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Veröffentlicht am 05.02.2023

Nicht anspruchsvoll, aber auch nicht schlecht

The Man I Never Met – Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
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Ein Anruf bei der falschen Nummer: So lernen sich Davey und Hannah kennen. Was als Zufall beginnt, wird zu einer Fernbeziehung, die aus Nachrichten, Anrufen und Videocalls besteht. Davey lebt in Texas, ...

Ein Anruf bei der falschen Nummer: So lernen sich Davey und Hannah kennen. Was als Zufall beginnt, wird zu einer Fernbeziehung, die aus Nachrichten, Anrufen und Videocalls besteht. Davey lebt in Texas, Hannah in London. Doch Davey wird für seinen Job nach London ziehen. Darauf fiebern die beiden hin. Ihre Fernbeziehung wird damit ein Ende haben. Als Hannah Davey jedoch am Flughafen abholen möchte, kommt dieser nicht an...

Ich mochte die Ausgangssituation von „The Man I Never Met“: Zwei menschen, die sich über Nachrichten und Anrufe kennenlernen. Es hat mich ein bisschen an „Gut gegen Nordwind“ erinnert. Letztlich hat der Roman viel weniger Tiefe entwickelt und auch das Briefromanelement, oder in diesem Fall besser das Kennenlernen durch Telefonate, hat nicht so einen großen Raum eingenommen, wie ich es mir erwünscht hätte. Klischees und nicht ganz nachvollziehbares Verhalten der Figuren dürfen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Trotzdem: „The Man I Never Met“ ist kein schlechter Unterhaltungsroman. Für kalt Winterabemde, an denen man einfach mal was ganz Leichtes mit wenig Anspruch braucht, ist der Roman ganz in Ordnung.

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Veröffentlicht am 14.01.2023

Liebe, Alltag und Schicksalsschläge

Die Liebe an miesen Tagen
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Clara hat ihren Job als Fotografin bei einer Zeitung verloren, kümmert sich um ihre demente Mutter und schwelgt in Erinnerungen an ihren früh verstorbenen Mann.

Elias ist Schauspieler, mit Vera liiert ...

Clara hat ihren Job als Fotografin bei einer Zeitung verloren, kümmert sich um ihre demente Mutter und schwelgt in Erinnerungen an ihren früh verstorbenen Mann.

Elias ist Schauspieler, mit Vera liiert und hat eine Tochter aus einer früheren Beziehungen. Als die beiden sich ein kleines Haus auf dem Land anschauen, dass sie sich nicht leisten können, treffen Elias und Clara, die Hausbesitzerin erstmals aufeinander.

Vom ersten Moment an fühlen sich Clara und Elias zueinander hingezogen. Bei einer Premierenfeier, auf der sie sich zufällig wieder begegnen, verknüpfen sich ihre Lebenswege untrennbar miteinander. Sie reden, fahren durch die nächtliche Stadt, schauen sich den Nachthimmel von der Sternwarte aus an.

Doch bald schon bricht der ganze normale Alltag in diese anfangs zu magische Liebesbeziehung ein und Clara und Elias müssen gemeinsam versuchen, Hindernisse zu überwinden.

"Das ist jetzt nicht wahr, dachte Clara, als sie die Treppen zu ihrer Wohnung hochstieg, dass kann echt nicht sein. Was für ein Scheiß. Ich habe mich verliebt."

Nachdem "Der große Sommer" eines der schönsten Bücher war, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, muss ich aus Neugier und in der Hoffnung darauf, wieder einen solch großartigen Roman zu entdecken, auch stets die neuen Bücher von Ewald Arenz lesen. Mit "Die Liebe an miesen Tagen" wurde diese Hoffnung jedoch leider nicht erfüllt.

Die Handlung habe ich als zu simpel und vorhersehbar empfunden. Die Dialoge vermögen nicht zu überzeugen, bleiben zuweilen plump und nur wenig glaubwürdig. Der Sprache mangelt es an Finesse und auch die Figuren entwickeln sich nach kurzer Zeit nicht weiter, bleiben flach und statisch. Insgesamt wirkt die Erzählung fast schon plakativ und erfüllt für mich leider nicht die Kriterien von guter Unterhaltungsliteratur.

Das ist aus mehreren Gründen bedauernswert. Zunächst weil Ewald Arenz ein großes Erzähltalent hat. Mit "Der große Sommer" und auch mit "Alte Sorten" hat er es unter Beweis gestellt. Und auch in "Die Liebe an miesen Tagen" gibt es durchaus immer wieder Stellen, an denen eben jenes Talent durchblitzt. Schließlich ist es auch deshalb schade, weil die der Geschichte zugrunde liegende Idee (Liebe auf den ersten Blick, der Alltag bricht in die Beziehung ein, usw.) das Potential für einen guten Unterhaltungsroman in sich birgt.

