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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2024

Zu reduziert

Was der See birgt
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Gianna Pitti, Lokalreporterin in Riva am Gardasee, ist entsetzt. Erst gestern sprach sie noch mit dem jungen Mann, der tot am Jachthafen entdeckt wurde! Natürlich möchte sie zu den Ermittlungen beitragen ...

Gianna Pitti, Lokalreporterin in Riva am Gardasee, ist entsetzt. Erst gestern sprach sie noch mit dem jungen Mann, der tot am Jachthafen entdeckt wurde! Natürlich möchte sie zu den Ermittlungen beitragen und beginnt privat zu recherchieren. Unterstützt von ihrem Onkel Francesco und ihrer Chefin Elvira führen die Spuren zu einem prominenten, prunkvollen Anwesen, auf dem regelmäßig opulent gefeiert wird. Mysteriös wird es zudem, als man im Rachen des Ermordeten einen goldenen Anhänger findet. Aber all das schreckt Gianna nicht ab, ganz im Gegenteil. Ihre Neugier könnte aber auch zur Gefahr werden, denn hier scheinen sich einige ungelöste Fälle zu kreuzen.

Bisher hatte ich noch kein Buch aus Lenz Koppelstätters Feder gelesen, doch sein klarer Erzählstil und die unmittelbar präsente Atmosphäre gefielen mir bereits in der vorab verfügbaren Leseprobe außerordentlich gut. Ich mochte die Inszenierung der norditalienischen Kultur und der Einheimischen, die genau im richtigen Maß einfloss, um das Ambiente zu unterstreichen.

Allerdings empfand ich die Protagonistin Gianna und ihren Onkel Francesco, die beide aus einem verarmten Adelsgeschlecht stammten, nicht ausreichend auf Augenhöhe mit mir als Leserin. Gianna lebte zwar ein „normales“ Leben, aber ihren gesellschaftlichen Stand und die damit verbundenen Privilegien hatte sie in meinen Augen nie wirklich aufgegeben, was durch den kompletten Roman spürbar war und mich durch eine dezente Arroganz stets auf Abstand hielt. Dies mag vom Autor durchaus beabsichtigt gewesen sein, bei mir persönlich kam das Ganze aber nicht gut an und erzeugte eher eine Art Antipathie für die entsprechenden Figuren. Vor allem empfand ich Giannas wiederholt vernichtende Gedanken und Aussagen über Touristen sehr befremdlich und störend.

Zudem erschien mir die Erzählung generell eher wie eine Rohfassung, da mir Handlung und Spannungsbogen unwahrscheinlich reduziert vorkamen. Im Grunde mag ich keine langen Ausschweifungen im Geschehen, aber ohne die eine oder andere Ausschmückung, wäre es letzten Endes wohl eine sehr kurze Geschichte geworden. Auf mich wirkten Giannas Entdeckungen, aber auch Francescos private Untersuchungen, irgendwie lose, und für die Brisanz der Situation thematisch vernachlässigt. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass mehr oder weniger nur das mysteriöse Treffen erzählt werden wollte, das mich verdächtig nahe an Szenen aus Stanley Kubricks „Eyes Wide Shut“ erinnerte. Mir war dieser Showdown letzten Endes, im Verhältnis zu den dürftigen Ermittlungen im Vorfeld, zu ausgedehnt und nicht erklärend genug. Strenggenommen fehlte mir schlussendlich das befriedigende Gefühl eines Abschlusses.

Insgesamt war ich etwas überrascht über die Umsetzung dieses Kriminalromans. Meiner Meinung nach hätte man an vielen Ecken mehr Informationen fließen lassen und interessante Spuren ausgiebiger verfolgen können. Die Geschichte las sich, stilistisch gesehen, zwar hervorragend, Figuren und Umsetzung hätten meiner Meinung nach allerdings ein Upgrade vertragen können. Eine klare Leseempfehlung gebe ich hier daher nicht. / 2,5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2024

Hatte mehr erwartet

Das Resort
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Mila freut sich auf die Hochzeit ihrer Schwester Jess, die in einem luxuriösen Skiresort in den Alpen stattfinden soll. Als sie mit ihrem Ehemann Ethan während der Anreise mit dem Fahrzeug im Nirgendwo ...

