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Veröffentlicht am 25.02.2018

Dämonen der Vergangenheit

Böse Schwestern
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Die langerwartete Fortsetzung von Bestellerautorin Mikaela Bley um die Kriminalreporterin Ellen Tamm aus Schweden ist endlich da. Ellen Tamm kehrt nach vielen Jahren in ihren Heimatort zurück.Traumatisiert ...

Die langerwartete Fortsetzung von Bestellerautorin Mikaela Bley um die Kriminalreporterin Ellen Tamm aus Schweden ist endlich da. Ellen Tamm kehrt nach vielen Jahren in ihren Heimatort zurück.Traumatisiert vom frühen und mysteriösen Tod ihrer Zwillingsschwester versucht sie sich den Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen und professionelle Hilfe anzunehmen. Im Ort stolpert sie quasi per Zufall über den Mord an einer jungen Frau. Sexualverbrechen? Oder Zufallstat eines Wahnsinnigen? Ellen stürzt sich in die Ermittlungen, auch um den schwierigen Konfrontationen mit ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen. Dabei stößt sie auf ein Netz aus Lügen und Gewalt und auf eine Familie, die eine seltsame Beziehung zueinander pflegt. Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Ellen dabei mehr als einmal in Gefahr...

Ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung der Bestellerautorin aus Schweden, hat mich doch schon der erste Fall "Glücksmädchen" gefesselt und begeistert. Leider kommt aus meiner Sicht diese Geschichte an Spannung nicht komplett an den ersten Teil heran. Und leider fehlen der Geschichte oftmals genau die Momente, die einen guten Thriller ausmachen. Auch wenn es einen soliden und guten Handlungssplot gibt, der so einige spannende Momente aufweist. Mit diesem Teil gewinnt der Leser dieses Mal einen sehr persönlichen Einblick in das Leben von Ellen Tamm und das persönliche Trauma um den Tod der eigenen Schwester. Mich hat sehr bewegt, wie Ellen versucht mit dieser Tragödie umzugehen, aber bin auch fasziniert davon, dass es nach so langer Zeit immer noch offene, ungeklärte Fragen gibt. Ich bin sicher, das liefert noch jede Menge Stoff für einen dritten Teil. Zumal das Ende nicht nur überrascht, sondern auch noch einiges offen lässt. Alle Figuren sind psychologisch gut durchdacht und fein und authentisch gezeichnet. Der Handlungsplot um die Hausfrau Alexandra und die Lehrerin Hanna ist gut gelungen. Beide leben eine hochkomplexe Lüge und dabei zuzusehen, wie dieses Gespinst aus Liebe, Lügen und scheinbarer Perfektion langsam in sich zusammenfällt, macht diese Geschichte durchaus interessant. Dennoch muss ich persönlich sagen, dass im Gesamtkontext betrachtet, "Böse Schwestern" mich nicht so begeistern konnte, wie es der erste Teil geschafft hat.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Düster-stimmungsvoller Krimi mit vielschichtigem Ermittler

Totengrab
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Totengrab ist der erste Band der neuen englischen Krimireihe um Detective Sergeant Solomon Gray und beginnt gleich mit einem persönlichen Drama des Protagonisten. Denn Solomon Gray steht vor den Scherben ...

Totengrab ist der erste Band der neuen englischen Krimireihe um Detective Sergeant Solomon Gray und beginnt gleich mit einem persönlichen Drama des Protagonisten. Denn Solomon Gray steht vor den Scherben seines Lebens: Sein 6-jähriger Sohn verschwand vor 10 Jahren auf unerklärliche Weise. Er wurde nie gefunden und Solomon quält sich seitdem mit Schuldgefühlen. Seine Frau beging kurze Zeit später Selbstmord, weil ihre Ehe mit Solomon nach dem Verschwinden des Sohnes auseinanderbricht und Tochter Hope wird von den Großeltern großgezogen und entfremdet sich immer mehr von ihrem Vater. Er selbst ist alles andere als psychisch stabil, trinkt viel zu viel Alkohol, lebt etwas heruntergekommen und allein im großen verlassenen Haus und versucht sich mit Medikamenten einigermaßen stabil zu halten. Als eines Tages ein 16-Jähriger Teenager in den Tod stürzt und alles zuerst nach Selbstmord aussieht, wird Solomon wieder mit der alten Vergangenheit konfrontiert. Denn auf dem Handy des Toten ist seine Telefonnummer abgespeichert, was bei seinen Kollegen so einige Fragen aufwirft. Solomon begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit. Die Zeit drängt, als der Täter ein weiteres Mal zuschlägt.

