannender Einblick in die Arbeit der Geheimdienste zur Zeit des kalten Krieges und die Lebensgeschichte des ranghöchsten ehemaligen KGB Agenten, der zum MI6 überglaufen ist.

Geschrieben, wie ein Agententhriller, der nicht erfunden ist, sondern sich aus Tatsachen zusammensetzt.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Literatur kindgerecht und humorvoll

Stolz und Vorurteil
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Frei nach dem Klassiker Jane Austens wird die Geschichte à la Disney erzählt.
Als Bilderbuch konzipiert, für Kinder und auch für Fans der Disney Comics von Micky & Donald.

Der Text ist auf den Seiten ...


Frei nach dem Klassiker Jane Austens wird die Geschichte à la Disney erzählt.
Als Bilderbuch konzipiert, für Kinder und auch für Fans der Disney Comics von Micky & Donald.

Der Text ist auf den Seiten relativ kurz gehalten, kindgerecht in leichtverständlichen Worten und mit vielen Zeichnungen unterlegt.

Die Geschichte wird sehr humorvoll erzählt und interessant finde ich, daß dabei die jeweiligen Figuren auch ihre typischen "Disneyschen" Eigenheiten aus den Comics beibehalten, aber trotzdem die Geschichte glaubhaft machen.

Bsp. der bekannte Geiz des Dagobert alias Mr. Bennet, die Tollpatschigkeit Donalds als Mr. Duckley, dem Verehrer von Daisy.
Auch Pluto bekommt seinen Auftritt.

Alles in allem liebevoll gemacht und so haben nicht nur die Kleinen etwas davon, sondern auch die Erwachsenen, die das Vergnügen haben, das Buch vorlesen zu dürfen.
Und gleichzeitig werden die Kinder so vorsichtig an Literatur herangeführt und neugierig gemacht, vielleicht später einmal die Originale von Jane Austen lesen zu wollen.

Fazit
Ein sehr schön aufgemachtes Bilderbuch, das die Geschichte von Stolz und Vorurteil in einfachen Worten und viel Humor und vielen Zeichnungen erzählt.
Zudem haben auch Eigenarten der Disneyfiguren ihren Platz.
Eine schöne Vorlesegeschichte auch um Kindern Literatur näher zu bringen.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Lübecker Mädchenpensionat um die Jahrhundertwende

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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Das Buch habe ich gestern beendet und es gefällt mir gut.

Es ist der erste Teil eine Dilogie, die Ende des 19.Jahrhundert, im Übergang zum 20. Jahrhunderts in einem Mädchenpensionat spielt.


Eine Art ...

Das Buch habe ich gestern beendet und es gefällt mir gut.

Es ist der erste Teil eine Dilogie, die Ende des 19.Jahrhundert, im Übergang zum 20. Jahrhunderts in einem Mädchenpensionat spielt.


Eine Art Wohlfühlbuch, das für meinen Geschmack zwar ein wenig „liebesromanlastig“ ist, aber doch relativ dezent. Insofern machte das Lesen und mitfiebern mit den Charakteren Spaß.

Eleonore von Jagow, genannt Nora wird von ihrem Bruder Henry , der momentan das Gut, auf dem sie leben, leiten muß, da sein Vater in Italien weilt und seine Mutter krank danieder liegt, auf ein Pensionat in Lübeck geschickt.


Die Arbeit, alleinige Verantwortung für das Gut und die Aufsicht über seine sehr lebhafte Schwestern überfordern ihn langsam. So entscheidet er, ihr dort noch gute Erziehung zukommen zu lassen.

Nora reagiert entsetzt, muß sie doch so ihren Jugendfreund, den Stallburschen Karl verlassen – gewöhnt sich aber dann doch sehr schnell an das Pensionat, da sie schnell Freundinnen trifft und in ihrer neuen Lehrerin Gesche Petersen, eine engagierte und anregende Frau trifft.


Die Hauptpersonen sind hier besonders Nora, Gesche und auch Henry. Auch Fanny, eine Mitschülerin, rückt später ein wenig mehr in den Fokus.

Nur Agnes und Lotte, die beiden weiteren Freundinnen der verschworenen Gemeinschaft der „Frühlingstöchter“, bleiben noch etwas blaß. Ich kann mir vorstellen, daß sie im zweiten Teil dann eine größere Rolle spielen könnten.


Herrlich beschrieben ist die Leiterin des Pensionats, Dorothea Eggers in ihren – für heutige Verhältnisse – sehr antiquierten Ansichten, unter denen die Frauen damals zu leiden hatten.

Nichts wurde ihnen zugetraut, Bildung versagt, da man der Ansicht war, das würde den Frauen nur schaden.

Erzogen wurden sie als nette Anhängsel für Männer, die nur schön und still zu sein hatten. grusel

Erfrischend „moderner“ dagegen kommen Gesche und auch Nora daher, die beide das Glück hatten, anders aufzuwachsen. In weniger engen Konventionen.


Gesche als Kind eines Kapitäns immer mit auf Reisen um die Welt – Nora dank relativer Freiheiten auf dem Gut, da Vater und Mutter meist abkömmlich waren.

Gesche versucht ihren Schülerinnen mehr Selbstbewußtsein und den hohen Wert von Bildung zu vermitteln, ihre Wißbegierde anzuregen.


Mir gefiel das Setting des Pensionats, vor allem das Lübecks, wenn bekannte Gegenden dort beschrieben wurden, wie sie damals aussahen.

Auch die Figuren mochte ich sehr gern, besonders Gesche und Nora und auch Fanny, die zurückhaltende.


Das Buch hat zwar ein offenes Ende, aber kein störendes abruptes im Spannendsten endendes – eher eine Art „natürliches“ Ende eines Abschnitts, der später fortgeführt werden soll.

Der Schreibstil ist angenehm und gut zu lesen und zum hineintauchen in die damalige Zeit.

Ich kann es empfehlen und bin doch sehr gespannt auf den nächsten Teil der wohl im Oktober 2023 erscheinen soll.


Fazit

Ein schöner erster Teil der Dilogie um das Pensionat am Holstentor.

Die Erzählung über die Zeit um 1899 in einem Mädchenpensionat im wunderschönen Lübeck.

Die Sorgen und Nöte der Frauen und Mädchen damals.


Liebesgeschichten fehlen natürlich auch nicht, sind aber zum Glück nicht das ausschließliche Hauptthema.

Ein schönes Wohlfühlbuch, um ein wenig in vergangene Zeiten abzutauchen.

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