Mila freut sich auf die Hochzeit ihrer Schwester Jess, die in einem luxuriösen Skiresort in den Alpen stattfinden soll. Als sie mit ihrem Ehemann Ethan während der Anreise mit dem Fahrzeug im Nirgendwo steckenbleibt, ahnt sie noch nicht, was sie in den nächsten Tagen erwarten wird. Denn ohne Handyempfang finden die beiden lediglich eine nahe gelegene verlassene Holzhütte, in welcher sie übernachten. Am nächsten Morgen ist Ethan plötzlich spurlos verschwunden und Mila versteht die Welt nicht mehr. Wird sie aus dem Wald heraus sogar beobachtet?

Die vielen begeisterten Stimmen zu Sarah Goodwins Thriller „Die Insel“ sorgten dafür, dass ich mich um ihr neuestes Werk bemühte und damit zu den Ersten gehören durfte, die sich ins Lesevergnügen stürzten.

Doch um es schon mal vorweg zu nehmen: Ich hatte definitiv mehr von dieser Story erwartet! Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die Autorin Atmosphäre und Zweifel an allem und jedem schaffen konnte. Selbst die Protagonistin Mila, die mir übrigens nicht wirklich sympathisch war, wankte immer wieder in ihrer Rolle als Opfer. Grundsätzlich boten die Figuren allerdings keine wirkliche Vielschichtigkeit oder interessante Aufhänger, die im Laufe der Geschichte ausreichend bearbeitet wurden. 

Recht schnell stolperte ich während des Lesens über Längen, die mit zu viel gedanklichem Geplapper und gefühlten Wiederholungen gefüllt wurden. Dazu hatte ich mehrmals Logik-Fragen, welche die Authentizität der jeweiligen Momente in Zweifel zogen. So konnte, meinem Empfinden nach, der Spannungsbogen zwar gehalten, von mir aber nicht mehr wirklich ernst genommen werden. Zudem fand ich Milas Verhalten in der Ödnis in manchen Momenten irritierend abgeklärt, bzw. realitätsfern. Und zu guter Letzt war selbst die Auflösung gegen Ende des Buches keine große Überraschung.

Unterm Strich hat mich das Buch nur stellenweise überzeugen können. Die Handlung fühlte sich für mich rückblickend einfach zu konfus an und das emotionale Miterleben blieb in großen Teilen auf der Strecke. „Das Resort“ wird bei mir wohl keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Meiner Meinung nach kann man das Buch lesen, man muss es aber nicht. / 2,5 Sterne 

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 11.12.2023

Ganz nett

Stalking Jack the Ripper
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London, 1888: Audrey Rose wächst als behütete Tochter in einer wohlhabenden Familie auf. Eigentlich könnte sie nun heiraten und ihr Leben genießen, wenn da nicht ihre Neugier wäre! Audrey liebt es nämlich, ...

London, 1888: Audrey Rose wächst als behütete Tochter in einer wohlhabenden Familie auf. Eigentlich könnte sie nun heiraten und ihr Leben genießen, wenn da nicht ihre Neugier wäre! Audrey liebt es nämlich, in den Vorlesungen ihres Onkels zu sitzen und sich somit unerkannt gerichtsmedizinischen Studien zu widmen. Bei dieser Gelegenheit lernt sie Thomas Cresswell kennen, der durch seine charmante und aufmerksame Art ihre Neugier erregt. Als ein Serienmörder die Stadt unsicher macht, beginnen Audrey und Thomas die gefährliche Suche nach dem grausamen Killer – und landen unerwartet im eigenen Umfeld!

Was sich spannend anhörte, war für mich in der Umsetzung letztlich lediglich im Mittelfeld anzusiedeln. Das Gesamtkonzept präsentierte sich morbide und düster, was zwar zu erwarten war, mir jedoch manchmal zu viel wurde. Blutig und detailliert wurden die Opfer des Rippers und die Arbeit an den Leichen auf dem Seziertisch beschrieben, so dass eine zartbesaitete Protagonistin hier keine Chance gehabt hätte. Glücklicherweise war Audrey Rose dies nicht, wobei mir mit der Zeit schien, als ginge es ihr überhaupt nicht unbedingt um den Berufswunsch als Gerichtsmedizinerin, sondern als wolle sie sich einfach auf Biegen und Brechen von anderen Frauen abheben. Passend dazu vermisste ich auch die von mir erwartete Liebesbeziehung zu dem charakterlich wenig aussagekräftigen Thomas, die zwar da war, mich emotional aber überhaupt nicht abholte. Außerdem lief mir die Suche nach dem Ripper nicht zielgerichtet genug, plätscherte eher vor sich hin. So hielt sich die Spannung im Gesamtkonzept der Story in Grenzen, und auch die Persönlichkeiten der Protagonisten hätten etwas mehr Tiefe verkraften können.