Totengrab habe ich als e-Book gelesen. Es ist das erste Buch einer neuen Krimireihe und spielt im englischen Küstenstädtchen Margate. Totengrab ist alles andere als ein humorvoller oder regionaler Krimi. Man spürt von Anfang eine schwere Tristesse und Düsternis in der englischen Landschaft, die sich hier eher im Hintergrund abspielt. Gleichzeitig passt dies aber hervorragend zur depressiven Stimmung von Solomon Gray, dem man von Anfang an sein eigenes schweres Schicksal abnimmt. Durch verschiedene Zeitsprünge erfährt man immer mehr vom tragischen Verschwinden seines Sohnes und ist somit sehr nah dran an dessen Gefühlen und Einstellungn. Sein persönliches Ringen mit der Vergangenheit ist das eigentliche Hauptmotiv der Geschichte. Die Morde, die auch Solomon persönlich betreffen werden, treten dabei fast in den Hintergrund. Ich finde, dass dem Autor hier dennoch eine solide Kriminalgeschichte gelungen ist, die vor allem durch eine überzeugende Hauptfigur punktet. Abzüge muss ich allerdings bei den teilweise doch flaschen, klischeehaften Dialogen machen. Anfangs hatte ich befürchtet, dass die Kriminalgeschichte abflacht, denke aber, dass am Ende doch noch eine überraschende Wendung die Handlung zu einm guten Abschluss gebracht hat. Das Buch selbst lässt sich schnell und flüssig lesen. Das Cover spiegelt aus meiner Sicht gut die persönliche tragische Geschichte der Hauptfigur wider. Die Nebenfiguren sind für meinen Geschmack noch ausbaufähig und werde hoffentlich in einem der Folgekrimis an Tiefe gewinnen. Mein Fazit: Solide Kriminalgeschichte mit einem vielversprechenden Ermittler.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Neshovs 4.0 - wo bitte geht's zum Familienhof?

Sonntags in Trondheim
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Norwegens bekannteste Familie ist zurück: Die Neshovs. Nach der Erfolgstrilogie von Anne B. Radge "Das Lügenhaus" folgt nun die unerwartete Fortsetzung. Die Familie hat sich mittlerweile auseinander gelebt, ...

Norwegens bekannteste Familie ist zurück: Die Neshovs. Nach der Erfolgstrilogie von Anne B. Radge "Das Lügenhaus" folgt nun die unerwartete Fortsetzung. Die Familie hat sich mittlerweile auseinander gelebt, nachdem vor Jahren die Erbin des Hofes Torunn die Familie Hals über Kopf verließ, um mit einem Schlittenhunde-Züchter glücklich zu werden. Opa Neshov lebt in einem Altersheim, fühlt sich dort pudelwohl und will unter keinen Umständen auf den Hof zurückkehren. Sein Sohn Margido besucht ihn ab und zu, führt aber ansonsten ein wenig spektakuläres Leben als Einzelgänger und Bestattungsunternehmer. Sein Bruder Erlend lebt inzwischen in Kopenhagen und hat mit seinem Lebensgefährten inzwischen eine Patchwork-Familie mit 3 Kindern gegründet. Viel Spektakuläres hat das Leben der Neshovs nicht zu bieten, bis Torunn eines Tages den Wert von Familie wiederentdeckt und auf den Hof als Erbin zurückkehrt.

