Cover-Bild Als wir an Wunder glaubten
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: GOYALiT
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 14.09.2023
  • ISBN: 9783833746420
Helga Bürster

Als wir an Wunder glaubten

Katja Danowski (Sprecher)

"Wie man nach Norden weiterkommt, da nehmen Ruß und Hexen zu." Johann Wolfgang von Goethe
Deutschland Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung.
Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund WIlli grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklärung: Da sind Hexen am Werk.
Bürsters neuer Roman erzählt von Menschen, denen die Orientierung abhandengekommen ist, und von ihrer Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2023

Historisch und fesselnd

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Auf dem Cover ist in einem wunderschönen Stil gemalter Hahn zu sehen. Mir ist das Cover direkt ins Auge gesprungen, doch leider bin ich kein Fan von Papierumschlägen. Unter dem Papierumschlag ist das Buch ...

Auf dem Cover ist in einem wunderschönen Stil gemalter Hahn zu sehen. Mir ist das Cover direkt ins Auge gesprungen, doch leider bin ich kein Fan von Papierumschlägen. Unter dem Papierumschlag ist das Buch sehr schlicht gehalten, aber es geht ja nicht nur um den Einband, sondern um den Inhalt, daher fand ich das nicht so schlimm.

Der Inhalt hat mir sehr gut gefallen. Ich habe ein Roman erwartet, in dem es um die Nachkriegszeit in Deutschland geht und genau das und mehr habe ich auch bekommen. Die Autorin hat sich offenbar sehr detailliert mit den Umständen und Verhältnisse, in denen die Menschen damals wirklich leben mussten, befasst. All diese Informationen wurden sehr schön in diesen Roman eingebunden und am Ende kam ein sehr atmosphärisches und fesselndes Buch dabei raus.

Der Roman handelt von einem Dorf im Moor. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und die Frauen und Familien der Soldaten warten auf deren Rückkehr.
In den bereits schweren Lebensumständen Herrscht ein starker Glaube an Hexen, Moorgeistern und Wunderheilern. Der Krieg ist vorbei, es wurde gesündigt und nun steht der Weltuntergang an.
Anni und Edith gehören zu den Frauen, die auf die Rückkehr ihrer Männer warten. Sie versuchen so gut es geht in diesem, mit Aberglauben gefüllten, Dorf als alleinerziehende Mütter zurecht zu kommen.

Annis Mann schafft es tatsächlich lebend zurück, doch der Kriegt hat ihn beide Beine und sein Gedächtnis gekostet. So glaubte er, dass er der Mann von Edith sei und fühlt sich zu ihr hingezogen.
Die rothaarige Edith wird nun auch von ihrer Freundin Anni als Hexe verdächtigt, was die Freundschaft zerbrechen lässt.

Annis Tochter Betty bekommt eine recht wichtige Rolle in dem Roman. Sie erlebt die Nachkriegszeit als Kind mit. Somit erlebt sie auch den unaufhaltsamen Fortschritt, der über das Dorf gerollt kommt, und auch die ganzen Veränderungen, bei dem nichts mehr so bleibt wie es einmal war.

Der Schreibstil der Autorin passt sehr gut zu dem Inhalt des Romans. Man wird regelrecht in den Bann gezogen und erlebt alles mit, als wäre man selbst dabei. Alles ist sehr atmosphärisch und die Charaktere haben eine Tiefe. Jede einzelne Geschichte der einzelnen Charaktere sind interessant und bewegend. Es herrschen Angst, Aberglaube aber auch Hoffnung. Alle Gefühle der Dorfgemeinschaft werden sehr gut in diesem Roman widergespiegelt und man wird als Leser ein Teil dieses Dorfes.

Mir hat das Buch im Ganzen sehr gut gefallen und ich kann es jedem empfehlen, der einen atmosphärischen Roman sucht und dabei etwas über die Gesichte der Nachkriegszeit lernen möchte.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Der Weltuntergang, der nicht kam

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"In den Nachbardörfern ist die Welt auch schon untergegangen, aber keiner hat's gemerkt." (S. 13)

1949: Es ist eine Welt zwischen den Welten - in Unnenmoor tickt die Zeit noch anders. Es gibt kaum Strom, ...