Am Ende bleibt mir „Stalking Jack the Ripper“ als nette, deutlich düstere Unterhaltung in Erinnerung, die mich nicht unbedingt vom Hocker reißen konnte. Die Idee fand ich allerdings sehr ansprechend, daher werde ich es wohl doch noch mit dem Folgeband der Reihe versuchen. / 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2023

Unausgereift

Ingenium
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Seit einem Unfall hat Mike Brink eine Gabe: Er kann die komplexesten Rätsel lösen. Als er eines Tages die seltsamen Gemälde der Psychiatrie-Patientin Jess interpretieren soll, erkennt er die Furcht in ...

Seit einem Unfall hat Mike Brink eine Gabe: Er kann die komplexesten Rätsel lösen. Als er eines Tages die seltsamen Gemälde der Psychiatrie-Patientin Jess interpretieren soll, erkennt er die Furcht in deren Augen. Mike versteht, dass Jess mehr weiß, als sie verrät. Von dem Rätsel getrieben, taucht er immer tiefer in die Bedeutung dessen ein – und versteht, dass sich dahinter ein sehr gefährliches Mysterium verbirgt, das man besser nicht aufdecken sollte.

Mich erinnerte der Teaser von „Ingenium“ (Begabung, Geist/Verstand) sehr an die Romane von Dan Brown, die ich seinerzeit regelrecht verschlungen hatte. Danielle Trussoni kannte ich bisher noch nicht, doch ich erhoffte mir von ihr spannende Ideen, in die ich mich neugierig vertiefen konnte.

Nachdem ich die ersten Kapitel des Thrillers gelesen hatte, bekam meine Begeisterung allerdings einen Dämpfer. Zwar mochte ich den Protagonisten Mike und sein erstaunliches Talent, aber die detaillierte Veranschaulichung seiner Rätsel, inklusive der Lösungswege fand ich mit der Zeit ziemlich uninteressant und langatmig. Die Geschichte kam überhaupt nicht richtig in die Gänge und las sich etwas holprig, obwohl ich die Auflockerung durch Abbildungen der Rätsel auch irgendwie mochte. Aber ich wollte letztlich kein Rätselheft lesen, sondern Mike bei seinem aufsehenerregenden Abenteuer erleben.

Als der Thriller dann endlich Fahrt aufnahm, merkte ich, dass ich wenig Bezug zu der Erzählung und zu den Figuren entwickelte, was bestimmt zum großen Teil an dem distanzierten Schreibstil der Autorin lag, aber auch am plötzlich viel zu schnellen Fortgang der Handlung. Ich war teilweise verwirrt, konnte nicht richtig einordnen, was wichtig zu sein schien, und was nicht. Auch Mikes Verbindlichkeit gegenüber Jess wirkte auf mich sehr übertrieben und konstruiert, die Verbindung der beiden irgendwie mechanisch. Es war einfach seltsam. Am Ende wurde dann immerhin eine Erklärung dafür geliefert, was mich aber letztlich nicht zufriedenstellte.

Außerdem fühlte ich mich ziemlich schnell unwohl mit der Geschichte, oder auch fremd darin. Warum, weiß ich auch nicht so recht. Vielleicht war es das Thema, auf das ich hier nicht näher eingehen kann, um nicht zu spoilern. Zudem schaltete ich ab und zu gedanklich ab, weil ich tiefer gehenden religiösen Ausführungen nicht wirklich folgen konnte, und mir dieser Gesichtspunkt im Buch auch zu schwer gewichtet wurde.

Insgesamt kam Geschichte nicht so richtig ins Fließen, fand ich. Auf mich wirkte es, als würden einzelne Bausteine nicht hinreichend zusammenpassen. Ähnlich ging es mir mit den Figuren, die mir bis zum Schluss absolut fremd blieben, weil mir schien, dass ich nur Fragmente ihrer Persönlichkeiten einsehen durfte. Dafür machte sich aber im Zuge der Auflösung, für die man etwas technisches Verständnis brauchte, ganz schön Entsetzen in mir breit. Das Motiv des Bösewichts brachte den Thrill nämlich auf eine ganz andere Ebene. An sich fand ich den Schluss aber nicht fulminant, dessen Botschaft jedoch wirklich erschreckend.