Die Serie "Das Lügenhaus" ist eine von Norwegens Bestellerserien gewesen. Und so war ich persönlich sehr neugierig auf den vierten Teil der Erfolgsgeschichte. Das Cover versprach schon eine humorvolle und unterhaltsame Geschichte, obwohl der Titel "Sonntags in Trondheim" sich mir nicht auf Anhieb erschloss. Die Klappengestaltung, besonders die Kurzbiografien der Familienmitglieder und der Stammbaum, waren für mich als "Späteinsteiger" sehr hilfreich. Denn so haben sich die Familienverhältnisse für mich gut erschlossen und die Hintergründe wurden nachvollziehbar. Wie bei vielen Serien muss man durchaus die Trilogie gelesen haben, um so manche Handlung und auch das Gesagte zu verstehen. Das erleichterte nicht immer sofort den Lesefluss, obwohl ich das Buch sprachlich, erzählerisch sehr gut und locker geschrieben finde. Alle Charaktere fand ich auf Anhieb sympathisch. Torunn als Hauptfigur sticht sofort heraus und macht in ihrer Entwicklung die größten Sprünge, von einer mittlerweile frustrierten Frau in den 40igern, die in ihrer Beziehung zu einem Schlittenhundezüchter zunehmend von einer jungen Frau ersetzt wird. Bis hin zu einer selbstbewussten Frau, die ihr Leben in die Hand nimmt und sich ihrer Vergangenheit, sowie ihrer familiären Pflicht, den Hof der Neshovs zu übernehmen, stellt. Dahingegen wirken die Handlungsstränge von Margido und seinem Bruder Erlend komplett gegensätzlich. Erlend führt ein turbolentes Leben als Familienvater, der große Angst vor der Verantwortung hat und der erst lernt, den Wert von Familie wirklich zu schätzen. Und Margido, der in einem eintönigen Leben gefangene Bestattungsunternehmer, dem aber Verantwortung und Familie über alles geht. Im Kern geht es um den Wert von Familie und die Verantwortung füreinander. Obwohl wunderbar geschrieben, kann das Buch mich nicht wirklich überzeugen und bleibt für mich über weite Strecken eher "blass". Die Handlungen laufen überwiegend nebeneinander her und weisen nicht wirklich Highlights oder besondere Spannungsmomente auf. So ist es für eingefleischte "Lügenhaus"-Fans ein schönes Wiedersehen mit Norwegens sonderbarster Familie. Für mich war es eher ein unterhaltsamer, aber dennoch meist farbloser Familienroman.
Mein Fazit: Gut geschriebene, unterhaltsame Familiengeschichte, mit wenig Highlights.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Mörderjagd im Wildgehege

Wildfutter
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Vitus Pangratz, pensionierter Kriminalkommissar, genießt seinen Ruhestand und sein neues Hobby: Er geht gern im Wildpark Blindham auf die Pirsch, um dort Wildschweine in freier Natur zu fotografieren. ...

Vitus Pangratz, pensionierter Kriminalkommissar, genießt seinen Ruhestand und sein neues Hobby: Er geht gern im Wildpark Blindham auf die Pirsch, um dort Wildschweine in freier Natur zu fotografieren. Doch eines nachts entdeckt er mitten im Gehege die angenagte Hand eines schon seit längerer Zeit vermissten Jugendfußballtrainers Marius Wild, genannt "der Tiger". Da die örtliche Polizei aus seiner Sicht vollkommen unfähig zu sein scheint, fängt Vitus selbst an, Nachforschungen zu machen. Unterstützt wird er dabei von seiner Tochter Jo (Johanna) Coleman, die als engagierte, aufstrebende Lokalreporterin, auf der Suche nach einer sensationellen Story ist. Dabei geraten beide in ein Netz von Lügen, kuriosen Affären und schon bald auf die Fährte des Mörders...
Wildfutter ist eine Kriminalgeschichte aus Rosenheim, die mit viel bayerischem Lokalkolorit daherkommt. Man spürt richtig die bayerische Urgemütlichkeit. Vitus und Jo haben mir als Hauptfiguren sehr gut gefallen. Der früh verwitwete, etwas unkonventionell ermittelnde Kommissar und seine frisch geschiedene 37-jährige Tochter sind ein tolles Gespann, die mir auf Anhieb sehr sympathisch waren. Die Vater-Tochter-Beziehung gehört zu den Hauptträgern dieses Kriminalromans, weil beide sich bei der Verbrecherjagd gegenseitig unterstützen und ihre eigenen Recherchen im Umfeld des Opfers Marius Wild unternehmen. Beide stürzen sich dabei auf ihre Weise in ein Liebesabenteuer: Jo mit einem verheirateten Mann und Vitus entdeckt den zweiten Liebesfrühling, nachdem er über viele Jahrzehnte als Wittwer alleine gelebt hatte. Grundsätzlich fand ich, dass sich die Autorin für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die beiden Liebesabenteuer fokussiert hat. Dadurch verlor die Handlung leider etwas an Spannung. Denn man wird durchaus als Leser etwas in die Irre geführt. Glaubt man gleich zu Beginn den Täter scheinbar zu kennen, wird man bald eines Besseren belehrt und fiebert bis zum Schluss weiter. Allerdings hat mir der ganze Handlungsstrang mit den Liebesabenteuern dabei das Lesen etwas schwer gemacht und konnte mich nicht restlos begeistern. Gut recherchiert hingegen, empfand ich die Hintergründe zur Jugendfußball-Arbeit in der bayerischen Provinz und der Traum eines jeden ehrgeizigen Vaters, dass sein Sohn einmal von den Scouts des FC-Bayern Münchens entdeckt wird und dadurch finanziell einer rosigen Zukunft entgegen blickt. Dabei spart die Autorin nicht an Kritik an der Jugendarbeit, am Ehrgeiz mancher Familien, die die Kindheit ihrer Kinder opfern und sich deswegen manchmal auch verschulden, aber auch nicht an der Arbeit so manchem Sport-Elite-Internat.
Mein Fazit: "Wildfutter" ist ein bodenständiger Krimi mit bayerischem Lokalkolorit, der sich bei der Tätersuche in den verschiedenen Handlungssträngen etwas verliert.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Unverblümt ehrlich und rabenschwarz