"In den Nachbardörfern ist die Welt auch schon untergegangen, aber keiner hat's gemerkt." (S. 13)

1949: Es ist eine Welt zwischen den Welten - in Unnenmoor tickt die Zeit noch anders. Es gibt kaum Strom, überall herrscht Armut und das einzige Telefon ist im Dorfwirtshaus zu finden. Die Menschen leben fest mit dem Moor verbunden, weit verbreitet ist der Glaube an Hexerei und die Moorgeister. Stetes Misstrauen beherrscht das Denken der Dorfbewohner/innen. Das bekommt auch Edith zu spüren, die mit ihren roten Haaren prädestiniert dazu ist, als Hexe verunglimpft zu werden. Besonders Fritz, der Dorfquaksalber, hat es auf sie abgesehen und hetzt ihre ehemals beste Freundin, Anni, und deren vom Krieg stark gezeichneten Mann Josef, aufs Übelste gegen sie auf. Doch Edith glaubt an das Gute und kämpft mutig - gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Theo und ihrer jugendlichen Tochter Betty - gegen die gesponnenen Intrigen an.

Helga Bürster entführt uns in "Als wir an Wunder glaubten" in einen mystischen Mikrokosmos der Nachkriegszeit in der Peripherie, der gleichermaßen brutal wie auch liebenswert ist. Ihren Schreibstil empfand ich als kühl, hart und distanziert, gleichzeitig schaffte sie es aber auch, mich durch die doch vorhandene Herzlichkeit und Wärme einzufangen. Stilistisch erinnerte mich "Als wir an Wunder glaubten" ob der besonderen Atmosphäre an den Schwedischen Schriftsteller Torgny Lindgren. Das Buch liest sich wie ein zeitgeschichtliches Märchen, die Protagonist/innen sind einfach, aber doch komplex gestrickt, die Moral steht stetig als verhandelbare Instanz an der Seite. Der Wahn, der manchen der Figuren innenwohnt, ist greif- und, aufgrund der dunklen Vergangenheit und den damit verbundenen schrecklichen Erlebnissen, nachvollziehbar. Die Natur hat im Roman einen ganz speziellen Stellenwert - das Moor scheint für die Menschen im Dorf eine besondere, magische und zugleich schöne wie auch schreckliche Macht zu sein, die aber letztendlich durch den Fortschritt in ihrer Existenz bedroht ist. Kontinuierlich wird die Vergangenheit und die Zukunft des Dorfes verhandelt, vermutlich um die Gegenwart zu verdrängen. Über allen Charakteren steht die Schuld, die sie im Nationalsozialismus durch aktive Teilnahme oder passive Ignoranz auf ihre Schultern geladen haben - doch gesprochen wird darüber nicht. Die Atmosphäre des Romans ist getragen von Negativität, dem Bösen und dem Unerklärlichen, die durchbrochen werden von dem Glauben an die Zukunft. Die Protagonist/innen sprechen oft in Plattdeutsch, was unübersetzt bleibt, aber so eingebaut wurde, dass es verständlich bleibt. Das spezielle Stil hat es mir anfänglich sehr schwer gemacht, in die Geschichte hineinzufinden, doch je weiter sie voran schreitet, desto fesselnder wurde sie. So schmerzlich es auch ist, die Ungerechtigkeit, die sich die Menschen selbst aufbürden, auszuhalten, so schön und bereichernd ist es, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu begleiten.