Fazit: "Die Liebe an miesen Tagen" hat mich leider nicht überzeugen können. Doch trotzdem werde ich Ewald Arenz in Zukunft treu bleiben und werte diesen Roman daher als Ausrutscher.

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Veröffentlicht am 30.03.2024

Selbstfindung und Lebensweisheiten

25 letzte Sommer
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“Irgendwo im Leben hatte ich die falsche Abzweigung genommen, den inneren Kompass verloren.”

Der Protagonist in “25 letzte Sommer” hat sein Leben der Arbeit gewidmet. Er kann das Denken nicht mehr abschalten, ...

“Irgendwo im Leben hatte ich die falsche Abzweigung genommen, den inneren Kompass verloren.”

Der Protagonist in “25 letzte Sommer” hat sein Leben der Arbeit gewidmet. Er kann das Denken nicht mehr abschalten, hetzt von einer Aufgabe zur nächsten, sein Schlaf leidet darunter und auch die Flucht aufs Land hat bisher nicht geholfen. Dann trifft er jedoch auf Karl, der seinen Bürojob aufgegeben hat, um sich der Landwirtschaft zu widmen. Auf das Treffen folgt ein Austausch über all die Fragen und Themen, die die beiden beschäftigen und die ihr Leben ausmachen.

Das Buch ist für mich in literarischer Hinsicht leider überhaupt nicht gelungen. Es hat auf mich wie eine Aneinanderreihung von Aphorismen und Parabeln gewirkt und hat im Ganzen eher den Eindruck eines Selbstfindungsratgebers gemacht als den eines Romans.

Natürlich schreibt der Autor über wichtige Themen, die aktuell sind und unsere Gesellschaft betreffen. Allerdings werden sie alle nur kurz und oft in reichlich vereinfachter Form angeschnitten. Statt diese Themen also literarisch zu verarbeiten, werden sie eher in Form von kurzen Lebensweisheiten abgehakt (Bsp.: "Letztendlich kann man aber wohl doch sagen, dass es im Leben nicht um richtig oder falsch geht. Die wahre Entscheidung ist, du selbst zu sein.”).

Für mich war es leider keine überzeugende Lektüre. Ich hatte mehr erwartet. Schade!

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Wenn Mütter zu Hunden werden

Nightbitch
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Eine Frau wird zum Hund. Plötzlich wachsen ihr Haare im Nacken. Dann werden ihre Zähne spitz. Als nächstes bildet sich ein Schwanz. Ihrem Mann erzählt sie davon, er glaubt ihr nicht.

In Rachel Yoders ...

Eine Frau wird zum Hund. Plötzlich wachsen ihr Haare im Nacken. Dann werden ihre Zähne spitz. Als nächstes bildet sich ein Schwanz. Ihrem Mann erzählt sie davon, er glaubt ihr nicht.

In Rachel Yoders Roman "Nightbitch" geht es um Mutterschaft, um Unzufriedenheit und gesellschaftliche Anforderungen an Frauen. Begegnet werden sie mit einem weiblichen Befreiungsschlag, der Tiertransformation.

Das sind Themen und Motive, die einem in der Gegenwartsliteratur inzwischen oft begegnen und das ist natürlich gut so. Auch weibliche Metamorphosen (sogar Frau-Tier-Transformationen) und Befreiungsschläge aller Art sind präsent.

Im Roman werden diese Themen schon sehr früh in den Vordergrund gerückt: Die Protagonistin denkt gleich zu Beginn an Hysterie, an Hexen, an The Yellow Wallpaper.

Doch leider werden sie nicht auf eine Art und Weise umgesetzt, die man als überzeugend bezeichnen könnte. Die Protagonistin ist extrem anstrengend, macht sich ständig Gedanken darüber, was die anderen über sie denken, definiert sich und ihr Leben im Grunde nur durch Vergleiche mit den Frauen aus ihrem Umfeld. Ihre Wahrnehmung der Welt ist so negativ, dass der ganze Roman zu einer äußerst anstrengenden Lektüre wird. Außerdem ist sie frustriert, bitter und unsympathisch.

Manche Elemente und Entwicklungen, die an dieser Stelle nicht gespoilert werden sollen, sind meiner Meinung nach nicht logisch umgesetzt und zuende gedacht. Dadurch hat die gesamte Erzählung wirr und unentschlossen auf mich gewirkt.

Im Ganzen also leider eine eher enttäuschende Lektüre, mit guten thematischen Ansätzen, die sich im Laufe der Geschichte verlieren.

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