Dunkels Gesetz
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Der Exsöldner Richard Dunkel beginnt als Security einer Chemiefirma in der tiefsten deutschen Provinz nahe der belgischen Grenze ein neues Leben. Hier in Altglück träumen die Menschen vom sozialen Aufstieg, ...

Der Exsöldner Richard Dunkel beginnt als Security einer Chemiefirma in der tiefsten deutschen Provinz nahe der belgischen Grenze ein neues Leben. Hier in Altglück träumen die Menschen vom sozialen Aufstieg, aber die Hoffnungslosigkeit beherrscht den Alltag. Für Achim, den örtlichen Tankstellenbesitzer erscheint der Einstieg in den Drogenhandel geradezu als rettender Grashalm. Und so lässt er sich mit dem örtlichen Drogenboss Falco ein, um seiner Geliebten und deren jugendliche Tochter Marie ein besseres Leben zu bieten. Richard Dunkel platzt per Zufall in den ersten Drogendeal von Achim und ahnt nicht, welche tödliche Spirale er dabei in Gang gesetzt hat...

Sven Heuchert's Roman wurde als moderner Roman angekündigt, der mit tiefschwarzer Sprache und realistischem Blick daherkommt. Tatsächlich spürt man als Leser von der ersten Seite dieses recht kurzweiligen Romans die Tristesse und Hoffnungslosigkeit der Handelnden und der Gegend um Altglück. Der einzige Ausweg der handelnden Personen scheint der Drogenhandel, die Prostitution oder der Alkohol zu sein. Keine der Figuren bekommt positive Züge, noch strahlen diese Gelassenheit oder Optimismus aus. Insofern ist Heuchert hier ein wirklich düsterer, schwarzer Roman gelungen, den ich eher in Richtung gesellschaftkritischer Satire anordnen würde, als in das Genre Kriminalroman. Es kommt zwar ein ungeklärter Mordfall vor, jedoch rückt dieser weitgehend in den Hintergrund. Vielmehr konzentriert sich die Handlung über weite Strecken auf das Drogengeschäft von Achim, dem Tankstellenbesitzer und Dunkel, der sich unfreiwillig in diesem Spinnennetz von Gewalt und Drogen wiederfindet und Achims Lebensgefährtin persönlich gefährlich nahe kommt. Die Sprache ist sehr realistisch, die Dialoge oft derb und vulgär. Die Motive der handelnden Personen sind aufgrund der generellen Tristesse der Gegend gut nachvollziehbar und wirken sehr glaubwürdig. Allerdings sind manche Handlungsstränge nicht zu Ende gedacht und wirken teilweise wie lose Enden, die auch zum Ende hin nicht zusammengeführt werden. So bleibt der Leser mit so manchen Fragen am Ende "sitzen". Aber die damit verbundene Ausweglosigkeit macht aus meiner Sicht gerade den Charme dieser Geschichte aus. Die Covergestaltung wirkt im Gegensatz zum Inhalt fast schon zu brav, obwohl mir prinzipiell das Motiv recht gut gefällt. Ingesamt bin ich kein Fans pechschwarzer Unterhaltungsliteratur. Da mir aber der konsequente Schreibstil und der Gesamtkontext der Handlung gut gefällt, kann ich den Roman für alle Fans dieses Genres nur empfehlen.