Mein Fazit: ein absolut lesenswerter Roman, der etwas Zeit braucht um zugänglich zu werden. Getragen wird er durch eine mystische, düstere Stimmung, über der aber immer Hoffnung schwebt. "Als wir an Wunder glaubten" ist keine Lektüre wenn sich der oder die Leser/in nach einem heiteren, kurzweiligen Roman sehnt, aber umso lohnenswerter, wenn einer/m nach Literatur mit Anspruch zu mute ist.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

emotionale Geschichte aus der Nachkriegszeit

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Anfangs habe ich leider etwas länger gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen. es hat mich irgendwie nicht so gepackt und meine Gedanken sind immer wieder abgeschweift, sodass ich einiges bestimmt ...

Anfangs habe ich leider etwas länger gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen. es hat mich irgendwie nicht so gepackt und meine Gedanken sind immer wieder abgeschweift, sodass ich einiges bestimmt nicht mitbekommen habe.
Aber als dann Betty kam, hat mich die Geschichte gefesselt - als sie die 50 Pfennig gestohlen hat, aber nur, weil die Münze so schön geglänzt hat. Und ihr schlechtes Gewissen danach... es ist so bewegend und zeigt die Situation der Menschen in der damaligen Zeit sehr gut. Besonders in dem kleinen Örtchen Unnenmoor, das tief im Moor liegt, quasi abgeschieden vom Rest Deutschlands, wo man nur für sich und ums Überleben kämpft. Und die Frauen auf die Rückkehr ihrer Männer nach dem Krieg warten.

Und dann ist noch der Handlungsstrang um den Mann, der sein Gedächtnis im Krieg komplett verloren hat (und nicht nur das), und der aufgrund eines Rings, den er in der Hostentasche hatte, sein Zuhause sucht.
Auch wenn man als Leser bald weiß, in welche Richtung sich dies entwickelt, ist auch diese Storyline äußerst emotional und berührend.

Die Charaktere sind überhaupt alle detailreich gezeichnet, und man kann sich gut in diese hineinversetzen. Auch diesen großen Aberglauben zur damaligen Zeit kann man verstehen und sich ein gutes Bild vom Leben nach dem Zweiten Weltkrieg machen, auch was technische Entwicklung betrifft, die Moorbewirtschaftung und den Umweltschutz betreffend, und die sozialen Strukturen in so einem abgeschiedenen Dorf.
Die Sprecherin Katja Danowski verleiht den Figuren Leben. Mir gefällt ihre Sprechweise und Intonation.


Fazit:
Eine emotionale und bewegende Geschichte der Bewohner eines Moordorfes zur Nachkriegszeit, die zwischen Überlebenskampf und Aberglauben ihren Weg im Leben suchen.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Anders als gedacht

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Ich höre sehr gerne Hörbücher über die vergangene Zeit und auch Hexen üben noch heute eine Faszination aber auch Grausen aus. Ich war deshalb sehr auf diese Geschichte gespannt und auch wenn sie anders ...

Ich höre sehr gerne Hörbücher über die vergangene Zeit und auch Hexen üben noch heute eine Faszination aber auch Grausen aus. Ich war deshalb sehr auf diese Geschichte gespannt und auch wenn sie anders war als erwartet, so hat sie mir, gerade zum Ende hin gut gefallen.

Die Geschichte handelt von Deutschland Ende der 1940er Jahre: Der Krieg ist endlich vorbei - doch in dem kleinen Ort Unnenmoor haben die Menschen kaum ihr Leben zurückgefunden, wie auch im Rest des Landes nicht. Wanderprediger verkünden den nahenden Weltuntergang und versprechen zugleich Heilung und Erlösung. Die elfjährige Betty Abels und ihre Mutter Edith kommen gerade so über die Runden. Als Betty eines Nachts verschwindet und ihr Freund WIlli grün und blau geschlagen im Ort auftaucht, gibt es nur eine Erklärung: Da sind Hexen am Werk.

Die Handlung hat es mir nicht ganz leicht gemacht in die Geschichte hineinzufinden, denn immer wieder kommen andere Personen zum Zug und ein relativ häufiger Wechsel der verschiedenen Perspektiven findet statt. Zum Ende hin werden die Stränge dann aber nach und nach zusammengeführt und dies hat mir dann wirklich gut gefallen und konnte mich berühren, vorallem die Geschichte von dem Heimkehrer ohne Gedächtnis.

