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Veröffentlicht am 11.12.2023

Landwirtschaften mitten im Klimawandel

Mauerpfeffer
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Sie steht für das ein, wovon sie überzeugt ist. Das ist zum Einen ihre Empathie für Natur und Umwelt und zum Anderen die ökologische Landwirtschaft. In ihrer Erzählung "Mauerpfeffer" aus dem Slowenischen ...

Sie steht für das ein, wovon sie überzeugt ist. Das ist zum Einen ihre Empathie für Natur und Umwelt und zum Anderen die ökologische Landwirtschaft. In ihrer Erzählung "Mauerpfeffer" aus dem Slowenischen übersetzt von Liza Linde @verbrecherverlag schildert Journalistin und Schriftstellerin Nataša Kramberger ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf ihrem Bauernhof, welchen sie von ihrer Mutter übernommen hat. Schon den richtigen Zeitpunkt zum Aussäen von Getreide zu finden erweist sich für die Quereinsteigerin als kompliziert zumal eine Dürre den Acker praktisch in gebrannten Ton verwandelt. Für ihr Art Landwirtschaft zu betreiben wird sie in der Nachbarschaft oft belächelt und belehrt. Doch in Zeiten des Klimawandels ist der ökologische Landbau das einzig Richtige. Dafür steht Nataša ein, bietet sogar im Streit ihrem Vater die Stirn. Denn sie hält Pestizide für Umweltschädlich.
Der Text ist ab einigen Stellen äußerst poetisch, zeigt von der Liebe zur Natur. An anderen Stellen kämpferisch, fast wie ein Mantra. Für mich war das Lesen auch aus beruflichen Gründen sehr spannend, denn ich habe als Gärtnerin auch seit einigen Jahren mit dem Klimawandel eine neue Herausforderung und kann die Denkansätze der Autorin durchaus nachvollziehen.
Von meiner Seite eine äußerst wichtige Erzählung zum Thema Klimawandel und Landwirtschaft, also lest es 🤗

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Wer war Andrea Manga Bell?

Die Heilige des Trinkers
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Sie war Tochter eines afro-kubanischen Mannes und einer Hamburgerin. Von Beruf war sie Grafikerin und Journalistin, aber auch Redakteurin bei Einer Zeitschrift des Ullstein Verlages. Jung hat sie den designierten ...

Sie war Tochter eines afro-kubanischen Mannes und einer Hamburgerin. Von Beruf war sie Grafikerin und Journalistin, aber auch Redakteurin bei Einer Zeitschrift des Ullstein Verlages. Jung hat sie den designierten Thronfolger der damaligen deutschen Kolonie Kamerun geheiratet, welcher sie aber schon nach wenigen Jahren mit den beiden gemeinsamen Kindern alleine zurück ließ.
Der Roman "Die Heilige des Trinkers" von Lea Singer @kampaverlag erzählt im Schwerpunkt Andreas gemeinsamen Lebensweg mit dem Autor Joseph Roth. Der Schriftsteller mit jüdischen Wurzeln geht eine Beziehung mit der immer noch verheirateten Andrea ein. Obwohl die beiden nie heiraten sind sie doch viele Jahre abhängig voneinander. Für Joseph scheint mir Andrea der Fels in der Brandung zu sein, insbesondere in den finsteren 1930er Jahren in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich. Doch der Mann, für den Andrea unentgeltlich seine Romane abtippt lebt seit Jahren über seine Verhältnisse, hat hohe Schulden, schnorrt sich bei befreundeten Menschen durch. Sein immerwährendes Laster ist der Alkohol. Lange redet sich Andrea ein in dieser Abhängigkeit von Roth eine gewisse Freiheit leben zu können. Doch auf mich wirkt die Beziehung zwischen den beiden toxisch.
Doch auch die Nazi-Diktatur wird hier intensiv thematisiert. Nicht nur Joseph Roth hat Angst um sein Leben auch Andrea und ihre Kinder sind zunehmend Antisemitismus und Rassismus ausgesetzt, nicht nur verbal werden sie attackiert, auch körperliche Angriffe gehören bald zum Alltag.
Die Autorin bringt hier gekonnt zwei Biographien zusammen, welche in der dunkelsten Zeit Europas gelebt haben. Der Roman war einerseits faszinierend und fesselnd, andererseits auch eine beängstigende Zeitreise im Kontext mit dem gegenwärtigen Geschehen hier in Deutschland und Israel.
Von mir wird das Lesen dieses Buches von Herzen empfohlen.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Eine Liebeserklärung an das Leben

Lieder aller Lebenslagen
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Eine junge Frau zieht in eine Wohngenossenschaft, das Zimmer ist unglaublich günstig. Ihren Geld verdient sie mit dem Verfassen von Horoskopen für ein Tageblatt. Doch ihre Leidenschaft ist das Dichten ...