Kurzum, die Idee war nicht von schlechten Eltern, aber an der Umsetzung hat es meiner Meinung nach ordentlich gehapert. Unzugängliche Figuren, seltsame Schwerpunkte und irgendwie holprig, war dieses Werk nicht wirklich das, was ich mir im Voraus erhofft hatte. Allerdings möchte ich auch nicht vom Lesen abraten, denn mit dem Motiv des Bösewichts sollte man sich tatsächlich einmal auseinandersetzen. / 2,5 Sterne

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2023

Leider eine Enttäuschung

Savages and Saints - Zee
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Zee St. James verließ Hals über Kopf die Stadt, um mit seiner Band zu touren. Die junge, minderjährige Quinn, die kleine Schwester seines besten Freundes, hat es ihm allerdings nicht leicht gemacht, denn ...

Zee St. James verließ Hals über Kopf die Stadt, um mit seiner Band zu touren. Die junge, minderjährige Quinn, die kleine Schwester seines besten Freundes, hat es ihm allerdings nicht leicht gemacht, denn sie war bis über beide Ohren in ihn verliebt. Auch Zee hatte ein Auge auf das Mädchen geworfen, sich aber aus ehrenhaften Gründen zurückgezogen. Doch nun ist Zee zurück – um Dinge zu regeln, und um sich zu holen, was ihm gehört.

Natürlich bin ich bei einer Rockstar-Romance immer dabei! Nach einer kurzen Leseprobe war ich außerdem neugierig auf die Autorin, denn ihr Schreibstil sprach mich sofort an.

Meiner Ansicht nach traf die Autorin die Gefühlsebenen von Quinn und Zee anfangs sehr gut. Vor allem Quinns schmachtvolle Gedanken, die sie für Zee hegte, konnte ich richtig mitfühlen, wobei die Emotionen umgehend und nuanciert bei mir ankamen. Meiner Meinung nach eine große Stärke von C.M. Seabrook! Auf diesen Aspekt lege ich in Geschichten grundsätzlich immer großen Wert, denn eine greifbare Gefühlsebene ist für mich ein vielversprechender Ausgangspunkt, um ein Buch zu genießen.

Die Geschichte an sich empfand ich zwar ein wenig zu knapp gehalten, aber sie las sich gut, und es gab immer wieder sprachlich schöne Passagen und freche, humorvolle Dialoge. Ich mochte auch die Idee, die aber meines Erachtens schon fast misshandelt wurde. Statt nämlich der Liebesgeschichte und den Figuren den nötigen Rahmen für Entfaltung zu geben, was in Ansätzen auch wunderbar gelang, fegten seitenlange, detaillierte, grobe Erotikszenen und schmalzige Phrasen, gehaltvolle Betrachtungsweisen wieder vom Tisch. Nichts gegen prickelnde Abenteuer, aber weniger ist manchmal mehr!

In diesem Sinne fand ich die Figuren wenig aussagekräftig, sie wirkten, wie auf das Nötigste reduziert. Ich war selbst erstaunt darüber, denn die junge Quinn aus der Leseprobe, deren Sehnsüchte man so schön spüren konnte, war plötzlich einer Frau gewichen, die vor lauter Lust nicht mehr klar denken konnte. Was für eine Enttäuschung.

Zudem vermisste ich das Rockstar-Flair, das überhaupt nicht vorhanden war, und welches ich mir aufgrund des Teasers versprochen hatte. Wenigstens kam durch die Vaterschaftsvermutung etwas Spannung auf. Trotzdem wurde mir auch dieser Gesichtspunkt zu schnell abgehandelt – wie im Grunde alle Themen, die in dem Buch angesprochen wurden.

Rückblickend war „Savages and Saints – Zee“ nichts für mich. Der Fokus auf grobe Sexszenen überlagerte die Geschichte derart, dass es keines Raum für die Ausweitung der interessanten Themen gab, welche im Laufe der Handlung angesprochen wurden. Obwohl mir der Schreibstil der Autorin gefiel, werde ich ihre Bücher wohl künftig nicht mehr lesen. / 2,5 Sterne (für das spürbare Schreibtalent der Autorin)

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