Ich hatte mir die Geschichte eigentlich etwas mystischer vorgestellt mit mehr Hexenglauben und Hexenverfolgung, aber das war es nicht, Stattdessen wird sehr viel über das Leben während des Weltkriegs berichtet und welche Auswirkungen diese Zeit auch auf den Glauben und den Aberglauben der Menschen hatte. Ich persönlich habe das so nicht gewusst und deshalb habe ich durch dieses Hörbuch wieder etwas Neues dazulernen dürfen.

Die Sprecherin hatte eine angenehme Stimme und ich habe ihr gerne zugehört. Sie hat die Geschichte schön lebendig vorgelesen.

Fazit: Ein Roman, der vorallem am Anfang nicht ganz einfach ist, aber mit jeder Minute hat es mir dann besser gefallen.

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Veröffentlicht am 13.10.2023

Moorhexen

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Nach dem zweiten Weltkrieg ist das Leben nicht leicht im Norden Deutschlands. Die Menschen müssten sich ihrer Schuld stellen. Lieber stecken sie jedoch den Kopf in den Sand. Edith Abel hat keine Hoffnung ...

Nach dem zweiten Weltkrieg ist das Leben nicht leicht im Norden Deutschlands. Die Menschen müssten sich ihrer Schuld stellen. Lieber stecken sie jedoch den Kopf in den Sand. Edith Abel hat keine Hoffnung mehr, dass ihr Mann wieder zurückkehrt. Ihre Tochter Betty ist ein kluges Mädchen, die hin und wieder mal eine Suppe zur Guste bringt. Zwar ist Guste als Dorfhexe verschrieen, aber sie erzählt die schönsten Geschichten. Auch Annies Mann ist vermisst und mit ihrem Sohn Willi hat sie es nicht leicht, denn er ist etwas zurückgeblieben und spricht nicht. Und eines Tages kommt doch noch ein Kriegsheimkehrer ins Dorf.

Ein Dorf wie wahrscheinlich viele, Unnenmoor in Norddeutschland. Etlichen Frauen fehlt der Mann, der gleichzeitig ein Täter und auch ein Opfer war. Die wenigen, die daheim bleiben durften, haben sich mitunter noch mehr zuschulden kommen lassen. Wenn da einer mit überzeugenden Worten kommt, glaubt man gerne. Vielleicht auch an Moorgeister, Hexen und das Wort des Herrn. Doch was, wenn nicht mehr unterschieden wird zwischen dem was sein kann, was hilft und was dann doch ehr Unsinn ist. Edith und Annie waren lange befreundet. Betty und Willi kommen gut miteinander aus. Doch ein Möchtegern Prediger bringt Missgunst, Niedertracht und Streit.

Insbesondere zu Beginn besticht dieser Roman mit seinen Beschreibungen der Situation in der Nachkriegszeit. Verzweiflung und Armut, aber auch ein kleines Glück, eine stille Übereinstimmung zwischen Alt und Jung. Die Beschreibung des Daseins von Kriegsversehrten, die krank, gehandicapt oder auch mit Gedächtnisverlust zu kämpfen haben. Das beeindruckt und zeiht einen in die Handlung hinein. Wenn es aber später darum geht, dass sich Menschen gewissermaßen selbst den Kopf vernageln, dann kann man das manchmal nicht nachvollziehen. Zwar gibt es auch im wahren Leben Beispiele genug, dass Menschen Spökenkiekereien glauben, doch auch davor steht man etwas ratlos. Dennoch hinterlässt der Roman einen bleibenden Eindruck. Es wird untermauert, dass Krieg Folgen hat und dass Krieg wirklich nicht erstrebenswert ist.

Das Hörbuch wird klasse und schön mit norddeutschem Einschlag vorgetragen von Katja Danowski.