Eine junge Frau zieht in eine Wohngenossenschaft, das Zimmer ist unglaublich günstig. Ihren Geld verdient sie mit dem Verfassen von Horoskopen für ein Tageblatt. Doch ihre Leidenschaft ist das Dichten von Gelegenheitsliedern. Und schon bald lernt sie auf diesem Wege ihre Genoss*innen besser kennen. Auf diese Weise nimmt mich Stine Pilgaard in ihrem Roman "Lieder aller Lebenslagen" aus dem Dänischen übersetzt von Hannes Langendörfer @kanonverlag.
Auch ich darf die die Ich-Erzählerin ohne Namen und ihr neues Leben begleiten. Eine Reise durch das Jahr beginnt, mit den Tierkreiszeichen, kurzen Geschichten aus dem WG-Alltag - wortakrobatisch zusammengefasst in jeweils einem Lied. Auch wenn die Autorin nicht auf alle ihre Romanfiguren mit derselben Intensität eingeht, ist hier für jeden Menschen eine Identifikationsfigur dabei, charakterlich war es für mich die Ich-Erzählerin. Die Anekdoten aus dem Leben haben mich immerwieder schmunzeln und oft lachen lassen, es hat mir gute Laune beschert in einer eher trübsalbeladenen Woche. Einige Zusammenhänge im hinteren Viertel des Romanes habe ich nicht zusammenbringen können. Aber seisdrum, Stine Pilgaard beweist hier definitiv wieder eindeutig, wie genial sie Worte zu Texten komponieren kann, das ist mir auf jeden Fall eine Herzensempfehlung wert 🤗

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Wie eine Reise in den Atlantik

Tristania
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Tristan da Cunha ist eine der entlegensten aber auch von Menschen bewohnten Inseln der Welt. Die Insel ist klein, das Zentrum bildet ein ruhender Vulkan. Dort lebt Lars mit Lise und dem gemeinsamen Sohn ...

Tristan da Cunha ist eine der entlegensten aber auch von Menschen bewohnten Inseln der Welt. Die Insel ist klein, das Zentrum bildet ein ruhender Vulkan. Dort lebt Lars mit Lise und dem gemeinsamen Sohn Jon. Doch bald zieht es den Vater und Ehemann fort nach England, möglich dass er nie zurück kommt.
Das Paar in Lises und Lars Nachbarschaft hat keine Kinder. Martha trägt einen finsteren Schatten seit ihrer Kindheit mit sich herum, Bert, ihr Mann schafft es nicht sie davon zu erlösen.
Marianna Kurtto hat mich mitgenommen mit ihrem Roman "Tristania" aus dem Finnischen überstetzt von Stefan Monster @mareverlag auf eine ergreifende Seereise.
Zwei Familien bzw. Ehepaare auf der Vulkaninsel im Atlantik reißt es nach Jahren auseinander. Erst als eine schwere Katastrophe die Inselbewohner in die Flucht schlägt, wird ihnen bewusst wer und was ihnen viel bedeutet.
Es ist eine Geschichte vom Fortgehen und Zurückkehren, vom Gefangensein in einer kleinen Community und dem Wunsch nach Freiheit. Ich habe hier menschliche Abgründe erfahren, so dunkel und tief wie der Ozean und eine Insel kennenzulernen dürfen, welche mir bisher völlig unbekannt war. Eine wunderschöne Lektüre, also bitte lesen 🤗

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Verantwortung übernehmen...

Koffer voller Briefe
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...und für die Menschen im eigenen Umfeld da sein, das war nicht immer Elias' Stärke. Als junger Mann hat er Bettgeschichten gesammelt, wie andere Briefmarken. Auf die Gefühle der betreffenden Frauen hat ...

...und für die Menschen im eigenen Umfeld da sein, das war nicht immer Elias' Stärke. Als junger Mann hat er Bettgeschichten gesammelt, wie andere Briefmarken. Auf die Gefühle der betreffenden Frauen hat er wenig bis gar keine Rücksicht genommen. Auch ehemalige Mitschüler und Kommilitonen hat er nicht besonders gut behandelt. Das alles wird dem alleinerziehenden Vater nach über 30 Jahren bewusst, als er von einer seiner Verflossenen Berge von Briefen bekommt, nachdem diese sich das Leben genommen hat.
Stefanie Gregg nimmt mich in ihrem Roman "Koffer voller Briefe" @edition_federleicht mit in das Leben von Elias. Geplagt von Schuldgefühlen nimmt er Kontakt zu Personen aus seiner Vergangenheit auf, um zu schauen wie es ihnen heute geht, um Verzeihung zu bitten, zu helfen und zu zuhören. Doch auch ihm geht es nicht gut, nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau seht er sich nach einer neuen Partnerin, einer neuen Mutter für seine Kinder Anne und Leo.
Ich habe die Geschichte in den Vergangenen Tagen häppchenweise gelesen. Sie hat mich immer wieder nachdenklich gemacht. Habe mich gefragt, wie ich mit meinen Mitmenschen umgehe. Aber es gab auch immer wieder witzige und herzliche Szenen und Überraschungen in der Geschichte. Mir hat vor allem Anne, Elias' 15-jährige Tochter sehr gefallen, welche in ihrer Nachbarin, welche ihr immer wieder Apfelkuchen backt, eine mütterliche Freundin gefunden hat.
Wenn ihr wissen wollt, ob Elias von seinen Schuldgefühlen erlöst wird, dann lest unbedingt diesen zauberhaften Roman. Denn dieser ist sehr inspirierend für das reale Leben.

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