Familiengeheimnisse oder die Reise zu den eigenen Wurzeln
Slawa und seine FrauenFelix Stephan berichtet in diesem autobiographischen Debütroman über die Geschichte seiner eigenen Familie(zusammenführung). Seine Großmutter hat als junge Frau in Leningrad studiert und sich dort in den ...
Felix Stephan berichtet in diesem autobiographischen Debütroman über die Geschichte seiner eigenen Familie(zusammenführung). Seine Großmutter hat als junge Frau in Leningrad studiert und sich dort in den Ukrainer Slawa Fahlbusch verliebt. Die Liebesgeschichte hatte kein Happy-End. Aber Felix Großmutter bekam eine Tochter, die ohne ihren Vater in der ehemaligen DDR aufwächst und erst als Jugendliche erfährt, wer ihr Vater ist. Mit 51 unternimmt sie mit ihrem Sohn Felix eine Reise in die Ukraine, um die Familie ihres Vaters kennen zu lernen, der inzwischen verstorben ist. Es wird eine interessante Begegnung verschiedener Kultur(kreise) und auch eine Reise in die Vergangenheit, bei der der Autor erfährt, wer sein Großvater war, aber auch dass seine Familie alles daran setzt, Slawa nur im besten Licht erscheinen zu lassen.
Was in der Leseprobe wie ein echt interessanter, humorvoller Roman erschien, konnte leider weder meinen Geschmack treffen, noch hat es meine Erwartungen erfüllt. Der Autor hat einen sehr guten sprachlichen Stil. Die Covergestaltung hätte mich neugierig gemacht und auf eine sehr humoristische Verarbeitung der DDR- bzw. Ostblock-Vergangenheit der Familie des Autors hoffen lassen. Die Gegensätzlichkeit beider "Kulturkreise" gelingt dem Autor schon ziemlich gut. Aber leider gelingt es ihm nicht, aus der doch sehr interessanten Familienkonstellation - Vater ist ukrainischer Jude, seine Familie lebt noch in der Ukraine und der Halbbruder der Mutter lebt in Israel - einen wirklich spannenden Familienroman zu machen. Die Geschichte "dümpelt" über weite Strecken nur so dahin, als Felix, seine Freundin aus Paris und seine Mutter, mehrmals die Familie in der Ukraine besuchen und so immer tiefer in die Geschichte um Slawa eintauchen. Slawa selbst bleibt für mich sehr unpersönlich und taucht nur in den Erzählungen von überlebenden Bekannten und Familienangehörigen auf. Der Autor lässt sogar durchblicken, dass er das Gefühl hat, seinen Großvater nie ganz greifen zu können, da nie klar war, ob die Bekannten Slawa so schildern, wie er wirklich war oder wie er von seinen überlebenen Nachkommen gern wahrgenommen werden möchte. Und so bleibt für mich die klare Frage, was der Autor hier mal abgesehen von der ungewöhnlichen Geschichte einer Familienzusammenführung wirklich erzählen möchte.